Faksimile 0133 | Seite 955
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Schleuder Schleuderei Schleuderhaft Schleuderig Schleuderisch schleudern
Schlēūder, f.; –n; –chen, lein; -:
1) s. Schlauder 1. 2) ein Werkzeug zum Schleudern von Steinen, Kugeln etc., gw. (als „Hand-Sch.“) aus einem Riemen bestehnd (s. Pfanne 2a; Schlenker). Richt. 20, 16 etc.; Guhl GR. 1, 357; 2, 274 etc. 3) (s. 2) Lederriemen, womit der Mähder die Sense am Arm befestigt. 4) Bot.: Die staubartigen Samen [der Lebermoose] sind von zarten Fäden, welche Sch–n (Elaterea) beißen, spiralförmig umgeben. Oken 3, 264. 5) (s. 2) Chirurg.: Art Kopfverband.
~ēī; ~haft, ~ig, ~isch etc.:
s. Schlauderei etc.
~n: 1) tr.:
mit heftigem Schwung werfen, z. B.: Steine etc. (mit der Schleuder) sch., (auch bloß: sch. 1. Sam. 17, 49; Rollenhagen Fr. 614 etc.): Kegelkugeln sch. (oder bloß: sch. G. 6, 155 etc.); Ein Messer in den Fluß (G. 22, 133), Jemand in den See (Geibel Jun. 311), Feuer in die Luft (Prutz W. 137) etc.; Blitze (Sturz 1, 95 etc.), Bannstrahlen (G. 22, 96); Einem einen Vorwurf ins Gesicht (Scherr Bl. 1, 25) sch. etc., auch refl.: Muth, mit dem du dich, | als wie ans Pferd gewachsen, .. durch Fluß und Graben schleuderst. G. 13, 254 etc. und mit sachl. Subj.: Ein Sturz (35, 279), Ungewitter (Sch. 1004a), Sturm 120 * (V. Od. 9, 261) schleudert Einen wohin; Wen meine [der Windmühle] Flügel in die Luft „schleidern“. L. 8, 200 (mit ei auch 6, 453 etc., s. Zsstzg.); Der Ball [Kanonenkugel], der mich ins Reich der Nacht zu sch. brannte. Ramler 73 etc. Dazu: Schleuderer, Sch–der, nam.:
a) Schleuderschütz. Guhl GR. 1, 274 etc.; Blitz-, Don- ner- (Sch. 16a; Tieck Cymb. 5. 4) Schleuderer, Zeus etc.
b) Schafe, die an der Oestruslarvenkrankheit [s. Bremse 1] leiden, weil sie mit dem Kopfe eigene sch–de Bewegungen machen. Falke Th. 2, 283. 2) intr.: s. schlaudern, nam. 1d: Mit einer Waare etc. sch. (sie per-sch.). Zsstzg. s. die von werfen und Spate, z. B.: Áb-:
1) Die aei, der a. und ins Wasser springen. Alexis Neap. 34; Sein Pferd .. schleudert weit den Reiter ab. Sch. 394; Das Obst mit Knochen a. V. 2, 48 etc.
2) [2] Web.: Spulen, Fäden schleudern (richtiger: schlaudern) ab, springen aus. Án-: Dem Gegner allen Unrath a. Ense T. 3, 71; [Daß das Schiff] am Felsenriff nicht angeschleudert scheiterte. WHumboldt 3, 55. Āūf-: empor-sch. Pyrker 85 etc. Āūs-:
1) Feurige mit Gewalt und Geschwindigkeit ausgeschleuderte Wolken. G. 30, 77; In der Wellen grimm Getose | unrettbar schleudert er uns aus. Kinkel 228 etc.; Ausschl audern. Fischart Garg. 41a etc.
2) Eine brennende Fackel „ausschleidern“. L. 8, 234; 235, schleudernd auslöschen (s. ausschlagen 3). Durch-: Kronion . ., d–d ihr .. Herz. Momsen Pind. 78, mit dem Blitz durchschmettern etc. Eīn-:
1) s. Schlauder 1.
2) hin- ein-sch. Empōr-: auf-sch. Ent-: Sonne, dein Strahlenfeuer | entschleudre deinem Zelt. Freiligrath SW. 1, 333; G. 22, 173; V. Ar. 1, 409 etc. Fórt-: weg-sch. Gêgen-: Wie die Wellen sich g. gegen den ächzenden Bug. Gerstäcker BlW. 205, entgegen-sch. Hêr- etc.: Zwischen Hunger und Schlemmerei .. hin- und hergeschleudert. Börne 1, 236; Wenn ein Donner vor ihre Füße sich hinschleudert. Geßner 1, 20; Etwas etc. hinab- (Schubart 2, 62), heraus- (Gutzkow R. 2, 264; Sch. 197b), hinaus- (H. 16, 123), hinein- (G. 3, 73) sch. etc. Nāch-: z. B.: Dorthin schleudert mir nach! [nach meinem Muster etc.]. V. Od. 8, 202; Einem Flüche etc. n. Nīēder-: Blitze n. Lewald Ferd. 2, 130 etc. Ǖber-: hinüber-sch.: Als schleudre mich ein ungestümes Meer | in das Gebiet der Schatten über. Thümmel 2, 220. Um-: Er wählt den Strick, umschleudert unvermuthet | Malgygens Brust damit. Nicolai 6, 38. Ver-:
1) zuw.: Seine Schleuderkugeln v.; So sollte .. euch .. mein Donner v. [fort-sch.]. Kl. M. 8, 149; Es hat die Welt verschleudert [fortgeworfen etc.] ihren Knabenschuh. Platen 4, 189 etc.
2) [s. 2] gw.: in leichtsinniger Nicht- achtung des wahren Werths Etwas hingeben, verwenden etc. (s. weg-sch. 2): Wir verschlemmten und verschleuderten [das Unsre] nicht. Engel 2, 220; Nutzlos seine Kräfte v. Gentz 1, 3; Die meisten Besitzungen durch eine Auktion verschleudert. G. 31, 105; 27, 23; Nicht, daß ich eins seiner Blätter zerrissen oder verschleudert. 21, 246; Die Kräfte, die jetzt .. „verschlei dert“ werden. H. Ph. 10, 238; Sch. 430b etc. Wég-: ver-sch.:
1) Sonst schleudr’ ich dich wie eine Natter weg. Schlegel Sh. 1, 239; Wackern. 4, 1473²³; 338¹ etc.
2) Welche Perle warf ich hin! | welch Glück der Himmel hab ich weggeschleudert! Sch. 445a; W. Luc. 1, 66 etc. Zū-: Grimmig schleuderst du | von einem Schrecknis mich dem andern zu. Sch. 430a; Einem Etwas z. Holtei Nobl. 2, 229; Thümmel 7, 19; V. H. 2, 7; Sh. 2, 126 etc. Zurück-: Mit Steinen den Goliath (Mathesius Lthr. 88b), Jemand mit einem Blick, wie mit einem Wetterstrahl (W. 8, 117) z.; Den Arm „zurückschleidern“. L. 8, 234; Etwas von sich stoßen, z. Engel 7, 151; Einen Vorwurf auf Einen z. W. Luc. 4, 399; Einen oder Etwas wohin z. HKleist E. 1, 61; Sch. 14b etc.