Faksimile 0138 | Seite 960
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schlimm schlimmen schlimmern Schlimmheit Schlimmling
Schlímm: a.:
1) (veralt., mundartl.) schief (s. d.), schräg. Frisch; Schm.; Graff 6, 793; Nicht schnurschlechts . ., sondern ein wenig „schlims“ von der Seiten her. Ryff Th. 121 etc.
2) (s. 1) durch nachtheilige Wirkung bedauerlich schlecht etc. (s. arg 2, böse, vgl. fatal, unangenehm etc.), z. B.: Die Arbeit mehr sch. [schädlich] als [an sich] schlecht finden. Zelter 6, 52 etc.; Es steht sch. mit Einem, mit Etwas; Es geht ihm sch.; In einer sch–en Lage (oder sch. dran) sein; In des Glückes Sonnenschein | und in sch–en Fällen. G. 1, 100; Da es von Tag zu Tage sch–er mit euch zu werden scheint. 9, 60; So gut aus einem so sch–en Handel gekommen. Klinger F. 101; Aus einem sch–en Wurf den besten Vortheil zu ziehen. Möser Ph. 1, 167 etc.; Sch–e Zeiten; Sch–es Wetter; Der Regen hatte die Wege sehr sch. gemacht. G. Stein 1, 257 etc.; Sch–e Anzeichen, Deutung etc.; Die Sache nimmt eine sch–e Wendung, einen sch–en Ausgang; Sich auf das Sch–ste gefasst machen; (Es ist) sehr sch. oder sch. genug, daß etc.; Das Sch–ste war dabei, daß etc. W. 10, 72; Nicht die Tugendhaften gehen unter, nein sch–er [oder was sch–er ist], die Tugend. Börne 1, 395; Desto sch–er [ist es], wenn etc. G. 39, 297; Lau ist sch–er noch als kalt. L. Nath. 5, 5; Daß du sch–er als unzart gegen ein ehrliches Gemüth handelst. Freytag Soll 3, 180 etc.
3) (s. 2) schlecht handelnd, nam.: zu schaden bedacht: Gegen sch–e Menschen muß man selbst sch. sein. Gutzkow R. 3, 65; 2, 351; [Sie sind] nicht sch., sondern nur wunderlich. Hebel 3, 489; IP. 2, 132; Daß wir den halbguten Charakter mit Widerwillen von uns stoßen und dem ganz sch–en oft mit schauernder Bewunderung folgen. Sch. 1133b etc.
4) (s. 3) zuw. wie böse 2 = unwillig, zornig etc.: Alter, da wurd’ ich sch. Gutzkow R. 5, 424 etc.
5) (s. arg 2) Sch. nach Etwas, hinter Etwas her sein, gierig erpicht darauf, schwer davon zurückzuhalten.
6) Ich bin sch., zuw. = unwohl, krank: Bettlägrig und sch. genug bin ich freilich einige Tage gewesen. L. 12, 531 etc.
7) Mir ist sch., ich fühle mich hinfällig, schwach etc. und häufiger: ich fühle Neigung zum Erbrechen: Davor kann Einem sch. und übel werden.
8) von Körpergliedern: krank und schmerzend durch Entzündung, Anschwellung oder Geschwüre etc.: Sch–e Augen; einen sch–en Finger, Hals etc. haben; Die Wöchnerin hat eine sch–e Brust etc.
9) (niederd.) schlau.
10) (veralt.) Sprchw.: Sch. (sucht) Schlemm, Gleich und Gleich gesellt sich, s. Zarncke Br. 298b etc.
~en, tr., refl. und Zsstzg.:
Ver-sch., selten statt (ver)schlimmern: In verschlimmtrer Bosheit. V. H. 1, 175.
~ern, tr.:
schlimmer machen; refl., intr. (haben): schlimmer werden: Hat sich hier Nichts gebessert, auch Nichts geschlimmert. Merck’s Br. 1, 207; häufiger: Ver-: 1) tr.: Ver-sch. Sie die ohnehin böse Sache nicht durch Ihre Hartnäckigkeit. G. 20, 254; Sch. 261a etc. 2) refl.: Etwas verschlimmert Ggstz. (ver)bessert sich. G. 24, 178; Lichtwer 231; IP. 1, 171 etc.; Sollte sich der Deutsche in Gallien nicht zum Römer ver-sch., wie der Grieche zu Babylon in einen Perser ausartete. Sch. 1031a etc. 3) intr. = 2: Tieck 10, 150. 4) Ver- schlimmerungen. W. 27, 157 etc.
~heit, f.; 0:
das Schlimmsein.
~ling, m., –(e)s; –e:
schlimmer, böser Mensch. Pestalozzi 1, 173; 4, 240.