Faksimile 0811 | Seite 809
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Ruhm
Rūhm, m., –(e)s; 0; Rühmchen, lein; -:
1) (veralt.) lautes Rufen, Jauchzen, z. B. (vgl. Zunz) Jes. 55, 12; 54, 1; 51, 11; Bar. 4, 34, s. rühmen 1. 2) (s. 1 und Lob:1a) der Ruf, in dem Jemand steht: Es gehet ein gemein Geschrei, daß Hurerei unter euch ist etc. . . Euer R. [„,rhum“] ist nicht fein. 1. Kor. 5, 6; Einen kostfreien Mann loben die Leute und sagen, er sei ein ehrlicher Mann und Solches ist ein guter R. Sir. 31, 28 etc. (vgl. 3). 3) (s. 2 und Lob 1b) die laute Anerkennung guter Eigenschaften, wodurch sich Jemand oder Etwas vor Andern auszeichnet und: die diese Anerkennung begründenden Eigenschaften (s. d) (vgl. Preis 2f; Ehre 3; Lorbeer 1 etc.):
a) zuw. von etwas rein Sachl.: Unter allem Flachs hat der ägyptische den R. von wegen seiner Reine. Garzoni 563b; Weil ich wohl sah, daß Sie Ihren Stein bei R. erhalten wollten. G. 29, 37; Karpfen, so vor andern den R. haben. Stumpf 392b etc.
b) gw. in Bezug auf Pers. oder Leistungen von Pers.: Der R. eines Dichters oder seines Gedichtes ist groß, bedeutend, unsterblich etc.; Der Dichter hat seinen R., den R. seines Werks überlebt; Durch Etwas seinen R. gründen, sich R. erwerben; Den R. behaupten, bewahren, mehren, steigern, aufs Spiel setzen, verlieren, einbüßen; Sich mit R. (in der Schlacht) bedecken etc.; Echter, wahrer, falscher, eitler R.; Ohne R. [Selbst-R., Ruhmredigkeit] zu melden, z. B. Schaiden- reißer 81b etc., s. Schm. 3, 90; Den R. muß man ihm lassen, daß etc.; Dein R. erscholl unter die Heiden. Hes. 16, 14 etc.; WKoner Sinnspr. Nr. 1093—11101; Dem Geizigen der R. auch beigemessen, | daß er fein räthlich sei. Rachel 4, 102; Jst er dem bessern R–e nachgeschritten. Sch. 99b; Wir hätten daraus geschlossen | auf künft’ger Thaten R.; | doch schön ist nach dem großen | das schlichte Heldenthum. Uhland 450 etc. Wir fügen noch einige prägn. Bsp. bei: Ehre ist der gute, R. der große Name: weh Dem, der jenen diesem opfert etc.; Sie suchen sich Ehre und ihrem Fürsten R. Herrig 39, 351; Körner 131b; Flehten um R. und Sieg, flehten um Rückkehr für euch. | Ehre ward euch und Sieg, doch der R. nur kehrte zurücke. Sch. 76a etc.; Von des Lebens Gütern allen | ist der R. das höchste doch; | wenn der Leib in Staub zerfallen, | lebt der große Name 102 noch. 53b etc.; Viele mit R., Manche mit Achtung genannt. Devrient 1, 282; Ich führt’ ihn sden Degen] nicht mit R., doch nicht mit Schande. G. 13, 154; Daher auch Mancher, der ihm .. an Ruf gleichkam, ihm an [wahrem] R. nachstehen möchte. Lichtenberg 4, 95; Nicht nach Lob [s. d. 1b] verlangt der Dichter, doch nach R. verlanget er. Platen 2, 13 etc., ferner Belege für die Verkl.: Dank dem guten St. Pierre für die Erfindung des Wortes gloriola, Rühmchen. Der Eitle, der nach kleinen Zwecken strebt, . ., er kränze sich mit seinem Scheinchen. H. Ph. 10, 159; Mein herrliches Rühmchen wird in der Blüthe verwelken. B. 463b etc.
c) (s. b) Oft (wie Gerücht 2, Ruf 5) mehr oder minder personif. (Fama) etc.: Der Aar des R–es zieht in treuen Kreisen | um seine Stirn. Freiligrath 2, 17; That .einen so starken Zug aus dem Kelch des R–es. Heine Reis. 3, 177; Meister . ., | die der R. die größten pries. Rückert Morg. 1, 69; Mich hat der R. noch nicht genannt. Sch. 533b; V. Od. 1, 299 etc.
d) Das, was Einem zum R. gereicht, der Ggstd. des R–s (vgl. Ehre 5; Stolzetc.): Wir sind euer R., gleichwie auch ihr unser R. seid. 2. Kor. 1, 14 etc.; Hektor, den R. seines Geschlechts. H. 4, 55; Zum R. und Spiegel | aller Tapferkeit, zum Cid. Cid 42; Preisvoller Odysseus, erhabener R. der Achaier. V. Il. 10, 544 etc.
Anm. Goth. hrôms, ahd. (h)ruom etc., mhd. ruom, dazu rühmen, ahd. hruomên, mhd. rüemen etc., vgl. gr. χρoóω (schallend schlagen), rufen etc.
Zsstzg. zu 3, leicht zu mehren nach den folg. Bsp. (s. Spate): Díchter-: den Jemand als Dichter erworben und so nach dem vrsch. Beruf, vrsch. Dichterlob, das der Dichter ertheilt: Homer’s D. etc.
Eīgen-:
1) Erhebung der eignen Pers., durch Ruhm: Wo man mehr den E. | als des Höchsten Ehre suchet. IGrob Poet. Spaz. 73; Olearius Baumg. 93b etc., nam.:
2) (vgl. Eigenlob) Selbst-R.; R. aus dem eignen Munde. Rabner 4, 28; Rückert W. 2, 62; Sch. 1234a etc. Féld-: auf dem Schlachtfeld erworben. IP. 33, 70, vgl.: Kriegs-, Schlachten-, Waffen-, Siegs-, Helden-, Feldherrn- R. (Ense Biogr. 3, 23; 367 etc.). Gêgen: das der Gerühmte dem Rühmenden ertheilt. Hagedorn 1, 84. Geschä́fts-: in der Geschäftsführung erworben. Ense Denkw. 5, 242. Hélden-: s. Dichter-, Feld(herren)- R. Guhrauer Less. 1, 277; Rückert Rost. 112a; Wernike R. 200 etc. Hímmels-: s. Welt-R. 2. Hōch-: hoher, großer Ruhm: Des Sieges H. Fouqué Gd. 1, 177. Kóch-: (s. Dichter-R.). Kürnberger N. 2, 121. Krīēgs-: s. Feld-R. Künstler-: (s. Dichter- R.). Gartenl. 10, 107a. Lúmpen-: lumpiger, ver- ächtlicher. Nāch-: Ruhm nach dem Tode, bei der Nachwelt. Fichte 7, 308; Mit ausgespreiteten Flügeln zum Tempel des N–s emporfliegen. Sch. 108a; W. 9, 239 etc., vgl.: Nachwelt-R. Kl. Od. 2, 243. Psálmen-: mit Psalmen und Lobliedern gefeiert: Sein Name tönt im P. Hungari 2, 444 (Folen). Schláchten-: (s. Feld-R.). Ense Biogr. 3, 615. Sélbst-: Eigen-R. (2). Gervinus Lit. 3, 242; PhKaufmann Sh. 2, 15. Sīēg(e)s-: (s. Feld-R.). Pyrker 326; V. Il. 7, 378; 13, 303 etc. Thāten-: durchThaten erworben. Schlegel Dr. 2, 2, 361. Wáffen-: s. Feld-R. Wélt-:
1) der sich über die ganze Welt verbreitet: Dichter von W., wie Homer und Shakespeare etc.
2) weltlicher, irdischer Ruhm (Ggstz.: Himmels-R., ewige Glorie etc.): Hier verkaufte sie | dem Feind der Menschen ihr unsterblich Theil, | daß er mit kurzem W. sie verherrliche. Sch. 479b. Zēītungs-: wie ihn Zeitungen ertheilen etc.