saufen
Sāūfen, tr., auch ohne Obj. und mit Angabe der Wirkung refl., soff, söffe; gesoffen; säufst, sauf(e)st, säuft, sauf(e)t:
trinken (s. d.), — nach hochd. Gebrauch (vgl. Anm.) davon vrsch. wie fressen (s. d.) von essen, z. B.: Das Vieh, das Pferd säuft (Wasser) etc.; Dieser Mensch trinkt nicht, er säuft [unmäßig etc.]; Zu- erst trinken ., endlich s. 3, 137; Der Ritter trank, der Knappe soff. 300 etc.; Wein, Bier, Schnaps s.; Fressen und s.; Schwelgen und s.; S. wie ein Bürstenbinder (s. d.). EfA. 1, 481, wie ein Igel, Loch 109* (s. d. 3) etc.; Daß man schwitzet 5, 130), taumelt 3, 16) etc.; Der Branntwein ward viehisch gesoffen. 2, 2914⁶) etc.; Brüderschaft mit Einem s. 118b etc.; Das Blut der Erschlagnen, den eignen Harn s. etc.; Blut saufst du wie Wasser. 122a; Der Unrecht säuft wie Wasser. 15, 16; Gift in sich s. SW. 46, 4; veralt.: Taback s. st. rauchen. etc.; Daß ich’s in jedem Glas Wein zu s., in jeder Suppe zu fressen (s. d. 2) kriegte: Du bist der Spitzbube etc. 183a etc. Ferner mit Angabe der Wirkung: Er soff sich zu Tode. Bild. 1, 216; Ihr fresset und saufet euch krank, todt und in die Hölle. 3, 658²⁰); Sich voll und toll s. (472¹⁷); Die voll sich gesoffen vom Becher der Wollust. 105a: Sich [Dat.] einen Rausch s.; Sie haben sich [Dat.] in der Schenke eine Grausamkeit ins Herze gesoffen. Abs. 349; Ulyssens Schiffsvolk, das .. aus Circens Zauberbecher | zum Vieh sich säuft. HB. 1, 113; Sauft euch bis morgen in das Bette. 1, 13; Man säuft sich von Verstand bloß auf ihr Wohlergehen. etc.; ferner in Bezug auf Saufgenossen etc.: Einen unter die Bank 271), unter den Tisch, zu Boden (nieder-) s. etc., auch (veralt.): Mein Herr behielt die Gesandten bei sich, saufet sie voll. 1, 373, vgl.: Sie nahmen mich zu Tisch, trunken mich voll. 395 etc. und mit Uml.: Ich hätte Dies, was in meinem Amte als dem Hofemeister gehörte, gethan und sie alle voll gesäuft. 266 etc. — Dazu: Saufer, gw. Säufer (s. d.).
Anm. Ahd. sûfan, mhd. süfen etc., s. 6, 169; 3, 204 etc. und saugen. Schwzr. in der Bed.: mit dem Löffel essen (vgl. Suppe), daher von Menschen, während hier trinken vom Vieh gilt. A. 1, 75. Dazu: Suffi, das gw. Getränk der Älpler, bestehnd aus Schotte und Zieger (vgl. Eiermilch). — Die umlautlose Form: Du saufst, z. B. 122a; Er sauf(e)t. EfA. 1, 481; 2, 244; Lammf. 1, 268; 5, 130 etc. Impf. suff (s. eins.), Konj. süffe(s. aus-s.
Zsstzg. vgl. die von trinken, zechen etc., z. B. Áb-: z. B.: Einen Theil des Getränks a.; Sich das Leben (Simplicissimus 1, 102; 486), die Gurgel (Sch. 107b) a., sich todt saufen; Leipzig’s Krone [schönstes Mädchen] ward dem Feigen abgesoffen. Zachariä 1, 15, durch Saufen abgewonnen etc. —
An-: Einem oder sich einen Rausch a., durch Saufen bewirken; Sich a., voll saufen, auchz. B.: Sich blind und starvoll [sternvoll] a. Mathesius Pr. 24 etc.; Einen mit so und so viel Gläsern a. Günther, ihm zutrinken, damit er Bescheid (s. d.) thue (nachtrinke, nachsaufe); ihm soviel vor-s., vortrinken, steigen (s. zu-s. 2) etc. Nach Vollmann 27 auch noch bursch. = anrauchen. —
Āūf-: Allen Wein a. etc. —
Āūs-: saufend leeren: Das Glas, das Faß, den Wein, die Brühe (Weidner 51), die Eier (Pfeffel Po. 3, 27) a.; Seine Stift, sonderlich Magdeburg, ausgefressen, ausgesoffen und ausgesogen. Luther 6, 491b; Wenn’s auch ein Ziehbrunnen wäre, du sü ffest ihn aus. FMüller (Wackern. 4, 775³) etc. Dazu das imperat. Hw.: Der Sāūf-aus (s. Zsstzg. von aus, vgl.: Der Aussauf | von Branntewein etc. Philander 2, 239 etc.), Säufer. —
Be-: durch Saufen berauschen, z. B. tr. (s. besäufen): Lud ihre vornehmsten Herren zu Gaste und da er sie wohl besoffen hatte. Micrälius 2, 179; Ein paar Spitzgläser davon b. ihn. IP. 16, 132 etc., gw. refl.: Sich (in Wein, Bier, Schnaps) b.; Sie hätten einst in dickem Gerstensaft | .. sich besoffen. W. 3, 189 etc. und im Partic.: Ich sei alle Tage im Branntweine [gw.: in Branntwein] besoffen. Rabner 3, 40; Sternvoll besoffen. Stilling 2, 125 etc.; Besoffen von Eitelkeit. IP. 7, 202 etc.; Die Besoffenheit. — I. Dúrch-, II. Durch-: Die Nacht d. etc. —
Eīn-: Sechs Glas mit Wein | sauf nüchtern ein! Fischart Garg. 87b; Der suff nur Wasser ein. Logau 2, 104; 32; Sie haben solchen giftigen Haß . .. eingesoffen von ihren Eltern .. und saufen noch in sich. Luther 8, 76a (s. einsaugen). — Er-: intr. (sein): ertrinken (s. d.): 1) von lebenden Wesen: in einer Flüssigkeit, nam. im Wasser, seinen Tod finden: Im Wasser, im Meer etc. e. Matth. 8, 32; 5, 13; Hebr. 11, 20; G. 28, 216; L. 2, 224; 10, 151 etc. — 2) (s. 1) von leblosen Dingen: in einer — od. durch eine — Flüssigkeit unter-, zu Grunde gehn, nam. von Überschwemmungen, z. B. (Bergb.): Jene ersoffene, abgebaute Tiefe. G. 27, 413; Die Gruben scheinen nur theilweise ersoffen zu sein. Augsb. Zeit. (1861, 17. Okt.) u. o.; ferner (Landwirthsch.): Die Wiese, — das Heu auf der Wiese etc. ist ersoffen, vgl.: Heu 26 Fuder, das andere ist mir dersoffen. Schweinichen 2, 245 etc.; (Müller.) Das Rad ersäuft, kann sich im hohen Wasserstand nicht drehn etc.; Soll das ganze Haus e.? | Seh ich über jede Schwelle | doch schon Wasserströme laufen! G. 1, 187 etc. Minder gw.: Daß dieser Schund [von Schriften] mit im Wasser ersoffen ist. Arndt Ber. 34; Mancher Gedanke wird in meiner Tasse e. IP. 3, 64; Mir in Thränen gar e. | manches Lied und Traurgesang. Wackern. 2, 300⁸ (Spee) etc., ferner: Die Limmat . . in dem Obersee ersauft [verschwindet], | aber im Zürichsee fürkommt wieder. 14428 (Fischart). — 3) In Etwas ersoffen sein, ganz darin untergegangen etc.: Das Volk ist in seinen Intrigen und Narrheiten so ersoffen, daß etc. G. Br. 162; Denn ich über alle Maße tief darinnen gesteckt und ersoffen gewesen bin. Luther 5, 145a; 6, 49b; 8, 13b; SW. 61, 73; 64, 245 etc.; seltner: Im Wein ersoffen [berauscht etc.] Jes. 28, 7 etc. — Mít-. —
Nāch-: z. B.: Das Einem vorgetrunkne (vorgesoffne) Quantum n., nachsteigen (s. d.). —
Nīēder-: Einen n., zu Boden saufen, im Saufen besiegen. —
Über-: refl.: sich im Saufen übernehmen: Welcher sich in Branntwein übersoffen hatte und halb für todt lag. Olearius Reis. 328b. —
Ver-:
1) tr.: mit Saufen verbringen, verschwenden etc.: Sein Geld, — seine Zeit, seine Gesundheit v.; Wo man sein Leben und seine Seele verfrisst und versäuft. Hesp. 18; Sein Geld in schlechtem Schnaps v.; ungew.: Er versoff mich [den Gulden] ins Sommerbier. G. 1, 137. —
2) intr. (sein) = ersaufen (1—3) und namentl. im Partic. (vergl. verhuren 3), ganz dem Soff ergeben: Ein wüster versoffener Nichtsnutz. Bed. 1, 69; Er war geil, versoffen und verhuret. Baumg. 50b; Die Versoffenheit. Scherzh.: Was zündest du denn auch so eine | versoffne Lampe an? Att. 2, 2, 74, die so viel Ol säuft; z. B.: Blutversoffne [blutdürstige etc.] Tieger. 57b. — Vōr-: s. an- und nach-s. — Wég-: Den Schnaps wie Wasser w. — Wétt-: in oder um die Wette saufen: Ein W. anstellen. — Zū-:
1) brav, tüchtig, drauf los saufen: Sauf zu, Hauptmann! hier ist Wasser genug. 125b. —
2) Einem (Etwas) z., saufend (zu)bringen, damit er Bescheid bringe, sowohl in Bezug auf das gesoffne Getränk, als auf den ausgebrachten Trinkspruch: Der säuft Dem zu: Auf „mein“ und „Du“. 2, 370¹³); Ich hab dir’s oft zugesoffen: Es ist kein Gott. 138b.
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