Faksimile 0824 | Seite 822
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Ruß rußeln rußen rußig
Rūß, m., –es; –e; -:
1) die bei der Verbrennung organischer Körper sich bildende dunkle Masse, bestehnd aus den unverbrannten Theilen, die vom Luftstrom fortgeführt, sich an feste Körper ansetzen: Rauch konnt’ im Saal nicht bleiben, | R. an der Wand nicht floß. Mohnike Fr. 60; Daß die Satane .. sich den tausendjährigen R. aus den Wimpern stäuben. Sch. 110a etc. und sprchw.: Haben Sie R. in den Augen? [können Sie nicht sehn?] Keler gH. 3, 32; Soll ich denn sprechen: der Schnee ist schwarz und der „Rus“ weiß? Weiße Kom. Op. 3, 37 etc. Nam. auch von den absichtl. bereiteten Farben, s. a.
a) Zsstzg. z. B.: Flatter-R. ist der zarte kohlige Niederschlag, der sich in den Rauchröhren absetzt. Karmarsch 3, 17, auch: Flug-R.; Von dem Flatter-R. unterschieden ist der Glanz-R., der sich in den untern Theilen der Schornsteine und Rauchröhren in Gestalt einer braunen glänzenden Krufte ansetzt. Man bedient sich desselben zur Verfertigung einer braunen Farbe [Biester]. ebd.; Holz-R. ebd.; Kamin-R.; Von Lampen- und Kerzen-R. verdunkelt. G. 26, 329; Kien-R.: der beim Verbrennen harzreicher Hölzer sich absetzende R., der gesammelt und in den Handel gebracht wird .Man gebraucht den Kien-R. zu schwarzer Ölfarbe, zu Stiefelwichse, zu ganz ordinärer Buchdruckerfarbe etc. Kar- marsch 2, 430; Schwarze Farben: Lampen-R. und Kien- R. 1, 736 etc.; Ofen-R. IP. 3, 141; Das allertiefste Schwarz [der Buchdruckerfarbe] giebt geglühter Öl-R. Karmarsch 1, 385 etc.; Stein-R. (s. 2b), eine aus schwarzem Schiefer bereitete schwarze Farbe. Adelung; Stetnkohlen-, Torf-R. etc.
2) (s. 1) verallgemeint, z. B.:
a) Dunkel, Finsternis; trübe, qualmige Atmosphäre etc.: Wie man nach Norden weiter kommt, | da nehmen R. und Hexen zu. G. 34, 320; 326; Was vor[her] die träge Nacht mit Wolken-R. bedeckt. Klaj (Wackern. 2, 409¹⁶) etc.
b) Rost etc.: Den R. von den Metallen. Alxinger D. 198.
c) nam. (Landw.) = Flugbrand (s. d., vergl. Rost 3): Ursach zum Brande oder R. [im Weizen]. Rockenphil. 2, 289; Wer hat .. | all den Wust ins Korn gebracht, | .. .Raden, R.? Nhland 123, auch: R.-Brand. Oken 3, 49.
3) s. Honigrath.
~eln, tr.:
(mundartl.) rußen 2a und intr. (haben): die Esse kehren, dazu: Rußler = Schornsteinfeger: Beim Schemenlaufen soll sich der Seraphin als ein Rußler verkleiden und durch den Rauchfang herabkommen und die Tante brav rußlen. Spindler V. 2, 113.
~en: 1) intr. (haben):
a) beim Verbrennen Ruß erzeugen: Brennt mit leuchtender r–der Flamme. Karmarsch 1, 72; 2, 300; 430; 830 etc.; Diese Flamme rußt nicht und erzeugt eine außerordentliche Hitze. Ule Nat. 4, 208a etc.
b) rußfarbig (dunkel und schmutzig) abfärben: Unecht blaugefärbte Zeuge r. etc., ähnl.: [Die Rußkohle] rußt stark ab. Quietmeyer Leseb. (1853) 2, 89 etc. 2) tr.:
a) mit Ruß schwärzen (s. rußeln und rußigen. Schm. 3, 138), nam. in Zsstzg. (vgl. die von schwärzen), z. B.: Die Balken angerußt vom Rauch. Alexis H. 1, 1, 107 etc.; Be-r. und bekreiden. Fischart Garg. 51a; Die berußten Mauern. G. 12, 93; Auf schwarzberußtem Gebälke. V. Od. 22, 239 etc. mit (veralt.) Nbnf.: Der Hafen verweis dem Kessel, daß er berußiget sei. Fischart B. 190a; Garg. 128b etc.; Sich ein-r. [mit Ruß einschmutzen] etc.; In der Einsamkeit seiner ver- rußten Klause. Thümmel 7, 135 u. ä. m.
~ig, a.:
voller Ruß: 1) berußt: Die r–e Schar [der Schmiede]. G. 10, 270; Schwarz-r–e Feuerarbeiter. Gutzkow R. 4, 297; Die r–e Pfanne. Hebel 3, 14; Lichtenberg H. 1, 13; Die r–en [schwarzen] Flügel. Kosegarten Dicht. 3, 101; Jenen „rußichten“ Bock. FMüller (Wackern. 4, 782²¹); Thümmel 4, 68; 72; V. Ov. 2, 101 etc.; Der r–e Freitag, Freitag vor Fastnacht, an dem man sich hie und da mit Ruß zu bestreichen pflegt. Schm.; Die R–en (in Nürnberg): Metallarbeiter im Feuer. Ders.; JP. Fat. 2, 17. 2) s. Ruß 2c: Der Weizen ist brändicht oder r. worden. Rockenphil. 2, 288; 3, 131 etc.
Anm. Ruß, ahd. ruo¼; rußig, ruozag. Graff 2, 563,