Faksimile 0025 | Seite 847
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samen) Sämen
(Sāmen), Sǟmen, tr.:
nam. bei den Dichtern der schles. Schule = säen (s. d.), z. B.: Der Himmel sämet Frucht durch linden Thau aufs Land. Lohenstein JbrS. 108 v. 9; Aus diesen Wolken wird der Liebesblitz gesämet. Ros. 58; Hy. 26 etc.; Scultetus (L. 8, 288) mit L.s Anm.: Sämen ist ohnstreitig das natürlichere Zeitwort von Samen und, meinem Bedünken nach, auch wohlklingender als säen, welches einen so unangenehmen Hiatus in sich hat.
Zsstzg. s. die von säen, z. B.: Áb-: Die Worte, welche in die Ohren der Diensten fallen, .. samen sich wiederum ab in die Ohren neugieriger Weiber. Gotthelf G. 60, sich fortpflanzen etc.
An-: Eine Wiese, einen Wald a.; Rohr, das nicht angesamet und erst im strengen Froste niedergemacht wird. Goltz 2, 163; Anpflanzungen und Ansamungen, Rodungen und Trockenlegungen. Höfer Hausbl. (56) 1, 400 etc.
Be-: besäen, mit Samen befruchten, bestreuen etc. eig. und übrtr., z. B.:
1) von Pflanzen:
a) tr.: (o. Uml.): Sollen die Landmesser zu der Zeit, wenn in den besamten Schlägen Schade geschehen kann, Rusch, Busch und unbesäete Örter vermessen. Erbvgl. 31; Mit dieser Blumenwelt eine neue Schöpfung besamen. H. Ph. 3, 65; Dreeschschläge, welche mit Schafschwingel besamt, den Schafen .. Weide gewähren. Landwirthsch. Zeit. (55) 363a; Die unbesamten Felder. Möser Ph. 3, 203; Der Sonne warmer Schein | besamt das lockre Land. W. 25, 91 etc., seltner mit Uml.: Einen Acker zu besämen. Garzoni 256b; 26b etc., auch: Aus- arten, dem Weizen gleich, der immer eben denselben Acker besämt. Bronner 1, 29 etc.
b) refl.: sich durch den Samen fortpflanzen (s. 2): Allerlei Kraut, das sich besamet. 1. Mos. 1, 29; 11 etc.; Diese Pflanzen finden hier die schönste Gelegenheit, sich zu besamen und ihr Geschlecht auszubreiten. G. 23, 361; CRudolphi NGd. 70 etc.
2) (s. 1b; Same 1d) Wenn ein Weib besamet wird und gebiert. 3. Mos. 12, 2; 18, 2; Luther 8, 133b etc.; übrtr.: Daß ich .. das Haus Judä besamen will, beide mit Menschen und Vieh. Jer. 31, 27, fruchtbar machen an etc.; Die du Alles besamest . ., | Mutterbusen schwellest. Kosegarten Po. 1, 59; Zu größerm Wohl und Weh, gebiert die Fröhlichkeit, | vom starken Wein besamt, die Selbstzufriedenheit. Withof (Mendelssohn 4, 1, 165) etc.; Weil ihr Geruch die Luft mit Balsame besämet [schwängert, erfüllt]. Lohenstein Ros. 4; Weil aller Weltkreis schier mit Geilheit war besämt. 107 etc.
3) (s. 2) Mit Perlen und Rubin besämet [bestreut, dicht erfüllt]. Brockes 1, 39; Mit Feuer und Flamm’ besamet. Spee Tr. 158 etc.
4) dazu (s. nam. 1): Bei der Besamung [Befruchtung] der Pflanzen. H. Ph. 1, 305; Kohl A. 3, 186; Anflug (s. d. 2) und Selbstbesamung sind Bez. für den nicht durch Menschenhand gelegten [Wald-]Samen. Schacht B. 386. Eīn-: Was die Natur den Seelen eingesämet [eingepflanzt]. Lohenstein Ros. 113; Soph. XVI; A. 2, 867 etc. Hín-: Ich säme Nichts mehr hier als Haß. Ros. 91, pflanze den Menschen nur Haßein etc.