Faksimile 0067 | Seite 889
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schänden
Schä́nden, tr., zuw. ohne Obj.:
auf schmählich schimpfliche Weise beschädigen u. verletzen (s. Schande): 1) körperlich beschädigen, nam. schwzr. Stumpf 124a etc. (ge-sch. Stalder), vgl. Luther 6, 288a etc., allgm. hochd. gw. nur mit dem Begriff des Verunstaltens, Entstellens (vgl. verschimpfieren, zerlästern): Schind’ ich meine Nase, schänd’ ich mein Angesicht. (Sprchw.). Auerbach Ed. 14 etc.; Mein Pferd | verstümmelt und geschändet. Cham. 3, 210; Ewig sch–der Fleck in dem Ehrenkleid, das etc. G. 10, 205; Der Glanz [der Rüstungen] ist geschändet, soweit hindampfte das Feuer. V. Od. 19, 9 etc. 2) (s. 1) an der Ehre, Würde, Hoheit, Heiligkeit etc. verletzen; Schande und Schmach zufügen; zu Schanden machen, vgl. entehren, entheiligen, entweihen; beschimpfen etc. 2. Sam. 15, 5; 3. Mos. 21, 9; Klag. 2,.6; Ps. 4, 3; Röm. 2, 23; Sir. 3, 18 u. o.; Armuth schändet nicht. Sprchw.; Sich sch. und anprangern lassen. Arndt E. IV; Geschmäht und geschändet. G. 13, 71; Seelen-sch–de Bande. Knebel 1, 23; Gleichgültige Dinge, die nicht sch. und nicht ehren. Leisewiß Jul. 23; Alles Andre thäten sie hudeln und sch. [schimpflich behandeln, erniedrigen etc.], | den Soldaten trugen sie auf den Händen. Sch. 328b; Ehrt in mir euch selbst, entweihet, schändet nicht | das Blut der Tudor. 427b; 538a etc. 3) (s. 2) nam.: lästern (s. d.), schmähen, schimpfen etc. Spr. 25, 8; 11, 12; Sir. 26, 8; Jes. 37, 24 (s. blasphemieren); Der Pfarrer hat von der Kanzel herunter immer soviel geschändet und mit Schimpf überhagelt. Auerbach Leb. 2, 255; Luther 6, 316a; SW. 64, 327 etc. Volksth.: schändieren (H. 8, 376 etc.); schandieren (Olearius Reis. 48a etc.), vgl. „schändturieren“ Fischart B. 67b etc. Bair. auch wie schelten (s. d.) = nennen, mit iron. Nbnf.: Der Herr Landrichter lässt sich Ihro Gnaden sch. Schm. 4) (s. 2) einem Frauenzimmer durch Beischlaf die Ehre rauben. Sir. 20, 4 etc.; Hiob 31, 10 etc.; ausgedehnt auf andre Befriedigung der Wollust (s. Onanie, Päderastie): Die eignen Leiber (Röm. 1, 24), einen Knaben sch. 5) Schändung, z. B. (2) der Ehre, des Tempels, Sabbaths etc. und (4) einer Jungfrau, eines Knaben; Selbst schändung (z. B. übrtr. Forster A. 1, 30). 6) Schänder, z. B. zu (3): Schänder und Lästerer. Ps. 44, 17; 2. Tim. 3, 3 etc.; ferner: Am Schänder meiner Ehr’ (2) und meines Weibes (4). Sch. 517b. Dazu: Die schänderische [sch–de 1] Hand. Kurz 3, 580b; Schänderei, selten (s. u.) Zsstzg. ohne Bem. zu 2 (s. Spate), z. B. Baumschänder (1), vgl. Forstfrevler; übertr. JP. 26, 30; 31, 9 etc.; Blut- schänder etc., s. Blutschande; Ehe schänder. Luther 3, 517; Lügner, Ehrenschänder. FMüller 3, 265; Müllner 5, 166; Ehrenschänderisch. JGMüller Lind. 1, 24 etc.; Frauen- schänder (4). Nicolai 6, 221; Gottesschänder (2; 3); Gottesschänderische [blasphemierende] Sünder. Pfeffel Pr. 8, 178; Grabschänderische Hand. Sealsfield Leg. 3, 177; Wunderkinder sind Kinderschändereien von Menschenverrenkern. Jahn V. 186; Kirchenschänderische Räuber; Knabenschänder(-ei) (4). Andersen 30a; Olearius Reis. 121a etc.; Majestäts- (G. 9, 188), Majestäten- (W. 12, 186) Schänder (2; 3); Sabbath- schänderei. Ense T. 2, 214; Selbstschänder (4); Die Wiedertäufer und andre Taufschänder. Luther 5, 326b etc.; Tempelschänder. Sch. 840b etc.
Zsstzg. z. B.: Āūs-:
1) [1] Mit Stahl a. des Meers unsaubre Gevögel. V. Än. 3, 241; Th. 27, 59 etc.
2) [3] ausschimpfen. Ar. 3, 175 etc. (ausschändieren. Gellert 1, 208).
3) [4] Ausgeschändete Jungfrau. V. Th. 2, 41. Durch-: namentl. [2]: heftig schimpfen. Sh. 2, 347 etc. Ver- [1]: Die ganze Gegend wäre verschändet gewesen, wenn er fehlte. Auerbach Ab. 273; B. 235a; Zum Scheusal dich v. 237b; G. 2, 112 174; 28, 175 etc. Verschändung. Gartenl. 9, 262b; verschandieren; verstärkt: zer-sch.