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Schein
Schēin, m., –(e)s; –e; –chen;- (s. schauen, Anm.):
1) Licht (s. d.), das, ausströmend, dem Gesichtssinn sich bemerklich macht, eig. u. zuw. übertr. (vgl. Glanz, Schimmer etc.): Der Sch. der Himmelslichter, der Sonne, des Monds, der Sterne; einer Kerze, Lampe, Ampel, Fackel etc.; einer Feuersbrunst etc.; um das Haupt eines Heiligen etc.; Ein heller, glänzender etc., matter, düstrer, bleicher, blutiger Sch. etc.; Beim ungewissen Sch. der Dämmerung; Einen starken weißen Sch. in der Luft, der noch mehr Eis prophezeite. Forster R. 1, 82; Durch die Waldung huschten eigne Sch–e. Freiligrath 2, 62; Der Mond behielt immer einen Sch. um sich. G. 23, 137; Farbige Sch–e um das Licht 37, 44; Loderten Feuer auf, welche mit ihrem Sch. u. Wider-Sch. [im Fluß] den nächsten Ggstden die größte Deutlichkeit gaben. 8, 216; Du mißgönnst | dem Bild des Märtyrers den goldnen Sch. 13, 172; Der Eitle kränze sich mit seinem Sch–chen! H. Ph. 10, 159; [Lichter,] die soviel Sch–es hatten. Kl. Gel. 129 etc.
a) (vgl.
b) zuw. prägn.: heller strahlender Glanz: Den Sch. seiner Ewigkeit mit dem Schleime deiner Sterblichkeit vereinigen. Opitz 1, 28; Freiligrath 2, 128; Gryph. Fr. 519; Scultetus (L. 8, 275) etc. b) (versch. a) matter Schimmer etc.: Der Staarkranke sieht nur noch einen Sch. etc.; Hast du was gefunden? Kaum den Sch. [s. 2: eine geringe Spur]. G. 13, 207 etc.
c) zuw. der das Licht ausströmende Körper selbst (s. Licht 2), z.B. = Irrwisch. Ramler F. 1, 23 etc. und nam. in ältern Kalendern vom Mond, nach seinen Phasen (vgl. 2, als der Art seines Erscheinens): Der neue, alte, volle Sch.; im engern Sinn in Zsstzg. m. den Monatsnamen Neumond, z. B. Jenner-, Horn(ungs)- etc. Sch., der Neumond des Januars, Februars etc.
2) (s. 1) die Art, wie Etwas zunächst dem Gesichtssinn, dann den Sinnen übrh. sich darstellt, wie es erscheint, das Aussehn, ohne Rücksicht auf das wirkliche Sein und oft als entschiedner Ggstz dazu, wo denn freilich in manchen Fällen wieder (nam. in der Kunst, ästhetisch) dem Sch. eine höhere Wesenheit zugesprochen werden kann als der ,,gemeinen Wirklichk.“: Der Sch. trügt; Etwas ist besser, schlechter als sein Sch.; Ein leerer, nichtiger, falscher, trüglicher Sch.; Sich durch den Sch. täuschen lassen; Nur zum Sch.; Auf den bloßen Sch. arbeiten; Unter dem Sch. daß etc.; Der Sch. Rechtens etc.; Der Sch. ist gegen mich; Nach dem Sch. urtheilen etc.; Nach allem Sch. [An-Sch.]. Cham. 3, 14 etc.; schwzr.: Mit Sch. [wie’s scheint]. Gotth. Sch. 6; 18; 252; 310 etc.; Verstehen sie, vom Sein den Sch. zu trennen | und Jeder schwört, Das sei das Sein. G. 12, 254; Der Sch., was ist er, dem das Wesen fehlt? | Das Wesen wär es, wenn es nicht erschiene? 13, 275 etc.; Die höchste Aufgabe einer jeden Kunst ist durch den Sch. die Täuschung einer höhern Wirklichkeit zu geben; ein falsches Bestreben aber ist, den Sch. so lange zu verwirklichen, bis endlich nur ein gemeines Wirkliche übrigbleibt. 22, 49; 26, 332; Es fehlt ihm die Kunstwahrheit als schöner Sch. 30, 380 etc.
a) zuw. = Phantom (s. d. u. Schemen): Worüber unsere Gebilde, unsere Sch–e nur wie Wolken wegziehen. Ense Tag. 1, 247; Die nicht etwa malerische oder dichterische Schatten u. Sch–e sind, sondern eine innerliche Wahrheit .. haben. G. 24, 5; Der Sch. od. Geist Herkulis..; Herkules selbst etc. Schaidenr. 50 [11, 602].
b) in der ältern Astron. = Aspekt, die Beziehung, in welcher ein Planet zu einem andern erscheint: Im Gedritt-Sch. etc., s. Drei, Anm.
3) ein kurzes Dokument, wodurch der Aussteller Etwas bezeugt (bescheinigt): Einem Dienstboten etc. einen Sch. geben, Attest, Zeugnis über seinen Dienst, best.: Dienst-Sch. (bergm.: Abkehr-Sch.); Wer Geld als Darlehn empfängt, stellt darüber einen Sch. aus (Darlehns-, Empfang-, Schuld-Sch.); Shylok besteht auf Erfüllung seines Sch–s; Meinen Sch. giebst du mir gelegentlich wieder. G. 9, 369 etc.; Eine Bank, Kasse, der Staatsschatz (Tresor) giebt statt Geld Sch–e aus, worin bezeugt ist, daß sie bei der Bank etc. gelten und angenommen werden, Bank-, Kassen-, Tresor-, Staatsschuld-Sch. und nach dem Werth z. B.: Ein 50-Thaler-Sch. etc.; Ein Post-Sch., den die Post, z. B. über ihr zur Beförderung eingelieferte Werthgegenstände, ausstellt; Der Reisende erhält einen Gepäck- od. Bagage-Sch.; Der Arzt stellt Impf-, der Pfarrer Geburts-, Tauf-, Trau-, Todten-Sch–e aus etc.; Muth-, Schurf-Sch. (im Bergb.) etc.; „Uns v. Ihnen trauen zu lassen.“ Hierzu wird ein Aufruf-Sch. erfordert. Pfeffel Pr. 2, 37; s. Aufgebot; Fertigte die Begnadigungs- Sch–e .. aus. Sch. 796b; Nimmst einen Ge- walt-Sch., alle Häuser durchsuchen zu dürfen. Pestalozzi 1, 245; Kaper-Sch., s. Kaper 2b; Legitimations-Sch. Preuß. Gesetzs. (1859) 465; Leit-Sch., z. B. schwzr. der als Geleit einer Rechtssache auf den eig. Rechtsweg nöthige Sch. des Vermittlers (Friedensrichters), daß die Sache vor ihn gebracht worden, aber von ihm nicht zu erledigen gewesen sei; Pfand-Sch., den der Pfandleiher über ein bei ihm versetztes Pfand ausstellt; schwzr.: richterl. Erlaubnis zum Pfänden: Rück-Sch., s. Revers; Schnitt-Sch., s. Koupon; Verlade-Sch. Freytag Soll 2, 30 = Fracht-Sch., -Brief und so unzählige Zsstzgn.
4) Weinb.: die (eben zum Vorschein kommenden) jungen Trauben. Nat.–Z. 11, 320.
Zsstzg., s. 1c; 2b u. 3; ferner nam. zu 1 ohne Bem. —, kaum der Erklärung bedürftig und leicht nach Analogie zu mehren (vgl. Zsstzg. von Licht, Glanz, Schimmer etc.): Ābend-: G. 30, 249, vgl. Abendsonnen-Sch. Heine Lied. 178.
Áfter-: falscher. Thümmel 6, 54. Āhnungs- [1b]: Lenau A. 73.
Ampel-: 244. An- [2]: ein an Etwas wahrgenommener Schein als Grundlage darauf zu stützender Vermuthungen: Dem A. nach (Tieck N. 2, 25 etc.); Alles A–s ohnerachtet. Forster R. 1, 181; Es ist aller A. dazu da etc.; Es hat den A., als ob; Der A. war nicht der vortheilhafteste. G. 14, 198; 9, 207; Bei so wenigem A., sie jemals wieder zu sehen. W. 6, 153; 12, 298; Vom A. hintergangen 10, 117 etc.; Die Waffenruhe und den Friedens-A. Ense D. 2, 200 etc.
Ather-: himmelshell. Matthisson 51.
Āūgen-:
1) die unmittelbare Wahrnehmung mit den Augen, in engrem Sinn: an Ort und Stelle amtlich vorgenommene Besichtigung (Okularinspektion) u. (südd., z. B. Kurz Sonn. 268): die besichtigende Kommission: Wie der A. lehrt. Musäus Ph. 1, 183 etc.; Wider allen A. G. 39, 242; Nach dem A.; Durch den A. widerlegen. W. 34, 110 etc.; Etwas in A. nehmen. 134; Gotth. 5, 162; Den A. nehmen (ebd.; Platen 4, 105 mit Genit. etc.), einnehmen (Hebel 3, 163; W. 5, 184 über Etwas; Luc. 5, 29; 327 etc.); [Das Gericht] um einen A. bitten. Hebel 3, 341; einen genauen A. fordern. Auerbach D. 4, 205 etc.
2) ver- alt. Bedd. Wurm 852, auch: Eine Zierd u. A. Hammer RH. 389. Aūßen- [2]: Ggstz.: innrer Werth. Gotter 2, 309. Dämmer-: G. 11, 115; 12, 6 etc. Dēmant- [1b]: Hungari 1, 263. Dóppel-:
1) doppelter Schein, Glanz. G. 4, 108; Vischer Ästh. 1, 366; 458 etc.
2) [2b]. Dúnst-: z. B. der Irrlichter. Voigts H. 91. Dúrch-: hindurchdringender; durchschimmernder Schein: Ein D. höherer Humanität war wohl in Manchem. Arndt Ber. 190; Ein röthlicher D. G. 30, 438; FHJacobi 5, 24. Eīn-: Von diesem Einklang, darf ich sagen, E.? Stolberg 10, 284. Er- (selten): die Erscheinung. G. 40, 339. Fáckel-: Bei (Cham. 3, 277 etc.), beim (Seume Sp. 334) F. etc. Fárben-: Farben-Schimmer, -Glanz. G. 6, 205; Tiedge 2, 214. Fēūer-: G. 11, 193; [Komet] mit Ruthen-F. 10, 252. Flácker-: flackernder. Cham. 4, 34. Flámmen-: Kompert Pfl. 1, 41. Flímmer-: KMayer 42. Flítter-: [1a; 2]: Flitterglanz. Sch. 526a. Frühlings-: V. 4, 43. Gāūkel-: z. B. [2] Ein wahrer G., der ist und nicht ist. Schlegel Sh. 2, 302. Gêgen-:
1) [1] Refler (s. d.). Brockes 1, 50; 154; Humboldt K. 1, 144 etc.
2) [2b] s. Opposition 3: Görres H. 1, XXII; G. 20, 5 etc.
3) [3] Revers. Glūth-: Der Sonne letzter G. Stahr Rep. 3, 175. Góld-: Kinkel 481. Götter-: Den G. [göttlichen Glanz etc.] der Tugend. Sch. 265a etc., vgl.: Schau der Kirchthurmkreuze vielfalten Gottes-Sch. Reithard 86. Hēīligen-: Glorie ums Haupt eines Heiligen, eig. u. übrtr. G. 12, 10; 26, 325; Heine Sal. 1, 66; König Kl. 1, 332 etc. Hēūchel- [2]: Kinkel 36; V. Sh. 2, 11. Hímmel-: (vgl. Ather-Sch.) Arndt 417. Jrrwisch-: Falk Mensch 46. Kérzen-: G. 25, 142. Lābe-: Der Hoffnung L. B. 44a. Lícht-: Cham. 6, 262. Līēbes-: Ferner L., | glimmst wieder nach mir her? Tieck 10, 195; Zelter 3, 387. Mōnd-:
1) Es ist M.; wir haben M.; Bei, im M. etc.; Im Monden-Sch–e. B. 15b etc.; Im M–e. .. Die M–e sind hier, wie man sie denkt. G. 24, 81; Einige M–e aufs Papier gebracht [gezeichnet] 69 etc.; Jage den bösen Gast einfür allemal zu den alten M–en hinaus! Spindler V. 2, 70 etc.; Voll-M. WhMüller 1, 91.
2) (s. 1) scherz. Bez. für die schimmernde Glatze. Gutzk. Z. 2, 170.
3) (s. 1) Drehstahl mit mondförmiger Schneide. Mórgen-: Der Venus M. IGJacobi; Tieck 10, 325, vgl.: Morgenröthe-Sch. Ense D. 6, 447. Nāch-: nachglänzender etc. Salis 44, s. Vor- Sch. 2. Nêbel-: G. 37, 43, vgl. Hof 2a. Nórd-: Nordlicht. G. 6, 189; JP. 36, 51 etc., vgl. Furchtbar prächtig wie blut’ger Nordlicht-Sch. Nhland 444. Ver- alt.: Norden-Sch. = Polarstern. Lohenst. Hy. 6. Púrpur-: Kinkel E. 30 etc. Rōsen-: Möricke N. 121. Rück-:
1) Reflex. Laube Br. 29.
2) [3] Revers. Síchel-: Des Mondes S. Tiedge 2, 102. Sónnen-: Sch. 457a etc. (s. Mond-Sch. 1) Stérnen-: Sch. 249b. Tāg-: Kinkel E. 436. Trūg- [2]: Cham. 3, 172. Vóll-: [Der Tag,] dessen V. jetzt uns blendet. Rückert 5, 270. Vōr-:
1) Zum V. kommen [aus der Verborgenheit hervortretend erscheinen]; bringen [kommen machen].
2) selten (s. Nach- Sch.): Der V., das Spiegelbild der Sonne, das vor ihr den Rand des Horizonts begrüßt. Burow Arzt. 256.
3) (vralt.) vorgebundne Maske etc. Olear. Baumg. 67a. Wétter-: s. Wetterleuchten. B. 81a; G. 1, 145 etc. Wī(ē)der-: Reflex (s. d.). 13, 114; 18, 2; L. 11, 133 etc. Zāūber-: magischer. Sch. 515a; Im Rosen-Z. Kinkel 391. Zítter-: Cham. 4, 62; Uhland 211. Zodiakāl-: Zodiakallicht. IP. 2, 204 etc.