Salbe
Sálbe, f.; –n; Sälbchen (W. Att. 1, 2, 91 etc.), lein (Sälblin. Ryff Th. 46); –n-:
1) Arzn.: ein äußerlich, zum Einschmieren dienendes Heilmittel, dessen Grundlage eine fettige Substanz ist: Nehmet auch S–n zu ihren Wunden, ob sie vielleicht möchte heil werden. 51, 8; 8, 22; 46, 11 etc. —
a) zuw. übertr., z. B.: Du solltest sie [die Flasche Wein] erst ganz genießen, | deinen Wunden zu einer S. 127) etc. —
b) Zsstzg. vielfach, s. die von Arznei und z. B.: In der Thierarzneikunde sind gebräuchlich die ägyptische, Althäen-, Blei-, Bleiweiß-, Digestiv- oder Harz-, Elemi-, erweichende, gelbe, graue Quecksilber-, Grünspan-, Horn- oder Huf-, oxygenierte, Pappel-, rothe Quecksilber-, scharfe Seifen-, Spanischefliegen-, Spießglanzweinstein-, Terpentin-, terpentinhaltige, Wachs-, zertheilende und Zink-S. Th. 2, 256b; Augen-S., gegen Augenübel; Brand-S., gegen Brandwunden; Krätz- (oder Reiter-)S.; Wund-S.; Mit bösen Wind-S–n. 3, 28, S–n gegen den bösen Wind (vgl. Baum 2) etc.; Pocken-S., einen pockenartigen Ausschlag erzeugend etc., — zusammengefasst (zum Untersch. von 2 etc.) als: Heil- S–n, und in verächtl. Sinn Quack-S. (s. Quacksalber). Ähnlich: Baum-S., zur Heilung von Baumwunden etc. Auch (vgl.
a) übertr., z. B.: Sich selbst aus Gift und Zorn viel Narren- S. kochen. 453 [sich durch Zorn etc. thöricht selbst schaden]; Legt nicht die Schmeichelsalb’ auf eure Seelen .., | sie wird den bösen Fleck nur leicht verharschen etc. Hamlet 3, 4 etc. —
2) (s. 1) auch von Mitteln, deren Einschmierung magisch wirkt, z. B.: Die S. [ist] wunderbar; | bestreichst du dein linkes Auge damit, durchschaust du klar | die Schätze .. unter der Erde etc. 3, 317; Eine S., sich schußfest zu machen etc.; Durch eine Hexen- S., die ihnen natürlich der Teufel bereiten lehrt. NK. 2, 358; Mich vermittels der nämlichen Zauber-S. ebenfalls zu befiedern ... Ich schmiere mich über und über mit der S. etc. Luc. 4, 241 etc. —
3) nam. bei den Alten und den Orientalen: wohlduftende Ole und Fette zum Einreiben des Körpers, bes. von Händen, Füßen, Kopf (jetzt meist nur noch für Haar und Bart), wie auch zu gottesdienstl. Gebrauch, häufig in der Bibel — auch bildl. (vgl. Wohlgeruch): Laß deinem Haupte S. nicht mangeln. 9, 8; 27, 9; 12, 3; Brachte sie ein Glas mit S–n .., küssete seine Füße und salbete sie mit S–n. 7, 38; Specereien und S–n [zum Balsamieren]. 23, 56; Daß man deine gute S. rieche; dein Name ist eine ausgeschüttete S. 1, 3; 4, 10; Mache ein heiliges Salböl [s. d.] ... Sollst damit salben die Hütte des Stifts . .. Aaron und seine Söhne sollst du auch salben und sie mir zu Priestern weihen . . . Das Öl soll mir eine heilige S. sein. 2. 23, 25 ff.; S., womit man salbt den Bart. 3, 314; Bart-, Haar-S. etc. Für das Salböl (s. d., vergl. Chrisam), womit Priester und Könige geweiht werden, gilt heute gw. nicht die Bezeichn. S., so üblich auch das Zeitw. salben hier ist. — 4) außer den Anwendungen 1—3 gilt S. allgm. hochd. nur noch in einigen techn. Anwend., so:
a) Anat.: S., Haut- S. (-Schmiere, -Talg), eine in den Talgdrüsen sich absondernde fettige (Haut und Haare einölende) Masse, s. Diagn. 128 ff.; An. 656. —
b) Schiff.: eine Masse zum Beschmieren des im Wasser gehnden Theils des Schiffs als — nam. früher — versuchter Schutz gegen die Würmer (vgl. Spickerhaut), s. auch labsalben. —
c) oberd. gilt S. auch in andern Fällen, z. B. für das hochd. gw. Schmiere, z. B. Schuh- oder Stiefel-; Wagen- oder Karren-S., oder -Salb, n., z. B.: Die Worte blieben hängen auf der Zunge wie Fliegen im Karrensalb. G. 365 etc. und für Fett, sprchw.: Im Salb leben etc. [in Fülle, vgl.: im Hanf, in der Wolle sitzen]. 153; Obramtm. 78 etc. — An die Wagenschmiere schließen sich als bildl. Anwend. auch scherzh. Zsstzg. für Bestechung (vgl.: Einem die Hand schmieren oder salben; Schmieralien etc.): Hand-S. (vgl. 1) und: Jhm die Hand mit heiligem Guldenöl [s. d.] salben und schmieren .. Diese heilige Goldsalb. 127a etc. —
d) übertr.: eine Rede, worin Allerlei durch einander ist, auch: Gesalb, n., = Geschwätz, Geschwöge; salben, schwögen; Salber, langweiliger Schwätzer etc., s. 3, 231, vgl. 239: Das Gesalf(er): Geschwätz; salfern (s. auch sabbern).
Anm. Ahd. salb, n.; salba, mhd. salbe, nach Zsstzg. aus skr. lip (schmieren, salben) und Vors. sa, s. gr. αeea, S.; Noς, Fett etc. Dazu salben, goth., ahd. salbôn, mhd. salben.
Zsstzg. s. o., vgl. Spate 1673.
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