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Schluss
Schlúss, m., –es; Schlüsse; Schlüßchen, lein; -:
s. schließen, worauf sich die Hinweise in [] beziehn:
1) [1d] das lücken-, fugenlose Anschließen und die Stelle desselben: Es ist fortwährend Zug in der Stube, weil Thür und Fenster keinen rechten Sch. haben; Die Liederung bewirkt den genauen Sch. des Kolbens (Kolben-Sch.); Der Sch. des Deckels, Schiebers etc., der Schachtel etc., des Scharniers, Gewindes, der Muschel (s. Schloß 3a); Der Sch. der Schere, die Stelle, wo die Hälften durch Niet oder Schraube verbunden sind (s. Schild 16); Der Sch., worauf doch Alles [beim Reiten] ankommen solle. G. 20, 176; Den Fuß, im Bügel und das Knie am Sch. Strecksuß Rol. 16, 44, Knie-, Waden-Sch. des Reiters etc.
2) [1g] die Zeit, wo Etwas ,,geschlossen“, d. h. nicht offen für die es Benutzenden, fürs Publikum ist und das Schließen für diese Zeit: Noch grade vor Sch. des Thors (vgl. 3), der Post etc. kommen; Post-Sch.; Thor- Sch., z. B. eig. Arnim 135 etc.; Vor Thor(es-) Sch., übrtr.: im letzten Moment, den man noch benutzen kann. Cham. 3, 119; Gotter Sch. 32 etc.; Von der Er- öffnung bis zum Sch. (vgl. 5), z. B.: der Saison, des Bades, der Jagd etc., des Badens, (Bank-)Geschäfts etc.; Saison-, Jagd-, Geschäfts-Sch.; Könnte der Bank- Sch. ganz vermieden werden. Ruppius GG. 222 etc.
3) zu [1f] gilt gw. nicht Sch., sondern: das Schließen oder Ver-Sch. (s. d. u. Be-Sch. 3) und nur vereinzelt findet sich: Sein Weg führte ihn über einen Feld- Sch. [Einfriedigung des Felds, Heck etc.]. Indem er hinübersteigt. Forster Br. 1, 14 etc., ferner auch selten zu [1h]: Schnalle zum Sch. [Schließen] des Busennestels. ALewald 1, 42 etc.
4) zu [1] gehören einige besondre techn. Anwendungen, nam.:
a) Anat. = Schloßbein (s. d.; Schloß 3c).
b) Bauk. = Schlußstein (s. d.); ferner = Ab-Sch.: Wie die Halbkreisnische an den scheinbaren geraden Sch. der Chöre sich nur anlehnte. Kallenbach 42; Neben den runden auch die geraden Chorschlüsse gebräuchlich. ebd. etc.
c) Bergb.: die Stelle, wo die den Kranz des Rads beim Göpel stützenden Arme verbunden sind.
d) Forstw.: ein Wald, wo die Gipfel der Bäume dicht an einander schließend sich berühren. Kürnberger N. 1, 153.
e) weidm.: die Fährte des Hirsches (im Ggstz. zu der des Thiers), wobei er mit den hintern und vordern Schalen grade in einander kommt. Döbel 1, 8b.
f) Wollhand.: Sch. [lückenloser Zusammenhang] des Stapels (s. d.); Stapel-Sch. Augsb. Zeit. (61) 5485 etc.
5) [2] das den Verlauf von Etwas abschließende Ende (vgl. 2): In dieser abgebrochnen Weise hat die Erzählung freilich ein Ende, aber keinen eigentlichen Sch.; Bis zu des Lebens Sch. Hagedorn 3, 6; Der Sch. des Briefs, der Predigt, des Schauspiels, des Akts etc.; der Debatte, der Untersuchung, der Akten etc.; Den Sch. der Tetralogie bildete ein Satyrspiel; Zum Sch. wurde eine Posse gegeben; Der Reim am Sch. der Verse etc.; Den zweiten Akt-Sch. seines Feldzugs. Scherr Bl. 2, 195; Monatbl. 2, 442a etc.; Ich will vor vollständigem Akten-Sch. kein Urtheil fällen; Die Kurse beim heutigen Börsen-Sch.; Ein gewöhnlicher Brief-Sch.; Der vollkommene und unvollkommene Ganz-Sch., der Halb- Sch. und der Trug-Sch. (vrsch. 8) [eines Tonstücks]. Lobe Mus. 81; Ebenso schwer einen guten letzten Akt zu machen als einen tüchtigen Kern-Sch. [voll u. befriedigend abschließendes Ende] ETAHoffmann Ausgw. 7, 68; So, ihr urew’gen Mächte, | nehmt ihr den Rechnungs-Sch., so nehmt mein Leben | und reißt entzwei den Schuldbrief. Tieck Cymb. 5, 4; Sinn-Sch. = Pointe eines Sinngedichts. Wernike R. 86; Nicht jeden Wochen-Sch. | macht Gott die Zeche. G. 3, 18 etc.
6) [3] das Beschloßne, das festgestellte Ergebnis der Berathung mit sich oder mit Andern (in der gew. Prosa häufiger Be-, Ent- Sch., s. d. und Rath-Sch., s. u.), z. B.: Einen Sch. fassen (B. 192b; Gleim 4, 45; H. R. 9, 413; Rabner 4, 13; Schlegel Sh. 2, 70; W. 10, 7; 11, 38), seltner: nehmen (242 etc.), machen (Günther 538 etc., s. 8); Der göttliche Sch. (Olearius Baumg. 66a; W. 26, 178); Sch. der Götter (12, 272; G. 6, 366; Sch. 589a), der Hohen (Matthisson 234), des Zeus (Sch. 54a), des Himmels (458b; W. 11, 273), der Sterne (12, 315), des Schicksals (26, 189; 33, 356; G. 6, 372; H. 15, 50; Sch. 239a) etc.; Schlüsse einer berathenden Versammlung etc., z. B.: des Senats (JvMüller 1, 217), Parlaments (Sch. 418b; 455a), der Stände (898a), des Reichstags (665a); Staatsrath, dessen endlicher Sch. dahin ging. 834a; Der Sch. fiel dahin aus. 866b; Die versammelten Fürsten gingen mit einem merkwürdigen Sch. aus einander. 926b; In einen (329b), zu einem (G. 35, 273) Sch. stimmen etc.; Über Etwas zum Sch. kommen (Ifland 5, 2, 21); des Sch–es eins (W. 14, 73), eines Sch–es einig (2, 111) werden etc.; Es bedarf hier schnellen Rath und Sch. G. 13, 56; Wie er sinnt, | befürcht’ ich andern harten Sch. von ihm, | den unaufhaltbar er vollenden wird. 11; 309; 12, 181; Man verkündigt ihm den Sch. [das Ergebnis der ärztlichen Konsultation], | daß er .. sterben muß. Hagedorn 2, 261 etc. Zsstzg. z. B.: Unserer Beschlüsse End-Sch. | war Unschlüssigkeit im Entschluß (s. d.). Rückert Mak. 1, 92; Uns bedroht ein gleicher Götter-Sch. Uhland 367; Himmels-Sch.; Daß kein Macht-Sch. mich vernichte. Creuz 1, 9; Zufolge dieses Parlaments-Sch–es; Ein Vorschlag der Akademie ist noch kein Raths- Sch. W. 14, 186, auch: Rath-Sch. Cham. 4, 77 etc., nam. verallgemeint = Rath 6; Be-Sch.: Die Rathschlüsse einer höhern Weisheit. Sch. 105a; 493a; V. Od. 11, 479; 13, 303; 19, 413; 20, 20; 245 etc.; Daß .. ein Reichs-Sch. durchgegangen. Sch. 413b; Senats - Sch.; Volks- schlüsse. W. Luc. 6, 163 etc.
7) [4] Der Sch. (gw.: Ab-Sch.) eines Vertrags etc., nam. oft: Friedens-Sch. Scherr Bl. 2, 202 etc., vgl.: Vertrags-Sch. 363.
8) [5] Folgerung aus Etwas: Richtige, falsche, unfehlbare (Forster A. 1, 355), schulgerechte (Falk Mensch 49), übereilte (W. 12, 306), voreilige (35, 98) Schlüsse etc.; Daraus folgt der Sch. Cham. 3, 212; Einen Sch. (aus Etwas) ziehen, machen; Die Künstler, von deren herrlichen Werken dieser Sch. auf die Herrlichkeit der sie umgebenden Natur gemacht wird. W. 34, 124; Diesen possierlichen Sch. von der Nachbarschaft der Leiber auf die Harmonie der Geister, von ebenderselben Heimath zu ebenderselben Empfindung. Sch. 106a etc. Zsstzg. z. B.: Den Fehl-Sch. von seinen Wünschen auf seine Kräfte. G. 16, 91; 38, 50; Zieht er Fehlschlüsse auf bessere Zeiten daraus. Möser Ph. 3, 24; 4, 122 etc., vergl.: Trug-Sch., gw. absichtlicher Fehl-Sch., z. B. w. 4, X; 14, 98 etc., doch z.B. auch: Sie hatten in der Wahl .. einen kleinen Trug-Sch. gemacht. 7, 109, sich betrogen, geirrt etc., vgl. (ugw.): Daß du schön, ist untrugschlüßlich. Tieck Liebes Lust 3, 1; Sein Grund- und Ketten-Sch. war der. IP. 1, 4, von dem er ausging und woran sich die andern wie in einer Kette reiheten; Eine Reihe von Kettenschlüssen. Kant SW. 1, 71; W. 2, 130; Kreis- oder Zirkel-Sch., wobei man sich im Kreis (s. d. 7) dreht, auch: Krebs-Sch. (Hebel 4, 359); Vernunft- Sch. Kant SW. 1, 163; W. 21, 105; 35, 149 etc.; Vexier-Sch. 32, 198, Trug- Sch.; Die Sophisten lehrten Vexierschlüsse, z. B. den Horn-Sch. (χéρcς), Krokodils-Sch. (χρoχódecoς) etc.; Die zweite Absicht Vult’s kann sich nur auf den Wechsel- und Horn- Sch. gründen. IP. etc.
Zsstzg. mit Bstw., z. B.: Ákt-, Ákten- [5]; Bänk- [2]; Börsen-, Brūf- [5]; Chōr- [4b]; End- [6]; Fêhl- [8]; Feld- [3]; Frīēdens-[7]; Gänz-[5]; Geschäfts-[2]; Götter- [6]; Gründ- [8]; Hálb- [5]; Himmels- [6]; Hörn- [8]; Jāgd- [2]; Kässen- [5]; Kérn- [5]; Kétten- [8]; Knīē-, Kölben- [1]; Krêbs-, Krēīs-, Krokodīls- [8]; Mächt-, Parlaménts- [6]; Pöst- [2]; Rāth(s)- [6]; Réchnungs- [5]; Rēīchs- [6]; Saison- [2]; Senāts- [6]; Sinn- [5]; Stapel- [4e]; Thōr- [2]; Trūg- [5; 8]; Vernünft- [8]; Vertrāgs- [7]; Vexīer- [8]; Völks- [6]; Wāden- [1]; Wöchen- [5]; Zirkel- [8] Sch. u. ä. m., ferner mit Vors., vgl. die entsprechenden von schließen, z. B. Áb-: Das Ganze dem A. näher bringen. G. 27, 306; Das Allerneueste als Gipfel und A. hinzufügen. 18, 245; Den A. einer Verbindung (Gutzkow R. 9, 141), des Friedens, Waffenstillstands etc.; einer Rechnung etc.; Friedens-, Rechnungs-A. etc.; Die Portale .. behielten .. gleich den Fenstern die Rundung als A. bei. Kallenbach 41.
An-: Schnellzüge .. als A. an durchgehende Hauptzüge [der Eisenbahn]. Hackländer Tag. 2, 141 etc. In Westfalen: eine mit einem angrenzenden Acker verbundene Holzmark.
Āūf-: Der A. des Thors (oberd.). Ade- lung; gw. übertr.: Erklärung von etwas Dunklem, Verschloßnem: Aufschlüsse über Etwas geben (G. 22, 77), erlangen (16, 180), erhalten (W. 17, 69; 121) etc.; auch: A. von Etwas (Mendelssohn Morg. 192 etc.); in der Geschichte (FNicolai Mös. 75) und versch.: in [fast = über] die Geschichte (L. 8, 57) geben; Aufschlüsse mancher Schwierigkeit. Gleim 6, 65; Den A. seiner geheimnisvollen Eröffnungen von ihm zu erhalten. W. 16, 155 etc.; Ein Feld, das .. so wichtige Aufschlüsse eröffnet. Sch. 1002a; Ihm den A. abzufragen. 29b etc. Auch: A. [Pointe] eines Epigramms. L. 8, 451.
Āūs-: s. ausschließen 1d; 2.
Be-:
1) [6] Die Beschlüsse des Parlaments, Senats, Reichstags etc.; Ein fester, unwiderruflicher B. etc. (veralt.: Beschließ. Luther 2, 264b); In voller Kraft bleib unser End-B. V. Sh. 2, 407; Gegen-B. [der Feuillants gegen die Jakobiner]. Scherr Bl. 1, 308; Gemeinde-B.; Landtags-, Parlaments-B.; Ihre [der Fürstin] Regentenbeschlüsse. G. 27, 418; Aus alleinigem Selbst- B–e. Ense T. 5, 89; Senats-B.; Ewigem Vorher- B–e | lässt sich] Nichts entgegensetzen. Platen 2, 337; Wahl-B. [Wahlakte]. Ense D. 5, 429 etc.
2) [5] Ende: Das also wäre dann der B. meines Lebens! Tieck A. 1, 155; Zum B. etc.
3) [3] Verwahrsam, wozu man die Schlüssel hat: Etwas in (seinem) B. haben (G. 15, 132), behalten (Rabner 3, 295), unter seinem B. haben (L. 9, 9), in (Thümmel 2, 95), unter seinen (KLessing Reich. 52) B. nehmen; Die Kasse ist unter meinem B. G. 15, 60 etc.; So hat sie einen Bären .. unter ihren B. hereinbetrogen. 2, 11 etc., auch: Beschließ. 4) [8] veralt. Luther 5, 504a; 6, 387a etc. Bēī-: etwas Beigeschlossnes (Ein-Sch.): 1) (auch das Beischließen) Der Brief mit seinem B. König Fam. 1, 148; L. 12, 269; 479 etc. 2) Das Meer kann .. nur mechanische Beischlüsse absetzen. Burmeister gB. 1, 29; Gsch. 85; 221; 226. Eīn-:
1) = Bei-Sch. 1: G. 26, 7; Platen 7, 185; Sch. Charl. 1, 290 etc.; „Innschluß“. Rabner Br. 171.
2) = Bei-Sch. 2: Burmeister Gsch. 219; 222 etc.; Volger EE. 146 etc.
3) das Einschließen, z. B.: Parenthesen zum E. von Zwischenbemerkungen etc. und nam. auch als Ggstz. zu Aus-Sch.: Der (mit E. von Stiefeln und Sporn) kaum mehr wiegt. W. 15, 247. Ent- [6]: (s. entschließen 5d) Einen E. fassen (W. 2, 51; 5, 240 etc.), seltner: nehmen (6, 94; 16, 73; Ense D. 2, 329; L. 8, 39; Pestalozzi 1, 8; 4, 402; Sturz 2, 192 etc.); Sein E., sich zu entfernen .. war nun sein fester Vorsatz [s. d.]. G. 17, 355; Mein zaudernder und schwankender E. ward sogleich bestimmt. 22, 91 etc. Neben der gw. jamb. Betonung (z. B. L. 2, 284; Sch. 365a; 534b; Schlegel Sh. 1, 130; 8, 89; V. Od. 14, 490 etc.), auch troch., z. B. Monatbl. 1, 573a; Platen 4, 276; Der, was er reif beschlossen, streng vollführt | und nie ein Spiel mit seinem E. duldet. Werner Lthr. 16; Febr. 45 etc., wo richtiger End-Sch. (s. 6) geschrieben würde, vgl.: Kamen wir zu einem End-E. Gentz 1, 211. Rück- [8]: wodurch man auf Etwas zurückschließt: Guhl 2, 304; Vischer Ästh. 2, 82 etc.; vgl.: Um rückschlüssig dem Geheimnis ihres Ursprungs auf die Spur zu kommen. Oppenheim 2, 82. Ver-: das Verschließen, z. B.: Mit dem V. der Thüren beschäftigt. G. 19, 64 etc.; Das, wodurch oder womit Etwas verschlossen ist: Die thönernen Verschlüsse der Tiegel. Karmarsch 3, 350; Der mit dem Worte repagula bez. Thür-V. Guhl 2, 207; Etwas unter (strengem) V. halten. Schwegler (46) 288; Ense T. 1, 225 etc., auch oft nah daran grenzend der verschloßne Raum (s. Verschloß): Öffnete die Verschlüsse. 3, 296; D. 6, 354; B. 170a; Den entsprungenen Löwen .. in seinen V. [Käfig] zurückbringen. G. 19, 408 etc., s. auch: Verschleiß. Zusámmen-: Die Menschen fähig zum Z. in die große vaterländische Gemeinschaft zu machen. Auerbach Volksk. (61) 159; Diesen Z. und diese Vereinigung. Gervinus Lit. 3, 347; Guhl 1, 29 etc.