roh
Rōh, a.:
1) in seinem Zustande ohne veredelnde, verfeinernde oder auch nur für den Gebrauch weiter zubereitende Umgestaltung seiner Beschaffenheit, seines Wesens, z. B.:
a) von Gegenständen des Handels und Gewerbes: R–e (oder R.-) Produkte, noch nicht weiter verarbeitet, — als Material zur Verarbeitung oder Fabrikation dienend; R–e Seide, (s. 3, 226), unversponnen; R–e Tuche [umgewalkt], Leinwand [ungebleicht], Erze [ungeröstet]; R–es Eisen, ungefrischtes, wie es aus dem Hohofen kommt, daher auch z. B. bei der Frischarbeit: Zeigt sich das Eisen sehr flüssig (r.). 1, 587, im Ggstz. zum garen Gang; R–er Schmelzstahl. 3, 345, ungegärbter; R–er Schwefel; ungeläuterter etc.; R–e Bücher, wie sie der Buchhändler liefert, ungebunden; R–e Steine, unbehauene oder im Ggstz. des daraus zu bildenden Kunstwerks: Es bildete die Kunst den r–en Marmor aus. etc. und vielfach in techn. Anwend. —
b) nam. oft von Speisen: nicht weiter zubereitet oder gekocht (vergl. als Ggstz.: gar): Was der Nahrung r–en Stoff dem Gaumen | zubereitet, ist die Kraft des Feuers. 4, 285; R–es Obst, r–e Früchte essen; R–e Kastanien, | ein herrlicher Fraß. 7, 191; Dem Braten halb-r. essen (obrd. röhlich. vgl. engl. underdone) etc. Sprchw.: Einen behandeln wie ein r–es Ei [s. d. 1], zart, mit Rücksicht auf leichte Verletzung, z. B. Sch. 97 etc. —
c) (s. b) nach der Ahnlichkeit mit dem r–en Fleische: Sich r. [wund oder durch] liegen, vgl. 2. —
d) zuw.: Da kommt Stanislaus auf dem r–en [unzugerittnen, ungebrochnen] Pferde einhergerast. Band. 1, 80 etc. —
e) Bes. oft von der mangelnden Verfeinerung der Sitte, mit versch. Nü- ancen, vergl. den Ggstz. gebildet (s. bilden 6) und als svwdt.: ungebildet; ungesittet; ungeschliffen; unzart, derb und plump; wild etc., z. B. 11, 8; Sie [die Faunen etc.] kommen r., sie kommen rauh. 12, 50; Zu wilden Stämmen. . . Ins r–e Leben bracht’ ich milde Sitte. 13, 347; Menschen, die wir ungebildet, die wir r. nennen, wir Gebildeten, zu Nichts Verbildeten. 14, 96; Der r–e Mensch ist zufrieden, wenn er nur Etwas vorgehen sieht, der gebildete will empfinden und Nachdenken ist nur dem ganz ausgebildeten angenehm. 16, 100; Menschen, wo nicht vom r–sten, doch vom plattesten Schlage. 17, 105; Die Gesellschaft macht einen r–en Menschen bald höflich. 30, 301; Mit gewaltsamer und r–er Hand. 32, 178; Zwischen Möglichem und Unmöglichen, R–stem und Zartestem. 33, 118; 303; Ein halb-r–es Volk. 313 etc.; Polternd r. .. ist seine Stimme. Rom. 265; Dabei rissen sie ihre r–esten Zoten. Reis. 3, 61; Den niedrigen Pöbel, der den armen Helden so prügel-r. behandelte. 4, 123; Der den r–en Menschen abgeglättet. F. 175; Die Hand des Schicksals liegt | auf meinem Nacken rauh und r. Mak. 1, 101; Die r–en Seelen zerfließen | in der Menschlichkeit erstem Gefühl. 56a; 55b; Das r–e Leben. 100a; Dich beleidigt meine wilde Liebe. | In welcher rauhen Sprache biet ich auch | mein Herz dir an! Wie wenig würdig ist | der r–e Sklave solcher schönen Bande! 614b; Doch wird sie endlich tagen | die Bildung in verbildet r–en Herzen. Osts. 1, 9 etc. —
f) zuw.: einfach, so wie Etwas in seiner ursprünglichen Weise ist, ohne verfeinernde Umgestaltung etc.: Sein gerader Sinn hielt sich an die r–en Thatsachen, wie sie ihm in die Augen fielen, und verwarf die Feinheit der Staatskunst etc. Biogr. 3, 75; Alles [Bauwerk] r. und derb. 10, 267; Am niedern Herde kocht ein r–s Mahl [vrsch. b]. 2, 29; Die Stimme des Sängers ist noch r., aber sehr klangvoll; Aus dem R–en [oder Groben, s. d. 3; Rauhen. Osn. 1, XXVII] gearbeitet etc. —
2) mundartl. statt rauh: R–er Boden; R–e Wittrung. R. im Halse sein, rauh (s. d. 6) und wund [s. 1c] bei Heiserk. — 3) statt rehe I 2.
Anm. Ahd. râo, ró, mhd. rō, vgl. ags. hreaw u. lat. crudus, — doch s. rauh und 2, 438 u. 554.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.