Faksimile 0134 | Seite 956
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Schlicht Schlichte schlichten Schlichtheit schlichtig
II. Schlicht, n.:
s. Schlichte 2a; Unschlitt.
~e, f., –n:
1) das Schlichtsein: In Einfalt und in edler Sch. Freiligrath 2, 81 etc., häufiger Schlichtheit (s. d.).
2) in mehrern Gewerben ein Brei zum Einschmieren (s. Schm. 3, 431), nam.:
a) Web.: zum schmeidigenden Steifen der Kette: Baumwollene Gewebe enthalten Weber-Sch. (Mehl- oder Stärkekleister). .. Wenn diese Sch. beim Weben zu trocken wird. Karmarsch 1, 269; 277 etc., auch ,,Schliechte“. Hebel 2, 194; Die zu bleichende Leinwand von dem darin enthaltenen Schlicht gereinigt. Landw. Zeit. (55) 568a etc. Dazu (s. G. 19, 50; Prutz E. 1, 247 etc.): Die Kette wird auf gewöhnliche Weise mit Stärkekleister geschlichtet [angeschlichtet]. Karmarsch 2, 220 etc.; Entschlichtung. Um die zur Bleiche gegebenen Leinen von der Weber-Sch. zu reinigen. 1, 277 etc.; auch: Masel; Schmeiche; Schmitte; Schmitze u. dazu: maseln, schmeichen, schmitten, schmitzen.
b) Gieß:: zum schmeidigenden Glätten („Schlichten, Abschlichten“) des Kernlehms etc.
3) Holz- Sch., Platz, wo Holz aufgeschlichtet wird. Schm.
~en, tr.:
schlicht (s. d. und schlecht
1) machen etc., z. B.:
1) ordnen, so daß Nichts verworren ist, z. B.:
a) ordnend packen, schichten etc.: Holz, Mauersteine etc. sch.; Schlichte | Holz auf Holz zur Flamme reichlich. Platen 2, 322; Sie sch. ein babylonisches Gebäu auf einander. Zelter 5, 367 etc.; Etwas āūf-sch. IP. 2, 56; 21, 119; in Schachteln ēīn-sch. 16, 180; Ihn ganz mit diesem verhaßten Stoff einzubauen und zuüber-sch. 3, 10 etc.; Etwas in Salz ver-sch. Rollenhagen Fr. 171, verpacken etc.
b) Struppiges, Verwirrtes (s. c) etc. sch., z. B.: Flachs mit der Hechel sch. etc.; nam. oft: [Der Kamm] richtet und schlichtet die Haare. SClara EfA. 1, 483; Lasst mich erst das wirre Haar euch sch. Freiligrath Garb. 100; Schlichtete sanft ihr die Locken. V. 1, 107; Beck Arm. 53 etc.; Die Haare aus-sch.
c) (s. b) sehr häufig: Verwirrung, einen Streit (G. 39, 155; Sch. 555b etc.), Streitigkeiten (G. 15, 19), Fehden (Cham. 4, 132), eine Sache (Ps. 106, 30; G. 18, 21) etc. sch.; auch: richten (s. d. 4) und sch.; So kann’s der Richter sch. 1 Sam. 2, 25; Nun ist geschlichtet, | was ein poetisch Blut | vorwitzig angerichtet. Freiligrath Garb. 55; Alles wäre vertragen und geschlichtet. G. 9, 6; 5, 88 etc.; Einen Streit áb- (Zinkgräf 1, 314), Rechtshändel ent- (193), einen Handel āūs- (Hebel 3, 330) sch. etc.
d) refl., z. B. (s. a; b): Wo die Reihen sich dichteten | und die Glieder sich schlichteten. Rückert Mak. 1, 55; Wo.. Pflanzen, Kräuter, Gewächse sich schlichteten. N. 109 etc., auch (s. c): Der Streit schlichtet sich leicht, lässt sich leicht sch.
e) Verwirrtes blieb ungeschlichtet. HKöster L. 247.
f) Den Richter .., den Schlichter in Sachen des Wolfs und des Lamms. Rückert Mak. 2, 149; Händelschlichter und Mittelmänner. Wackern. 3, 657³³ etc.; Die Schlichtung des Streits etc.
2) glatt, eben, grade machen etc., nam. techn., z. B.:
a) Deichb.: Aufgeschüttete Erde sch., glatt schlagen.
b) Drahtzieh.: Den (zu vergoldenden) Silberstab sch., ziehnd glätten.
c) Drechsl.: Sch., áb-sch. etc., mit dem Schlichtstahl glatt drehn.
d) Gärb.: Sch., äb-sch., mit dem Schlichtmond (s. d.) die Unebenheiten fortschaffen.
e) Gieß.: Sch., ab-sch., s. Schlichte 2b.
f) Metallarb.: Sch., áb-sch., glatt feilen; ferner: Sch., āūs-, über-sch., mit dem Schlichthammer glatt schlagen. g) Tischl.: Sch., áb-sch., mit dem Schlichthobel glätten. h) Web.: Sch., án-, Ggstz. ent-sch., s. Schlichte 2a. i) Zimmerm.: Sch. (Weish. 13, 11 etc.), áb-sch., mit der Schlichtaxt glatt haun etc. Dazu überall: Schlichter, Schlichtung. 3) (vralt.) weidm.: Den Wolf „schliechten“, ludern, ködern. Schm. Zsstzg. z. B.: üb- [1c; 2e—g]; ūf- [2a]; Aūs- [1b; c; 2f]; Em- [1a]; Ent- [1c; 2d]; über- [1a; 2f]; Ver- [1a] -sch. etc.
~heit, f.; 0:
Schlichte 1: Einfalt und Sch. Gervinus Lit. 5, 352; Sch. und Mangel an Zier. Tieck N. 7, 37; W. 22, 222 u. o.
~ig, a.:
s. schlicht 1; 2; schliesig.