Faksimile 0069 | Seite 891
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Scharf Scharfe Schärf Scharfe scharfen Scharfigkeit scharflich
II, Schárf, n., –(e)s; –e, –s:
s. I 11c; 14.
~e, f.; –n:
Tischl., Bauk.: Sch., Schärfe, abgeschrägtes mit einem entsprechenden rechtwinklig zusammenzufügendes Brett-, Balken-Ende.
Schä́rf: s. Scherf. ~e, f.; –n:
1) das Scharfsein (selten Scharfheit, vgl.
2) in allen Anwendungen von scharf (s. d.) worauf sich die Hinweise in [] beziehn, außer zu 11; 12; 14b und 16; auch z. B.: Verstandes-Sch. Scherr Bl. 1, 315 etc. 2) (vgl.
1) etwas Scharfes, nam.:
a) [1] Schneide etc. von Messern, Arten, Pfeilen, Schwertern, Bohrern, Feilen etc. G. 1, 187; 225; 7, 333; Karmarsch 1, 70; 761 etc.; übertr. (s. Messer 1c) V. Il. 10, 173; Sie tanzen auf der Rasiermesser-Sch. des Augenblicks. G. Zelt. 128 etc. Auch: Pickend mit des Schnabels Sch–n. Rückert Morg. 1, 20 etc.
b) [2] scharfe Ecke, Kante, z. B.: An einer Sch. der Wand. Rank Arm. 139 etc., auch Scharfe (s. d.). Döbel 2, 257a.
c) Etwas von scharfem Geschmack, Atzendes, Beizendes, z. B. [3c] (Kochk.): V. 2, 214etc.; übrtr. IP. 41, 20; ferner von verletzenden Worten [6]. Rückert Rost. 57 etc. und nam. [8]: G. 24, 58 etc. (Schärfigkeiten. Riemer G. 24, 58). 3) vereinzelt st. Schärpe (s. d.).
~en, tr.:
1) scharf s. d., worauf die Hinweise in [ ] sich beziehn machen:
a) [1] Ein stumpfes Eisen (Pred. 10, 10) etc. sch.; Erzgeschärfte Lanzen. Stolberg Il. 18, 533 etc., auch: Der Adler schärft die Klauen (Hagedorn 2, 79), die Bienen den Stachel (V. Georg. 4, 72) etc. Auch: Einen Bleistift etc. (an-, zu-) sch., spitzen, vgl.: Wer schärft den Ähren ihr Spitz? Wackern. 2, 283²⁴ etc.; übertr.: Ein feiner Plan, fein zugespitzt! nur Schade! | zu fein geschärfet, daß die Spitze brach. Sch. 432b etc. Ferner: Die Zunge sch. [zum Verletzen]. Ps. 64, 4; 140, 4 etc.; Mühlsteine sch. (G. 40, 257 etc.), zum Zermalmen des Getreides; Einem Pferd die Eisen, meton.: das Pferd sch. [13] etc.
b) [5] Den blöden Sinn (Mühlpforth H. 8), das Gehör (Ryff Th. 60), das Gefühl (Wackern. 4, 1015²⁴), den Blick (G. 4, 141; 22, 141 etc.), die Sehe (Kosegarten D. 3, 66), das Auge auf Etwas (G. 23, 15), das Urtheil (22, 378), die Kräfte des Geistes (Danzel Gottsch. 258) sch.; auch refl.: Es schärft sich Jemandes Blick auf Einen (F. Nath. 2, 7), ein Merken auf Etwas (Immermann M. 4, 112) etc.; Blickschärfung. Gutzkow Kn. 291.
c) (s. b) Eine Empfindung etc. sch. |(ver-sch.), verstärken, erhöhn, z. B.: Den Durst (Forser lJt. 2, 175), die Erinnrung (G. 29, 144), den Genuß (32, 112* 116), die Sinnlichkeit (39, 12), den bösen Willen (22, 247), die Neugier (Sch. 613a), die Geduld (792a) sch. etc., nam. von Schmerzlichem: Qualen (G. 1, 308), Martern (17, 240), den Schmerz (20, 256), das Übel (38) sch.; Schärfung der Strafe. 17, 132 etc. Ferner: Jemandes (28), öfter: ihm das (243; 10, 198 etc.) Gewissen sch., machen, daß es sich bei ihm empfindlich regt.
d) [4] Vom Abendlicht geschärft, | die Schatten. Kinkel 469 etc.; M. schärfte seine Konklusionen. G. 22, 341, sprach sie schärfer hervortretend, eindringlicher aus.
e) Kochk. [3c]: Saucen etc. sch., ab-sch., pikant machen.
f) (s. e) Färb. [10]: Die Küpe sch., ver-sch., Kalk zusetzen.
g) [16] Sprachl.: Einen Vokal sch.
h) selten: Die Segel sch. Olearius Reis. 190, zum scharfen [7] Segeln richten.
i) zuw.: Einem Etwas sch. (5. Mos. 6, 7; G. 5, 144 etc.), gw. ein-sch., eindringlich sagen und einprägen. 2) weidm. = schneiden. Laube Br. 284, auch Zsstzg. 3) Buchb.: Sch., absch. (oder schärben), das Leder zum Einband an Ecken und Kanten schräg dünn schneiden (auf dem Schärfstein). 4) mundartl.: schrammen: Sich an Etwas sch.; mit der Hand ein wenig an die Mauer an-sch.; sich die Hautauf-sch. (Adelung), ab-sch. etc., vgl. schürfen.
Zsstzg. z. B. Ab-:
1) durch Ab-, Fortnehmen eines Theils scharf, schräg, spitz, dünner machen (vgl. abschrägen, zuspitzen, zu-sch.). Helft 5a; Karmarsch 1, 128 [s. 3]; V. Ov. 9, 282 etc.; übertr.: Sentenzen a. und zuspitzen. FSchlegel Lit. 2, 263.
2) [1e] Scheibler Kochb. 386 etc.
3) [2].
4) [4]. An-:
1) anspitzen: Bleistifte a. etc.
2) [2].
3) [4]. Āūf-:
1) [2] Laube Br. 238 etc., früher allgm. HSachs 2, 4, 73a.
2) [4]. Āūs- [2]. Eīn- [1i]: G. 4, 57; 11, 91; 19, 179 etc.; Einschärfer. Fichte 6, 257. Ver-:
1) [1c] empfindlich Treffendes noch schärfer eindringlich machen: Eine Strafe, Züchtigung, Exekution etc., einen Befehl v. 2) seltner [1b]: Gesicht, Gefühl und Gehör waren verschärfter. Willkomm Sag. 1, 185 etc.; refl. Hackländer Tag. 1, 47 etc. 3) [1f]. Zū-: s. ab-sch. 1: Burmeister gB. 2, 199; Ruppius V. 2, 180 etc.; Zuschärfungen. G. 24, 110; Karmarsch 1, 315; 2, 892.
~igkeit, f.; –en:
s. Schärfe 2c.
~lich, a.:
ein wenig scharf, nam. vom Geschmack. L. 3, 439.