Faksimile 0776 | Seite 774
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Rohe ~eit ~heit rohen Rohigkeit
Rōh~e, f.; 0:
(mundartl.) Roheit. Schm. 3, 78.
~(h)eit~(h)eit, f.; –en; –s-:
(s. Sanders Orth.50) Rohigkeit:
1) (o. Mz.) das Rohsein, z. B.:
a) (s. roh 1a und b): Aus der gewöhnlichen R. der russischen Handelsgegenstände (des Holzes, der Felle etc.). Kohl Pet. 2, 18; R. ist das Gegentheil der Garheit. EHMeyer Bot. 1, 105 etc.
b) (s. roh 1e): In der R. der Züge; denn diese verräth Wildheit. Forster It. 1, 222; Durch die R. fühl’ ich edle Sitten. G. 2, 30; Jeder gebildete Mensch weiß, wie sehr er .. mit einer gewissen R. zu kämpfen hat. 17, 292; Saure Süßelei, gezierte R. Heine Reis. 4, 172; Die R. oder den Mangel an Kultur. Liebig Th. 72; R. und Unbildung. FSchlegel Luc. 111; GR. 331; Vischer Ästh. 2, 182 etc.; Bauern-R. Auerbach D. 1, 124; Die gewaltige Natur- R. seiner Väter. Schwegler (46) 264 etc.
c) (s. roh 1f): Kunstlos zugestutzt, | mit edler deutscher R. aufgeputzt. WhMüller 1, 3 etc.
2) etwas Rohes, von R. [1] Zeugendes: An R–en Gefallen finden etc.
~en: tr.:
in Zsstzg. z. B.: Ent-: von der Roheit frei machen: Daß der Zauber ihrer Bildung erst die rohen Besieger entroht hat. Stahr (Nat.-Zeit. 10, 179); Die Entrohung durch andere Mittel z. B. durch das der Erudition, welches Wort eigentlich Dasselbe bedeutet, zu bewirken. Schwegler (47) 207 etc. Ver-: roh machen. Jahn M. 164, auch intr. (sein): roh werden (vergl.: verbauern, verthieren).
~igkeit, f.; –en; –s-:
Roheit, z. B.:
1) (o. Mz.):
a) Sowohl die ganze als die halbe R. der Speisen. Rumohr Kochk. 25; Die R. solcher Obstfrüchte. Ryff Sp. 48b etc.
b) Besser bei der R. seiner Natur als bei den Künsten der Natur. Kant Anthr. 316; 75; Rel. 15; 26; Verbannt alle R. [2] und Ungeschlachtheit. Kosegarten Rh. 2, 163; Lavater 1, 245; JvMüller 1, 498; Musäus Ph. 3, 90; Sch. 1154b; 1159b; FSchlegel GR. 306; Mit der R. ungebildeter Waldmenschen. V. Ländl. 1, 70; Sein von R. und bäurischen Sitten zeugender Ton. Ant. 2, 83 etc.
2) mit Mz.: Im Gegensatze zu dem Walfischfraße der Grönländer und zu ähnlichen verabscheuungswürdigen R–en. Rumohr Kochk. 2; Völlige Unempfindlichkeit für Verzierung würde thierische R–en [oder Drckf. f. R.?] verrathen. Sulzer 4, 678b etc.