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ruhen
Rūhen, intr. (haben), in mehrfach in einander greifenden Nüancen (1—5), tr. (6) und refl. (7):
1) in Ruhe (s. d. 1) sein, auf einer Stelle verharren, verweilen:
a) eig.: Daß die Erde in der Mitte des Weltraums unbeweglich ruhe. Littrow 138 etc.; Die Lade des Bunds .. zog vor ihnen her . ., ihnen zu weisen, wo sie r. l„rugen“] sollten. .. Wenn die Lade zog, so etc. .. und wenn sie ruhete [„ruget“] etc. 4. Mos. 10, 36 etc. und so (s. 3c) vom Lagern und Rasten des Hirten mit der Herde (Hohel. 1, 7 etc.), der Kriegsvölker (2. Kön. 6, 9 etc.).
b) übertr.: thätig und wirksam waltend [versch. 4]wo verweilen, dort sein und weben: Es ruht der Abend auf Wald und Flur (Hungari 1, 258); die Hand des Herrn auf dem Berge (Jes. 25, 10); Jemandes Auge, Blick, Geist (4. Mos. 11, 25; 2. Kön. 2, 15 etc.) auf Einem; Segen bei des Redlichen Hütte (Geßner); Fluch auf solchem Volke (Hölderlin H. 2, 113); Weisheit (Spr. 14, 33), Zorn (Pred. 7, 10) in Jemandes Herzen [vgl. 4]; die Sünde [lauernd] vor der Thür (1. Mos. 4, 7) etc., s. auch 2b.
2) (s. 1) mit Angabe des Tragenden, Stützenden, wodurch Etwas in seiner Lage verharrt:
a) eig.: Auf Säulen ruht sein Dach. G. 1, 137; Eine wagerecht in den Ständern r–de Stange. Jahn T. 45; Das Himmelsgewölbe ruhte auf des Atlas Schultern etc. Übertr.:
b) in Bezug auf den Tragenden und Dessen Last und Beschwer: Die ganze Last des Hauswesens, das ganze Hauswesen ruht auf meinen Schultern, auf mir; Die Verantwortung ruht auf ihm, er hat sie zu tragen, vgl. (zu 1b): Der Verdacht ruht auf ihm etc.; Die Gift und Gabe zu erheben, | so auf dem Oberhofe ruht. Immermann M. 1, 376, die er zu tragen, zu leisten hat.
c) mit Bezug auf das Getragne und dessen von der Grundlage, auf die es sich stützt, abhängendem Bestand (s. be-r. 1): Das Lehrgebäude, System, die Schlußfolgrung (be)ruht auf irrigen Voraussetzungen; Meine ganze Hoffnung, meine ganze Glückseligkeit ruht auf dem Gedanken etc. G. 9, 273; Obzwar die Einheit seines innern Wesens auf einer hohen Sittlichkeit ruhte. 22, 378; Bleib nicht auf dir selber r., | sondern folg’ eines Meisters Sinn. 3, 10; Die Kunst ruht auf einer Art religiösem Sinn etc. 257; Es ruht allein auf dir [hängt nur von dir ab], sobald du willst, zu reisen. IESchlegel 1, 265; Die Heldentugend jener Zeit | ruht nicht auf ungeschlachten Sitten. Uz 2, 137 etc.
3) Belebte Wesen, nam.: Pers. r., sind in Ruhe (s. d. 2), frei von Arbeit, anstrengender Thätigkeit, Anspannung etc., sie feiern, rasten, pflegen der Muße etc.: Daß dein Ochse und dein Esel r. 2. Mos. 23, 12; 5, 5, 14 etc.; Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß r. [1] konnte. 1, 8, 9 etc.; Nach der Arbeit ist gut r. Sprchw.; Auf seinen Lorbeeren [s. d.] r.; Dieser Körper [des Herkules Farnese] ruht sich nicht aus, er ruht; er stützt sich nicht, er ist gestützt. Forster Jt. 1, 226; Hast du die böse Stunde geruht, | ist dir die gute doppelt gut. G.; Man kann im Ruhn | doch Etwas thun. L.; Bevor zu r. gedenkt er, | wissen muß er erst, wovon er ausruht. Platen 4, 279 etc.
a) Nam. oft: Von Etwas r., z. B. vom Frohndienst (V. 2, 3), von seiner Arbeit, von seinen Werken (z. B. anthropom. von Gott 1. Mos. 2, 2), seltner: Weil ich doch zuw. .. mit der größern Arbeit „rugen“ und feiren muß. Luther 5, 43b etc.
b) sich in Ruhe verhalten, still sitzen, still sein, schweigen etc.: Ruh doch endlich einmal und laß mich zufrieden; „Jch will ihr rufen.“ So ruhe doch [hör doch davon auf]. G. 8, 211 etc., bes. verneint in Bezug auf ein zu erreichendes Ziel: von dem Streben danach nicht ablassen, bis man es erreicht: Im Thaten- und im Wettelauf | ist’s rathsam nicht zu ruhen. Gleim 4, 173 etc. und nam. mit abhäng. Satz: Er ruht nicht (eher, als) bis etc.; Die nicht r. könne, bis etc. L. 2, 196 etc.; Der Mann wird nicht r., er bringe es denn heute zu Ende. Ruth 3, 18; Spr. 4, 16 etc.; Der ruht nicht, | künftig die Vaterstadt selbst, so klein sie ist, zu verzieren. G. 5, 26 etc.
c) von Umherziehnden: Rast machen, sich lagern (s. 1).
d) sich zum oder wie zum Schlafen hinstrecken (s. 7a) und: schlafen: Ich kann nicht schlafen, aber ich will mich wenigstens aufs Sopha legen und r.; Du willst ein wenig schlafen und ein wenig schlummern und ein wenig die Hände zusammenthun, daß du ruhest. Spr. 24, 33; Auf seinem Bette r. und schlafen. Sir. 40, 5; Matth. 26, 45; Als hätt’ ich sanft geruht. Göckingk Lieb. 61; Lasst hier mich ruhn, bis Glockenton mich weckt. Platen 1, 201; So möcht’ ich wohl | ein wenig R–s pflegen. W. 11, 144; Sie hatte schon drei Nächte schlecht geruht. 192; Ich wünsche Ihnen, wohl zu r., Abschiedsformel zur Schlafenszeit etc.
e) (s. d) von Todten: Hier ruht (in Gott) etc., gw. Formel der Leichensteine; Sanft ruhe seine Asche! desgl.; Sie kommen zum Frieden und r. in ihren Kammern. Jes. 57, 2 etc., auch (a): Selig sind die Todten .., sie r. von ihrer Arbeit. Offenb. 14, 13 etc.
4) s. 3, von sachl. Subj., die jedoch oft mehr oder minder als belebt aufgefasst werden können: in einem Zustand sein, wo die Wirksamkeit sich nicht äußert, zurücktritt etc. (versch. 1b): Ihre Zunge ruht nicht einen Augenblick, steht nicht still, bewegt sich fortwährend plaudernd; Die Begleitungsstimmen, die Instrumente r. [pausieren, schweigen] hier mehrere Takte; Die Hand des Schreibers (oder die Feder), der Nähterin (oder die Nadel), des Schmiedes (oder der Hammer), des Kriegers (oder das Schwert) ruht, z. B.: Die Nadel | ruht im Jahre nicht leicht. G. 1, 272; Die Werkzeuge ruhten ungebraucht im Kasten. Lewald W. 1, 194; Die Waffen ruhn, des Krieges Stürme schweigen. Sch. 474a; O du Schwert . ., fahre doch in deine Scheide und ruhe. Jer. 47, 6 etc.; Eine Maschine, der Eisenhammer etc. ruht, steht still; Wärme, Elektricität in r–dem [gebundnem] Zustand etc.; Der Krieg, eine Unter-, Verhandlung, ein Proceß, eine Streitsache, eine Angelegenheit ruht, wird zur Zeit nicht fortgeführt, es ist eine Pause in ihrem Betrieb; Wir wollen die Sache jetzt r. lassen, sie nicht weiter verhandeln; Das lassen wir nun in seinem Werth „ruwen“. Stumpf 395b, auf sich be-r., dahingestellt sein; So ruhte auch dieser Ggstd., ohne abzusterben. G. 27, 214; Alles, was in mir von Selbstgefälligkeit .. und Hochmuth r. oder wirken mochte. G. 21, 231; Nach Raum und Zeit waren dem Dichter Hebel die von ihm geschilderten Zustände entschwunden, sie hatten aber in einer stillen Bucht seiner Seele stets in ihm geruht [so daß er sie nur zu wecken brauchte]. Auerbach SchV. 28; Doch ruhte seine Neigung unter der Asche .. und er ließ sie r. [schlummern]. Stilling 3, 53; Der Zorn ruht nur in seinem Herzen [versch. 1b], er wird bald um so heftiger hervorbrechen; Ein r–der Vulkan etc.; Ihm r. noch im Zeitenschoße | die heitern und die schwarzen Lose. Sch. 77b [liegen dort un- entwickelt]; V. Od. 1, 268 etc.; Der Acker ruht, liegt brach; Im siebenten Jahr sollst du das Land r. und liegen lassen. 2. Mos. 23, 11; Im Winter ruht die Natur, r. die Pflanzen etc.; Nun r. alle Wälder. PGerhard (Wackern. 2, 485³¹), es herrscht dort Stille und Schweigen etc. Ugw. und wegen der Mehrdeutigkeit vermieden: Der König ließ .. die Länder r. Esth. 2, 18, eine Pause im Steuerzahlen machen etc., vgl.: Ertheilte Erlaß den Landschaften. Zunz.
5) in Ruhe (s. d. 2) sein, in einer Lage verweilen, wo man das Gefühl der Sicherheit, des Friedens, der Befriedigung hat: Dem Freund am Busen oder: an des Freundes Busen r.; Der Herr hat .. zerbrochen die Ruthe .., welche die Völker schlug . . . Nun ruhet doch alle Welt und ist stille und jauchzet fröhlich. Jes. 14, 7; Die Armen [werden] sicher r. 30; Sie sollen weiden und r. [s. 3c] ohne Furcht. Zeph. 3, 13 etc.; Nord und südliches Gelände | ruht im Frieden seiner Hände. G. 4, 4; Auch für’m [vor’m] Tyrannen kann er r. H. 8, 369 etc.
6) tr.: Den Geist, den Körper, die Glieder r., (aus-r.), = r. lassen, durch Ruhe sich erholen lassen, herstellen, stärken: Da ruh es [das Reh] seine Flanken. Geibel 325; Ihr sollt sanft euer Haupt an ihrem Schoße ruhn. Schlegel Sh. 6, 104 etc. Im Partic.: Waren [vgl. a: hatten] sie auch geruhet und wir müde. Berlichingen 55; Geruhete Gäule. 172 etc., versch. bei Ältern: Ein „geruwets“, sichers .. Leben. Schaidenreißer V = ruhig. 7) refl.:
a) (s. 6) Während sich das Orchester ruhte [vom Musicieren]. Gutzkow R. 4, 344; Er ruhete sich, aber er schlief nicht. Hesekiel Jen. 1, 215; Das Fleckchen .., auf welchem ein geächtet Haupt | sich r. darf (s. b).. Prutz W. 124.
b) selten: ruhend verweilen, ohne den Nebenbegriff der Erholung (s. a, Prutz): Der letzte Strahl der Sonne | ruht sich auf ihm [dem Berg] so gern. WhMüller 1, 195.
c) (s. Es 7) Wie sanft ruht sich’s in stürmischer Nacht! G. 1, 290; Es ruht sich besser allerwärts | als in der Fürstengruft. Herwegh 1, 86 etc.
d) mit Angabe des Erfolgs: Er brauchte die Nacht . ., um sich wieder in ein bequemes Gleichgewicht aller Funktionen hinein zu r. [durch Ruhe bringen]. Ruge Rev. 2, 46.
Zsstzg. z.B.: Āūf-:
1) [2] ruhend wo aufliegen. G. 33, 213.
2) ref. [7d]: In deinen Engelsarmen ruhte | die zerstörte Brust sich wieder auf. Ders. (DMus. 1, 1, 22). Aūs-:
1) tr. [6]: Du hast deine Kräfte gespart, du bist [vgl. 3: hast] ausgeruht. Auerbach D. 4, 188, bist durch die Ruhe gestärkt (veralt. er-r.); Ruht die müden Glieder aus. Brückner 222; Mit ausgeruheten Kräften. JvMüller 14, 107; Ich brauche ja nur ausgeruhte Füße. Thümmel 6, 158; Sie ruhte die hurtigen Kniee vom Weg aus. V. Myth. 1, 165; Seine ausgeruhten Sinne. W. 9, 285 etc.; Un ausgeruht im Joche ziehn. Uz 1, 166 etc. In freierm Gebrauch des Partic. (vgl. 3b): Nach ausgeruhten vier Wochen. G. 31, 19, nachdem sie vier Wochen ausgeruht; Nach ausgeruhtem Mittagsmahle. König Jer. 1, 262, nachdem sie vom Mittagsmahl ausgeruht etc.
2) [7a] refl. (s. 3b): Dieser Körper ruht sich nicht aus, er ruht. Forster It. 1, 226; Wo soll mein irrendes Auge sich a.? EKleist 2, 10; Das Publikum will sich auf einmal a. von seinen ästhetischen Aufregungen. Prutz GschTh. 373; Daß der ermüdete Baum und die entkräfteten Felder | unter dem Schauer der Flocken zu neuem Segen sich ausruhn. Zachariä Tag. 11.
3) intr.:
a) ruhen, bes. zur Genüge: Haben Sie ausgeruht?, ausgeschlafen; Im grünen vertraulichen Haus | ruhst du in meinen Armen aus. G. 1, 164 etc.
b) = 2: sich durch Ruhen stärken, kräftigen etc.: Zu neuer Mühe auszuruhen. G. 13, 171; In ihren Armen hatte das gute Kind schon von manchem Schmerz ausgeruht. 17, 298; Die Freude, die ich daran hatte, machte, daß ich die großen Schwierigkeiten für ein A. ansehe. 28, 53; Ich habe meine Gesundheit wieder hergestellt, ich habe ausgeruhet. L. 12, 159; Platen 4, 279; Ob sie Penelopeia . . | ausruhn machte vom Weinen. V. Od. 4, 801; Il. 7, 376 etc.
4) Dazu:
a) Eine Zeit der Ausruhung [des A–s]. W. Merck 1, 450.
b) Eine unendliche Wendeltreppe ohne Ausruher. Perthes Leb. 2, 179, Absatz zum A. etc.
Be-:
1) [2c]
a) mit auf und Dat.: Das beruht auf einem Irrthum etc.; Die Harmonie der Farben und den Grund, worauf sie beruht. G. 29, 435; Beruht dieser Unterschied nun noch bloß auf meinem Befehle? L. 3, 410; 411; Diese Einführung ordentlicher Ehen scheint also nicht sowohl auf Gesetzen als auf dem Herkommen beruht zu haben. Sch. 1011a; So bin ich frei; doch wär’ ich’s lieber nicht, | hätt es auf mir beruht. Schlegel Cäs. 5, 3 etc.
b) Früher auch zuw. nach Analogie von sich gründen, sich stützen etc. mit auf und Acc.: Die beruht im Grunde nicht auf äußerliche Verbindungen .., sondern auf das Gefühl gemeinschaftlich sympathisierender Geister. L. 10, 290; 7, 371; Opitz W. 1, 2a; Winckelmann 1, 130; 177.
c) mit in und Dat.: Ihr großer wesentlicher Unterschied beruht [besteht] darin, daß etc. G. 3, . .; Menschen, die fühlen, daß ihr Glück ganz in ihnen selbst beruht [wurzelt]. 9, 281; Die Annehmlichkeit gestört, die in der Folge, in der Verbindung und Abwechselung dieser Augenblicke und Handlungen beruhet. H. 4, 126; Bei den Bemerkungen des Kunstrichters beruhet das Meiste in der Richtigkeit etc. L. 6, 373; Weichmann 1, XI etc.
d) Vereinzelt: Dieser einzige Unterschied beruhet [steht] nicht bei mir. FNicolai (L. 13, 43); Der Geist, an dessen Heil das Leben Vieler | beruht und hängt. Schlegel Haml. 3, 3 etc.
2) Etwas bleibt (s. d. 18) —, man lässt es b., so wie oder: da wo es urspr. ist: Er ließ die Sache eine Weile auf sich b. G. 16, 331; Diese Angelegenheit bleibe .. vor der Hand auf sich b. Immermann M. 1, 240; Macht nur, daß er die Sache b. lässt. Schlegel Sh. 2, 266; Während die gesammte allgemeine Wesensfülle göttlicher Machtvollkommenheit in der Oberherrlichkeit des Zeus immer noch b. blieb. Stuhr Rel. Syst. 229 etc. So in der Bed. des Beharrens auch zuw. noch ohne bleiben, mit persönl. Subj., z. B.: So wollen wir bei deinem Ausspruch b. G. 29, 435; So beruh ich [find ich meine Ruh und Zufriedenheit] im Begnügen. Logau 1, 7, 87; 2, 3, 44 etc., dagegen veralt., mundartl. mit nichtpersönl. Subj.: So wird euer Friede auf ihm „berugen“. Luk. 10, 6; Daß es im hiesigen Polizeiarchive hinterlegt worden sei und dorten allerdings noch beruhe. Immermann M. 2, 325 etc.
3) Veralt. auch:
a) Sich auf Etwas b., sich dazu verstehn, s. Grimm.
b) Unberuhet = unausgeruht. Ryff Sp. 19b. Die Nacht d. oder durch (hindurch) ruhen. WHumboldt 3, 44; Dort durchruheten Jene die Nacht. V. Od. 3, 490; 1, 444; 22, 195 etc. ruhend entgegenharren: Daß ihre Schätze, | die still verwahrt dem künftigen Geschlechte | entgegenruhten, heut sich zeigen. G. Er-: s. aus-r. 1; auch: Schade, daß sich Kenntnisse nur erarbeiten, nicht e. [durch Ruhen erwerben] lassen. weiter ruhen: G. 1, 189.
Durch-: Entgêgen-: Fórt-: Ge-:
1) veralt. statt ruhen, be-r., z. B.: So geruhete es auf ihrer Verantwortung. Schweinichen 1, 314 etc.
2) statt des veralt. gerūchen (s. Anm. zu ruchlos) = Etwas in Acht nehmen, z. B.: Ein Narr ist, der einen Arzt sucht, | deß Wort und Lehr er nicht gerucht | und folget alter Weiber Rath. Brant N. 38³² etc. und bes.: in huldvoll zugewendetem Sinne für Etwas Sorge tragen, es gnädigst wollen, z. B. mit bloßem Infin.: Ew. Herrlichkeit geruche, solche meine Wohlmeinung in keinen Ungunsten annehmen etc. Schaidenreißer III; IX etc. und heutigem Gebrauch gemäß mit Infin. und zu, z. B.: Geruchet, diese Unbilligkeit nicht länger zu gestatten. 5b; 27b; Du bist ein Gott .. und ich bitt dich, du geruchest mit Gnaden allhie zu sein. 68a; Uhland V. 815 etc. und (vgl.
1) in umdeutender Schreibw.: O Gott, geruhwe, mich zu führen. Weckherlin 17 etc., heute gw. nur formelhaft in Hof- (Kanzlei-) und Höflichkeitssprache, zuw. diese verspottend: Se. Maj. haben allergnädigst geruht, zu befehlen etc.; Regieren nur Wenig, das Wenige gut! | Das hab ich der Ruhe halber geruht. Cham. 3, 100; Ihr Gärtner lobesan, | den sie zu ha’n geruhn. Claudius 3, 20; Ein König, | der hat recht sehr ein Schuft zu sein geruht. Freiligrath Garb. 104; Die Damen . g. sämmtlich nur | mir nachzugehn. W. 10, 31 etc. und in veralt. Fügung (s. o.): Viel Dank muß ich euch sagen ., | daß ihr geruht mich grüßen. Simrock N. 399, in der urschrift: áa rir ruoenet gruezen etc. Hinēīn- [7d]. Um-, tr.: ruhend oder ruhevoll umgeben: Von ihren weichen Armen sanft umruht. Cham. 4, Sanders, deutsches Wörterb. II. 156; Kinkel 210; Die Hügel, von Herden umruht. Matthisson 172; JBMichaelis 4; Seine Felder umruhn friedlich sein ländliches Dach. Sch. 75b; Leis’ umruht von abendlicher Feier. Tiedge 2, 3; Gefilde, | von Abendluft umruht. V. 4, 14; Entsetzliche Nacht umruht die elenden [kimmerischen] Männer. Od. 11, 19; Rings umruhn ihn Tiger. Ov. 1, 196; Ar. 67.