Faksimile 0021 | Seite 843
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Salbe
Sálbe, f.; –n; Sälbchen (W. Att. 1, 2, 91 etc.), lein (Sälblin. Ryff Th. 46); –n-:
1) Arzn.: ein äußerlich, zum Einschmieren dienendes Heilmittel, dessen Grundlage eine fettige Substanz ist: Nehmet auch S–n zu ihren Wunden, ob sie vielleicht möchte heil werden. Jer. 51, 8; 8, 22; 46, 11 etc.
a) zuw. übertr., z. B.: Du solltest sie [die Flasche Wein] erst ganz genießen, | deinen Wunden zu einer S. Simrock (Echtermeyer 127) etc.
b) Zsstzg. vielfach, s. die von Arznei und z. B.: In der Thierarzneikunde sind gebräuchlich die ägyptische, Althäen-, Blei-, Bleiweiß-, Digestiv- oder Harz-, Elemi-, erweichende, gelbe, graue Quecksilber-, Grünspan-, Horn- oder Huf-, oxygenierte, Pappel-, rothe Quecksilber-, scharfe Seifen-, Spanischefliegen-, Spießglanzweinstein-, Terpentin-, terpentinhaltige, Wachs-, zertheilende und Zink-S. Falke Th. 2, 256b; Augen-S., gegen Augenübel; Brand-S., gegen Brandwunden; Krätz- (oder Reiter-)S.; Wund-S.; Mit bösen Wind-S–n. Hebel 3, 28, S–n gegen den bösen Wind (vgl. Baum 2) etc.; Pocken-S., einen pockenartigen Ausschlag erzeugend etc., zusammengefasst (zum Untersch. von 2 etc.) als: Heil- S–n, und in verächtl. Sinn Quack-S. (s. Quacksalber). Ähnlich: Baum-S., zur Heilung von Baumwunden etc. Auch (vgl.
a) übertr., z. B.: Sich selbst aus Gift und Zorn viel Narren- S. kochen. Günther 453 [sich durch Zorn etc. thöricht selbst schaden]; Legt nicht die Schmeichelsalb’ auf eure Seelen .., | sie wird den bösen Fleck nur leicht verharschen etc. Schlegel Hamlet 3, 4 etc.
2) (s. 1) auch von Mitteln, deren Einschmierung magisch wirkt, z. B.: Die S. [ist] wunderbar; | bestreichst du dein linkes Auge damit, durchschaust du klar | die Schätze .. unter der Erde etc. Cham. 3, 317; Eine S., sich schußfest zu machen etc.; Durch eine Hexen- S., die ihnen natürlich der Teufel bereiten lehrt. Tieck NK. 2, 358; Mich vermittels der nämlichen Zauber-S. ebenfalls zu befiedern ... Ich schmiere mich über und über mit der S. etc. W. Luc. 4, 241 etc.
3) nam. bei den Alten und den Orientalen: wohlduftende Ole und Fette zum Einreiben des Körpers, bes. von Händen, Füßen, Kopf (jetzt meist nur noch für Haar und Bart), wie auch zu gottesdienstl. Gebrauch, häufig in der Bibel auch bildl. (vgl. Wohlgeruch): Laß deinem Haupte S. nicht mangeln. Pred. 9, 8; Spr. 27, 9; Joh. 12, 3; Brachte sie ein Glas mit S–n .., küssete seine Füße und salbete sie mit S–n. Luk. 7, 38; Specereien und S–n [zum Balsamieren]. 23, 56; Daß man deine gute S. rieche; dein Name ist eine ausgeschüttete S. Hohel. 1, 3; 4, 10; Mache ein heiliges Salböl [s. d.] ... Sollst damit salben die Hütte des Stifts . .. Aaron und seine Söhne sollst du auch salben und sie mir zu Priestern weihen . . . Das Öl soll mir eine heilige S. sein. 2. Mos. 23, 25 ff.; S., womit man salbt den Bart. Cham. 3, 314; Bart-, Haar-S. etc. Für das Salböl (s. d., vergl. Chrisam), womit Priester und Könige geweiht werden, gilt heute gw. nicht die Bezeichn. S., so üblich auch das Zeitw. salben hier ist. 4) außer den Anwendungen 1—3 gilt S. allgm. hochd. nur noch in einigen techn. Anwend., so:
a) Anat.: S., Haut- S. (-Schmiere, -Talg), eine in den Talgdrüsen sich absondernde fettige (Haut und Haare einölende) Masse, s. Bock Diagn. 128 ff.; An. 656.
b) Schiff.: eine Masse zum Beschmieren des im Wasser gehnden Theils des Schiffs als nam. früher versuchter Schutz gegen die Würmer (vgl. Spickerhaut), s. auch labsalben.
c) oberd. gilt S. auch in andern Fällen, z. B. für das hochd. gw. Schmiere, z. B. Schuh- oder Stiefel-; Wagen- oder Karren-S., oder -Salb, n., z. B.: Die Worte blieben hängen auf der Zunge wie Fliegen im Karrensalb. Gotthelf G. 365 etc. und für Fett, sprchw.: Im Salb leben etc. [in Fülle, vgl.: im Hanf, in der Wolle sitzen]. 153; Obramtm. 78 etc. An die Wagenschmiere schließen sich als bildl. Anwend. auch scherzh. Zsstzg. für Bestechung (vgl.: Einem die Hand schmieren oder salben; Schmieralien etc.): Hand-S. (vgl. 1) und: Jhm die Hand mit heiligem Guldenöl [s. d.] salben und schmieren .. Diese heilige Goldsalb. Fischart 127a etc.
d) übertr.: eine Rede, worin Allerlei durch einander ist, auch: Gesalb, n., = Geschwätz, Geschwöge; salben, schwögen; Salber, langweiliger Schwätzer etc., s. Schm. 3, 231, vgl. 239: Das Gesalf(er): Geschwätz; salfern (s. auch sabbern).
Anm. Ahd. salb, n.; salba, mhd. salbe, nach Pott Zsstzg. aus skr. lip (schmieren, salben) und Vors. sa, s. gr. αeea, S.; Noς, Fett etc. Dazu salben, goth., ahd. salbôn, mhd. salben.
Zsstzg. s. o., vgl. Spate 1673.