Röthen
Rȫthen: 1) roth färben:
a) tr.: Es umblättern und r. [mit Rothstift anstreichen], wie der Gelehrte ein Buch. H. 2, 1, 110; Maienlüftchen . ., | wo deine Küsse Florens Töchter r. 4a; Wie schön der Abend die Berge röthet! 3, 48; Röthe | blaßbleiche Damen! [schminkend]. 3, 20; Dem Blick der Sonne unterworfen, der sie [die Berge] schön röthete. 14, 182; 36; Leb. 2, 208; Wie die Male der Schmach dich | rötheten. Od. 2, 242; Daß Arbeit ermattet und Hitze röthet. 6, 428; 5, 338 Mit Blut wie Rosen dort den Rasengrund geröthet. Rost. 92b; 26a; Morgenroth . ., röthe | mit purpurnem Kusse Hain und Feld. 9a; Zu wissen, | daß unsre Freude fremde Wangen röthet. 255b; Das hier und da schon leise geröthete Laub. Par. 2, 74; Den Blutenden stürzt er | nieder vom Fels und röthet die zackige Klippe hinunter. Ov. 1, 59; 326; Mit Tang geröthete Kittel. Th. 21, 10; Th. Ep. 1, 5; 15, 69; 20, 60 etc. —
b) dazu im Partic. mit Bstw. (einem von, mit entsprechend), z. B.: In den abendgerötheten Trümmern. 152; Das blut geröthete Schlachtfeld; Denfeuergerötheten Thurm. 2, 252; Scham- 4, 133), wein- R. 4, 359), zorn- W. 1, 29; 310) geröthet etc. —
c) In Feindesblut Schwert-Röther. Nal 111 etc. —
d) refl.: (s. a) Die Mauern sind Krystall | und r. sich, vom Abendglanz beschienen, | zu dunkelflammenden Rubinen. D. 63; Lockend r. sich noch die süßen Früchte des Kirschbaums. 2, 1261²³); Wie flammend sich des Ostens Pforten r. Sh. 1, 246; Rep. 3, 290; Die Lippe bebt, schon fängt der Kamm sich an zu r. 12, 49 etc. —
e) (s. a und d) intr. (haben) = d und: roth sein (s. Tr. 71 „rothen“): Wie die nackten Felsspitzen im Monde r. Stein 1, 116; Eos röthet [den Himmel etc.]. Rh. 1, 127; Von dem Amethyst, er röthete mehr als Gold. 11, 224; Nach dem [den Himmel] r–den Abend. 91; Des jungen Tages r–der Strahl. 69; 109; 150; Sowie der Morgen röthet [vgl. graut]. 2, 213; Wir Rosen] sind r–d stehn geblieben. 10, 260 etc. — 2) tr.: Flachs r. = rotten (s. d. und Röthe 3).
Zsstzg. zu[1], vgl. die von färben, blauen etc., z. B.: Áb-. —
Án-: Die Morgensonne .. soll keinen Strumpf mehr an den Leinen a. [röthend anscheinen]. Alexis H. 1, 1, 17; Wenn der Abendschein Berge und Ruinen anröthet. Ders. (DMus. 1, 1, 579); Die angerötheten Gefährlichkeiten [die mit Rothstift als staatsgefährlich angestrichenen Stellen]. Arndt E. 93; Ein angeröthetes [röthliches] Chamois. G. 40, 185; Angeröthet, echauffiert. Gutzkow 11, 386; Wie frisch, wie herbstlich angeröthet sehen Sie aus! R. 7, 261; Sein Gesicht war weder roth noch blaß, sondern von einer angerötheten Blässe oder von einer verblaßten Röthe. Heine B. 5; Angeröthet von der Gluth des Weines. Mosen (DMus. 1, 1, 69); [Die Flüsse] mit sovielem türkischen Blut angeröthet. Lohenstein IbrS. VII; Ihr Lippen, röthet euch mit Ros’ und Purpur an [1d]. Ros. 49; Die Frau wollt nicht und sich anröthet. HSachs 1, 175b, veralt. st.: sie erröthete etc.; Die ungeheuerlichste Anschwärzung oder vielmehr Anröthung des Ministeriums, es soll mit Geld demokratische Blätter unterstützen. Volksz. 9, 296, s. roth 7. —
Āūf-:
1) Der mit rothen Steinen ausgelegte Estrich muß von Zeit zu Zeit aufgeröthet werden. —
2) intr. (sein): schwzr. = er-r. (vor Scham). — Be-: (veraltend st. röthen), z. B.: Das gluthberöthet Eisen. EfA. 1, 298; Kleop. 57 v. 54; O Rosen, die den schönsten Mund | und Wangen liebfärblich b. lin Bibl. 4, 38); Beröthigung. 1, 96 etc. — Durch-: Die Sonne durchröthete den silberweißen Duft. Jer. 1, 248. — Ent-: veraltend:
1) vgl. entfärben: Der Sonne Gold, vor der sich Stern e. [erblassen]. JbrS. 83; Vor den Granaten muß Zinnober sich e. Hyac. 38 etc. —
2) roth werden, er-r. (vergl. entbrennen, entschlafen, entschlummern etc.): Du, heil’ger Vater Papst, darfst dich auch nicht e., | hat deines Sohnes Rock gleich einen blut’gen Fleck. Jan. 16 etc. (oder zu 1?). — Er-:
1) intr. (sein, — seltner: haben): roth werden, — bes. oft mit persönl. Subj. nam. = schamroth werden (s. schamröthen):
a) ohne abhäng. Vhe.: E–d, erblassend in einem Nu. 3, 239; Wie manche Ros’ im Thal erröthet ungesehn! 1, 138; Der Laskaro hat erröthet. Tr. 146; Dies Antlitz vermochte nicht zu e., es ergilbte. Fr. 67; Mach sie nicht e. etc. Nath. 5, 7; Der leisen Fluth | sanft e–des Blau. 43; Du bist kaum mehr erröthet. Rom. 5, 145; 77b; Die Kleine ist nur erröthet. 2, 169; Hoch e–d. A. 1, 31; Tief e–d etc. —
b) mit örtl. Best.: Über und über 12, 296), bis an die Ohren Bel. 8 etc.), bis an die Ohrläppchen 9, 80; 19, 340 etc.), bis in die innerste Seele N. 36) e. etc.; Erscheint Aurora plötzlich in der um sie her e–den Luft. Jt. 2, 102 etc. —
c) (s. b) außerdem mit abhäng. Präpos.: Sie schwieg erröthet über den Spott. DFam. 1, 207; Die Thörin, die über ihre Herkunft erröthet. 204a u. o., seltner: Ich erröthete über der Bosheit. 127a etc. (s. † Über); ferner: Vor Scham, vor Zorn, vor Wuth etc. e.; Die Staatskunst wäre erröthet vor dem Gedanken. Ver. 82; Daß du ja | vor ihm [wenn er erscheint etc.] recht sehr erröthest. Nath. 5, 7 etc. und (veraltend): Sie erröthete noch, wie das un- erfahrenste Frauenzimmer, für einen feinen Ausdruck. G. 305 etc., versch.: Die reformierten Prediger, die für ihre Religionspartei errötheten. 833a, sich als ihre Vertreter für das von ihr Begangne schämten etc.; [Es soll] vom Krieg die Sonn e. SW. 3, 312; Von ihrem [der Sonne] Lächeln die Kinder des Äpfelbaums e. Kl. 3, 288; Ehe von keimenden Farben die Wies’ erröthet. Georg. 4, 306 etc. —
d) zuw. mit abhäng. Genit. (vgl.: sich schämen): Immer erröthe ich Dessen. 2, 485; Des übereilten Ausdrucks flüchtig e–d. Jer. 1, 378; 3, 167 etc. —
e) zuw. mit abhäng. Dat.: E–d [vor] dem Freund. 1, 165; Sie | e. ihren Feinden nicht | beim Hader vor Gericht. R. 7, 104 etc. —
f) mit abhäng. Satz: Erröthe wenigstens, Lucinde, | daß Nichts dich mehr e. macht. 1, 6 etc. und mit Jnfin. und „zu““: Was er in seiner Muttersprache zu sagen erröthete. 17, 75; Wer zu bereuen nicht erröthet. 255a; 11, 176; Luc. 6, 172 etc. —
g) im verneinten Partic. Präs.: Ohn-e–d der Tugend ins Gesicht speien. Ad. 106; [Das] gesteh ich un-e–d ein. 12, 256 etc. (s. hund i). —
h) im substant. Infin. (s. i): Dein E. 3, 53; Ohne E. darf ich gestehn. 5, V; E. macht die Häßlichen so schön. Nath. 5, 7; E. im verschämten Angesicht. 101b; 201a; Weh dem Manne, | den weibliches E. muthig macht. 261a etc.; Jetzt.. darf ich ohne Scham-E. | euch die besiegte Schwachheit eingestehn. 445a; Zu unserm tiefen Scham-E. Dram. 2, 2, 428 etc. —
i) (s. h) Erröthungen und Wegwendungen des Gesichts. A. 2, 43; Während über ihre lieblichen Wangen Erröthungen .. dahinflogen. Sans. 2, 159; Ich würde es nicht ohne Erröthung angehört haben. 1, 112; 1, 241 etc. —
2) tr.: veralt. st. röthen: Dein Blut, Osterlamm, hat meine Thür erröthet. 516; Die Oder .. ward erröthet mit vergossenem Blut. Fr. 458; W. 2, 157 etc., auch refl.: 5, 231) etc. — Schām-: schamroth sein, nam. im Partic.: Sch–d erhebet sich Luna. Gd. 191; Sch–de Mägdlein. Lit. An. 2, 503 etc., vgl. veralt.: Daß man .. darf nicht er-sch. 2, 253¹) = erröthen (vor Scham); Daß ihre Kleider über dem .. schändlichen Leben.. erschamroth seien. B. 162b; Garg. 4 etc. — Über-: mit Roth überdecken: Reib dein Gesicht, die Furcht zu ü.! Makb. 5, 3. — Um-: mit Roth umgeben, rings- um röthen: Umröthete plötzlich | .. Zorn ihm die Wange. 107; Die dunkelschwarzen [Augen-] Sterne thränen- umröthet. N. 279; Vom Jubelfeuer umröthet. D. 1, 317; Die Sonne sank . . Ihr feuriger Ball umröthete .. die . . Mauern. Rep. 3, 85 etc. — Ver-: intr. (sein): aufhören zu röthen; röthend vergehn: Die Sonn’ ist da, die Morgenröthe | verröthet. 16, 158 etc.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.