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Schild
Schild, m., n., –(e)s; –e, –er; –chen, –lein (Mz.:
–erchen, –lein); -: 1) ältre, gw. am linken Arm getragne Schutzwaffe zum Auffangen eindringender Waffen und Geschosse, s. Bibel; Guhl GR. 1, 263; 2, 353 etc. Uberwiegend m., Mz. Sch–e; doch n., Alexis H. 1, 1, 189; Droysen A. 3, 177; G. 31, 116; 122 (m. ebd.); L. 13, 152 (Heyne); 4, 29; 30; 6, 480; 11, 126; 161; 708; Mandelslo 68b (s. m., Andersen 29b); Mendelssohn 4, 1, 398; JBMichaelis 287; Streckfuß Rol. 1, 11 etc.; Mz.: Sch–er. Sch. 142b etc. (Sch–e 33b; 142b; B. 234a; G. 13, 126; 16, 23; L. 6, 48; 4, 320; V. Il. 7, 62; 22, 4), s. d. Folg. Sprchw.: Der Sch. kommt nach der Wunde. Günther 1040, zu spät; Einen auf den (aufs Heine Verm. 1, 67 etc.) Sch. heben, in ehrender Auszeichnung als Den, dem man folgen will, s. Mohnike Fr. 100; Auf prangendem Sch. ihn tragend empor. Platen 4, 190 etc.; Den blutigen Sch. aufpflanzen. Cham. 4, 41 als Kampfzeichen (s. 4 u. a: Heer-Sch.).
a) Zsstzg. z. B.: Der Kriegs-Sch. B. 167a; Das Schlacht-Sch. Freiligrath Ven. 13; Sturm-Sch. Schm.; Den runden Heer-Sch. W. 34, 338 etc., auch: Es steht der Krieg | und schlägt den Heer-Sch. an des Landes Grenzen. Mohnike Fr. 36; 26; Der Heer-Sch. ist erklungen, | der. Ruf fürs Vaterland. Uhland 95 und so auch für die versch. zum Heerbann (s. d.) gehörigen Stände: Die Ehre war durch die 7 Heer-Sch–e vertheilt etc. Möser Ph. 1, 292; Da ein Fürst jetzt seines Mitfürsten Farben tragen kann, ohne seinen Heer-Sch. zu erniedrigen. 2, 62 etc. (vgl. 3). Ferner z. B. nach dem Stoff (so natürlich auch für die folg. Nummern), z. B.: Erz-, Gold-, Silber-Sch.; Leder-Sch., vgl.: Den siebenhäutigen Stier-Sch. V. Il. 7, 245 u. o.; Mit bloßen Flecht-Sch–en [aus Flechtwerk]. Rüstow gK. 59 etc.; Die Holz- und Papp-Sch–e der Bühne etc.; ferner nach der Form: Rund-, Oval- Sch. Guhl 1, 264 etc.; nach der Bemalung (s. 3), z. B.: Blumen-Sch. Kl. 8, 101; 135 etc.; vgl. Tritoniens Medusen-Sch. Sch. M. 1, 73 etc., ferner z. B.: Weihe- Sch., im Tempel als Weihgeschenk; Daß er [d. Engel] euch schütze mit dem Flammen-Sch–e. Collin (vgl. 7); Schwach ist dein [des Geists, Nebelbilds] Wolken- Sch. und schwach dein Flammenschweif, dein Schwert. B. 276b etc. 2) (s. 1) etwas Schirmendes, Schirm, Schutz (s. Randgl. zu Sir. 37, 5 und Ps. 47, 10: Sch–e auf Erden, bibl. Bez. schirmender Landesherren): Jemandes Sch.; Schirm und Sch. (Ps. 119, 114 etc.); Sch., Schutz und Schirm (Luther 8, 63b); Sch. und Waffe (G. 20, 168) etc. sein; Einem zum Sch. dienen (Rückert Mak. 1, 86); Etwas zum Sch–e haben (W. Luc. 6, 168); Einem die Brust zum Sch–e leihn (Sch. 463b); Seine Brust zu Jemandes Sch–e machen. W. 8, 72; Diamantener (Klinger F. 59), Ggstz. stroherner (L. 10, 162) Sch. etc.; Der große Sch., der ihn zu allen Zeiten | vor Fragen und vor Wünschen schützt. W. 12, 25 etc.; n.: Der gute Ruf .. ist ein Sch., welches nur die Alltäglichkeit bedeckt. Freytag DW. 251; Kohl A. 2, 90; Werner F. 120 etc.; Der Wahrheit Demant- Sch. Gotter 1, 373; Du .., der Bedrängten Schirm und Hort, der Freunde | Ehren-Sch. Cham. 6, 246; Der Weichsel Münden sind uns theuer, | sie halten Wach’ am Landes-Sch. Ausw. d. L. 17. 3) (s. 1, vgl. nam. G. 12, 185; Guhl GR. 1, 265 etc.) Sch. mit Wappen (s. d.), dann = Wappen, s. Bernd 2, 35 etc.; Jablonsky 990; Canitz 283 etc.: Schilde .., sie schienen hier nicht ahnenstolz zu prangen .. Die Sch–er. G. 2, 159 ff.; Einen aus Sandstein gehauenen Sch. mit einem Wappen. Gutzkow R. 3, 137; Mit seinem Namen und Sch. gezeichnet. Luther 6, 19b; Auf der Ahnen Sch–ern. Müllner 2, 52; Mit Sch–en und Wappen. Musäus M. 3, 142 etc.
a) Zu Sch. und Helm (s. d. 2) geboren, adlig; Daß Nichts reiner und Nichts edler | als sein Blut ist und sein Sch. [Adel]. H. Cid. 3; Der bloß auf Sch–er [Ahnen] pocht. Günther etc.
b) Sch. auf Münzen, s. Bild 2b; vralt. = Sch.- Thaler etc. Frisch 2, 181, vgl. Sch. = Schaumünze an Willkommsbechern etc. ebd.
c) Etwas im Sch–e führen (s. d. 3g), eig. und übrtr., gw. von geheimen Absichten und Vorhaben, z. B.: ganz etwas Andres (G. 5, 194); nichts Gutes (W. 14, 114); Absichten (27; 8, 192); keinen Aufruhr (Sch. 816a) etc., vgl.: Was in der Brust wir tragen und im Sch–e. Cham. 4, 19 etc., selten: Gehalt im Sch–e [= mit sich] führen. G. 6, 380 etc.
d) Zsstzg. z. B.: Adels-Sch.; Ahnen-Sch.; Banner-Sch., vier- eckig (der ehemaligen Bannerherren etc.); Zuw. wird ein Sch. auf den andern und manchmal auf diesen noch ein dritter gelegt. Alsdenn heißt der erste und äußere Sch. der Rücken- Sch. [vrsch. 20b; oder Haupt-Sch.], der 2te und kleinere der Mittel-Sch. und der dritte kleineste das Herz-Sch–lein. Jablonoky 990b; Rauten-Sch., rautenförmig; Die großen Silber-Sch–e [am Sarg]. Schubart 2, 66; Wappen-Sch., z. B. m. Cham. 3, 310; Schwab 536 etc.; n. Musäus M. 5, 99; Platen 2, 153, 250 etc. 4) (s. 3; 5b) ein am Haus etc. ausgehängtes Zeichen des dort getriebnen Gewerbsetc.: Sch. eines Wirthshauses, Bäcker-, Kaufladens etc., z. B. n.: Cham. 4, 237; Fischart B. 44b; H. R. 7, 17; WhMüller 1, 125 etc.; m.: Gotthelf U. 1, 366; Einen Sch. mit der Inschrift: Armand doreur etc. Gutzkow R. 3, 183; Hebel 3, 75; Sealssteld Leg. 1, 2 etc.; Mz.: Sch–er. Möser Ph. 1, 169 etc.; Sch–e. Hebel 3, 427; Sealsfield Leg. 2, 204; Tieck N. 6, 103 etc.
a) Verallgemeint, übrtr.: [Die Schrift] ist unter dem Sch. eines geheuchelten Druckorts herausgekommen. G. 29, 186; Das Sch. der Religion (Stilling 4, 140), die Tugend wie einen Sch. (W. 19, 288) aushängen; Der schönste Leib beweiset für den Geist, | was ein vergüldter Sch. [Etikette] für echten Wein beweist. W. 15, 165 etc.
b) Zsstzg.: Apotheker-Sch.; Aushänge-Sch., eig. Tieck 10, 3 (m. Blumauer 1, 15); übrtr.: Diese .. Romantik sei .. der grell angestrichene Aushänge-Sch. des Pfaffenthums. Scherr Gr. 2, 62; Bäcker-, Barbier-, Herbergs-, Kaufmanns-, Kneipen-Sch.; Das Kunstrichter- Sch. aushängen. L. 8, 208; Laden-Sch.; Wirthshaus- Sch. Freiligrath Garb. 116 etc. 5) kleiner Sch. als Tracht von Pers., z. B.:
a) (s. 3) als Schmuck und ehrende Auszeichnung, gw. von edlem Metall, an Ketten etc. bibl.: Sch., Amts-, Brust- (versch. 20b); Macht-Sch. des Hohenpriesters etc.; Sch. des Schützenkönigs etc. Hammer RH. 434; Zinkgräf 1, 280 etc.; Silber-, Gold- etc., Königs-, Priester-, Schützen-Sch. etc.
b) (vgl. 4) als Abzeichen, meist aus gw. Blech und aufgeheftet: Sch. der Kofferträger (gw. numeriert), Postillione, Amtsboten etc. an Arm oder Brust, Hut oder Mütze befestigt; Blech-, Boten-, Kofferträger- etc.; Arm-, Brust- (s. a); Hut-, Mützen- (s. 6) Sch.; Sein [des Kommissionärs] Patent-Sch. JKohl Par. 1, 164 etc. 6) zuw.: Schirm (s. 2) an Kopfbedeckungen: Kappen-Sch–e. Auerbach D. 4, 16; Mütze mit Leder-Sch. DMus. 1, 1, 129; Mützen-Sch. (vrsch. 5b). 7) dichter.: Sonnen-, Mond-Sch.: Der Sch. der Sonne. Cham. 3, 362; 26; 4, 32; (Der Sieges-Sch. der Sonne, flammend. 64); Das lichte Sch. [der Mond] hat sich umdunkelt. G. 12, 139; Feuer-, Flammen- (s. 1a), Gold-Sch. der Sonne etc. 8) Bauk.:
a) schwache Wand zw. 2 starken Pfeilern.
b) = Ohr 12h.
c) (schwzr.) Dachfirst (s. 21). 9) Bot.: Keimhalter niedrer Gewächse; Art Fruchtstand bei Flechten etc. Zsstzg. als Pflanzenname, z. B.: Doppel-Sch. Biscutella; Rund-Sch. (s. 1a). Clypeola etc. 10) Fleischer: der Theil hinterm Vorderblatt beim Rind. 11) Gärb.: Hüftentheil von Sohlhäuten. 12) Gärtn.: (Okulier-)Sch., das Impf-Auge mit einem spitz zulaufenden Theil der Rinde, womit es in die aufgeschnittne Rinde des Wildlings geschoben wird. 13) Kriegsk.: Bretter-Schutzwehr für Minengräber. 14) Schiff.:
a) Schiffsbild.
b) (Namen-) Sch., Brett mit dem Namen des Schiffs über der großen Gilling. 15) Schloss. etc.: in oder auf Etwas befestigte Metallplatte, z. B.: neben dem Gewehrschloß; Kisten mit Messing-Sch–en. Mügge Silt 1, 61; Schrank mit Schlüssel-Sch–en von Messing. V. 2, 48 etc. 16) Schmied.: der flache Theil der Schere, wodurch Niet oder Schraube geht. 17) Uhrmach.: (Uhren-)Sch.:
a) an Schwarzwälder Uhren die Zifferblatt-Platte. Auerbach Ed. 39.
b) an Taschenuhren: durchbrochne Metallplatte über der Unruhe. 18) Wasserb.: Seitenwand einer Arche. 19)weidm.:
a) der das männl. Repphuhn auszeichnende Brustfleck.
b) der helle Fleck an der Keule von Roth- und Damwild (Spiegel, ugw.: Schirm).
c) Flügel der Fasane.
d) harzbedecktes Blatt des Wildschweins.
e) (s. 2) bemalte Leinwand als Schirm beim Hühnertreiben. 20) Zool.:
a) ein durch seine Färbung sich abzeichnender mehr oder minder sch.-förmiger Fleck, s. 19a; b; Sch.-Amsel etc.
b) harte, schirmende (sch.- ähnliche) Bedeckung eines Körpertheils, s. 19d; Sch., Rücken- und Brust-Sch. der Sch.-Kröten; Schlange mit bunten Sch–en. Rückert N. 168; Nur der Kopf [der Blindschleiche] hat Sch–er. Lenz Nat. 3, 23; Augen-Sch–e, -Sch–er [der Schlange]. Linck Schl. 66; Die Welse haben nur einen Sch. auf Kopf und Nacken. Oken 6, 86; Dieses ungerade Stück auf dem Rücken der Ringel [der Insekten] heißt Sch–chen. 4, 409 etc., vgl. scherzh.: Ulmer Sch. [der Läuse]. Brant N. 110a, 127 etc. Augen-, Bauch-, Brust- (vrsch. 5a etc.), Kopf-, Rücken- (vrsch. 3d) Sch. etc.; Das Mantel-Sch. [des Belemniten]. Burmeister gB. 1, 182 etc.
c) (s. b) Name von Thieren, z. B.: Patella compressa (Art Napfschnecke); Körner-Sch. P. granatina; Cancer granulatus (Art Krebs) und = poln. Sch.-Laus etc. 21) (s. 8c) hängende Eis- und Schneemassen: Der Berg und Fels hänge voll von Eis- und Schnee-Sch–ern. Spindler V. 1, 218; Schneedächer .. „Föhnen-Sch–e“ oder „Schneewechten“. Kohl A. 1, 254; 3, 10; Wind-Sch–e (s. Windbrett). Tschudi Th. 227etc. 22) Vralt. Zsstzg. z.B.: Back-, Bade- Sch. [Wanne?] s. Grimm; imperat., als Schimpfw.: Du wüster Hauen-Sch. HSachs G. 2, 135, vgl. hassen.
Anm. Goth. skildus, ahd. scilt, mhd. schild, m.