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Schleppen
Schléppen (s. schleifen II 1):
1) tr. (zuw. ohne Obj., vgl. 3): Etwas ziehnd fortbewegen, wobei theils das Schleifen des Obj. auf dem Boden, theils die Anstrengung des Subj. und, damit verbunden, die Langsamkeit der Bewegung etc. bes. hervortritt, eig. und übertr., z. B. ineinandergreifend:
a) Etwas, z. B. ein Kleid (versch. e), eine Schleppe (s. d. 1, aber auch 9, so z. B. Döbel 2, 145a), eine Kette etc. hinter sich her (od. nach-) sch., schleifen; übrtr.: Lang schleppte sie [die deutsche Kunst] nachahmende Fessel. Platen 4, 192; Hast du eine Sünde in jene Welt geschleppt? Sch. 135b. Auch: Das Schiff schleppt den Anker, wenn dieser nicht festhält (s. 3a) etc.
b) mit Anstrengung fortziehn: Die Pferde können den Wagen kaum aus dem Koth sch.; von den versch. Fördrungsarten im Bergb.: Tragen, sch. und schieben. DViertelj. 1, 1, 69 etc.; Ein Schiff schleppt das andre, nimmt es aufs Schlepptau (s. d., vgl. bugsieren); Das Leichte hebt dieser Teppiche leicht und mit Grazie, aber auch das Schwerste schleppt er wenigstens in die Höhe. G. 6, 336 etc.; Einen Verwundeten aus der Schlacht sch. etc. und nam. oft: Einen Widerstrebenden (mit Gewalt) wohin sch., z. B. Hebel 3, 102; Platen 4, 291; Sch. 59a; 1039a; W. Luc. 5, 15 etc., s.: Unwillig, ohne Widerstreben; geführt, aber nicht geschleppt. G. 18, 277 etc. und verallgemeint: Den Engel, den er an das Grab geschleppt [durch zugefügte Unbilden dem Tod nah gebracht]. 9, 275 etc.
c) (s. b) Schweres, Lasten etc. mit Anstrengung tragen, z. B. Cham. 3, 201; G. 26, 154 etc.; übertr.: Mir ist das ganze Geschäft aufgewälzt; ein Glück, daß .. wir Beide Etwas zu sch. gewohnt sind. 17, 355; Am guten [Augenblick] hat man zu tragen und am bösen zu sch. 3, 175; Krank am Herzen, | schleppt’ ich meine langen Tage. 1, 159, ich trug verdrossen die lästigen.
d) (s. c) etwas Lästiges, z. B. überflüssiges Gepäck, Gefolge etc. mit sich führen (s. 2c): Die griech. Gelehrten, die er mit sich schleppte. W. HB. 1, 161 etc.
e) Ein Kleidungsstück sch. (vgl. a), es viel und ohne Sorgfalt für die Erhaltung tragen; auch (s. h): Es zu Schanden, entzwei (ver-)sch.
f) Bergb.: Den Fuchs (s. d. 15) sch.
g) (ber- alt.) auf der Schleife (s. d. 2a) transportieren, z. B. Luther SW. 60, 297 etc.
h) mit Angabe der Wirkung, z. B. (s. e), ferner (s. c): Jch schleppte mir die Schultern wund an der Last. Engel 6, 62 etc., auch refl.: Sich müde, halb todt (oder ab-) sch. etc. 2) refl.:
a) s. 1h.
b) (s. 1b) Sich wohin sch., mit Mühe die Hemmungen überwindend, langsam und kaum aus der Stelle rückend sich bewegen, z. B. von Pers. G. 35, 138; W. 11, 173; Luc. 6, 425 etc.; Sich zu Grabe sch., hinsiechen etc.; ferner: Die Sache schleppt sich ihren alten Gang. G. 39, 233; [Die Gesetze] sch. von Geschlecht sich zum Geschlechte. 11, 80 etc., s. 3b; ver-sch. 3; fort-, hin-sch.
c) (s. b) Sich mit Etwas sch., z. B. eig.: mit einer Last; mit Bündeln (G. 5, 8) etc., dann auch ver- allgemeint: mit etwas Lästigem, Hinderndem, Schlimmem etc., z. B. (s. 1c) mit vielem Gepäck, Gefolge etc.; mit einer liederlichen Pers. etc.; mit einer (schleichenden, langwierigen) Krankheit; Die Arme schleppte sich schon lange mit der [Aus-] Zehrung. Gutzkow Z. 2, 206 etc.
d) (Bergb.): Zwei Gänge sch. sich, scharen (s. d. 2) sich. 3) intr. (haben):
a) schleifen (s. d. 1i); am Boden an- und aufstreifend sich bewegen (s. 1a): Lange Kleider etc. sch am Bodén; In sch–den Hemden. G. 1, 183; Weiße Kom. Op. 3, 223 etc.; Der Anker schleppt, ist triftig etc.
b) (s. 2b) mit lästiger Langsamkeit, kaum aus der Stelle rückend sich bewegen etc.: Das Sch. und Schleifen und dann wieder der Sturm und Drang. G. Sch. 6, 189; Er überhastete sich nicht und schleppte oder faulenzte nicht. Keller gH. 4, 370 etc., nam. im Partic.: in langer, langweiliger Dehnung (und Monotonie) sich hinziehnd: Das Einförmige, Sch–de einer langen Bekanntschaft zu unterbrechen. G. 9, 273; Kein sch–des Vh. wieder anzuknüpfen. 22, 314; 165 etc. und bes. vom Stil, Ton der Rede etc.: Die ungelenksten und sch–dsten Wendungen. Ense D. 5, 250; JvMüller 6, 233; Schlegel Dr. 2, 2, 390; W. 1, 193 etc., s. ver-sch. 3. 4) Schlepper, s. u.
Zsstzg. vgl. die von schleifen, tragen etc., leicht zu mehren und zu verstehn, z. B.: Ab-:
1) [1c] fortsch.: Durch nächtliche Abschleppung [des Weins] aus dem Keller. FKMoser Herr 85 etc.
2) [1e] Kleider a.
3) [1h]. An-: herbei-sch.: Schwere Stein’ a–d. V. Od. 14, 10 etc. Āūf-: herauf-sch., z. B.: Ein Schiff a. Volksz. 9, 296 = docken 1. Be-:
1) [2c] Sich mit einer Krankheit b. Börne 4, 120, gw.: schleppen.
2) (veralt.) besudeln (s. behammeln 2, beschlumpern), eig. HSachs 1, 471c; 5, 368a etc. und übertr.: Leib, den er beschleppt hat mit Schleppsäcken. Fischart Ehz. 72. c) mit einer Schleppe versehn (s. schleppig). Dahêr-: Platen 2, 107 etc. Dúrch-: schleppend hindurchbringen: Sie hatten mit vier schwachen Pferden meine Chaise bis hierher kaum durchgeschleppt. G. 25, 67; FMüller 2, 34 etc., auch: Ein Kleid d., schleppend durchstoßen, zerlöchern etc. Eīn-: Verbotne Waaren; ansteckende Krankheiten e.; Einschleppung [der Cholera]. DViertelj. 1, 2, 73 etc. Er-: herbei-sch.: Alles, was ich vom Geschirr e. konnte. G. 20, 7; Etwas kaum (30, 460; Engel 1, 291 etc.); es fast nicht e. können (Auerbach Ed. 354 etc.). Fórt-: Etwas (Gotthelf Sch. 330; Sch. 106b); Einen (B. 240b; G. 25, 251; Hebel 3, 101) f.; Sich f. [2b]. W. 9, 28 etc.; Daß andre Klöster, halbverfallen ihr ärmliches Dasein fortschleppten [hinfristeten]. Fallmerayer Or. 2, 41; Immermann M. 3, 399 etc. Hêr- etc.: So hab ich ihn hergeschleppt. G. 9, 49 etc.; Mit hin-sch–d [3a] weißen Laken. Heine Rom. 108; Etwas wo hin-sch. [1]. Sch. 213a; Ein hin- und wider-sch. G. 13, 329 etc.; Sich hin-sch. [2b], z. B.: Er schleppte sich eine Weile mit siechem Körper in Dürftigkeit hin. G. 22, 304; Schleppte das Gericht sich nur kümmerlich hin. 22, 98; Heine Lut. 2, 301 etc.; So schlepp ich mich hin und her. G. 16, 335 etc.; Einen oder Etwas herab- (W. Luc. 4, 280), heran- (G. 35, 51), hinauf- (10, 182); herein- (W. 14, 188) sch.; Sich kümmerlich ins Leben hinein-sch. [2b]. G. 21, 225; Einen, Etwas mit (sich) herum-sch. 16, 333; 7, 326; 333 etc.; Sich mit Etwas oder in Verhältnissen herum-sch. [2b]. 9, 248; 179; Hamb. Theat. 1, 3, 29 etc.; Von dem Wagen schleppten.. schwarze Fahnen herunter [3a]. Wackenroder Kl. 150 etc. Mít-: mit sich schleppen. Dingelstedt 6 etc. Nāch-: z. B.: Indem die Beine nachschleppten [3a]. ETAHoffmann Ausgw. 7, 106 etc.; Den Schwanz (G. 1, 287), Fesseln etc. (1, 77; W. HB. 1, 75) n.; Magst du den Fluch n. längs der Ewigkeit. Sch. 151b etc.; Die Adverbia so nach-zu-sch. L. 4, 36, n. zu lassen, schleppend folgen lassen etc. Nīēder-: herunter-sch. Ver-:
1) Etwas von der Stelle (weg-)sch., z. B.:
a) zuw. ohne Nebensinn: Das Gesäme der Bildung in die innern Wüsteneien v. Kohl Pet. 2, 388; L. 10, 72 etc.; gw. aber:
b) so, daß das Obj. da, wo es sein sollte, nicht mehr ist; nicht zu finden ist etc. durch Nachlässigkeit, liederliche Wirthschaft, Veruntreuung etc. G. 16, 21; Jffland 3, 2, 18; Möser Ph. 2, 78; JvMüller 6, 223 etc.; Verschleppung, Untreue und Vernachlässigung. Kompert Pfl. 2, 69.
c) (s. b) Bergb.: Wo ein Flöz durch die Kluft verschleppt wird. G. 40, 214 etc., s. verwerfen. 2) [1e]. 3) Etwas in schleppender [s. 3b] Weise sich hinziehn machen: Einen Proceß v.; Als würde nicht grade dadurch das Übel immer verschleppter und chronischer. Demokr. Stud. 62 etc. Etwas, Einen w., fort-sch. G. 13, 263; Tiedge Ep. 1, 240 etc. herbei-sch. IP. 1, 74 etc.; Einem Etwas z., heimlich und durch Unterschleif etc. Zurück-. auf einen Haufen schleppen. W. 17, 148; Zimmermann Nat. 26 etc.
Wég-: Zū-: Zusámmen-: