Faksimile 0793 | Seite 791
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Rotte
II. Rótte, f.; –n; –n-, Rott-:
1) eine Schar, Abtheilung, ein Trupp, nam. im ältern Heerwesen (s. über die wechselnde Zahl und Einrichtung Schm. 3, 169; Frisch 2, 129a etc., vgl. Rottmeister): Die streifenden R–n. 1. Sam. 14, 15; Die R. der Philister lag im Grunde Rephaīm. 2, 23, 13 etc.; B. 170 v. 112; Daß der Widertheil nicht eine, sondern viel R–n hat . .., es sind 52 vornehmste Jünglinge. Schaidenreißer 68b [16, 245]; Die R–n, | die zum Turniere traben und trotten. Uhland 493 etc.; Den röm. Kriegs-R–n zum Winterlager verordnet. Stumpf 673a etc. u. ugw. (s. c): Plötzlich | ein Flammenstrahl . . . | in jedes Herz der Helden-R. Seume Gd. 177.
a) im heutigen Kriegsw.: bei den in Reih und Glied aufgestellten Soldaten die hinter einander stehnden (und so analog z. B. beim Turnen. Jahn Turnk. 72): Ruf durch die R–n jetzo: Tschako ab! Freiligrath 1, 252; Stellt er in R–n sie und Reihn. Ca 34; Sprengte an die Spitze eines bereits in R–n zum Defilieren aufgeschwenkten Reiterregimentes. LHerbert Nap. 1, 225 etc., vgl. Rüstow gK. 107; 114; 121 etc.
b) übertr. und bildl. von Nichtpersönlichem (mehr oder minder person.): Durch Wälder und Felder kamen gerannt | die Blitze zu flammenden R–n. G. 2, 279; Das entwichne Storchenheer | kommt zuR–n über Meer. IGrob (Wackern. 2, 526³¹); Ich will zum Spaß die R–n meiner unnützen Ausgaben ... zusammenstellen. Thümmel 4, 140 etc., vgl.: Die Bienen streifen rottweis aus. Roberthin (Wackern. 2, 366³²) etc.
c) bes. oft in verächtl. Sinn von einem zu bösem Treiben vereinigten (zusammengelaufenen) Haufen: Korah und seine ganze R. 4. Mos. 16, 6 ff.; Der Bösen R. Ps. 22, 17; Der Gottlosen R. 119, 61; 68, 31 etc.; EKleist 1, 4; Die R. der Rebellen. HKleist Hint. 212; Die rachbegierge R. Sch. 29a; Dieser nichtswürdigen R. 852a; Unter der giftigen Rott der Werber zu leben. Schaidenreißer 67a; Mit Judas falscher R. Schlegel (Wackern. 2, 1275²¹); Die mörderische R. Uhland 253; V. Od. 21, 147 etc. und so in Zsstzg.: Das Haupt einer Banditen-R. Pfeffel Pr. 10, 187; Bettler-R.; Diebs-R.; Galgen-R.; Jakobiner-R–n. Gentz Rev. 32; Langenasge Juden- R–n. Heine Lied. 268; Meuchel-R–n. Sch. 406a; Mörder-R. Zachariä Hint. 6; Sich an die Spitze einer Räuberbande oder Schwärmer-R. gestellt (s. 2). W. 9, 24 etc., s. nam. Spate.
2) (s. 1c) Parteiung, Spaltung, Sekte etc.: 1. Kor. 11, 19; Gal. 5, 20; Judä 19; Sie zielen unmittelbar auf keine Spaltung und Trennung, sie machen keine Parteien und R–n. L. 10, 182; Solche Zwietracht, soviel Ketzerei und R–n. Luther 5, 67a; 6, 113b; 315b.
3) (s. 1) weidm.: R., eine Gesellschaft Wölfe [s. Döbel 1, 36b], fälschlich auch für Sauen gebraucht. Laube Br. 282, s. Rudel 1 und vgl.: Die Frischlings- R. LBeckmann (Gartenl. 9, 508a).
4) Schlächter.: zwei verschiedne, zugleich zu schlachtende Thiere, nam. ein Rind und ein Schaf.
Anm. Veralt.: der Rott, s. H. Ph. 13, 94. Mhd. rott aus it. rotta von mlat. rupta, s. Diez 298. Mund- artl., veralt. auch von Abtheilungen, unter denen eine Verrichtung der Reihe nach herumgeht, s. Schm. 3, 169 (vgl. Schwäb. W. 437); Stalder 2, 282; ferner (schwzr.) Rood = Bezirk; Abtheilung einer Landschaft. ebd. und Kohl A. 2, 225. Andern Stamms ist (mundartl.): Der Rott, s. roden und anrotten.