Faksimile 0131 | Seite 954
Schleiß Schleiße schleißen Schleißer
Schlēīß: 1) m., –es; –e:
schwzr., s. Nutznieß; schwäb.: Debit (Verschleif), allgm. hochd.: Ver-: Die zu sofortigem V. einkaufenden Trödler. Guhl GR. 2, 275; Kohl Südr. 1, 51; Oken 5, 104; Riemer G. 1, 385 etc.; „Verschleuß“. Zschokke 8, 125; Verschluß. Sch. 193b; Verschließ. Adelung, s. „Schliß“ (niederd. Schlete) = Verbrauchs- und Unterhaltungskosten. Frisch 2, 196c etc. 2) a.: von Leinwand etc.: abgeschlissen (schleißig). Schm.
~e, f.; –n:
1) langer Kienspan zum Leuchten: Zündet Sch–n | und brennet Fackeln |.. an. G. 8, 215; Rückert Erb. 1, 141 etc.; „Schleise“. Waldau N. 2, 237 etc.; „Schleussen“. Döbel 3, 60 etc.
2) unbrauchbare Rippe der Feder nach abgezogner Fahne. Schm.; auch: anfliegende Daune: Sch–n abgelesen. Hebel 3, 373.
3) Charpie, s. Schleiß 2.
4) Art grober Nudeln.
5) s. Schließe 3.
~en, schliß; geschlissen (und schwachformig), intr. (sein) und tr.:
’1) abnutzen (s. 2): Geschlissen nicht [ist] mein Schuh. Freiligrath SW. 3, 190; Ein Geschirr, das genug geschlissen ist. Zwingli 2, 205 etc. 2) aus einander reißen etc., nam.: Federn sch. oder reißen (s. d. 2e), vereinzelt: schließen. HPicander Gd. 1, 285 [Reim: büßen]; Ge- schlossene Federn. Rockenphil. 3, 39 etc.; dazu: Bett-, Federschleißerin; Kienholz sch. (s. Schleiße 1); mehr mundartl.: Weiden, Weinpfähle sch., gw. spalten; Rinden sch., gw. schälen; Steine sch., gw. spalten etc.; Es war weder zu sch. noch zu beißen [s. d. 3] um sie. Bötzinger (Frey- tag B. 2, 132) etc.; Als man besorget, der Kirchthurm möchte einfallen, hat ein ehrsamer Rath .. denselben zu sch. [schleifen, s. d. II 2] und einen neuen anstatt zu bauen erkannt. Stumpf 411b; 673a; Die Schließung und Schleißung sämmtlicher Theater. Scherr Engl. Lit. 108 etc. Zsstzg. z. B.: Áb- [1; 2]: [Die Bienen haben] abgeschlissen | wohl halbe Flügel zart. Spee (Wackern. 2, 287²³); Die strenge Enthaltsamkeit hatte alle natürlichen Bande . . bei mir zu dünnen Zwirnsfaden abgeschlissen. W. 17, 149 etc. Āūf- [2]: aufschlitzen etc.: [Die Ohren des Hunds] vom Wolfszahn .. aufgeschlissen. Kinkel Ott. 8; Kleid, unten aufgeschlissen. Limb. Chr. 37 etc. Ver-:
1) [1] häufig statt des seltnern Grundw., intr.: Sir. 14, 18; Das Kleid verschleißt und dauert nicht. HAlbert (Müller Bibl. 5, 221); Canitz 231; Fleming 24; In einem grauen verschlissenen Mantel. Gutzkow R. 7, 85; Haller 86; L. 10, 100; Nath. 2, 5; Wie ein Kleid werden sie Alle v. [„verschliessen“ 35b]. Luther 1, 35b [= Ps. 102, 27] etc.; refl.: Die Kleider ver-sch. sich. Moscherosch Gs. 1, 357 etc.; tr.: Deutsche Treue, deutsche Hemde, | die verschleißt man in der Fremde. Heine Rom. 172; Freiligrath Pol. 1, 25 etc.
2) (s. 1) Die Zeit verschleißt, geht zu Ende, hin. Adelung; Meine Tage sind nahe verschlissen. Grimm Wört. 1, LXVlII etc.; veralt. tr.: hinbringen, zu Ende bringen: Meine Schäflein . . f liegend ihre Zeit v. Spee (Wackern. 2, 298²⁴); Sein gar betaget Alter zu v. Stumpf 214a etc., auch: Die Zeit mit denen Sachen verschließen, welche etc. Opitz Poet. 102; Der kurzen Zeit, so ich hierbei verschlossen. 95; Mühlpforth Hochz. 3; HSachs G. 2, 27 etc.
3) Waaren v., verschleifen (s. d. 4), verkaufend absetzen etc. Riemer G. 2, 723; Der einzige Artikel, der gw. . . von Tataren verschleißt wird. Kohl Pet. 2, 343; Die Verschleißung von Tischlerwaaren. 53; E. 2, 40 etc. Zer- [1; 2]: Das veralte Kleid zerschleißt. Mühlpforth Geistl. 30; Rückert W. 1, 165; [So] zerschliß seine Kleidung. Willkomm Pom. 2, 222 etc.; Bald sind die Seitenflächen des Blattes ungetheilt, bald .. in größere Lappen zerschlissen. Burmeister gB. 2, 247; Oken 7, 536 etc.; Wir in unsrer Zerrissenheit und Zerschlissenheit. Rabe Mekl. (47) 109 etc.
~er etc.:
s. schleißen 1; Schließer.