Faksimile 0046 | Seite 868
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säufen Säufer Säuferei säufern säufisch Säufling
Sǟūf~en, tr.:
veralt., s. tränken und saufen am Schluß. Zsstzg.: Be-: (veralt.):
1) besoffen machen: Opitz Arg. 2, 362 etc.
2) = er-s.: Mit einer neuen See b. Lohenstein A. 1, 589. Er-: ersaufen machen, ertränken:
1) Lebende Wesen e.:
a) eig.: Ps. 69, 3; 16; 106, 11; 124, 4; Matth. 18, 6 etc.; Einen Hund e. Cham. 3, 256 etc.; ohne Obj.: Ich mußte denken, daß die deutschen Wasser nicht ersäuften. G. 28, 215 etc.; Er ging unversengt und unersäuft hindurch [durch Feuer und Wasser]. Schütze HambTh. 687 etc.
b) übertr. (vgl. 2): Daß ich nicht ganz von dem Strome der äußerlichen Leiden ersäuft wurde. Bahrdt 3, 4; Ein Laster, das ihn oft | ersäuft und seinen tapfern Muth befängt. V. Sh. 3, 557 etc.
2) (s. 1) mit nichtbelebtem Obj. (oft mehr oder minder belebt gedacht):
a) Viel Wasser nicht mögen die Liebe auslöschen noch die Ströme sie e. Hohel. 8, 7; Unter Strömen von Blut habt ihr die Lorbeern ersäuft. Knebel 1, 23 etc.
b) (vralt.) Sie durchbohrten und ersäuften den Nachen. Lohenstein A. 2, 1015, versenkten ihn.
c) Etwas im Becher, im Wein etc. e., es durch Trinken aus dem Gedächtnis schaffen etc. (vgl. begraben): Pfeffel Po. 3, 144; Sch. 354b; Elysium’s Freudengelage |e. jegliches Ach. 8betc.
d) überschwemmen, unter Wasser etc. setzen (s. e): Dich (s. 1a) und Feld und Aue zu e. G. 11, 48; Ihr Wolkenbrüche und Orkane, speit, | bis ihr den Thurm ertränkt, ersäuft den Wetterhahn. PhKaufmann Sh. 1, 92; Als letztes Hilfsmittel [bei Bränden im Kohlenwerk] gilt das E. der Baue durch hineingeleitete Wassermengen. KCvLeonhard (DViertelj. 1, 1, 72), s. Scheuchenstuel 69; Die Wiesen .., von vernachlässigten Brunnadern ersäuft, brachten nur saures Gras hervor. W. Att. 1, 2, 197 etc.
e) (s. d) mit Etwas fluthartig überschwemmen und dadurch zu Grunde richten etc.: Anstatt einen Gedanken in die geringste Anzahl von Worten zu kleiden, e. sie ihn darin. Forster Jt. 1, 114; Die Vernunft unter Erdichtungen und Blendwerken e. Kant 2, 585; [Daß sie] mein Gewissen ersäuften mit großen Fudern voll Vertröstung. Luther 3, 333a; Ein Nebel .., der .. die Formen zu e. | und zu verschwemmen pflegt. W. 11, 198 etc.
f) im Partic. mit Bstw., z. B. (s. d): In der bluter- säuften | .. Germania. Freiligrath Garb. 122; Witzer- säufte Gargantuisten. Fischart (Wackern. 3, 471¹⁴), deren Witz ersäuft ist (?). in der Volksspr. st. er-s. (1a): Spindler St. 1, 17; Waldis Ps. 78, 6 etc.
Ver-:
~er, m., –s; uv.:
1) Einer, der säuft; eine dem Saufen ergebne Pers. (weibl. S–in). B. 31a etc., auch Ein ausbündiger Saufer. Moscherosch Gs. 3, 115 etc., vergl. Saufei, Saufaus, Saufbold, Säufling, Söffer, Söffling etc. und (mit anklingenden Wörtern spielend): Freßlinge [vergl. Frischlinge] und Säuferkel. Luther SW. 63, 280 etc. Zsstzg. z. B.: Erz-S. (s. II. Erz) und nach dem Getrunknen: Bier-, Fusel-, Rumm-, Schnaps-, Wein-S.; Weingurgel! Suchebier! Zwei-, Drei-, Vier-Pegelsaufer! Rachel 1, 150 (s. Pegel 2) und übrtr.: Blut-S. [blutdürstiger Wütherich]. Luther 1, 289a; Platen 6, 53 etc.; Eisen-S. [Eisen- oder Stahltinktur trinkend, zur Kräftigung]. JP. 32, 6; Feuer-S. [feurige Getränke saufend]. 22, 136.
2) s. Einhorn 5.
~erēī, f.; –en:
das Treiben eines Säufers, Völlerei. 1. Petr. 4, 3; auch = Saufgelage. Luther 1, 308a etc., häufiger ohne Uml.: Bei allen Sau fereien etc.
~ern, intr. (haben) unpers.:
Mich säufert [durstet]. Campe.
~isch, a.:
dem Soff ergeben. Droysen A. 3, 258; V. Ar. 3, 36, ähnlich: Säufig. Aventinus Chr. 287; Saufhaft, säuferisch (auch: Der säuferische Wahnsinn, wie er bei Säufern gew. ist) etc.
~ling, m., –(e)s; –e:
Säufer. Wernike R. 99, auch: Söffling, Süffling (Holtei J. 1, 303).