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rufen
Rūfen, intr. (haben) [1—4]; tr. [5; 6] u. refl. [7] rief (rufte); gerufen (geruft):
einen Ruf (s. d. 1; 2) erschallen lassen, von lebenden oder wie belebt gedachten Wesen:
1) ohne abhäng. Vhe.:
a) von Pers.: Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott! Ps. 4, 2; 20, 10 etc.; Ich rufe und ist kein Recht da. Hiob 19, 7; Schreiet laut . . ., rufet mit voller Stimme! Jer. 4, 5; Rufet laut! 1. Kön. 18, 27; In Weinbergen jauchzt noch ruft man nicht. Jes. 16, 10; Das R. der Ernter (s. 8). Jak. 5, 4 etc.; Sie ergrimmten und ruften. Kl. M. 6, 63; Das Parterre rufte und schrie und lärmte. L. 7, 163 etc., auch: Ein Stimme ruft und z. B.: Wie weit er .. die Stimme, die r–de, schicket. Sch. 62b etc. (s. c).
b) von Thieren: Der Hirsch ruft; Das Wachtelmännchen schlägt, die Sieke ruft; Die Repphühner r. (und nicht: schreien). Döbel 1, 50b; Laube Br. 282 (vgl. pisten); In klaren Schlägen ruft der Buchfink. Tschudi Th. 127; Da der Kuckuck rufet. Uhland 512 (Döbel 2, 121b) etc.
c) mit mehr oder minder belebt gedachten Subj.: Rufet laut, ihr Wüsten [-Bewohner]. Jes. 42, 11 s. 44, 23: herunter-r. etc.; Mit ehrner Zunge ruft die Glocke schon. Cham. 4, 50; Das [s. 2c] ruft so laut. | O wie ruft die Trommel so laut! Rückert (Wackern. 2, 1527⁰) etc.
2) (s. 1) mit Dat. zur Bez. des belebten oder belebt gedachten Wesens, dem der Ruf gilt, oft (s. locken II 1a und b) sich nahe berührend mit der (dann in der heutigen Prosa gewöhnlichern) Fügung 6a —, nam.:
a) zu 1a: Er schrie mit großer Stimme, wie ein Löwe brüllet . . . Wem rufet er? wem brüllet der Löwe? H. R. 7, 272 etc., ferner z. B.: Abimelech rief allen seinen Knechten. 1. Mos. 20, 8; Der Engel Gottes rief vom Himmel der Hagar. 21, 17; 22, 11; 1. Sam. 3, 4 ff.; Dir hab ich nicht gerufen. Fleuch! Cham. 4, 189; 25; Jetzund ist der Tag erschienen, | dem die Väter längst geruft. Cronegk 2, 175; [Er] rief dem Hirsch und rief dem Jäger. Freiligrath H. 24; Wenn er auf seiner Flöte dem Widerhall ruft. Geßner 3, 70; Nachdem sie dem Sohne gerufen | zwei- auch dreimal. G. 5, 31; 8, 51; 65; 208; 211; Sie ruft mir! Ich komme. 9, 303; „Höre mich Stella!“ Ruf ihr nicht! sie ruht . . . (Stella): Wer ruft mich [6a]? 360; Wer ruft mir? 11, 23; Die .. dem Kinde rief und winkte. 16, 111; 19, 243 etc.; Du kamst, wann ich dir rufte. Gotter 1, 165; 2, 293; 3, 530; Grimm M. 242; Gryphius Fr. 550 etc.; Sie klin- gelte und rief ihrem Mädchen. Gutzkow R. 1, 433; 8, 180; Hebel 3, 181; 4, 54 etc.; Wenn Gott den Todten auf Erden ruft. Herwegh 35; Klinger Gris. 81; Ein zu segnender Laut, der mir rief [s. c], wie ein Schatten dem Schatten | liebend ruft. Kl. Od. 1, 25; König Jer. 1, 105; Er rief der Finsternis, sie kam. Mendelssohn Ps. 105, 28; Opitz 2, 152; Er rufet seinem bunten Phaeton [Wagen]. Pfeffel Po. 3, 57; „Rüefet“ er andern seinen Dienern. Schaidenreißer 14a; Die riefen mir [zu] und sagten: helft euch selbst. Sch. 530b; Die Mama rief mir. 653a; Er rief dem Licht; das Licht zerrann. IChrSchwab (Matthisson A. 7, 229; Stilling 1, 96; Rufte laut den troīschen Scharen. Stolberg Jl. 18, 156; Nun rief ich dem Echo, den Felsen und Wasserquellen. Tieck 16, 264; Jetzo laut zum Kyklopen die kränkenden Worte begann ich . . . Jetzo rief ich von Neuem dem Wütherich [zu]. V. Od. 9, 474 und 492; 16, 460; Il. 3, 161; 13, 248; W. 1, 38; 74; Jedem zu erscheinen, der ihnen ruft. 3, 62; Man ruft mir, ich muß fort. 11, 200; 157; 28, 89; 34, 308; Luc. 3, 240; Att. 2. 1, 17 etc.
b) (zu 1b) Rufst du [Vogel] deinem Männchen? Ach ja, er ruft seinen Geliebten [6|, er klagt ihm. Geßner 2, 37; Im öden Forst | hört man ein heiseres R. [8 der Füchsin]. | Das heißt: dem Fuchse r. Laube Br. 104; Schwingt sich .. die Lerche | jubilirend! herauf und ruft dem kommenden Tage. Zachariä Tag. 6 etc.
c) (zu 1c) vgl. nam.: Wenn mir der Horen letzte ruft. Thümmel 8, 89, persönl. = die letzte Stunde und: Vertheidige dein Leben, denn dir ruft der Tod. Sch. 464betc.; Es erscheinen zwei andre Zeichen. Jene riefen dem Ohr, diese den Augen. H. R. 7, 318; Deine Pinjolen riefen dir. V. Ländl. 1, 7 etc., auch: Da ruft es [s. d. 7] ihm vom Dache. | Er schlägt sein Aug empor, er kennt der Stimme Ton. Falk Mensch 32, vgl. 4b; 5 und: Warum dies Schauern? | was ruft mir? W. 10, 154 etc.
3) (s. 2) selten mit Dat. und Ortsbest. des Wohin (s. 4c): Er sandte seine Knechte, daß sie den Gästen zur Hochzeit „ruffeten“. Matth. 22, 3 [die eingeladenen Gäste zum Hochzeitsmahl zu r. Eß]; Saul ließ allem Volk r. zum Streit. 1. Sam. 23, 8; Rief der Hungersnoth ins Land. Mendelssohn Ps. 105, 16 [Er rief Hungersnoth herbei über das Land. Zunz].
4) mit Präpos.:
a) zur Bez. der Pers., an oder gegen etc. welche der Ruf gerichtet ist, z. B.: Zu Gott r. [flehend, betend]. Ps. 17, 6; 18, 42 u. o. (s. b u. c), auch: Abner rief zu Joab und sprach. 2. Sam. 2, 26 (vgl.: Abner rief dem Joab zu und sprach. Zunz); Er stund und rief zu dem Zeug Jsrael und sprach zu ihnen etc. 1, 17, 8 (Er stand und rief den Schlachtreihen Israel’s zu etc. Zunz), wo freilich (wie bei Zunz) auch zu-r. als Zsstzg. gefasst werden kann; Er rief laut und ungeduldig nach den Bewohnern. G. 19, 178; „Jch rufe Geister aus der wüsten Tiefe“ [s. 6d]. .. Doch kommen sie, wenn ihr nach ihnen ruft? Schlegel Sh. 6, 96 etc.; Den Kindlein gleich, die an dem Markt sitzen und r. gegen ihre Gesellen [„ und ihren Gespielen zu-r.“ Eß]. Matth. 11, 16; Gegen ihn rufte zuerst der herrliche Sohn des Lykaon. V. Il. 5, 276 = Zuerst rief Diesen Lykaon’s herrlicher Sohn an. B. 224a etc., auch in feindl. Sinn: Er rief wider den Altar, durch das Wort des Herrn und sprach: Altar! ff. 1. Kön. 13, 2 u. 6 = Er rief gegen den Altar, auf das Wort des Herrn ꝛc .. Das Wort .., das er gerufen gegen den Altar [5]. Zunz etc., auch: Ich rufe mit Verlangen | auf meiner Freunde Schar. Opitz 2, 47 = nach ihnen etc.
b) zur Bezeichnung örtlicher Beziehungen, z. B. dem Wo entsprechend: Rufet auf meinem heiligen Berge! Joel 2, 1; Die Vögel r. im Walde etc.; dem Woher, z. B.: Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir (a). Ps. 130 1 etc. und nam. dem Wohin etc., z. B.: Wie man in den Wald ruft, soruft es [s. 2] wider. Sprchw. (vgl.: Die sollte ihren Mann finden, der auch wider aus dem Walde riefe, wie sie hineinschreit. G. 8, 141); Dreimal rufte über den Graben der edle Achilleus. Stolberg Jl. 18, 228 etc., ferner z. B.: Zum Hochamt rufte dumpf und klar | der Glocken ernster Feierklang. B. 69b; Man ruft durch das spanische Lager ins Gewehr [s. 5]. Sch. 872b etc.
c) So wird er über dich [klagend] zum Herrn r. 5. Mos. 15, 9; Wie lange soll ich zu dir r. über Frevel und du willst nicht helfen? Hab. 1, 2 etc.; Um Gnade [bittend] r. etc.
5) (s. 1) mit Angabe Dessen, was gerufen wird, nach Laut od. Inhalt, auch (s. 2) mit persönl. Dat. der z. B. bei aus-r. unüblich ist —: Der Wächter ruft: „Es brennt!“, ruft Feuer, ruft die Stunden; Der Feuerwächter | .. hat eben Zwei gerufen. Sch. 526b etc.; Alsbald rief mir meine Mutter: „Komm!“ Stilling 3, 125; „Komm!“ rief sie; Sie rief (mir), daß ich kommen sollte; Sie rief mir, schnell zu kommen etc.; Daß man r. wird: Glück zu. Zach. 4, 7; Er rufet Dem, das nicht ist, daß es sei. Röm. 4, 17 [s. 4d: Eß]; Jedes rufte so ungekünstelt sein „Danke!“ G. 14, 22; Wahnsinn ruft man dem Kalchas. 1, 297 [man beschuldigt ihn des Wahnsinns; ruft ihm zu: deine Rede ist Wahnsinn etc.]; Erst rief ihm die Krämerin, kramen sollte es. Gotthelf G. 256; Hast du vordem gehört, wenn ich „Mein Freund!“ geruft, | so hör auch künftighin, wenn ich ,,Mein Gönner!“ spreche. Günther 651; „O Jüngling!“ rufte jener Weise etc. Haller 9; Warum hörst du nicht, wenn ich dir „Herr Gemahl!“ rufe? Klinger Seid. 27; „Guten Tag, Herr Bruder!“ rufte Dieser. L. 1, 145; Arnold ruft ins Fechten, wo es stockt: | Haut ein! Lenau A. 180; Ihr rufet Sieg, bevor ihr überwunden. Mendelssohn Morg. 233; Siegr–de Päane. Sch. 25b; Die Könige riefen [zollten r–d] ihm Beifall. V. Il. 7, 344; Ihr Papagei .. rufte [„rief“ Zachariä 1, 281] lautschimpfend: Du Scheusal. Zachariǟ Murn. 6 etc., auch (s. 2c undes 7): Dariefs: ein Sohn! G. 8, 324; „Diesen Becher wirst du austrinken müssen und sterben!“ rief es ihr oft, wie von Geisterstimmen. Gutzkow R. 6, 25 etc.
6) mit belebtem oder belebt gedachtem Obj., dessen Erscheinen, Näherkommen, Aufmerken, Bereitsein etc. der Rufende bezweckt:
a) allein, ganz nahe grenzend an 2 (s. d.), vgl.: Er rufet seinen Schafen [2] mit Namen und führet sie aus. Joh. 10, 3 etc. und: Der sie alle mit Namen rufet. Jes. 40, 26; Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. 43, 1; 22; Wer ruft alle Menschen nach einander? [ins Dasein, s. 6d]. 41, 4 etc.; Als eine Stimme mich bei Namen rief. Cham. 4, 24; Der Priester wird ge- ruft. Gellert 1, 294; Dem [= für oder gegen das] Fieber ruft man einen Arzt. H. Ph. 10, 84; Wer rufte mich? Hier? Prutz W. 130; Kypria rufte den Sohn mit tönender Stimme. V. Mosch. 1, 1 etc., auch (s. 1c): Tage r. andre Tage. Schlegel Span. 2, 67; Sobald seine Geschäfte ihn ruften. Weiße (Uz 1, .. .).
b) (s. a) Wie gerufen, kommen etc., höchst erwünscht und passend, willkommen: Der wie gerufen zur Erfüllung Ihres Wunsches erschien. Forster Br. 2, 305; Da schickte ihm, wie gerufen, der Barbier .. einen fetten Schinken. Hebel 3, 242; Du kömmst als gerufen. L. 1, 284 etc.
c) (s. a u. b) Der Teufel kommt ungerufen [auch ohne daß man ihn ruft]; Gestohlen hab ich mich in die Welt, ein Bastard bin ich, ungerufen nur gekommen. Gutzkow R. 9, 476; So ungerufen der Natur an’s Herz zu fliegen. Hölderlin H. 2, 109, ohne daß wir einen Ruf dazu haben etc.
d) mit Beifügung des Woher, Wohin, Wozu etc. (s. 3 u. 4b u. c): Einen von oder aus einem Orte (fort), nach einem Orte (hin), zu sich (hin) r.; Die Völker auf den Berg r. 5. Mos. 33, 19; Rufte er seine Söhne zu sich. Zinkgräf 1, 108 etc.; Einen oder Etwas zu Hilfe r.; Wenn ich eine sanfte Empfindung zu Hilfe rufte. Bode Empf. 2, 64; Man ruft bei dieser Gelegenheit die Prismen zu Hilfe. G. 39, 238 etc.; Der Stimme nach, die uns um Hilfe rief. L. Nath. 1, 1 etc.; Die Sünder zur Buße zu r. Matth. 9, 13 etc.; Der Präsident ruft den Redner zur Ordnung etc.; Jch vergaß, daß solche Rede | vielleicht mein Todesurtheil auf mich ruft. Böttiger Byr. 8, 145, es mir bewirkt etc.; Ich will . . | dir ins Gedächtnis r. einen Zug. Cham. 4, 44; Du rufest meine Träume bald ins Sein. 49; Der .., was nicht ist, ins Dasein r. kann. (Röm. 4, 17); Rief ich nicht mit thörichtem Beginnen | Gefahr und Tod auf dieses theure Haupt? G. 13, 288; Die .. den Urhahn in dem Aufflug | mit dem Gluthstrahl aus Gewölk rief [niederstürzen machte]. V. 3, 45; Die vergangne Freude ruft kein Lächeln auf unsre Lippen. Waldau N. 3, 222 etc.
e) mit Angabe des Erfolgs (s. 7): Ihr braucht ihn dann nicht ängstlich zurecht zu r., als verirre er sich. Ense Denkw. 2, 337; Täglich ruft man mir die Ohren, ja die matte Seele voll. Gryphius Fr. 547 etc. und nam.: Einen od. Etwas wach r., (er)wecken (vgl. auf-r. 2): Des Dankes Stimme rief | darin [in ihrem Busen] die Liebe wach, die sanft und leise schlief. Alxinger D. 81; Auerbach SchV. 6; Cham. 3, 370; D Museum 1, 2, 291; Spielhagen Pr. 7, 288 etc.
f) ugw. wie heißen (s. d. 1a) mit Accus. und Infin.: Dessen Zeichen | die Todten auferstehen ruft. Lenau Sav. 42.
7) (vgl. Ge) 101* refl. mit Angabe der Wirkung: Sich heiser r.; Sich matt (od. ab-) r.; Da mich, und rief ich mich zu Tode, | die Muse nicht hören will. JGMüller Lind. 2, 320 etc.; Deine Mutter rief sich mit dem Namen aus deinem Herzen. Klinger Zw. 63, indem sie diesen Namen rief, tilgte sie sich aus deinem Herzen etc.
8) im subst. Inf.: Das R., s. z. B. 1a; 2b etc., auch z. B.: Das Beifall-R. Kinkel 9; Kohl Irl. 2, 129 etc., dagegen Rufung gw. nur von Zsstzg.
9) Rufer, s. u.
Anm. S. Ruf, Anm. Schwache Abwandl. (wie goth. hrópjan und zuw. mhd. rüefen) ist in der heutigen Prosa (s. die Bsp., auch der Zsstzg.) vralt., obgleich noch Kl. Gel. 228 lehrte: Bei rief und rufte schwankt man nicht; denn es ist ausgemacht, daß Beides angehe etc.
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) von einer Stelle weg-r.: Rieft ihr mich ab, wenn ich hinter den Scheiben stand und ihn erwartete? G. 9, 158; Einen Jäger, einen Hund a., zurück-r. (beim Jagen). Laube Br. 234; Einen Gesandten etc. von seinem Posten a.; gw.: ab-berufen (s. d.); Die Abrufung des Generals. B. 458a etc.; Einen Soldaten von seinem Posten a.; Wie einen Soldaten, der unabgerufen den Posten nicht verlassensoll. JvMüller 6, 11; Es | gefiel der Vorsehung mich vor der Zeit | von meiner schönen Pflanzung ab-zu-r. Sch. 294b etc.; Einem die Kunden, die Käufer a., sie von ihm fort-, zu sich hin-r. (sie ihm abspänstig machen); Einen zum Theater, zum Spaziergang etc. a., bei ihm vorsprechen, um ihn dazu abzuholen etc.
2) (s. 1) Jemand a. können = er-r., mit der Stimme erreichen, z. B.: So nahe, daß sich beide Schiffe a. konnten. Forster R. 1, 75; 193 etc.
3) etwas für die allgem. Kunde Bestimmtes rufend kund machen: Das ward also in der Gemein | abgerufen für Groß und Klein. Rollenhagen Fr. 412, vgl. abkündigen 2 etc., gew. nur noch vom Stundenruf des Wächters (s. 4): Weil jetzt eben im Dorf mit dem Horn der Wächter | Zwölf abruft. V. 1, 176, vgl.: Der Wächter ruft erst 12 Uhr an. Auerbach Jos. 2; Sch. 137a [kündet rufend an].
4) (s. 3) o. Obj.: Der Nachtwächter ruft schon ab. G. 34, 6, vom letzten Stundenruf (des Morgens), s. abdanken 1.
5) Obrd.: Geld a., ver-r. Adelung.
6) [7]. Án-:
1) s. ab-r. 3.
2) sich rufend an Jemand wenden, z. B.:
a) Rief uns eine Postchaise an. Arnim 341; Ein Winzer, der am Tode lag, | rief seine Kinder an und sprach etc. B. 77a; Zuerst rief Diesen Lykaon’s herrlicher Sohn an [s. 4a]. 224a; Weil er einem Nachtwandler glich, den man nicht a. darf, wenn er nicht .. herabfallen soll. G. 21, 193; „Wohin?“ ... | ruft er den Bau’r von Weitem an. Sch. 98b; Kaum angerufen, sprang das treue Thier freundlich auf ihn zu. Steffens Malk. 1, 52 etc., auch m. belebt gedachtem Obj.: Wie Niemand es wagte, dies Wogen und Branden in dem Herzen des Andern durch ein Wort, durch eine Silbe an-zu-r. oder abzuleiten. Auerbach Ab. 129; Ach, wer ruft nicht so gern Unwiderbringliches an? G. 1, 256 etc.
b) nam. insofern man das angerufne Obj. für sich in Anspruch nimmt: Einen um Hilfe (Schutz, Beistand, Rettung, Gnade, Mitleid etc.) a., meton.: Seine Hilfe, seinen Schutz etc. a.; Wie ruft nicht erst bedrängter Jugend Kummer | die Mitgefühle hilfsbebürftig an! G. 13, 308; Den Beistand der Gesetze a. Klinger 1, 468; Ein höheres Gericht a., appellieren etc.; Einen (od. Etwas) als, zum Zeugen a.; Dich, frevelhafter Stahl, ... | dich priesterliches Band . .., | euch ruf’ ich jetzt zu Zeugen an. Sch. 30a etc.; vralt.: Die Thränen ruf’ ich Zeugen an. Opitz W. 2, 169 etc.; Auch würde der Dichter jetzt die verdüsterten Seelenkräfte vergebens a., umsonst von ihnen fordern, daß etc. G. 22, 114; [Wie Lavater] alle lebenden Künstler und Pfuscher anruft. 378 [zu Zeichnungen] etc.
c) (s. b) Bes. oft: Gott, den Namen Gottes, die Heiligen etc., die Götter, die Musen etc. a.; Was mag der Wunsch des Dichters sein, | der den geweihten Phöbus bittet? | und was ruft er ihn an? Hagedorn 3, 5 etc.
3) intr., z. B.: Bei einem Gericht a., seine Sache wieder in Anregung bringen; Bei Jemand a., besuchend vorsprechen: Ich beschloß, in Frankfurt an-zu-r. Kinkel E. 197; Sealsfield Leg. 1, 216 etc.
4) Bes. zu 2, nam. zu 2c:
a) Anrufer. Richt. 15, 9; Gott erhöret die wahthaftigen Anrufer. Mathestus Sar. 113b; Götzendiener und Bildanrufer. Fischart B. 184b etc.
b) Die Anrufung Gottes, der Heiligen, der Musen etc.; Ein Gericht, vor dessen Ausspruche keine Anrufung [Appellation] stattfindet. Gotter 3, 371 etc. intr. (1) und tr.:
Āūf-:
1) emporgewendet und laut rufen: Der Ritter .. | ruft zu Flandrinen auf: Seid ruhig! Alxinger D. 64; Geßner 1, 216; Daß du .. an dem Kreuze .. | aufrufetest zu deinem Vater schon: | Vergieb! etc. Uhland V. 423 etc., ähnl. auch: So ruf ich’s [mein Wehgeschrei] von der Erden .. zum offnen Himmel auf. Rückert Morg. 1, 37 etc., s. ferner 3a.
2) durch Rufen empor, auf die Beine, auf den Platz bringen, eig. und übrtr., vgl. [6e] wach rufen; hervorr.; auf-r., erwecken, auffordern etc.:
a) o. abhäng. Vhe.: Der aufgerufne Todte .. entrang sich seinem Sarg. Cham. 4, 26; Bedarf’s zur That vereinter Kräfte, dann | ruf ich dich auf. G. 13, 32; 142; 15, 42; 18, 335; Als unsern rechnenden .. Geschäftsmann ein hereinsprengender Reiter aufrief und aus seiner ruhigen Fassung brachte. 19, 178; 243; 29, 396; 31, 66; 35, 269; Ruft sie [die Bilder der Ahnen] auf in blanker Pracht. Kinkel 3; Man ruft den Wächter auf [herbei]. Nicolai 2, 51; Ihr schweigt, bis man euch aufruft [reden heißt]. Sch. 537b etc. Nam. bei Altern mit Dat. statt Obj.: So ruft sie Jedem .. auf, ihr rennend darzuthun, | wie er den Speer . . | zu führen weiß. Nicolai 7, 156; Rufet ihr nicht auf [weckt sie nicht], bis daß sie selber will. Opitz 2, 34 [Hohel. 8, 4]; Keller Fastn. 793, 31 etc. Ferner mit mehr oder minder belebt gedachtem, personif. Obj.: Jenes Mannes Wahnsinn, diese Weihe, | der heil’ge Vorwand dieser Zögrung rufen | den Argwohn lauter und die Vorsicht auf. G. 13, 73, erwecken; Einen Ort, der mancherlei Er- innerungen aufrief. 27, 177; Daß die höchsten Geisteskräfte, so wie der geübteste Mechanismus des Künstlers hierbei aufgerufen werden [thätig, auf dem Platz sein] müssen. 29, 411; Sintemal Gewalt Gewalt aufruft [hervorruft]. JvMüller 24, 101; Ihren Beistand und ihre Verwendung für Adelaīden auf-zu-r. Sch. 686a; Was für Bilder die Einbildungskraft aufruft. G. 3, 378 etc.
b) mit abhäng. Präpos.: Jemand vom Tode (Kl. M. 11, 392), ins Leben (G. 13, 292), von des Todes Schlaf ins Leben (Logau 2, 4, 12); die Erinnyen vom Hades (Apel Ätol. 53); Jemand vom Hirtenleben zum abenteuerlichsten Soldatenstand (G. 33, 225) a.; Einen zum (oder als) Zeugen, zum Zeugnis, zum Richter (Sch. 819b), zu strenger Amtsübung (816a), zur Blutrache (1074a), zur Arbeit (G. 12, 169), zu neuen Tagewerken (39, 117), zum Ungehenern (10, 259), zur Unterhaltung der Gesellschaft (20, 92) a.; Ein Geist, den jede Gefahr zur Kühnheit, ja zur Verwegenheit aufruft. G. 25, 59 etc.
c) mit Infin. und zu, z. B.: Es [das Wort] ruft uns auf, zum Edelsten zu wandern. 6, 90; Daß er sie aufgerufen und verpflichtet, mich herbeizuschaffen. 19, 81; Diese Kraftäußerung, die den Jüngling seiner Gelenkheit ganz zu genießen aufruft. 22, 91; 348; Sch. 371b etc.
3) Eine Vollmacht, einen Auftrag, Vertrag etc. a., aufkündigend wider-r.; Er hat das Recht, das ganze Geschäft wieder auf-zu-r. Preuß. Landrecht 1, 13 § 150.
4) Diese Handlungen möchten immer gegen einander aufgerufen [aufgehoben, kompensiert] werden. Scholz Straf. 1, 185. Āūs-:
1) intr.:
a) zu Ende rufen.
b) (s. 2a) Tönend ruften sie aus und flugs war die Menge versammelt. V. Il. 2, 52; Od. 2, 8; Also rief Athenäa. . . . Als laut ausrufte die Göttin. 24, 535 etc.
2) tr.:
a) s. [5] einen Ruf (s. d. 1b u. 2b), ein Wort, eine Rede ausstoßen; sie laut verkünden: Er ließ vor ihm her a.: Der ist der Landesvater. 1. Mos. 41, 23; Fing an aus-zu-r., wie große Wohlthat ihm Jesus gethan hätte. Mark. 5, 20; Er rufte voller Freuden mehr als 20mal: „Guri“ aus. Forster R. 1, 346; „Pyramus!“ rufte sie aus. V. Ov. 1, 211 etc.
b) (s. a) Etwas (durch Ausruf) kundthun, öffentlich bekannt machen: Ein Gesetz (5. Mos. 31, 11), Gebot (1. Macc. 1, 25), die Worte des Gesetzes (Jos. 8, 34), einen [Fest-]Tag (3. Mos. 23, 21), eine Fasten (2. Chr. 20, 3), ein Freijahr (Jer. 34, 8) a.; Bei einer Versteigerung etc. die Waaren a.; Etwas a. und austrommeln lassen; Käthe war des Fritz Braut und am nächsten Sonntag rief sie der Pfarrer aus. vHorn Schmj. 20, s. aufbieten 3; Der stund-a–de Imam. Pyrker 89. etc.
c) (s. b) Das Herz des Narren ruft seine Narrheit aus [verkündet sie]. Spr. 12, 3; Wie war mir, als ich frei in nieempfundner Luft | mit ungeübtem Ton mein Schicksal ausgeruft! L. 1, 188 (von dem Schreien des Neugebornen); Wie wolltest du leiden, daß ein Andrer auch also deine Bosheit ausrufte? Luther 1, 85a etc.
d) (s. b u.
e) Meinen inneren Menschen, der so vielfältiglich ausgerufen [dem öffentlichen Gerede preisgegeben] und angeprangert worden ist. Arndt Ber. XII. e) (s. b u. d) Einen als oder für Etwas a., öffentlich verkünden, daß er es ist; ihn dazu a., ihn durch den Ausruf dazu machen (s. Herrig 20, 64!): Daß er von seinen Eltern .. als ein wahres Wunderkind ausgerufen worden. Fichte 8, 12; Weil sie .. für Ketzer verdammt und ausgerufen worden. Luther 6, 113a; Bis sich dies höllische Kind .. für einen irdischen Gott ließ halten und a. Mathesius Sar. 92b; Als die Leute Dieses sahen, riefen sie ihn für einen Zauberer aus. Olearius Ros. 91b; Die Stuart aus dem Kerker mit Gewalt | zu reißen und zur Königin aus-zu-r. Sch. 436b; Verkriech ich mich | dann zitternd, ruf mich aus als Dirnenpuppe. Tieck Makb. 3, 4 etc. und mit Ew.: Einen als (od. für) feig, ungerecht, freigebig a. etc., auch (s. Herrig 20, 66): Werden sie [für]kost- und gastfrei ausgerufen. Kirchhof Wend. 50b (veralt.); So unempfindlich für eure Reizungen man euch ausruft. W.
3) Zu 2:
a) (2b) Der Ausrufer, Verkünder, Herold: Des Teufels Vorbote und Ausrufer. Olearius Ros. 92b; Zu einem Herold und Ausrufer deines Lobs. Schaidenreißer VIII; Sie stellten also eine Auktion an und ein Ausrufer . .. bot uns, ein Stück nach dem andern, aus. W. Luc. 4, 267; 347; 5, 139 etc. tr. (1—6); refl. (7); im adjekt. Partic. (8) und Doppelzsstzg. (10):
Be-:
1) (ugw.) mit lautem Zuruf (Applaus) begleiten: Daß eine unendliche Menge Kraftphrasen und Sentenzen in langen Pulsen beklatscht und b. worden. Zelter 2, 153.
2) Jemand b., ihn herbei- od. zu sich rufen, hinkommen lassen:
a) insofern man sein Erscheinen wünscht, nam. ihn sprechen oder ihn hören will etc. (vgl. citieren, entbieten, vorladen, beschicken etc.): Jakob berief seine Söhne. 1. Mos. 49, 1; Da berief Herodes die Weisen heimlich. Matth. 2, 7; Da er aber b. ward [der Angeklagte vor dem Richter]. Ap. 24, 2; Tankredens Namen hast du jenem Blatt, | das ihn b. soll, nicht anvertraut. G. 35, 267; Geister zu b. 27, 194; Berufe nicht die wohlbekannte Schar [der Geister]. 11, 47; Daß man mich, wenn Madame de Stael nach Weimar käme, dahin b. würde. Sch. 900; Sein Abt .. | berief den besten Arzt. Hagedorn 2, 168; 1, 52; Was für ein glücklicher Gedanke, | mein Vater, mich nach Aulis zu b.! Sch. 221b; V. Od. 17, 386 ff; 507; Als ihn Krösus .. zu sich berufte. Zinkgräf 1, 305 etc.
b) (s. a) von einer Menge: sie zusammenkommen heißen, zusammen-r.: Das Volk (1. Sam. 10, 17), alle Mann in Israel (2, 20, 4), das ganze Jsrael (Jos. 23, 2), die Gemeine (4. Mos. 10, 2), Alle, die zur Rüstung alt genug (2. Kön. 3, 21) b.; Die Stände, den Landtag b. etc.; Alle Nymphen sind geladen | ... Alle sind herbeigerufen ... . Die berufne Nymphenschaar. B. 114a; Liebevoll von ihr b., | huldigt Alles seiner Pflicht. 2a etc.
3) (s. 2a) Einen zu Etwas b. etc., es ihm als seinen Beruf anweisen:
a) von dem äußern Beruf (s. d. 4) eig.: ihn dazu rufen, daß er es übernimmt etc.: Einen zu einem Amt, zu einer Würde etc. zum Predigtamt oder zum, als Prediger b.; Einen neuen Fürsten b. Ense Denkw. 6, 572; Sie erwähleten und berufeten mich zu ihrem Bischofe. Luther SW. 35, 61; Der weibliche Scharfblick anderer auf den Thron b–er Frauen. Platen 5, 69; Zwingli, vom Abt .. auf die Pfarr Einsiedlen beruft. Stumpf 114a etc.
b) vom innern Beruf (s. d. 5), z. B. bibl. s. a insofern der Ruf zu dem Einem überwiesenen Amt, zu einer Wirksamkeit etc. ein göttlicher ist: Der Herr sprach: Ich habe .. b. Bezaleel .. und habe ihn erfüllt mit dem Geist . . ., künstlich zu arbeiten. 2. Mos. 31, 2; 35, 30; Zu dem Werke, dazu ich [der heil. Geist] sie b. habe. Ap. 13, 2; Paulus . ., b. zum Apostel. Röm. 1, 1; Da er b. ward, auszugehen in das Land. Hebr. 11, 8 etc., ferner z. B.: Ihr seid zur Freiheit b. Gal. 5, 13; Derjenige, der zum Künstler b. ist [den Beruf hat, von der Natur bestimmt ist]. G. 30, 282; Dem Mann zur liebenden Gefährtin ist | das Weib geboren. . . . Das nicht | b. ist zum blut’gen Werk der Waffen. Sch. 470b etc. und zuw. mit sachl. (personif.) Obj. (vgl. Beruf 5: Sch. 80a etc.): Obelisk, der auf den kühnen Architekten wartete, der ihn aufzuerstehen b. möchte. G. 24, 110 etc.
c) bibl.: zur Theilnahme am Reiche Gottes einladen etc.
4) zuw.: Einen oder Etwas zum Ggstd. des (lobenden oder tadelnden) Rufs machen; viel über den Ggstd. sprechen: Dein Name ward b. fern in die Inseln. Sir. 47, 17; O Weimar! .. | bald wegen Witz und Geist beruft dich weit | Europens Mund, bald wegen Albernheit. G. 2, 125. So nam. im Partic., s. 8c.
5) (s. 4) Einen über Etwas (tadelnd) zur Rede setzen, nam. oft bei G., z. B.: Als er zu den Frauen . . . kam, beriefen sie ihn einstimmig, daß Nichts recht sitze. 17, 48; Seine Freunde deßhalb zu b. 19, 28; Ich ward oft freundlich, oft auch spöttisch über eine gewisse Würde b., die ich mir herausnahm. 20, 75; Welche ihn wegen seiner öftern einsamen Spaziergänge beriefen. 21, 76; 25, 53; Jedermann beruft mich über meine Einsamkeit. Stein 3, 61; 120 etc.
6) nach weit verbreitetem Aberglauben: durch das laute Reden (nam. über den erfreulichen Zustand oder gedeihlichen Fortgang von Etwas) neidische, tückische Geister erwecken (die ihn ins Gegentheil umschlagen machen, s. Berufskraut): Daß Niemand Einem sein Glück, Gedeihen, Gewinn und Wohlfahrt b. oder beschreien soll. Agricola 535; Ich will es nicht b., doch etc. Cham. 3, 311; Wir wollen den Grafen nicht b., sonst müsst ich sagen, er führt sich recht gut auf. G. Stein 2, 38; Zelt. 6, 233; Daß kein böses Maul uns nicht b. müsse. Opitz W. 2, 460 etc. Dazu: Ein ominöses Diktum, das Schiller 1795 ohne das beschwörende „Unberufen!“ aussprach. Gervinus Lit. 5, 591; König DFam. 1, 6 u. o., zur Abwendung der schädl. Einwirkung. So auch: Etwas ver-r.; Unverrufen! [unbeschrien!], vgl.: Meine 2 Bäder unschädlich sei das Rühmen! haben .. sehr wohlgethan. Rahel 2, 296.
7) Sich auf Etwas oder Jemand b.;
a) sich darauf als Stütze des Ausgesprochnen beziehn: Diese Weltweisen beruften sich zwar auf die natürlichen Begebenheiten. L. 4, 39; 9, 448; Mathesius Lthr.| 179a; JvMüller 1, 501; Rabner 2, 65; Zinkgräf 1, 21 etc.
b) (s. a) an Jemand appellieren, z. B. (veralt.) eig. im Gericht. Ap. 25, 11ff; 26, 32 etc., auch ohne „sich“. Luther 1, 351b; Man könnt wohl schreiben für Appellaz Zug oder Berufung, appellieren ziehn oder b. Aeg. Tschudi (Wackern. 3, 386³⁰), vgl.: Die von Klägern eingewandte Abberufung an den großen Rath. W. 14, 40 etc. und übrtr.: Deß [wegen etc.] beruf ich mich auf alle frommen Christen etc. Luther 6, 7a; Den Lord vernehm’ ich, meinen Feind, in diesen | unholden Worten. Ich berufe mich auf meine | Elisabeth. Sch. 434b etc.
8) im adjekt. Partic. Pass., s. o., z. B. 2b: B. etc., ferner nam.:
a) zuw. zu 3a u. b: Es ist durch die b–sten Beurtheiler bewiesen. Prutz Gsch. Th. 371, die den meisten Beruf zum Urtheil haben, die kompetentesten; Ihr wohl-b–er [vrsch. c] und verordneter Leib- und Mund- Schulmeister. Rabner Br. 42 etc. häufiger im Ggstz: [Das] mag vom unberufnen Dritten | füglich unbelauschet bleiben. Cham. 3, 184; G. 22, 175; Fiel der . . Dichter in die Hände eines un-b–en Auferweckers, welcher ihn mit ungeschickter Hand überarbeitete. WhMüller Bibl. 6, XXIII; Sch. 431b; Tieck NKr. 4, 238 etc. Dazu: Im Gefühl seiner Unberufenheit [mangelnden Berufs]. Gervinus Lit. 3, 486; Solche Unberufenheit zurückweisen [un-b–es Thun]. Volksz. 9, 169 etc.
b) Un-b., s. 6.
c) sehr häufig zu 4: in Ruf (s. d. 5) stehnd, so daß Viel davon gesprochen wird sei es nun Vortheilhaftes oder Nachtheiliges vgl. berühmt und berüchtigt), z. B.: Ein b–er Ketzer. CFBahrdt 3, 255; In diesem zu b–en Kabinett. Forster Jt. 1, 123; Jene berühmte, b–e und verrufeneLiteratur- periode. G. 22, 87; Die mensae Syracusanae waren durch die ganze Welt b. 30, 131; Die b–en 7 Weisen. Hagedorn 2, 118; Die seit der franz. Gradmessung so b–e Bifurkation der Kordilleren. Humboldt KlSchr. 1, 8; K. 1, 364; 2, 509; Ans. 1, 47; 259; 275; 278 etc.; Das b–ste Gesetz der Mechanik. Kant 8, 40; Ein glücklicher und b–er praktischer Arzt. Kerner Bild. 47; Kl. M. 7, 660; Der einer kecken Zunge und eines verwegenen Ruders [wegen] b. war. König Kl. 1, 114; Die damals b–en witzigen Köpfe. L. 4, 331; 334; Dieser b–e Irrgläubige [Spinoza]. 5, 27; 6, 338; Der b–e Nilstrom. Münchhausen 87; Mühlpforth Gl. 9; Musäus M. 3, 67; Opitz 2, 216; Rabner 1, 107; Ramler Lichtw. 48; Weitum bekannt und b. Scherr Gr. 1, 69; Heirathsmanie, um deren willen die Kaiserin b. gewesen ist. Bl. 1, 116; Schaidenreißer 66a; W. Luc. 6, 31 etc. Auch mit Bstw., z. B.: Jener schlimm-b–e Oheim. Gutzkow R. 9, 139; Ohne Schuld will ich nicht als ein Übel-b–er dastehen. Diesterweg Päd. 1, 43; Das viel gemißbrauchte und deßhalb übel-b–e Wort. Immermann M. 4, 307; Ein weit-b–er Schwarzkünstler. Görres (Wackern. 4, 1176³¹); Der weit-b–e Wasserfall. Humboldt KlSchr. 1, 19; 72; Welt-b–e Thaten. Weichmann 1, 34; Sie lieben’s Land, sind sonst auch wohl-b. [vrsch. a]. Sch. 528a etc.
9) Dazu:
a) Nicht aus Verdienst der Werke, sondern aus Gnaden des Berufers [„des B–den. Eß]. Röm. 9, 12 (s. 3c), selten.
b) Berufung, zu 1—7, s. auch 10 und z. B.: Bunsen’s Hierherberufung. Ense Tag. 2, 132.
10) Doppelzsstzg. z. B.: Den Gesandten abb.; Die Abberufung des Gesandten etc., s. auch 7b. Den hieran-b–en .. Brief. Arndt Ber. 147, ugw.: angezogen, in Rede stehend; ferner (veralt.): Abt Ulrich .. beruft seinen Schixmherrn um Hilf an. Stumpf 379 (s. anr.). Die Stände, die Reservetruppen, die Landwehr einb. etc. Wen darfst du nicht herbei-b.? G. 12, 9 etc. Ist der Prorektor weg-b. worden. Garve Br. 101. Brienne [wurde] entlassen, Necker zurück-b. [an seinen frühern Posten]. Scherr Bl. 1, 268 etc., auch: So wurde der alte Mann unter dem Vorwande, daß er nicht Feuer genug habe, zurück-b. W. 7, 126, von seinem Feldherrnposten wieder nach Hause (ab-b.) etc. Dazu: Die Zurückberufung der Minister. Mundt Rob. 2, 176 etc. u.: Die Rückberufung [aus der Verbannung]. Schlegel Sch. 2, 71 etc. Berief der König die Reichsstände zu- sammen. Pfeffel Pr. 3, 15; Schaidenreißer 3b etc. Bēī-: (selten) herbei-r.: Alle Räthe ruft er bei. Rückert Morg. 1, 213 etc.; Seinen Pindar b. [citieren]. H. 14, 195. Durch-, tr.: mit rufender Stimme einen Raum durchdringen: Erdurchrief das ganze Haus. Meißner. Eīn- [6d]: (selten) Eingerufen traten ein die Eltern. Cham. 6, 252 (gw.: hinein-r.); Jemand, der vor den Richterstuhl dieser Publicität eingerufen [gw.: gerufen] ist. Fichte 7, 83; Kaum ins Leben eingerufen. G. 12, 219; Der Himmel ruft uns ein. Gryphius Fr. 397 v. 12 etc. Empōr-: (s. auf-r. 1 u. 3, hinauf-r.) Lärmend ruft das Hausgefieder | ihr vor vom Weiher Dank empor. B. 3b; Ein Mann, der sich nie selbst erhebt und gleichwohl immer emporgerufen wird. Forster Jt. 1, 44; Ruft die Besten unter euch empor. Platen 4, 148 etc. Ent-, tr.: fort-r.: Der Erde .., | von der ihn das eiserne Schicksal entruft. Karschin 32; Plötzlich entrief ihn | fern zur Stadt ein Geschäft. V. Od. 1, 112; Od. 24, 1 etc., nam. m. Dat.: Du entriefst der Nacht | die Gestirn’ Heer. Kl. M. 20, 117; Bis die gräbersprengende Drommete | dich entruft der tiefen Finsternis. Kosegarten Rh. 1, 136; V. 2, 93; 4, 23 etc. Entgêgen-: „Ich versprech es!“ rief er ihr entgegen, doch er rief es ihr nur nach; sie war schon abgeschieden. G. 15, 305. Er-, tr.: Einen mit der rufenden Stimme erreichen; so rufen, daß er es hört. Arnim 164; G. 19, 316; Gotter 3, 449; Schefer Laienbr. 188; Sch. 737b etc. Fórt-, tr.: Jetzt aber | ruft das Geschick mich fort. 471b etc. Hêr- etc.: Rufe selbst das Unglück her. 57b; 364a; V. Od. 2, 41 etc.; Er rief ihn zu sich hin etc.; Lasst sie .. alles Übel... auf dieses kleine Gefäß [ihr Kind] her- ab-r., wenn etc. G. 10, 198; 13, 309 etc.; Ein Knabe ... rief mich zum Strande hinab. 1, 244 etc.; Einen Geist, der fähig gewesen wäre, die Wissenschaften .. zur Einheit heran-zu-r. 39, 116; [Er hat] also heraufgeruft. Opitz 2, 81; Warum rufen Sie den Schatten Samuel’s herauf? Sch. 307betc.; Einen aus der Stube heraus-, hinaus- r.; Fürchterlich rief er die Tapfersten ... | zum Gegenkampf heraus [s. herausfordern]. B. 151a; So zuversichtlich ruft Fiesko den Himmel heraus? Sch. 172a; Er ruft den Zorn des Schwerbeleidigten | der Fürsten alte Schwüre jetzt her- aus [wach etc.]. 215a etc.; So rief mich ritterlicher Trieb hinaus, | . . zu kämpfen. G. 13, 311 etc.; Alle sind herbeigerufen | vor der Göttin Angesicht. B. 114a; Daß sein längeres Verweilen den gedrohten Aufstand doch endlich herbei-r. möchte. Sch. 806b; Die Herbeirufung des Herzogs von Alba. 852a etc.; Wenn Blutschuld kam, so rief man ihn herein [ins Land, als Richter]. 529b; Thümmel 5, 23 etc.; Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wider; Sie hat die Thür aufgethan und uns hineingeruft. Schaidenreißer 43a etc.; Jch rief ihn in die andre Stube her- überetc.; Kl. M. 1, 209; Ihm ist’s, alsob’sihn hinüber- rief. Körner 50a etc.; Rufe du, Erde, hinunter! Jes. 44, 23; Ich rufe die Verwünschungen zurück, | die ich .. auf dein geliebtes Haupt herunterrief. Sch. 514a etc.; Jemand hervor-r., z. B.: einen Schauspieler. Düringer 574; Da sie ihn bald hervorrief, bald hintansetzte. G. 22, 188; Ruft sie nicht der göttliche Befehl | ans Licht der Welt hervor, so meidet sie | verschämt den eitlen Blick gemeiner Augen. Sch. 468b; V. Od. 21, 380 etc.; Etwas hervor-r., ins Dasein oder wach rufen, z. B.: Elektricität; die Vergangenheit (G. 15, 28); Rührungen (Schlegel Dram. 2, 2, 152); Er- innerungen; Leidenschaften etc. Mít-: „Göttlich!“ rufen die schwärmerischen Bewundrer. .. Wir wollen gern m., wenn etc. W. 5, 199; Ense Tag. 4, 60 etc. Nāch-: hinter Jemand drein rufen, so daß der Ruf ihm gilt: Sie sollen mir nicht Schleicherei und Hinterlist n. [vorwerfen]. Arndt Ber. 37; G. 15, 305 (s. entgegen-r.); Nachgerufen noch manches „Fahrwohl!“, noch manches „Gedenk mein!“ | nachgewinkt. Kosegarten D. 2, 214; Kl. M. 2, 559 etc. Nīēder-: Sein Dank, den er noch niederruft. Alxinger D. 217; Fluch des Himmels auf Jemand n. Uber-: ugw. (vgl. überschreien etc.): Ohne der Fürsten neidenden ü–den Rathschluß | ward Varns’ Gespiele Cäcina. Kl. Od. 1, 277, wenn die Fürsten Hermann nicht überstimmt hätten, so wäre auch C. wie V. gefallen. Um-:
1) intr.: von Gliedern eines Kreises etc.: nach einander rufen.
2) tr.: durch Rufen sich umkehren machen: Wer hat ihn auf der Treppe noch umgerufen? Mügge Erb. 1, 80, Ver-:
1) s. be-r. 6.
2) (s. 3) Geld v., es durch öffentl. Bekanntmachung außer Kours setzen, für ungültig erklären (s. abwürdigen): Die Fürsten und Städte verriefen ihr neues Geld. Freytag Bild. 2, 156; Kein v–er Sechser ward angenommen. G. 19, 375; Hebel 3, 201; Ob die Münze gleich ver-r. war, so koursierte sie doch nach wie vor in Handel u. Wandel. Musäus M. 2, 102; Gesetze prägen und ver-r. [vergl. wider-r.]. Sch. 412b etc.
3) (s. 2) Einen od. Etwas in Verruf (s. d. 2) erklären:
a) Strenge verruft sie das Haus, das er gw. besucht. G. 1, 240; Sch. 2, 248; Die Skribenten unter den Gelehrten sind gewiß nicht diejenigen, die meine Noten ver-r. werden. Hagedorn 1, XXXV etc.
b) m. als od. für, z. B.: Das Höhere, das sie als Anmaßung, als Unsinn und Wahnwitz verriefen. Gervinus Lit. 5, 556; Was ist denn Das, was man oft als Eitelkeit ver-r. möchte? G. 18, 211; Dies Büchlein [Werther] .. ward als höchst schädlich ver-r. 22, 172; Für Ketzer erklärt und verruft. Stumpf 221a; Der wegen seiner scheußlichen Wundmahl im Gesicht .. von Jedermann gescheut und „vor“ einen bösen Kerl verruft ward. Zinkgräf 1, 271.
c) im adjekt. Partic.: in Verruf erklärt; in schlechtem Ruf stehnd; übelberüchtigt: Ense Denkw. 2, 407; Jene berühmte, berufene und ver-r. Literaturperiode. G. 22, 87; Einem v–en Namen seine Würde wiederzugeben. Br. 101b; V–es Gesindel. Gutzkow R. 1, 253; Dies schwindelköpf’ge Zechen macht ver-r. | bei andern Völkern uns. Schlegel Hamb. 1, 4; Ein v–er Saal. V. 1, 95; Willkomm Sag. 1, 114 etc. Dazu: Komödiantenbande (ein damals noch un-v–es Wort). Schütze HambTh. 51 etc.; „Der König ist zum Bankrottierer worden“. V–heit und Abfall hänget über ihm. Schlegel Rich. II. 2, 2; Ihre [der Sophisten] nachmalige V–heit. W. 5, 253 etc.
4) obrd.: gerichtlich aus-r. Schm. Vōr-: hervor-r.: Dies hob der Weisen Ruhm in Griechenland empor | und rief aus Schthien den Anacharsis vor. Cham. 4, 164; V. Od. 23, 44; Wiedasch Od. 21, 380 etc. Wég-: hinweg-, fort-r.: Mich rufen andre Sorgen weg von hier. G. 35, 308. I. Wider-: Etwas, das man als gültig aufgestellt hat, zurücknehmen; es für ungültig erklären: Seine Klage (L. 5, 338), sein Lob (Ramler F. 2, 290), sein Geständnis (Sch. 414b) w.; Eine Lehre, einen (Grund-)Satz w., als ketzerisch w.; Solche Lehre unwiderruft lassen. Luther 1, 363a etc.; (Mus.): Ein Erhöhungs-, Erniedrigungszeichen (Kreuz, B.) w., s. auflösen 3. Auch o. Obj.: Galileī mußte w.; W. kann | der König nie. Sch. 282b etc. II. Wī(ē)der-: (s. Sanders Orth. 46):
1) Wieder-r., wiederholt rufen.
2) Wider-r., zurück-r., z. B.: Zauberlied, das Geister „wiederrufft“. Günther 520; Wenn ein solches Bekenntnis ihm entschlüpfte, so schien ein Seufzer es „wiederzurufen“. JGJacobi Ir. 198; Athen ruft dich in seine Mauern „wieder“. Sch. 614a etc. Zū-: Auf Jemand, auf den Hirsch z. und zuschreien. Döbel 2, 119a etc.; Einem (Etwas) z. 64a; Forster Br. 1, 231; G.; L. 1, 145; So rief ihm lauter noch seine Ehrsucht zu, daß etc. Sch. 1074a etc. Ugw.: Hat Nimrod sein e Sternkucker [seinen Sternkuckern] höhnisch zugerufen: Nun etc. Olearius Ros. 93a, vgl. an-r. Zurück-:
1) zurückgewendet rufen. Zinkgräf 2, 81 etc.
2) antwortend rufen: Das Echo ruft die letzten Silben zurück etc.
3) durch Rufen Einen oder Etwas zurückkehren machen, eig. u. übrtr.: Jemand (Gellert 1, 143); den Fliehenden (JGJacobi 3, 68); die Schriftsteller aus dem gesetzlosen Stande zu einem gemeinschaftlichen Panier (W. 33, 382); eine (vergangene) Zeit (31, 508); Einen oder Etwas (wieder) ins Leben (G. 17, 324; Sealsfield Leg. 2, 231; W. 8, 129; 9, 229 etc.); eine Erinnerung (Scherr Bl. 1, 306); Etwas seinem Gedächtnis (G. 7, 329); Einem Etwas ins Gedächtnis, in die Erinnerung, ins Herz (Sch. 262a); den Muth in Jemandes Brust (W. 11, 205) z.; Unsel’ges Licht, du rufst mich auf zum Leben, | mich zum Bewusstsein dieser Welt zurück | und meiner selbst. G. 13, 284; Was geröstet, | schon masleidige Gäst’ auf stützende Arme zurückruft. V. H. 2, 158, ihre Eßlust neu weckend etc.
4) (s. 3) Etwas zurücknehmen, wider-r. (s. d. I u. II2): Ich rufe die Verwünschungen zurück, | die ich im blinden Wahnsinn der Verzweiflung | auf dein geliebtes Haupt her- unterrief. Sch. 514a; Der Graf bedauert sehr, daß ihm sein Wort entflogen, | doch es zurücke-r. kann er nicht. Nicolai 4, 184 etc. Zusámmen-: tr.: durch Rufen zusammenkommen machen, eig. u. übrtr.: Da die Rebhühner sich wieder z. Döbel 2, 198; Könnte ich die Welt z., sie sollte Zeuge sein. G. 7, 332; Unsere Völker durch einen Trommelschlag z. Olearius Reis. 371b etc., auch: Rufe [nimm] alle deine Stärke zusammen und beruhige dich. Cronegk 1, 81 etc.