Faksimile 0090 | Seite 912
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scheuen
Schēūen: 1) intr. (haben):
Scheu empfinden (s. 2):
a) o. abhäng. Vhe.: Ein Pferd scheut [vergl. stutzen]. G. 9, 48; 56; Schwegler (46) 268; Spielhagen Pr. 7, 232 etc., auch im subst. Inf.: [Er war] voll Sch–s und Trauerns. Hölderlin H. 2, 34 etc.
b) Jemand scheut vor Etwas od. Einem. PGerhard (Wackern. 2, 475⁸); G. Stein 1, 121; Schücking Gschw. 2, 87; GSchwab 69 etc., seltner: Mein Roß . . scheuet | an seinem Basiliskenblick. Sch. M. 1, 271; Nur an meinem Neffen scheute das Roß. 2, 412, vgl. JMeyer NB. 70 etc. u. vralt.: Scheut keiner Waffen. SDach, bei WhMüller Bibl. 5, 93 geändert: keine (s. 2).
c) mit Infin. u. zu: Jch .. scheute, | seinem Blicke zu begegnen. MBeer Arr. 58; G. 4, 19; Tieck Okt. 172; Makb. 1, 4 etc., s. 3b. 2) refl., gw. st. 1 (vgl. 3): Sich sch., vor Einem od. Etwas; Etwas zu thun etc.; zuw. mit Genit.: Wenn ihr euch auch der Sünde nicht scheuet, so solltet ihr euch der Schande fürchten. Hermes; Fast scheu ich mich des Sonderlings. L. Nath. 2, 5 etc. 3) tr.: (s. 1; 2) Scheu vor dem Obj. empfinden, z. B. bibl.: Gott, Gottes Angesicht sch. (od.: sich davor sch. 2); Thue Recht und scheue Niemand etc. und nam.: das Obj. fürchten und meiden: Ein gebranntes Kind scheut das Feuer; Keine Mühe und Kosten; die Gefahr; den Kampf; die Schmach, Schande, Sünde; das Licht; Jemandes Anblick, ihn sch. etc.
a) im pass. Partic. (s. 4): Die Schlange ist verflucht und gescheuet von allem Thier. H. R. 9, 19; Zinkgräf 1, 271 etc.
b) ellipt. (s. 1c): Er solle eine Wurst an eine Speckseite [hinzugeben, zu wagen] nicht sch. Gotthelf Sch. 106.
c) selten: Aus Scheuung der Kurtisanen. Hutten (Wackern. 3, 215²), aus Scheu vor ihnen. 4) Ungescheut:
a) vralt. (s. 3a und ungeachtet 1b) mit Genit. = trotz etc. Fischart B. VIII.; Opitz 1, 320 etc.
b) (s. a) = ohne Scheu. G. 3, 121; Kinkel 492; W. 10, 60; 20, 223; 24, 24; 27, 397 etc.; selten: Ungescheut um uns. Sternberg El. Charl. 1, 197.
Zsstzg.: Áb-:
1) intr. (vralt.): Abscheu empfinden vor Etwas etc.: Daß er heftig davon „abscheuhet“. Ryff Th. 75, und nam. im subst. Infin. = Abscheu, z. B.: Sp. 239b; Stumpf VI.; 754b etc., noch: Zeichen deines A–s. Geßner 1, 175, vgl.: Statt der Liebe hatte ich ein „Abschüchen“. Gotthelf G. 280.
2) tr.:
a) s. abscheuchen.
b) (s. 1a) Nicht vor Augen, die dich lieben, | noch vor Augen, die dich a. H. 8, 204 etc., gew. Doppelzsstzg.: Einen (Börne 2, 272 etc.) od. Etwas (Auerbach Tag. 157; G. 33, 117; W. 6, 56) ver-a. Dazu: Verabscheuung des Unrechts. Forster Br. 1, 402; Sch. 1127a etc.; Heftige Begierden oder heftige Verabscheuungen. L. 12, 70; 7, 67 etc. s. verscheuchen 2. Zurück- [1; 2]: scheu zurückfahren, z. B.: intr. (sein): Vor Etwas z. Spielhagen Ver. 90 etc.; refl.: Heinse A. 1, 260.
Ver-: