Faksimile 0070 | Seite 892
Faksimile 0070 | Seite 892
scharren Um-Scharren Um-Scharren
II. Schárren: 1) intr. (haben):
mit rauher Fläche über eine andre scharf reibend hinfahren, in Bezug auf den Ton (dumpfer: schurren) oder auf das mehr oder minder tiefe Eindringen, nam. (a—g): Mit den Füßen sch., von Thieren (a—c) und Menschen:
a) Der Bär (G. 5, 138), die Geiß (Gotthelf Sch. 104) scharrt; der Hund an der Hausthür. Hebel 3, 159, Einlaß begehrend etc.
b) Hühner etc. sch. nach Würmern etc. G. 5, 133; Oken 7, 561 etc., vgl. i.
c) Pferde sch. in die (Hiob 39, 24), in der (Alxinger D. 58) Erde, im Sande (Nicolai 8, 245) etc., in muthiger Ungeduld (s. g). Ferner von Pers.:
d) grüßend (s. Scharrfuß). Hagedorn 3, 185; V. 1, 156.
e) als Ausdruck des Mißfallens über Gehörtes, nam. über Außrungen eines Docenten, Redners etc. (vgl. trommeln). Voigts H. 19 etc.; Einen Lehrer, Redner aus-sch., vgl. aus-trommeln, -zischen, -pfeifen etc.
f) (vgl. k) bibl. als Ausdr. der Freude (gw. stampfen). Hes. 25, 6.
g) als Ausdruck ungeduldiger Erwartung etc. (vgl. c). Freiligrath 2, 278; Pol. 2, 51; Lenau A. 96.
h) Mit dem Schnabel, der Hand, einem Werkzeug, Eisen etc. sch., in der Erde, nach Etwas sch. etc. Ubrtr.: Nach Privilegien sch. G. 9, 169 etc.
i) (s. h, vgl. b) übertr. wie kratzen (s. d. 1), schaben (s. d. 1h), schinden etc. von Geizigen: Sch. und geizen (Luther 5, 350a), kratzen (424b), schinden (IP. 3, 4), schaben. Sch. 107a etc. k) veraltend (s. f; Scharrhans etc.) wie pochen (s. d. 2): wildlärmend, mit trotzigem Ungestüm auftreten. Luther 5, 124a; 353b; Einher-sch. 6, 219b etc. l) mundartl. von ähnl. Tönen: Mit dem Hals (Ade- lung), Mund (Olearius Reis. 300b) sch., räuspern; [Bretter] im Windstoße sch–d und knarrend. Sealsfield Leg. 2, 221, vgl.: Ein Schreibekiel, ein knarriger und scharriger. Rückert Mak. 2, 92; Scharre 5 etc. 2) tr. (s. 1) mit versch. Obj., z. B.: Mit den Füßen (s. 1a—g), mit dem Schnabel, Eisen etc. den Boden, die Erde sch. etc.; Ein Loch, eine Delle (Oken 7, 582), ein Nest (561) in die Erde —, auf dem Boden sch. etc.; Etwas aus einander (G. 19, 405), auf einen Haufen (od. zusammen-), hinter sich (Döbel 2. 139b), zu sich hin-, von sich weg-, in die Erde (hin- ein-), aus dem Mist (Thümmel 5, 138), aus der Erde (Oken 7, 1572), aus Blut und Schutt (Lenau A. 118) heraus, die Gluth unter die Asche sch.; Den Brei aus der Pfanne; das Moos, Harzv. den Bäumen; den Ruß aus dem Schornstein sch., ab-sch. (meton.: Die Pfanne, die Bäume, den Schornstein ab-sch.) etc. Auch (1d): Einen Gruß sch. Pfeffel Po. 3, 47 etc. 3) refl.:
a) (s. 2, vgl. graben, wühlen): Die Schneehühner sch. sich durch den Schnee etc. 4) Scharrer:
a) Jemand, der und insofern er scharrt, z. B.: (Harz-, Pech-) Scharrer = Harzreißer; auch (s. 1i) = Geizhals: Scharrer und Schrapper. FMüller F. 20 etc. und (s. 1a) bei Oken Bez. der hühnerartigen Vögel.
b) s. Scharre 2.
Anm. Veralt. scherren; scharr (schorr); geschorren. Schm.; Eppendorf 95 etc., auch Zsstzg., z. B.: Etwas ver- (66), ein- (Opitz 2, 152) scherren; Partic.: Be- (Luther 6, 75b; 79b); einge- (Prätorius Weltb. 1, 342), ver- (Jos. 7, 21 ff.; Opitz 1, 165; 2, 53; 154; Luther 5, 410a etc.); zuge- (Tischr. 130b) schorren etc.; Impf.: Durchschorren wir den Sand. Opitz W. 1, 276 etc., ahd. scërran, mhd. schërren, mit scheren (s. d., vgl. schurren, schürfen, schrapen) sich berührendes Tonw.
Zsstzg., vgl. die von kratzen, z. B.: Áb- [2].
An-:
1) [1] Dem a–den [an der Thür scharrenden] Hund öffnen.
2) [2; 1i] Geld a. Āūf- [2]: aufgraben:
1) scharrend öffnen. Nicolai 6, 255; Oken 7, 1571 etc.
2) scharrend in die Höhe bringen, bloßlegen. H. 11, 367; L. 1, 145 etc. Āūs-:
1) [2] Etwas heraus-sch. aus dem Ort, wo es verborgen, eingescharrt: Cham. 3, 182; Von einem Erdbeben unter- gescharret und von Antiquaren wiederum ausgescharret. IP. 31, 32; 26, 122 etc.
2) [1e] Ense Tag. 3, 256.
3) intr.: Mit den Beinen a., sie scharrend bewegen; Mit weit a–dem Bückling. V. Id. 10, 53 (vgl. V. 2, 113). Be-:
1) Etwas zum Ggstd. des Scharrens machen, z. B. [2]: Harzbäume b. etc.; [1e] Eine Rede b.
2) (veralt.) ver-sch., begraben. 2. Mos. 2, 12 u. o. [Anm.].
3) veralt. [1i]: Bescharrt und wohl behungert [s. d.] sein. Rachel 8, 472, mit Erscharrtem versehn. I. Durch-: scharrend durchwühlen [Anm.]. II. Dúrch-: = I, auch refl. [3]. Lohensein A. 1, 826. Eīn- [2]: scharrend in Etwas hineinbringen etc.: Leichen, Jemandes Asche (Opitz 1, 60) e., ein-, begraben; Kanonen unter dem Fußboden e. Sch. 947b; Feuer e., in die Asche; Geld e., in den Beutel, einstreichen etc. [Anm.]. Auch (s. begraben): Einen lebend e. G. 13, 336; W. 11, 179 etc. Einhêr-, intr. (sein): scharrend einhergehn etc.; auch [1k]. Ent-: scharrend entnehmen: Kohlen dem Ofen e. V. 2, 152; Einen [dem Grab] e. Kosegarten Rh. 3, 352. Er- [1i]: scharrend erwerben. Opitz R. 312; V. Od. 8, 164. Hêr- etc. [2]. Nīēder-: in die Tiefe, unter-sch. FMüler 2, 339. Über-: scharrend überdecken. Tschudi Th. 206. I.
Um-: umwühlen. Verstärkt:
Mit .. Spaten ward | der Weinberg um- und um gescharrt.B. 77a. II.
Um-: ringsum be-sch. Unter-:
nieder-sch., s. aus-sch Ver- [2]: scharrend verdecken, vgl. ein-, zu-sch. G. 39, 17; Sch. 263a etc.; Unverscharrt. Nicolai 6, 205 etc. Selten: Ein-v. Fleming (Ense B. 4, 28). Zer- [2]: aus einander scharren. Zachariä 1, 52. Zū-:
1) intr.: tüchtig drauf losscharren. G. 5, 185 etc.
2) scharrend zudecken; übertr. = vertuschen. Luther 6, 326b. Zusámmen- [2]: auf einen Haufen scharren, nam. [1i]. G. 22, 93; Rückert Mak. 1, 86 etc.