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rudern über-rudern um-rudern
Rūdern, tr., intr. (haben, sein, s. fahren 3a und 4; Anm. zu flammen, flattern etc.):
1) ein Ruderfahrzeug mittels der Seitenruder (Riemen) bewegen wofür echt seemänn. rojen und remen gilt, s. Bobrik 567 ff., vgl. auch riehen. vHorn Maje 1, 122 und Ruder, Anm. —: Es ist gerojet!, Kommando mit dem R. aufzuhören; Die Ruderer- [oder Rojer] haben den Kahn, das Boot, uns dorthin gerudert (gerojet); Wir haben bis jetzt nur gerudert, jetzt können wir das Segel zu Hilfe nehmen; Wir sind dorthin gerudert etc.; Stark (oder hart) r.; Mit vollen Riemen (oder aus allen Kräften) r.; Lang r., lange Züge mit den Riemen machen etc.; Anstatt hübsch frisch zu r., lassen sie den Kahn treiben. G. 8, 205; Daß sie nach allen ihren Kräften ruderten. Sie .. zogen emsig an den Riemen. Schaidenreißer 39b; Was hör’ ich kommen übers Meer? | Es [s. d. 7] rudert. Uhland 240; Wo der Bauer des Sietlands | heimwärts rudert zum torfflammenden Herde den Kahn. V. 3, 24 etc., auch (s. Ruder, Anm.): Schwimmt, ruert, fößt und sischt. Hagedorn 1, 31 etc.
a) im substant. Jnfin.: Mit unserem Schlendern und Lavieren es weiter bringen als Andere mit ihrem Segeln und R. G. 14, 75; Wie oft Seefahrt kaum vorrückt, mühvolleres R. | fort- arbeitet das Schiff. Schlegel (Wackern. 2, 1308¹⁰); Das R. verstehn etc.; Ein Wett-R. veranstalten. Gutzkow Z. 1, 264, s. Regatte etc.
b) im (adjekt.) Partic. Präs.: Frisch-r–d. Sch. 541a; Wie wenn gegen den Strom ein Mann schwer-r–d den -Nachen | kaum hinaufarbeitet. V. Ländl. 1, 19²⁰ etc., auch metonym (s. c): Die zwie- fach-r–den Schiffe. Od. 9, 64 etc.
c) im pass. Partic. auch zuw. (s. Ge, vgl. armen, 2) statt ruderig (s. d., vgl. be-r.): Vielgeruderte Schiffe. Il. 2, 175 = Die vielberuderten Schiffe. B. 196 ¹7⁴.
d) tr. und refl. mit Angabe des Erfolgs: Sich müde und matt (oder ab-) r.; Den Kahn (sich) fest r., so daß er (man) festsitzt etc.
2) (s. 1) übertr., z. B.:
a) Als nun mein Landschiff [s. d.], gerudert von den Sporen, | war eingelaufen zu den Thoren etc. Rückert Mak. 1, 73 etc., in Bewegung gesetzt.
b) bes. oft von der Bewegung im Wasser = schwimmen: Nun ruderten sie [die Frösche] und landeten stolz. G. 2, 213; Da rudert aus dem Schilf .. | ein königlicher Schwan. Kosegarten Po. 1, 94; R.: schwimmen, beim Wassergeflügel. Laube Br. 282; 112; Bald muß er [der Nepomuk, s. Bild] schwimmen lernen. | Schüttert ’was, so plumpt er ’nein, | rudert etc. Schlegel (Wackern. 2, 1274¹³); Mit Arm, mit Fuß er rudert (s. b) und ringt, | der schwere Panzer ihn niederzwingt. Uhland 381 etc.
c) (s. b) auch z. B. in gehobner Rede von fliegenden Vögeln (s. II. durch-, empor-r.) und oft im gw. Leben: Mit den Armen r., sie schlenkernd bewegen, beim Gehn etc. (s. weg-, zu-r.); ferner (in Bezug auf die Galerensklaven): Hat die Schreiberei so überhand genommen, daß sie von dem Morgen bis in den Abend wie angeschmiedet auf einer Stelle sitzen und mit der Feder r. müssen. Möser Ph. 3, 129 etc. 2) (s. rudeln 3) mundartl.: ein Geruder (s. d. 3) in Etwas machen, es in ein wirbelndes, gärendes Durch- einander bringen, auch z. B.: Eine alte Geschichte wieder auf-r. [aufrühren], s. ver-r. 2; ferner = sich lärmend bewegen. Schm.
3) Der Birkhahn rudert oder kudert (s. d. 1), Tonw.
Zsstzg. zu 1 und übertr. zu 2, nam. 2b, wie bei allen ähnl. Zeitw. der Bewegung (vgl. schiffen, segeln, fahren, schwimmen etc.), z. B.: Áb-: Wir waren kaum einen Pistolenschuß vom Schiffe abgerudert. Jversen 148betc.; Der Schwan .. rudert auf und ab [2b]. Heine Lied. 163, s. auch [1d].
An-: Gegen den Strom a. etc.
Āūf-:
1) Hausbl. (56) 1, 41 (vgl. aufkreuzen), s. auch ab-r.
2) [2]. Aūs-: z. B.: Auf ein Schiff! ist mein Rath. Da mag er sich die großen Empfindungen mit: tausendfacher Qual a. Klinger Th. 2, 249, durch das Rudern austreiben etc. Be-:
1) rudernd befahren, beschiffen: In kleinen Nachen lange dasselbe Ufer zu b. Ense Denkw. 2, 340; Der Sumpf, unfruchtbar lang’ und berudert. V. H. 2, 356 etc.
2) mit Rudern versehn, nam. [1c] im Partic.: Auf vielberuderten Schiffen. B. 1957⁴; Das wohlberuderte schwarze Schiff. L. 6, 465; Mit den lang- beruderten Schiffen. V. Od. 4, 499; 19, 339; 23, 176 (s. um-r. und ruderig). Dahín- etc.: Hinter dem davon-r–den Fahrzeug. Gerstäcker Äq. 1, 329. I. Dúrch-: rudern so daß man hindurch gelangt, hindurch-r. (s. II): Mancher Sturm und manche Nacht | wird durchgerudert. Hungari 2, 686; Dieses Meer von Anfang bis zu Ende durch-zu-r. W. 24, 199 etc. II. Durch- (s. I) Jene d. das heitere Meer. V. Od. 7, 319 etc., auch [2c]: Mit der Fittiche Schlag d–d die Luft. WHumboldt 3, 35 etc. Eīn-:
1) Mühsam ruderten wir in die Bucht ein. V. Od. 13, 279 etc.
2) refl.: sich rudernd ein- üben, auch im Partic.: Am besten eingerudert und geübt. Kohl E. 3, 52 etc. Empōr-: z. B. [2c]: Jch fühlte nicht, daß keine Schwingen mir | gegeben waren, um emporzu-r. G. (Frese G. 1, 69). Ent-
1) davon-r. etc.: Wir nun betraten die Schiff und entruderten. V. Od. 3, 157; Als wir .. der Insel entruderten. 12, 201 etc.
2) tr.: des Ruders berauben: Das entruderte [ruderlose] Schifflein. Baggesen 1, 72. Er-, tr.: rudernd erreichen: [Ich] bestieg mein Boot erruderte den Strand. Nicolai 4, 288 etc. Fórt-: weg-r. G. 18, 256; FSchlegel Fl. 88 etc., auch: fortfahren zu rudern. Hêr- etc.: Böte und Schaluppen ruderten hin und her. Stahr Rep. 3, 220; Das herangeruderte Meerschiff. V. Od. 13, 155; Wo fände ich eine Hand, die sich unerschrocken durch die Strudel meines Gemüths hindurchruderte? [1d] Gutzkow 11, 225; Als sie .. in Breesund hineinruderten. Steffens (Wackern. 4, 1308³⁰) etc., auch: Die Wiener Hofburg hatte sich in eine Lage hineingerudert [1d]. Volksz. 8, 288 (vgl.: sich verrennen, verreiten etc.); So ruderte er sich allein in einem kleinen Nachen hinüber [1d]. Platen 5, 161; Jch rudre in fremdem Element herum. G. Sch. 6, 230 etc. Lōs-: z. B.: Als ihre Verfolger .. auf sie losruderten. Goldammer Lith. 308; G. 25, 142 etc., auch [1d]: Sich l., vergl. abraken. Nāch-: Dem Kahn n. etc. I.
Über-: hinüber-r. II. Über-, tr.:
1) rudernd überholen, übertreffen.
2) übern Haufen, in den Grund rudern.
3) Den See ü., drüber hin-r. etc. I.
Um-, tr.:
rudernd umwenden (den Kahn um-r. Campe) und gew.: rudernd umfallen machen etc. II. Um-, tr.:
1) Wie sie die Landzunge umrudert hatten. Scherr Pilg. 1, 39, rudernd umschiffen und [2b]: Wie zwei Schwän’ . . den silbernen Teich um-r. Pyrker 48 etc.
2) im Partic.: allseitig berudert (s. d. 2): Auf rings umruderten Schiffen. Wiedasch Od. 7, 9; Auf langumruderten Seeschiff. 23, 176 etc. Umhêr-: z. B. [1b]: Krokodile, die hier langsam umherruderten. Schmarda 1, 278 etc. Ver-, tr.: 1) eine Zeit mit Rudern verbringen. 2) [2] Etwas in Unordnung, durcheinander bringen, verstärkt z. B.: Das Bett zer-r. etc. Vōr-: z. B.: Einem v., ihm zu zeigen, wie er rudern soll, oder: ihn rudernd überholen etc. Vorbēī-: V. Od. 12, 186, vorüber-r. Wég-: hinweg-r., auch z. B. [1c]: Mit beiden Händen zugleich die Luft von sich w. L. 7, 19. Wétt-: die Wette rudern, namentl. [1a]. Zer-: s. ver-r. 2. Zū-: Dem (Thümmel 7, 53) od. auf das (Wackern. 4, 1308⁷) Schiff z., danach hin-r., auch [1c]: Der Pflüger rudert [schreitet] schwer der Hütte zu. Seume Gd. 4. Zurück-: Ans Ufer z., auch [1d; 2b]: Frontin schwamm . .. Frontin .. rudert sich zurück. Hagedorn 2, 267 etc.