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Schale
Schāle, f.; –n; Schälchen; –n-; Schal-:
1) in Bezug auf etwas Innres als das Wesentliche, den Kern des Ganzen das Dies umschließende, umkleidende Äußre, vgl.: Hülle, Hülse, z. B.:
a) im ausdrückl. Ggstz. zum Kern (s. d. 3), eig. (s. c) und übertr.: G. 2, 304; 17, 142; 18, 137; 27, 330; L. Nath. 2, 5; Luther 1, 313b; 8, 134; Matthisson A. 8, 124 U. v.
b) (s. a) im Ggstz. zum Wesen; dem wahren Sein (Selbst); Innern etc.: G, 12, 42; 33, 165; Leisewitz Jul. 21; Luther 5, 226b; W. 2, 3 etc., vgl.: An der Außen- Sch. [am Außerlichen] mäkeln. Heine B. 12.
c) nam. von Pflanzentheilen, bes. von der Frucht, dem Kern (s. a): Oken 2, 80 etc.; Sch–n der Apfel. G. 23, 338; Kartoffeln in der Sch.; Kartoffel-Sch. (s. Pelle); Apfel-, Birnen-, Citronen-, Pomeranzen- etc., Frucht-, Obst-Sch. (versch.
2) etc.; Die äußern Man- del-Sch–n. G. 23, 351; Nuß-Sch. (s. u.) etc. d) die äußre Umhüllung, die ein Thier in seiner Entwicklung durchbricht, um daraus hervorzugehn: Schlange, die .. neuverjüngt jetzt von sich streift die Sch. Sch. 34a ꝛc,, häufiger: Wer [kann] der Puppe die zarte Sch. helfen durchzubrechen? G. 2, 32 etc., auch übertr.: Puppen-Sch. 3, 280. Nam.: die äußre harte Bedeckung der Eier. Oken 4, 306 ff.; übertr. W. 14, 78 etc.; Ei- (Rückert Rost. 38a), gw.: Eier-Sch. Cham. 4, 153 etc.; übertr. Monatbl. 1, 179b; IP. 10, 163 etc. und z. B.: Kalk- Sch. [kalkhaltige] der Vogel-, Leder-Sch. [lederartige] der Schlangeneier etc. e) die den Leib mancher Thiere schützend umschließende harte Bedeckung, z. B.: Sch. der Schildkröten; der Krustenthiere (Krebse) und nam. der nichtnackten Mollusken (Schalthiere, Konchylien), z. B. der Schnecken, Muscheln, Austern, Patellen etc.; übertr.: Perle, die verborgen | in stillen Sch–n eingeschlossen ruht. G. 13, 127; H. 15, 191; Rückert 2, 443 etc.; In meine Sch. zurückzukriechen [wie ein Schalthier]. W. 9, 4 etc.; Auster-, Krebs-, Muschel-, Patellen-, Schildkröten-, Schnecken-Sch. etc.; Die Rücken-Sch. der Krebse; Die Mutter-Sch. dieser Perle [s. Perlmutter]. H. 7, 291 etc. und Bez. einzelner Schalthiere, z. B. Nagel-Sch., Chama gigas; Punkt-Sch., Venus punctata etc. f) die umschließende harte Bedeckung einzelner Theile des (thierischen und menschl.) Körpers, s. Hirn-Sch., nam. bei den Thieren mit mehrern Hufen die Umschließung dieser Fußtheile, so weidm. die hornigen Klauen des Hochwilds. Laube Br. 284 etc., seltner vom Pferdehuf. Fleming J. 203b etc. (s. 15). g) natürlich auch außer den genannten Fällen z. B.: Die Sch–n der Würste. G. 23, 338 etc.; Den niedlichsten Koffer, angefüllt mit Geschenken, einer solchen Sch. würdig. 15, 116; Leise nur bist du umfangen. | Schlaf ist Sch., wirf sie fort [die Umhüllung der Sinne etc.]. 12, 5 etc., s. das Folg., als bloße Modifikation und Anwendung. 2) (s. 1) Gefäß, das hohl mehr oder minder die Form eines Kugel- abschnitts hat (oder hatte); auch (s. Glas 1f; Flasche 1 etc.) vom Inhalt solches Gefäßes (s. 4): Becher, Kannen, Sch–n. 2. Mos. 25, 29 etc.; Trinket Wein aus den Sch–n. Am. 6, 6; Butter in einer Sch. Richt. 5, 25; Goldne Sch–n voll Räuchwerk. Ofenb. 5, 7; Goldne Äpfel in silbernen Sch–n. Spr. 15, 11 etc.; Nennt mir ein Gift, das zu seiner Mischerei keine Sch. bedürfe. Börne 5, 74; Cham. 3, 262; G. 1, 160; 186; 4, 26; 11, 32; Trink ein Schälchen [Kaffe]. Ifland 3, 1, 19; Eine Tasse Kaffe, eine altmodisch geblümte Sch. Nat.~Z. 15, 484 (TUlrich); Sch. 52b; 55b; Die heiße Sch. [Punsch]. V. 4, 42; Eine Sch. Sorbet ausgetrunken. W. 9, 286 etc.; übertr.: Sch–n voll Zorn Gottes. Off. 15, 7; 16, 1 ff. (s. Becher 1; Zornwein etc.); Trinkt er aus der Sorgen Sch. Göckingk 3, 103; Die Sch. des Todes, sie sei bitter oder süß, wartet Zeit genug auf uns. H. 11, 431 etc. Zsstzg. (s. u.), vgl. die von Becher, nam.:
a) nach dem Inhalt (eig. und übertr.).
b) nach dem Gebrauch.
c) nach dem Stoff.
3) (s. 2) Sch., best. Wag- (selten Wiege-) Sch., an einer Wage die Theile, von denen der eine das zu Wägende, der andre die Gewichte aufnimmt, eig. (Cham. 4, 83) und übertr. bildl.: 139; G. 9, 289; 13. 201; 17, 127; 27, 138 u. o.
4) Kochk.: Kalte (s. d. 1a) Sch., ein in einer Sch. (2) kalt bereitetes Gericht aus Flüssigkeiten mit eingemengten festen Ingredienzien (vgl. mähren, Anm.), s. Scheibler Kochb. 100 ff.: Bier-, Apfelsinen-, Reis-Kalteschale etc.; Erdbeeren Ich möchte eine kalte Sch. davon essen. Gellert 3, 309; Rachel 8, 467; V. 4, 151 etc.; übertr. (Mischmasch). Gervinus Lit. 5, 351 etc. Auch: Bier- (G. 27, 487), Wein- (Körner 247a) Kaltschale. Ferner techn.:
5) Bauk.:
a) Sch., Bei-Sch., Schille, Schillstück = Beischalbrett.
b) Bretter zum schützenden Bedecken, Bekleiden (Aus-, Verschalen) einer Fläche, s. Schm.; Brem. W.
6) Bergb.:
a) Sch., Erz-Sch., sich loslösende Erzwand.
b) Kamm-Sch., Art Kupferschiefer, vgl. Kamm 4b.
7) Buchbind.: Einband; Deckel.
8) Gieß.: Sch–n-Form (s. d.).
9) Hüttenw.: Sch., Poch-Sch., in der Mitte vertiefte Eisenplatte zum Erzpochen.
10) Kupferschm.: vertiefte Scheiben, woraus Kessel geschlagen werden.
11) Messerschm.: Sch., Messer-Sch., die das Heft bildenden Bekleidungen der Angel.
12) Mineral.: Wenn bei krystallinischen Gestalten zwei ihrer Dimensionen gegen die dritte vorherrschen, so erscheinen sie als Blättchen oder Schuppen .. Krumme Blätter werden als Sch–n bezeichnet und die krystallinischen Körper, welche aus solchen bestehen, in dick- und dünnschalige, nierförmig-, konisch-, wellenförmig-, koncentrisch- und unbestimmtkrummschalige unterschieden. Oken 1, 83.
13) Schiff.:
a) Art Flußfahrzeuge. Bobrik; Micrälius Pomm. 2, 3 § 31, s. Nuß-Sch., vgl. „Schall“ [Fähre]. Weidner (Schm.) und schalten, Anm.
b) Sch–n (Wangen) der Masten oder Rahen, verstärkende Holzstücke; Stoß-Sch–n der Rahen etc.
14) Schlachter.: Die Hüft-, Schweif-Sch–n, ein gewisser Fleischtheil an den Hüften, am Schweif; Die Ober-Sch–n am Kalbsschlägel [oder an der Rinderkeule, im Ggstz. zur Unter-Sch. Adelung]. Schm., vgl. gr. oxeλίς, Hüftknochen.
15) Thierarzn.: Knochengeschwulst am Kronenbein oder nah dabei, s. Falke 2, 270; Spat- Sch. 324, s. Korb 2e.
16) s. Schalle.
Anm. Ahd. scâla, mhd. schâle, schale. Dazu Schelfe, ahd. sceliva, mhd. schelve; Schelm (s. d., vgl. Schalk, Anm.); schälen, ahd. scaljan, sceljan, scelen, mhd. scheln (s. ausschalen), vgl. goth. skiljan, zerreißen, altn. skilja, unterscheiden, niederd.: Schalm, Part, Theil. Reuter Kam. 2, 222; 254 etc., nam.: zur Viehhutung zugewiesner Theil des Forsts. Frisch; Einen Triftplatz (an-, aus-) schalmen, im Forst bezeichnen; Örter in der Heide abschalmen, von der Hutung wegnehmen, ausschließen. ebd., vgl. schalmen = laschen (s. d. 2) von schälen (s. Schalk, Anm.) und: Solange die Rinde am verschalmten Baum nur noch einen schmalen Streifen als Zusammenhang von oben nach unten hat, überwächst sie mit der Zeit den Schalm. Jahn M. 150 etc.
Zsstzg. unerschöpflich, s. 1c; d; e; ferner z. B.: Āūßen-: s. [1b]. Bēī- [5a]. Bútter- [2a].
Erz-:
1) [6a].
2) [2c]. Fēūer- [2a]: feuergefüllt. FMüler 2, 380. Frēūden- [2a]: Freudenbecher. Langbein L. 96. Frúcht-:
1) [1c].
2) [2a]. Gêgen-: nam. [3] die gegenseitige Wag-Sch. Klinger F. 18; Nicolai 8, 130 etc. Géld- [2a]: Lewald W. 2, 307. Glās-, Góld- [2c]. Hírn- [1f]: Schädel. G. 27, 173; Sch. 194a etc. Hólz-, Hórn-: aus Holz etc. [2c] und [11]. Hüft- [14]. Káffe- [2a]: Tasse, ähnl.: Thee- und zwar: Ober-, Unter-Sch. Kált(e)- [4]. Kámm- [6b]. Klápper-: s. Krotalen. Kredénz- [2b]: Musäus M. 2, 93. Krystáll- [2cetc.]. Mésser- [11]. Núß- [1c]: oft Bez. des Werthlosen. Weckherlin Gd. 186; Luther 8, 43b etc.; ferner des Winzigen. 147a; Weidner 57a etc., so namentl. [vgl. 13a]: gebrechl. Fahrzeug. Höfer V. 181; Leb. 7; Kohl Südr. 1, 170; W. 31, 397 etc.; N–enhaft. Schücking Gschw. 2, 259. Ober-: s. [14] und Kaffe-Sch. Hbst-: s. Frucht-Sch. Opfer- [2b]: Hagedorn 3, 5. Poreellān- [2c]. Probīēr- [2b]: nam. zum Erzprobieren. Púnsch- [2a]: W. 34, 31 etc., s. Bowle. Rēībe- [2b]. Schlēīf- [2b]: Theil der Maschine zum Schleifen optischer Gläser, Schleifschüssel. Schwēīf- [14]. Smarágd- [2c]: Ein reizendes Thal, wie eine große S. Thümmel 6, 152. Spāt- [15]. Stōß- [13b]. Thēē-: s. Kaffe-Sch. Trínk- [2b]: W. 18, 239. Únter-: s. Ober-Sch. Wāg- [3]: zuw. = Wage: Jedes Wort auf die W. legen [genau abwägen]. Möser Ph. 3, 138; Etwas dagegen in die W. werfen (Droysen Y. 1, 67); auf die gegenseitige W. legen (Garve Pfl. 1, 176); Die W. steht inne .., neigt sich zu Jemandes Gunsten (G. 19, 377), schwankt hin und wider (16, 335); Etwas ist kein kleines Gewicht auf der W. (ebd.) etc., s. Wagschüssel. Zinkgräf 1, 288. Wīēge-: Wag-Sch. Gutzkow R. 1, 21 etc. Zāūber- [2]: Zauberbecher: Kredenz euch Anmuth erst die Z. Platen 4, 56. Zórn- [2a]: Görres H. 1, XLV. Zúcker- [2a]: Gotthelf Sch. 1 etc.