Schleier
schleierhaft
schleiericht
schleiern
Schlēīer, m., –s; uv.; –chen, lein; - (s. Schm. 3, 447; Haupt Zeitschr. 7, 190):
1) ein lockres durchsichtiges Gewebe oder Gespinnst (vgl. Flor II), z. B.: Die Maschine, welche sie [die Baumwollballen] .. in breite Schleier verwandelte, diese Sch. in koncentriertere schmälere Bänder etc. E. 2, 263. —
2) (s. 1) ein Stück solchen Zeuges, insofern es, nam. als Tracht des weibl. Geschlechts, ums Haupt geschlagen, und mehr oder minder tief herabfallend, theils nur das Haar, theils auch Gesicht, Oberleib oder den ganzen Leib verhüllend bedeckt: Ein Sch. am Hut; Den Schleier fallen lassen, herab-, nieder-, auf-, zurück-schlagen, zurücklegen 9, 236), heben, lüpfen etc.; Mehr als Sch. sind auch die gröbsten dieser Gewänder nicht. Jt. 1, 108 etc., nam. —
a) als Tracht der Jungfraun und bes. der Bräute. 2, 32 etc.; Mit dem Gürtel (s. d. 1), mit dem Sch. | reißt der schöne Wahn entzwei. 78a etc., s. b; g. —
b) (s. a) als Tracht der Himmelsbräute, Nonnen: [Sie] trägt den Sch., | ist des Himmels Braut. 64b; Den Sch. nehmen. 3 etc.; Eigennützige Verwandte hatten sie zum Sch. beredet. 3, 33 etc., s. g. —
c) als Tracht trauernder Frauen: Wittwen .. im hochbetrübten Sch. etc., s. g. —
d) zur Verhüllung der Leichen im Sarg. 279 etc., auch männlicher: Mit traurigem Sch. umlegt mich! Sh. 2, 321 etc. —
e) als Tracht mythischer und allegorischer Frauengestalten: Der Sch. der Isis Myth. 254, s. 71a etc.), der Leukothea Od. 5, 346), der Nacht Ph. 1, 67), Mitternacht 10, 53) etc.; Nie warf die Wahrheit einen glänzenderen und durchsichtigeren Sch. über ihr Antlitz. Jt. 1, 160; Empfange . . | aus Morgenduft gewebt und Sonnenklarheit | der Dichtung Sch. aus der Hand der Wahrheit. 1, 4; M. 1, 75; 12, 324 etc. s. f1. —
f) ungemein häufig übrtr. (s. Flor) zur Bez. von etwas Verhüllendem, Verdeckendem etc., z. B. von Regenwetter. 25, 101; Nebel 37, 327; Vrg. 9 etc.; In der Abenddämmrung Sch. (s. e) | liegt die Flur. 47 etc.; Über Etwas einen Sch. werfen 20, 257 etc.), ziehn (22, 388; Teutsch. 100; 8, 126), ausbreiten Rom. 152), decken etc.; es mit einem Sch. decken 17, 277), verdecken (374), bedecken 1074a), verhüllen 27, 29) etc.; in den Sch. des Geheimnisses einhüllen (18, 55), hinter dem Sch. der Fabel- erzählung verbergen Ph. 4, 328) etc.; Unter dem Sch. des Geheimnisses. 32, 331, der Gesetze. 860a etc.; Den Sch. wegheben, der über Etwas schwebt 6, 343); Den Sch. lüpfen, der über Etwas liegt. N. 392; Daß der Ruhm den Sch., womit seine Bescheidenheit seine Verdienste zu verhüllen suche, weggezogen. 6, 23; Den Sch. hat er glücklich aufgehoben | von dem Gefühl, das dunkel mich beseelt. 502b; Ich zerrisse | den Sch., der die Menge traurig dämpft. 35, 269 [ihren Blick trübt]; F. 3, 211; 4, 342 etc.; Sie verhüllen Das, was man entweder ohne Sch. ansehen oder wovon man ganz seine Augen wegwenden sollte. 19, 232; Wenn es doch wenigstens nur einen Sch. hätte, das garstige Laster etc.! 111b; 806b; 11, 249 etc. —
g) Leicht zu mehrende Zsstzgn. (s. die von Flor) eig. und übrtr.: Die Seele .. im Äther-Sch. 131, in ätherischer Hülle statt des irdischen Leibs; Braut- Sch. (a); Busen-Sch. 29b; Ein durchsichtiger .. Duft-Sch. (f) umschwebte die Höhen. E. 1, 36 (s. Duft II 1; Nebel-Sch.); Flor-Sch., aus Flor; Ge- sichts-Sch. 1, 36; Während die Sonne .. Berg und Burgen mit Gold-Sch–n umkleidete. Reis. 3, 85, s. Silber-, Duft-Sch.; Hochzeits-Sch. (a); Hut- Sch., am Hut; Kanten- (oder Spitzen-)Sch.; Kopf-, Ggstz. Leib-Sch. 2, 198a; Krepp-Sch., s. Flor- Sch.; Lampen-Sch., das blendende Lampenlicht zu dämpfen; Leib-Sch., s. Kopf-Sch.; Hilfe! rief sie, so laut ihr Mund-Sch. es ihr erlaubte. Pr. 10, 68, das sie am Schreien hindernde Tuch vorm Mund; Nebel-Sch. (f) 2, 89; 66; Nonnen-Sch. (b) F. 3, 33 etc.; Der Bach glänzte aus farbigen Schaum- und Tropfen-Sch–n hervor. Els. 324; Ihr ward ein Schweigens-Sch. übergeworfen. 4, 217; Flugs hüllte sie den Silber-Sch. [„silberblinkenden Sch.“ 208a] um. 152b etc.; Spitzen-, s. Kanten-Sch.; Die Nacht mit ihrem Sternen-Sch. (e); Die Augen jetzt vom Todes-Sch. (f) umdüstert. Sh. 8, 332; Trauer-Sch. (c) und übrtr. 597; Pr. 3, 90 etc.; Tropfen-, s. Schaum-Sch.; Vermählungs-Sch. (a) Ur. 37 etc.; Von Wehmuths- Sch–n (f) überwoben. R. 9, 154, durch wehmüthige Gedanken gedämpft; Im Wittwen-Sch. (c) 501b; Der Wolken-Sch. um Gipfel. 6, 275; Aus .. Wolken-Sch–n .. bricht .. der Mond. Lied. 313 etc.; Wer kennt den Zauber-Sch., | der meinen Sinn umzieht? Gd. 1, 79; 20, 169 etc. —
3) (s. 2):
~haft, a.: a) Bot.: das durchsichtige die Kapsel der Farnkräuter bedeckende Häutchen. 2, 86. —
b) Glockeng.: s. Krone 21. —
c) Zool.: s. Eule 1. —
schleierartig: Eine weiße sch–e Robe. 11, 277). —
~icht, a.: schleierhaft, geschleiert: Der Schuhu mit dem sch–en Gesichte. J. 153; 58 etc. —
~n, tr.: 1) in Schleier (s. d. 2) hüllen:
a) eig. B. 1, 42 („flören“ ebd.); 1, 110; Welchem Gemahl du dich schleiertest [als Braut etc.]. Ov. 1, 359; 305; 260; Die schöngeschleierten [„schön umschleierten“. Frauen. Od. 4, 623 etc.; Ungeschleiert. M. 1, 59 etc. —
b) übrtr. (vgl. hüllen etc.): Sie schleiert den Scheitel in Wolken. 246b; Sie sitzt . ., in ihre Haare geschleiert. Jt. 1, 127; Der halb in Nebel geschleierte Morgen. A. 3, 111; Der braune Abend schleiert| den Forst. Po. 2, 55; A. 9, 2; 226; 11, 27; 6, 215; 4, 17 etc. und refl.: 13, 305; 519 etc.) —
2) (s. 1) Den Kolben einer Wasserkunst sch., durch Umwicklung luftdicht schließen machen. — Zsstzg. zu 1, z. B.: An-: schleiernd anputzen. 445. — Be-: 16, 300 etc.; übrtr. [1a]: Wälder waren mit Flocken beschleiert. 2, 143; Od. 2, 72; Beschleierten Geist. Ästh. 2, 231 etc. — Eīn-: Nonnen e. etc.; übrtr. [1a]: Der Himmel schleiert sich ein [in Dunkel]. K. 1, 396; Der braune Abend schleiert | das Feld .. | in seinen Mantel ein. Po. 2, 272 u. v. — Empōr-: Sprühdampf, der über den Rand .. sich wie ein feiner Nebel emporschleiert. 16, 91). — Ent-: enthüllen: Das Gesicht e. Lied. 119; Mit der entschleierten Liebe wie dort mit der verhüllten. Fat. 2, 213; Wenn sich das Dort entschleiert. 2, 15; Ep. 1, 64 etc.; Entschleierung. 72. — Über-: schleiernd überdecken. Arr. 152; Dem zu trüben Blick | ist überschleiert Schönheit. Od. 1, 191; 13, 112; 103; 2, 67 etc. — Um-: mit einem Schleier umhüllen. Georg. 3, 488 etc., sehr häufig nam. übrtr.: Der Ton ihrer Stimme war umschleiert. ObB. 1, 84; Umschleiert mit goldnem Duft. 50a; Wann deinen Sänger Grabesnacht umschleiert. 159; Thränen- umschleierte Augen. Bann. 2, 91 etc. — Ver-: gw. st. des nur der gehobnen Spr. eignenden Grundw., eig. und übrtr.: Tief verschleiert gehn etc.; Sonne .., | die verschleiert schon entzückte, blendend nun im Glanze steht. 12, 179; Auswüchse, welche .. jene Grundregel ver-sch. und verbergen. 36, 191; 39, 98; Hexerei, die ihr in einen heiligen Nebel verschleiert. 106b; 399a etc.; Gram- R. 2, 123), wolken- Pr. 7, 254) verschleiert; Die ziemlich unverschleierten Vhe mit fremden Badegästen. B. 2, 330 etc.; Verschleierung. GR. 1, 187; 22, 137 etc.
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