Faksimile 0079 | Seite 901
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Scheide
Schēīde, f.; –n; –chen (3); –n-:
1) (zuw.) das Scheiden, die Sonderung. Maje 1, 157.
2) (s. 1) scheidende, trennende Grenze (s. d., nam. Jahn M. 137; 147 etc.):
a) örtl. (s. b): Die Sch. beider Flüsse [s. u.: Wasser-Sch.]. Burmeister Gsch. 301; Streitige Sch–n und Grenzen. Erbvgl. Beil. 52; G. 25, 190; Sch. 456a; V. Il. 12, 421 etc.; Berg-Sch. [Berge scheidende Kluft]. Campe, s. 3 und scheiden 6f; Fluß-Sch., s. Wasser-Sch.; Grenz-Sch. Gutzkow R. 5, 4 etc.; übertr. z. B. Sch. 806a; 846b etc., auch (s. b): An der Zeiten Grenze-Sch. Rückert Morg. 1, 192; Landes- (Echtermeyer 114), Länder- (Sch. 464b) Sch–n, vgl.: Land-Sch.: Feldgrenze. Adelung (Landscheider: Aufseher darüber. ebd.); Mark- Sch., s. Grenz-Sch., nam. (Bergb.): durch unterirdische Vermessung bestimmte Grenze eines Grubenmaßes; Sprachen-Sch., wo Deutsch, Slawisch und Magyarisch sich berühren. Laube Kön. 1, 13; Völker-Sch. Görres Ver. 29; Wasser-Sch–n, d. h. Stellen, über die hinweg kein Wasser fließt, sondern von wo an es nach versch. Seiten hin- abströmt. Daniel Geogr. 33; Haupt-Wasser-Sch. G. 27, 328 etc.; Weg-Sch. Pfeffel Pr. 9, 73; Tieck NK. 3, 40 etc. (Wegscheid. HSachs G. 2, 43 etc.): Scheideweg; Wetter- Sch., Ortlichk., worüber Wetterwolken nicht leicht wegziehn; übertr. G. Sch. 2, 260 etc.
b) zeitl.: Um die Sch. des 16. und 17. Jahrh. Gervinus Sh. 1, 110; Jahn M. 338; Sch. des Tags und der Nacht, ein dämmerndes Zweilicht. V. Ov. 1, 214 etc.; In der Nacht-Sch. Rückert Mak. 2, 237; Die Zeit-Sch. einer neuen Geschichte. Natur 4, 33a etc.
3) langes, schmales Futteral für etwas drein zu Steckendes oder drin Steckendes:
a) zur Aufnahme schneidender, stechender etc. Werkzeuge: Joh. 18, 11 etc.; übertr. Agricola 415; Luther 1, 367b; Degen-, Dolch-, Gabel-, Messer-, Pallasch-, Schwert-Sch.; Strick- Sch., für Stricknadeln, s. Strickrolle. Von ähnlichen Behältnissen und Umkleidungen, z. B.:
b) Anat.: Der Rüssel vieler Insekten steckt in einer Sch. etc.; Sch., Mutter-Sch., Theil der Gebärmutter, das männl. Glied in sich aufnehmend. Bock An. 914; Muskel- (213), Nerven- (501), Nabelstrang- (915) Sch., umkleidende Hülle der Muskeln etc.; Flechsen- oder Sehnen-Sch–n, längliche, enge Kanäle, worin die Flechsen liegen. 227; Das Innre eines solchen Kanals ist mit einer eingestülpten Synovialblase (Schleim-Sch.) ausgekleidet. ebd.
c) Bot.: Hüllen und Umkleidungen von Pflanzentheilen, s. Schoßbalg; Blatt- (Burmeister gB. 2, 232); Blumen- (245) Sch.; Die sog. Mark- Sch. ist der jüngste Theil des Holzrings, sie umschließt das Mark. Schacht B. 109; Neben-Sch., den Stengel umhüllendes Nebenblatt etc.
d) Buchdr.: Das Ende des Preßbengels steckt in einer .. Hülse (der Bengel-Sch.). Franke Kat. 89.
e) Orgelb.: Bretteinschnitt, der die Hinter-Enden der Klaves aufnimmt.
f) Rie- mer etc.: Sch., Riemen-Sch., die Tragriemen aufnehmende Vertiefung an Kutschen; Sch., Seil-, Sielen-, Strang-Sch., Lederbekleidung der Zugstränge am Pferdegeschirr.
g) weidm.: Sch. = Mutter- Sch. (s. b); die äußre Haut ums männl. Glied. Laube Br. 284.
h) bildl., z. B.: Muß der Geist in einen Erdenleib, in eine enge Flügel-Sch. ziehen. JP. 29, 144; Zu deiner Seelen-Sch., zum Leichnam. 2, 140 etc.
4) (s. 3) Name von Thieren:
a) Sch., Meer-(Oken 5, 293), Messer- (Nemnich), Wasser- (Vogt Oc. 2, 95) Sch., Sch–n- Muschel, Solen; Degen- oder Schwert- (S. ensis); Kamm- (8. bullatus); Strahlen-Sch., S. radiatus.
b) Art Mollusken, so: Feuer-(Pyrosoma), Meer-od. See- (Ascidia); Walzen-Sch–n, Salpa etc.
c) Degen-Sch., Nautilus legumen. Nemnich. 5) (s. 3) in einigen techn. Anwend. (vgl. Scheit) ein schmales, langes Holz:
a) Strickholz (s. d. 2), verkl.: Das Scheidel (Schedel. Döbel 2, 185a; 195b).
b) Färb.: das untre Querholz einer Aufhänge.
c) Landw.: Sch–n, Eggen-Sch–n (od. -Schienen), Querhölzer zum Verbinden der Eggenbalken.
d) Kürschn.: Fuchs-Sch., Hölzer zum Ausspannen zu trocknender Fuchsbälge etc.
e) Schuhmach.: Glätt-Sch. oder -Schiene, Holzschiene zum Sohlenglätten etc. 6) s. Schaid.
Anm. Ahd. sceida etc., mhd. scheide, in Bed. 2; 3 (s. nam. scheiden 6d), von scheiden, goth. skaidan, ahd. skeidan, mhd. scheidan, vgl. lat. sci(n)do, gr.o (́ω etc., starkformig (allgm. hochd. schied; geschieden, veralt., mundartl.: gescheiden), zuw. (vgl. tr. ahd. skeidón), schwachformig (s. Schm. 3, 332), was korrekt ist für das von Sch. 3 abgeleitete scheiden, z.B.: Ein Schwert (be) scheiden [mit einer Sch. versehn]; einscheiden [in die Sch. stecken], Ggstz.: aus-, entscheiden [entblößen], auch (s. 3c): Um die Achse gedrängt, entscheidet [entfaltet, enthüllt] der bergende Kelch sich. G. 2, 29 etc.; In Pappe eingescheidet zu stecken. W. 11, 257; übertr. (s. 3h) JP. 36, 41; 40, 50 u. o. Hierzu auch Scheit, ahd., mhd. scheit; Scheitel, ahd. sceitila, mhd. scheitel.
Zsstzg.: Béngel- [3d]; Bérg- [2a]; Blätt-, Blūmen- [3c]; Dêgen- [3a: 4a: c]; Dölch- [3a]; Eggen- [5c]; Feūer- [4b]; Flechsen- [3b]: Flügel- [3h]; Flüß- [2]; Füchs- [5d]; Gabel- [3]; Glätt- [5e]; Grénz(e)- [2a]; Kämm- [4a]; Länd(es)-, Länder- [2a]; Märk- [2; 3c]; Meêr- [4a; b]; Mésser- [3a; 4b]; Müskel-, Mütter-, Näbelstrang- [3b]; Nächt- [2b]; Neben- [3c]; Nérven- [3b]; Pällasch- [3a]; Rīemen- [3f]; Schleīm- [3b]; Schwêrt- [3a]; Sēē- [4b]; Sēēlen-s3h]; Sēhnen- [3b]; Sēīl-, Sīēlen- [3f]; Sprāchen- [2]; Strählen- [4a]; Sträng- [3f]; Strick- [3a]; Volker- [2a]; Wälzen-[4b]; Wässer- [2a; 4a]; Weg-, Wétter- [2a]; Zeit-[2] Sch. etc.