Faksimile 0084 | Seite 906
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Schelm schelmen Schelmenthum Schelmerei schelmisch
Schélm, m., –(e)s, –en; –e, –en; –chen, lein:
(s. Schalk und Anm.; Schm.; Schwäb. W. und wegen der Abwandl. Herrig 16, 422):
1) (veralt.) Aas, Luder, z. B. Ryff Th. 109; 174; 175; 189 etc.; Stumpf 612a u. o., viell. zunächst in Bezug aufs Schinden, vgl.: Einem schelmichten Pferd. Mathesius Lthr. 186a = Schindmähre. Hierzu wohl Sch.: Viehsterben, Seuche und so (vgl.
2) als Bez. verderblicher Pers. (s. Pest4): Kirchenräuber, Brenner und Land-Sch–en. Fischart B. 241b etc. 2) (s. 1) von Pers.:
a) ehrloser, infamer Wicht (vgl. Schurke, Schuft, Hundsfott etc.), als hartes Schelt- und Schmähwort: verfluchter (s. d., nam. auch für den Ubergang in c) Racker, Kerl etc.: Lieber Zehn ehrlich als Einen zum Sch(–en) machen; Zum Sch. an Einem werden (z. B. Sch. 383b etc.), vgl.: Zur Sch–in würde ich an dem Herzblut meines Bräutigams. Immermann M. 4, 271 etc.; Ein Sch., der mehr giebt als er hat; Der Sch.! der Dieb an seinen Kindern! G. 11, 128 etc.; Ein verwünschter Sch. von Wuchrer. Sch. 651 u. o.; Du Sch.! du Erz- Sch., duStern-Sch., du Strahl-Sch., du Donner- Sch. Weise Flor. 13; Galgen-Sch.; Diese Halb-Sch–e.., dieGanz-Sch–e. Ense T. 6, 421etc.; Sch–chen. G. 29, 280, Jemand mit geringen Anlagen zu großen erfolgbringenden Schurkereien. Zuw. ärgerl. Bez. v. mehr od. minder Personif., z. B. vom Fuchs: Der Sch. mit fegendem Schwanz. V. 2, 73 etc.; vom Wein: Der Schurk ist auch so glatt! .. Kaum wollt ich den Sch. am Kopf erwischen .., da etc. Wackern. 4, 774⁴¹ etc.
b) die harte Schmähung geht ins Bedauern über: Der arme (s. d. 4a) Sch. weiß nicht, daß er die Schwindsucht hat. V. Br. 1, 270 etc.; Diese armen Sch–e von Fiakres sind alle gepreßte Polizeihelfer. Stahr Par. 2, 213 etc., vergl.: Die armseligen Sch–e [Schächer]. Heinse A. 1, 15.
c) (s. a) sehr oft = Schalk 2b—d (vgl. Schalkheit 2 und Aas 2d), z. B. kosend, die Mutter vom Säugling: Du Sch.! G. 2, 171; von weibl. Pers.: Kleiner Sch.! Benedir 10, 12; Faust (zu Gretchen): Ach, Sch.! so neckst du mich! G. 11, 140 etc., vgl.: Das kleine Schelm e. Weise Js. 21 etc.; Die Sch–in hatte so ihre Freude, | mit ihnen zu spielen. W. 10, 168 etc.; Ja, du Erz-General- Sch.! (vgl.
a) Wall Stammb. 33 etc.
3) (s. Schalk 2f) Schalkheit in Einem etc., z. B.:
a) (s. 2a, vgl. Schm.: Sch. = verborgnes Ubel): Sich mit dem Sch–en [= als Sch.] davon machen. Gotthelf U. 2, 298; sich in einen Sch. wickeln (s. Sch–nhaut); Den faulen Sch–en im Rücken haben. Luther 6, 146b (s. Sch–en-Bein); Das Buch Interim | hat den Sch–en hinter ihm. Weidner 33 etc.
b) (s. 2c) Sch. im Nacken (s. d. 1d), hinter den Ohren.
~en, tr.:
(veralt.) schinden, verstümmeln (s. Gervinus Lit. 3, 84); zum Schelmen machen, infam erklären (s. Jahn M. 209; 220, auch ver-sch.); Einen be-sch. [betrügen]. V. Ar. 1, 191 etc.
~enthum, n., –(e)s; 0:
die Weise eines Schelms (s. d. 2a; 2c, so z. B. Kladder. 15, 31).
~erēī, f.; –en:
s. Schalkheit: 1) in hartem Sinn: Schelmstück. L. 1, 117 etc., nam. Betrug: Derartigen Sch–en vorbiegen. Gotthelf Sch. 212; Daß keine Sch. bei der Sache vorgehn kann. W. 9, 126 etc. (vgl. 2). 2) = Schalkheit 2: Gotter 1, 12; Gutzkow R. 5, 187; Sch. 203b etc.
~isch, a.:
in der Weise eines Schelms: 1) (s. Schelm 2a) Daß man ihn [Reinike] suchte | wegen sch–er That. G. 5, 135; Unter verstellten sch–en [auf Trug berechneten] Thränen. 29, 4 etc. 2) (s. Schelm 2c) Freilich hatte sich der sch–e Führer das freudige Erstaunen voraus vorgestellt. 22, 362; 23, 280 etc. Oft grenzen natürlich 1; 2 nah zusammen: Ihr habt uns neulich einen sch–en Streich gespielt. 20, 205; 10, 192, s. schelmicht. Mathesius Lthr. 113betc.; Keisersberg Pilg.140b (s. Schelm 1).