sausen
Sāūsen: 1) intr. (haben, sein, — s. säuseln 1 etc.) den durch das Wort selbst bez. Laut hören lassen (vgl. rauschen, brausen, von denen es sich doch durch ein mehr dem Laut des Buchstaben „S“ entsprechendes zischelndes Pfeifen untersch.) — und (s. c):
mit solchem Laut (die Luft durchschneidend etc.) sich bewegen (vergl. II flöten, Anm.):
a) Der Wind, Sturm, das Meer, die Kanonenkugel saust etc.; In s–dem Galopp. 14b; Die ganze Gesellschaft von Schnupfen, Husten etc. . ., die in meinem dicken Kopfe hausen und s. 5, 226; Und summ und summ! um mich herum | das Thierlein saust. 3, 194; Die Fluthen spülen, die Fläche saust. 1, 147; 181; Welch ein Schall . . | sauset heftig durch den Hain? 2, 22; Ich höre schon s., rauschen. 6, 339; schaff’ ich am s–den Webstuhl der Zeit. 11, 24; Die Kugeln sausten und pfiffen. 15, 261; Mir klopft das Herz . . und s. die Ohren. A. 2, 187; Die Bächlein .. s. drein. 2, 275 ¹³); Wenn.. der Waldbach losge- 110 lassen saust. Febr. 47 etc. —
b) (s. a) in seltner Fügung: Gott ist die Lieb’, auch wann [in, bei etc.] Gewittern | der Städt’ und Wälder Flamme saust. 3, 213, auch in der verheerenden Flamme etc. —
c) (s. a) mit mehr hervortretender Ortsveränderung, s–d dahinfliegen etc.: Von dem grünen Vorgebirge nach der Babelmandel-Enge | sausten sie. 1, 205; Wenn der Schauspieler wie ein Sturmwind in die Koulissen saust. NSch. 10, 505; Ein solcher Sturmwind ist .. über das neue Schloß gesauset. 2, 175; Durch die Saiten des Garns sauset das webende Schiff. 76a; Husch! s. wir, husch! | durch Rusch und durch Busch, | dann patsch ins Wasser. 3, 165 etc., s. Zsstzg. —
d) unpersönl.: Es [s. d. 7] prickelt mir in den Fingern und saust in den Ohren. H. 1, 1, 176; „Den Hagedorn durchsaust der Wind!“ . . | Laß [es] s. durch den Hagedorn! | laß s.! 14a; Da saust es und fliegt es [die Tänzer] wie wirbelnder Wind. 69; Es rauscht und saust in wilder Hast, | als wöben Geisterhände. 405 etc. —
e) Du hörest sein [des Winds] S. 3, 8; 1. 19, 12 etc.; Die See durchstürmt ein wildes S. 2, 198; 14, 122; Vom S. seines grimmen Schwertes. Haml. 2, 2; Das S. und Brausen [der Bienen] nicht ohne Verletzungen empfinden. 2, 33; Das Ohren-S. etc. — 2) intr. (haben) und tr.: mit säuselnden Tönen (su! su! etc.) in Schlaf singen (vgl. lullen 2; buschen, Anm.; säuseln 2b), — dann auch = schlafen, nam. niederd. in der Form susen etc. (s. 302; 4, 1106): Sause, liebe Ninne (s. d.). Jak. 44. — 3) intr. (haben): im Saus (s. d. 1b) leben etc.: Die andern Laster als prangen, s., geizen. SW. 63, 59; S. kann er wie der Teufel. 4, 30; Es soll heute Alles im S. und Schmausen bei mir gehen. Kom. Op. 3, 329 etc. — 4) zuw. tr.: Etwas sausend hervorbringen etc.: Hörst du den Forst, | wie er mit seinen Wipfel Räthsel saust. Dr. 1, 134; Der Wassersturz .., | hoch in die Lüfte Schaum an Schäume s–d. 12, 7 etc., auch im Partic. z. B.: Donner-s–de Karthaunen. 172. — 5) dazu: Sauser, eine s–de Pers. (s. Sause-Braus, -Wind) u. nam. auch: „der im Gären begriffne Wein“. 1, 444); Den gärenden Most, den sie Sauser nennen. LvS. 7 etc.; Thampagner Der „süße Sauser“. (60) 1, 175, s. Sausewein, ferner = Sauselaut (s. d.).
Anm. Ahd. süsan, mhd. sūsen, vgl.: Als wenn drei Bienenschwärme darin herumsuselten. NKr. 3, 50.
Zsstzg. zu 1 etc. s. die von säuseln, brausen, rauschen etc., z. B.: Ab- [1c]: Dem frisch a–den Boreas. V. Arat. 7. — Án-. — Āūf-. —
Āūs-: s. ver-s. 1. —
Dúrch-: tr.: Den Baum durchsauste schauerlich | ein Wind. Baggesen 4, 212; B. 14a; Da das Wetter .. zu stürmen anfing und seine dürren Glieder durchsaust. HKleist E. 1, 8; Hint. 189; Wenn einst der Geist Gottes ihn völlig durchsauste. Klinger F. 221; Die Kugel durchsaust die Lüfte pfeifend. Kohl Pet. 1, 225; Kosegarten Rh. 1, 137; Wie Aares Schwingen die Luft d. Müllner 3, 103; Platen 1, 74 etc. —
Eīn-:
1) Wo der Wind in die Gluth einsausete. 1, 21. —
2) [2] einlullen. Tr. 226. — Em- pōr-: Die Flammen .., sausend vom Reisig empor. 1, 230 — Ent-: Den Bergen entsausten die Winde. 276a; Blitzzerschmetterten Wipfeln entsauset festliches Rauschen. 163. — Entgêgen. — Er-: Das Hirn macht er [der Wein] e. V. 603, — Fórt-: Die Jugend verschlingt nur, dann sauset sie fort. 1, 101; Zw. 57; Ist, wie ’ne Lawe [Lawine], fortgesaust. 34. — Hêr- etc.: Her-(ab, an etc.) gesaust kommen etc.; Laut hinsauste der Stein. Od. 8, 190; 10, 47 etc.; Wie saust das Gesindel herab von dem höckrichten Abhang! 1, 18 etc.; Als ich einen Phaeton . . heran-s. sah. 1, 7; Hinaus .. sauste der eherne Pfeil. Od. 21, 423 etc.; Unser Windbeutel von Graf kommt in das beleidigte Haus hinein- zu-s. 1, 278 etc.; Sauseten .. drei Brandkugeln herüber.König Kl. 3, 288 etc.; Insekten, deren Stimme aus dem schwirrenden Flugwerk her- vorsaust. 2, 120; 207 etc. — Nāch-: Dicht n–den Fluges | stößt er [der Falke]. 236a. — Nīēder-: [Als er von der Burg] hoch zu Rosse niedersauste. 385. — Über-: z. B. = vorüber-s., überhin sausen: Laß einmal ü. [den Wind]. 4, 346 etc. — Um-, tr.: Seine Lanzen um-s. der Feste Thor. SW. 4, 7; Die Winde .. | umsausten schauerlich mein Ohr. 1, 55; Ein Meer erbraust’s, | den kleinen Hügel im Kreis umsaust’s. 148; 13, 134; Dem Ekel zu entfliehn, der mich umsaust. 180; Teutsch. 548; 20, 44 etc.; Im eichenumsausten Gebirg. A. 3, 244 etc. — Umhêr-: Daß die Blätter umhersausten. 5, 320. — Ver-:
1) intr. (haben), aufhören zu sausen, aus-s.: Als schon alle Kanonen .. versaust hatten. 3, 216 etc. —
2) intr. (sein): sausend vergehn, verschwinden: Ein Ruhm, der wie der Sturmwind braust, | ist auch ein Sturm, der bald versaust. A. 7, 260); Ich hoffe die zween Irrthümer sollen nun schier versauset sein. SW. 61, 72 etc. Ugw.: Wie schnöde muß er kluft-v. | in Schulen. 15, 228. —
3) tr., faktitiv zu 2: Dein bischen Geld versaust [versausest, verschwendest] du dran. A. 2, 392; Hast du die Püffe schon versaust [vergessen] von gestern? N. 205; Sie ver-s. [verbringen] sorglos die Zeit wie im goldnen Alter. Wie’s gef. 1, 1 etc. — Vorǖber-: Bis der Sturm vorübersauste. 1, 153; Schrägen Masts vorübersause jenen schauerlichen Orten. 1, 209; Sie sausen unserm Ohr, wie ein nichtiger Wortschwall vorüber. 13, 32. — Wég-: fort-s. — Zū-: Das Laub am Baum saust ihm Entsetzenzu[2]. 31.
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