Faksimile 0792 | Seite 790
Faksimile 0792 | Seite 790
Faksimile 0792 | Seite 790
Röthen
Rȫthen: 1) roth färben:
a) tr.: Es umblättern und r. [mit Rothstift anstreichen], wie der Gelehrte ein Buch. Alexis H. 2, 1, 110; Maienlüftchen . ., | wo deine Küsse Florens Töchter r. B. 4a; Wie schön der Abend die Berge röthet! Geßner 3, 48; Röthe | blaßbleiche Damen! [schminkend]. Göckingk 3, 20; Dem Blick der Sonne unterworfen, der sie [die Berge] schön röthete. G. 14, 182; Hölty 36; König Leb. 2, 208; Wie die Male der Schmach dich | rötheten. Kl. Od. 2, 242; Daß Arbeit ermattet und Hitze röthet. L. 6, 428; 5, 338 (Logau); Mit Blut wie Rosen dort den Rasengrund geröthet. Rückert Rost. 92b; 26a; Morgenroth . ., röthe | mit purpurnem Kusse Hain und Feld. Sch. 9a; Zu wissen, | daß unsre Freude fremde Wangen röthet. 255b; Das hier und da schon leise geröthete Laub. Stahr Par. 2, 74; Den Blutenden stürzt er | nieder vom Fels und röthet die zackige Klippe hinunter. V. Ov. 1, 59; 326; Mit Tang geröthete Kittel. Th. 21, 10; Th. Ep. 1, 5; W. 15, 69; 20, 60 etc.
b) dazu im Partic. mit Bstw. (einem von, mit entsprechend), z. B.: In den abendgerötheten Trümmern. Kinkel 152; Das blut geröthete Schlachtfeld; Denfeuergerötheten Thurm. Hungari 2, 252; Scham- (Cham. 4, 133), wein- (Gutzkow R. 4, 359), zorn- (Lewald W. 1, 29; Pyrker 310) geröthet etc.
c) In Feindesblut Schwert-Röther. Rückert Nal 111 etc.
d) refl.: (s. a) Die Mauern sind Krystall | und r. sich, vom Abendglanz beschienen, | zu dunkelflammenden Rubinen. Alxinger D. 63; Lockend r. sich noch die süßen Früchte des Kirschbaums. Hölderlin (Wackern. 2, 1261²³); Wie flammend sich des Ostens Pforten r. Schlegel Sh. 1, 246; Stahr Rep. 3, 290; Die Lippe bebt, schon fängt der Kamm sich an zu r. W. 12, 49 etc.
e) (s. a und d) intr. (haben) = d und: roth sein (s. Radloff Tr. 71 „rothen“): Wie die nackten Felsspitzen im Monde r. G. Stein 1, 116; Eos röthet [den Himmel etc.]. Kosegarten Rh. 1, 127; Von dem Amethyst, er röthete mehr als Gold. L. 11, 224; Nach dem [den Himmel] r–den Abend. Salis 91; Des jungen Tages r–der Strahl. Stolberg 69; 109; 150; Sowie der Morgen röthet [vgl. graut]. Tieck 2, 213; Wir Rosen] sind r–d stehn geblieben. 10, 260 etc. 2) tr.: Flachs r. = rotten (s. d. und Röthe 3).
Zsstzg. zu[1], vgl. die von färben, blauen etc., z. B.: Áb-.
Án-: Die Morgensonne .. soll keinen Strumpf mehr an den Leinen a. [röthend anscheinen]. Alexis H. 1, 1, 17; Wenn der Abendschein Berge und Ruinen anröthet. Ders. (DMus. 1, 1, 579); Die angerötheten Gefährlichkeiten [die mit Rothstift als staatsgefährlich angestrichenen Stellen]. Arndt E. 93; Ein angeröthetes [röthliches] Chamois. G. 40, 185; Angeröthet, echauffiert. Gutzkow 11, 386; Wie frisch, wie herbstlich angeröthet sehen Sie aus! R. 7, 261; Sein Gesicht war weder roth noch blaß, sondern von einer angerötheten Blässe oder von einer verblaßten Röthe. Heine B. 5; Angeröthet von der Gluth des Weines. Mosen (DMus. 1, 1, 69); [Die Flüsse] mit sovielem türkischen Blut angeröthet. Lohenstein IbrS. VII; Ihr Lippen, röthet euch mit Ros’ und Purpur an [1d]. Ros. 49; Die Frau wollt nicht und sich anröthet. HSachs 1, 175b, veralt. st.: sie erröthete etc.; Die ungeheuerlichste Anschwärzung oder vielmehr Anröthung des Ministeriums, es soll mit Geld demokratische Blätter unterstützen. Volksz. 9, 296, s. roth 7.
Āūf-:
1) Der mit rothen Steinen ausgelegte Estrich muß von Zeit zu Zeit aufgeröthet werden.
2) intr. (sein): schwzr. = er-r. (vor Scham). Stalder. Be-: (veraltend st. röthen), z. B.: Das gluthberöthet Eisen. SClara EfA. 1, 298; Lohenstein Kleop. 57 v. 54; O Rosen, die den schönsten Mund | und Wangen liebfärblich b. Weckher- lin (WhMüller Bibl. 4, 38); Beröthigung. Philander 1, 96 etc. Durch-: Die Sonne durchröthete den silberweißen Duft. König Jer. 1, 248. Ent-: veraltend:
1) vgl. entfärben: Der Sonne Gold, vor der sich Stern e. [erblassen]. Lohenstein JbrS. 83; Vor den Granaten muß Zinnober sich e. Hyac. 38 etc.
2) roth werden, er-r. (vergl. entbrennen, entschlafen, entschlummern etc.): Du, heil’ger Vater Papst, darfst dich auch nicht e., | hat deines Sohnes Rock gleich einen blut’gen Fleck. Wiedemann Jan. 16 etc. (oder zu 1?). Er-:
1) intr. (sein, seltner: haben): roth werden, bes. oft mit persönl. Subj. nam. = schamroth werden (s. schamröthen):
a) ohne abhäng. Vhe.: E–d, erblassend in einem Nu. Cham. 3, 239; Wie manche Ros’ im Thal erröthet ungesehn! Gotter 1, 138; Der Laskaro hat erröthet. Heine Tr. 146; Dies Antlitz vermochte nicht zu e., es ergilbte. Kühne Fr. 67; Mach sie nicht e. etc. L. Nath. 5, 7; Der leisen Fluth | sanft e–des Blau. Matthisson 43; Du bist kaum mehr erröthet. LSchefer Rom. 5, 145; Sch. 77b; Die Kleine ist nur erröthet. Thümmel 2, 169; Hoch e–d. Tieck A. 1, 31; Tief e–d etc.
b) mit örtl. Best.: Über und über (Engel 12, 296), bis an die Ohren (Kolbe Bel. 8 etc.), bis an die Ohrläppchen (W. 9, 80; 19, 340 etc.), bis in die innerste Seele (Fichte N. 36) e. etc.; Erscheint Aurora plötzlich in der um sie her e–den Luft. Forster Jt. 2, 102 etc.
c) (s. b) außerdem mit abhäng. Präpos.: Sie schwieg erröthet über den Spott. König DFam. 1, 207; Die Thörin, die über ihre Herkunft erröthet. Sch. 204a u. o., seltner: Ich erröthete über der Bosheit. 127a etc. (s. Über); ferner: Vor Scham, vor Zorn, vor Wuth etc. e.; Die Staatskunst wäre erröthet vor dem Gedanken. Görres Ver. 82; Daß du ja | vor ihm [wenn er erscheint etc.] recht sehr erröthest. L. Nath. 5, 7 etc. und (veraltend): Sie erröthete noch, wie das un- erfahrenste Frauenzimmer, für einen feinen Ausdruck. Kestner G. 305 etc., versch.: Die reformierten Prediger, die für ihre Religionspartei errötheten. Sch. 833a, sich als ihre Vertreter für das von ihr Begangne schämten etc.; [Es soll] vom Krieg die Sonn e. Freiligrath SW. 3, 312; Von ihrem [der Sonne] Lächeln die Kinder des Äpfelbaums e. König Kl. 3, 288; Ehe von keimenden Farben die Wies’ erröthet. V. Georg. 4, 306 etc.
d) zuw. mit abhäng. Genit. (vgl.: sich schämen): Immer erröthe ich Dessen. Börne 2, 485; Des übereilten Ausdrucks flüchtig e–d. König Jer. 1, 378; 3, 167 etc.
e) zuw. mit abhäng. Dat.: E–d [vor] dem Freund. Baggesen 1, 165; Sie | e. ihren Feinden nicht | beim Hader vor Gericht. H. R. 7, 104 etc.
f) mit abhäng. Satz: Erröthe wenigstens, Lucinde, | daß Nichts dich mehr e. macht. L. 1, 6 etc. und mit Jnfin. und „zu““: Was er in seiner Muttersprache zu sagen erröthete. G. 17, 75; Wer zu bereuen nicht erröthet. Sch. 255a; W. 11, 176; Luc. 6, 172 etc.
g) im verneinten Partic. Präs.: Ohn-e–d der Tugend ins Gesicht speien. LPHahn Ad. 106; [Das] gesteh ich un-e–d ein. W. 12, 256 etc. (s. hund i).
h) im substant. Infin. (s. i): Dein E. JGJacobi 3, 53; Ohne E. darf ich gestehn. Kretzschmann 5, V; E. macht die Häßlichen so schön. L. Nath. 5, 7; E. im verschämten Angesicht. Sch. 101b; 201a; Weh dem Manne, | den weibliches E. muthig macht. 261a etc.; Jetzt.. darf ich ohne Scham-E. | euch die besiegte Schwachheit eingestehn. 445a; Zu unserm tiefen Scham-E. Schlegel Dram. 2, 2, 428 etc.
i) (s. h) Erröthungen und Wegwendungen des Gesichts. Heinse A. 2, 43; Während über ihre lieblichen Wangen Erröthungen .. dahinflogen. Meißner Sans. 2, 159; Ich würde es nicht ohne Erröthung angehört haben. Rabner 1, 112; Zschokke 1, 241 etc.
2) tr.: veralt. st. röthen: Dein Blut, Osterlamm, hat meine Thür erröthet. Fleming 516; Die Oder .. ward erröthet mit vergossenem Blut. Gryphius Fr. 458; Opitz W. 2, 157 etc., auch refl.: Logau (L. 5, 231) etc. Schām-: schamroth sein, nam. im Partic.: Sch–d erhebet sich Luna. Stolberg Gd. 191; Sch–de Mägdlein. FAWolf Lit. An. 2, 503 etc., vgl. veralt.: Daß man .. darf nicht er-sch. Doman (Wackern. 2, 253¹) = erröthen (vor Scham); Daß ihre Kleider über dem .. schändlichen Leben.. erschamroth seien. Fischart B. 162b; Garg. 4 etc. Über-: mit Roth überdecken: Reib dein Gesicht, die Furcht zu ü.! Tieck Makb. 5, 3. Um-: mit Roth umgeben, rings- um röthen: Umröthete plötzlich | .. Zorn ihm die Wange. Pyrker 107; Die dunkelschwarzen [Augen-] Sterne thränen- umröthet. Rückert N. 279; Vom Jubelfeuer umröthet. Sonnenberg D. 1, 317; Die Sonne sank . . Ihr feuriger Ball umröthete .. die . . Mauern. Stahr Rep. 3, 85 etc. Ver-: intr. (sein): aufhören zu röthen; röthend vergehn: Die Sonn’ ist da, die Morgenröthe | verröthet. H. 16, 158 etc.