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Saft
Sáft, m., –es; Säfte; Säftchen, lein (s. 1e); -:
1) in den organischen Körpern zu Nahrung und Wachsthum derselben sich erzeugende und cirkulierende Feuchtigkeiten:
a) von lebenden Wesen: Die aufgenommenen Stoffe in S. und Blut [s. d. 5] umwandeln; Der Kreislauf der Säfte; Stockende, faule, ungesunde Säfte im Körper; Blut ist ein ganz besondrer S. G. 11, 71; Dem Körper durch Aderlässe nöthige Säfte entziehn; Wo die heiße Sonn’ ihr Hirn verbrennt | und ihren S. und Muth aus allen Röhren | hinwegkocht. H. 16, 107; Aus Mangel guter Säfte | lebendig todt etc. W. 11, 170; Der S. der Purpurschnecken etc.
b) in Bezug auf Pflanzen in frischem Wachsthum und Treiben: Der S. tritt im Frühjahr in die Bäume, zuerst und in großer Fülle in die Birken; Den Birken den S. abzapfen (s. c); Wenn die Dornen, so noch in einander wachsen und im besten S–e sind, verbrannt werden, wie ganz dürres Stroh. Nah. 1, 10; Röm. 11, 17; Verdorrte es [das Samenkorn] darum, daß es nicht Saft hatte. Luk. 8, 6 etc. und übrtr.: Was sie Beide [lehrend etc.] gesäet und gepflanzt, steht in vollstem, üppigstem Wachsthum, so recht in Schuß und S. Scherr Bl. 1, 257; Nicht will ich einen Frühling, welk und taub, | nein, einen Frühling, welcher treibt im S. Uhland 435 etc., s. c.
c) S. in Stoffen des Thier- und Pflanzenreichs, die man genießt, zu sich nimmt: Zähes Suppenfleisch, aus welchem der Saft ausgekocht ist; Zu diesem Wurme [Kind] kam noch mehr von Erdenschollen | und von des Mehles weißem S. Haller 173 etc., s. d. Bes. von fleischigen Früchten etc. (vgl. Fleisch 2): Obst, Äpfel, Birnen, Kirschen etc. voller S.; Den S. aus der Citrone pressen; Der S. der Reben [Wein] etc., s.: Früchte und Frucht säfte in Glasflaschen .. einzumachen. Scheibler Kochb. 515; Himbeer-, Johannisbeer-, Kirsch- S. in Flaschen. 517; Vom Einkochen der Frucht säfte in Zucker: Mohrrüben-, Kirsch-, Himbeer-, Johannisbeer-, Erdbeer-, Kermesbeer-S. 518 ff., s. e.
d) übrtr. zu c als Bez. Dessen, was Etwas für den (geistigen) Geschmack genießbar macht und worin nährende Kraft enthalten ist, z. B.: Die stürmischen kalten Winde . . haben mich so haberstrohdürr aufgetrocknet, daß es kein Wunder ist, wenn meine Briefe wie gehacktes Stroh schmeckten und weder Kraft noch S. drin war. W. Merck. 2, 146 und so oft in dieser Reimverbind. (s. Kraft), auch in der alliterierenden: So höchst geschmacklos, ohne S. und Salz etc. Prutz Woch. 11 etc., ferner: Minnesold .. ist aller Freuden Mark und S. B. 17a etc.
e) (s. c) Säfte von Pflanzen, eingedickt (Dick-S.) oder getrocknet (s. Lakritzen-S.), als Arznei, nam. auch: eine zur Verhüllung des schlechten Geschmacks in eingedickten Fruchtsäften enthaltne Arznei (zumal für Kinder, oft vrkl., s. u.), z. B.: Alle die Säfte, Tränke, Latwergen und Purganzen, so ihm sein Doktor verordnet. Zinkgräf 1, 249; Scammonium ist ein fremder aufgetrückter [aufgetrockneter] S. oder Milch . .. Dies purgierend S. [s. Anm.]. Ryff Sp. 222; Der getrücknet Hundskürblin-S. 217a; Flieder- od. Holunder-S. etc. Hierzu sprchw. (s. o.): Einem Etwas in einem Säftchen beibringen, etwas Unangenehmes auf glimpfliche Weise. G. 14, 86; Gotter Sch. 226; W. Merck. 2, 177 u. o.
f) nam. bei ältern Chemikern auch von unorganischen Stoffen in saft- ähnlicher Konsistenz (s. e), z. B.: Berg- (oder Erd-) S., von Erdharz und ähnl. Stoffen; Daß Blei-S. das Gold weicher macht. Paracelsus 2, 146a; Die Mineralien, Erdsäfte. Otho Krankentr. 320; Der s. g. Liquor silicum (Kiesel-S.), welcher entsteht, wenn man reine Quarzkiesel mit einem gehörigen Antheil Alkali schmilzt, wor- aus ein durchsichtiges Glas entspringt, welches an der Luft zerschmilzt und eine schöne klare Flüssigkeit darstellt. G. 21, 158 etc.
2) Hüttenw.: beim Zerrenfeuer aus dem weichen Kothe und dem Hammerschlag entstehnde vom Wind emporgetriebne Kügelchen.
Anm. S. Sabbe, Anm., u. niederd. sapp, S., Schmutz etc.; sappig, saftig (s. d. 1 u. 2), schmutzig, kothig. Brem. W. 4, 589 ff. Bei Ältern n., z. B.: [Die Pupurschnecken] lassen das S. mit dem Sterben fahren. Eppendorf 126; Wohin er nun dies S. ließ aus den den Augen fließen. Opitz 1, 138; Ryff Sp. 216b etc. (s. 1e), auch: Gesaft der Speis. 102a u. Mz. o. Uml.: Mit gesottenen Tränken, Saften u. dgl. 235a.
Zsstzg. unerschöpfl., leicht zu verstehn und zu mehren nach dem Vorstehnden (s. nam. 1c) und den folg. Bsp. (s. Spate): Absonderungs-: s. Nahrungs-S.
Bāūm-: [1b] und so nach den versch. Bäumen, nam. Birken-S. etc.
Bêêren-: [1c] und so: Erd-, Him-, Johannis-, Kermes-, Stachel-Beersaft etc. Bérg- [1f]. Bíldungs- [1a]: Bildungs- oder Nahrungssäfte werden in den Gefäßhöhlen durch alle Theile des Körpers geführt. Bock An. 10 etc.
Bírken-: s. Baum-S. und Birkenmeth etc. Blēī- [1f]. Blūmen- [1b]: Der Honig .. ein aus den Honigbehältern der Pflanzen gesammelter süßer B. Gehler 3, 750; V. Georg. 237. Brāten- [1c]: B., auf deutsch [iron.] jus genannt. Bucher (Nat.-Zeit. 15, 19). Dárm- [1a]: Die Speisen werden.. im Magen mit dem Magen-S. vermischt und durch dessen auflösende Kraft .. verdaut. .. Sie gelangen aus dem Magen in die Gedärme, wo durch die wurmförmige Bewegung und durch Beimischung der Darmsäfte, der Galle und des Gekrösdrüsen-S–s die Verdauung vollendet wird. Hier scheidet sich aus den verdauten Speisen der Milch- S. (chylus) ab, der von den Milchgefäßen eingesogen und durch die Milchbruströhre in den zunächst am Herzen liegenden Blutadern dem Blute beigemischt wird. Während des Kreislaufs des Bluts wird durch die Absonderungen der Säfte in den kleinsten Gefäßen der Nahrungs-S. (lympha) bereitet, der sich mit den festen Theilen verbindet und dieselben ernährt. Gehler 3, 750; Bock An. 821. Díck- [1eu. c]: in den Apotheken auch Ro(o)b, nach dem arab. robb (Obsthonig), s. Diez 298, vgl. Salbe; ferner z. B. in den Zuckerfabriken im Ggstz. zum „Dünn-S.“ Gartenl. 10, 505a. Dráchen- [1a]: z. B. übertr. wie Drachengift. Butschky Patm. 328.
Drǖsen-: in den Drüsen enthalten, z.B.: Gekrös-D., s. Darm-S.
Dünn-: s. Dic-S. Erd- [1f]. Fēūer-: mit Feuer erfüllender Saft, z. B. = Feuertrank, so vom Punsch. Sch. 51b.
Frúcht-: [1b; c] so: Apfel-, Birnen-, Feigen-(B. 169a), Kirsch-, Obst-S. etc.
Fünftel-: s. Quintessenz.
Gérsten-: dichter. Bez. für Bier, wie Reben-, Trauben-S. für Wein.
Götter-: z. B. [1c] göttlich (himmlisch, wundervoll) schmeckender Saft: Der G. der röthelnden Burgundertraube. Hölty 58; ähnl.: Himmels-, Nektar-, Wunder- S.
Hēīl-: heilsamer Saft, s. nam. [1e], und z. B.: Wo ambrosischen Bäumen enttropfte der güldene H. Kosegarten D. 2, 119, auch: [Das Sonnenfeuer], das aus allen Reichen | der gütigen Natur für alle Seuchen | uns Heilungssäfte kocht. Ramler F. 3, 175.
Hímmels-: s. Götter-S. Holúnder-, Húndskürblin- [1e].
Hōnig-: s. Blumen-, Nektar-S., auch [1e] etc.
Kīēsel-: [1f].
Knóchen-: Knochenmark (Mark-S.). Falke Th. 2, 26b, auch: die bei Knochenbrüchen ausschwitzende bindende Masse. ebd.
Kráft-: bei Campe für Extrakt. Lakrítzen- [1e]: s. Lakritze, z. B.: Nahm ein Stück L. in den Mund. Arnim 22. Lêbens- [1a]: (vgl. Lebensgeist und Nerven-S.): Ach, einen Tropfen L., | sich jugendneu zu regen. H. 15, 37; Ihr edelster L. in den verborgensten Gefäßen. R. 9, 198 etc.
Māgen-: s. Darm-S. Bock An. 810 etc.
Márk-: s. Knochen-S.
Mílch-:
1) [1a] s. Darm-, Speise-S. 2) [1b] Die Milchsäfte [der Pflanzen] sind gefärbt und zwar meistens weiß wie die Wolfsmilch etc. Oken 2, 132. Mōhn- [1b u. e]: Der M. enthält Opium [s. d]. ebd.; Da schon die braune Nacht | die halbe Welt von M. trunken macht. W. 12, 177, s. Mohn und Schlummer-S. Mȫhren-, Mōhrrüben- [1b; e]. Mōst- [1c]: eingedickter Most. Nāhrungs-:
1) [1a]: s. Darm-S.: Wodurch sich N. zum Nervengeiste [s. Nerven- S.] steigert. Rückert W. 4, 69; Thümmel 3, 12 etc.; übrtr.: Falmerayer Or. 2, 47 etc. Auch z. B. von der Muttermilch. G. 31, 273.
2) [1b] Die allgemeinen zusammengesetzten Pflanzenstoffe theilen sich in Nahrungs- und Absonderungs säfte. Die Nahrungssäfte sind entweder in den Adern enthalten oder in den Zellen. .. Der Saft in den Adern .. ist der eigentlich so genannte Pflanzen-S. (séve). .. Den Zellen- S. kann man von dem allgem. N. wohl nur insofern unterscheiden, als in ihm die eig. Schleimbildung vor sich geht. .. Die Absonderungssäfte sind die s. g. eigenthümlichen Säfte, welche in zusammenhängenden durch die ganze Pflanze laufenden Lücken enthalten sind etc. Oken 2, 131. Néktar-: s. Götter-, Honig-S.: Trink ich [Schmetterling] ihren [der Blumen] N. Ramler F. 1, 256; Forster R. 1, 373. Nérven-: (s. Lebensgeist 2 und Nahrungs-S.): Soll dieses müde Blut nur bloß mein Herz erweitern, | um unaufhörlich sich in N. zu läutern? JBMichaelis 49; Tiedge 2, 71 etc., auch übrtr.: Ernst, der aus des englischen Weltweisen ganzer Seele her- ausgeht und, wie offenbar zu sehen, sein N., das Werk seines Lebens und Daseins ist. H. Ph. 13, 235 etc. Öbst-: s. Frucht-S. Pínsel- [1e]: P., Litus, eine etwas dickflüssige Arzneiform, die mittels eines Pinsels appliciert wird. Falke Thierarzn. 2, 206. Purgīēr- [1e]. Púrpur-: z. B. [1a] Von diesem Thier (Helix janthina) erhält man sehr vielen P. aus einem Rückengefäß, wenn man es zerreißt. Oken 5, 436 etc. Quítten- [1c]. Rêben- [1c]: s. Gersten-S. Rǖben-: bes. zur Zuckerbereitung. Karmarsch 3, 709, vgl. Zuckerrohr-S. ebd. Schlúmmer-[1e]: schlummerwirkender Saft (s. Mohn-S., Opiat etc.): Du Inbegriff der holden Schlummersäfte, | du Auszug aller tödtlich feinen Kräfte. G. 11, 31. Spēīse-: Milch-S. (1): Sp., chylus. Bock An. 479. Trāūben-: Reben-S. Wérmuth-: [1b], auch übertr. zur Bez. des Bittern, z. B. Wackern. 2, 465¹³. Wúnder-: s. Götter-S. Zitrōnen-[1c]. Zúckerrohr-: s. Rüben-S.