Faksimile 0774 | Seite 772
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röcheln
Röcheln, intr. (haben) und zuw. (s. 2) tr.:
1) . mit einem in der Kehl- und Luftröhrgegend rasselndem Geräusch athmen und solches oder ähnliches Geräusch hören lassen:
a) bei schleimgefüllter Luftröhre, beklemmtem Herzen etc., z. B.: Der Brustkranke röchelt; Aus den klopfenden, beklemmten Herzenshöhlen | brach, wie aus einem feuchten Brand | die eingesperrte Luft mit Rauschen zischet, | ein röchlendes Geseufz. Brockes (Weichmann 1, 4) etc.
b) nam. oft von Sterbenden: Alxinger D. 273; Noch schrie er r–d mir ins Ohr. Cham. 3, 263; Er röchelte nur noch. G. 14, 153; Die Lunge röchelte noch fürchterlich, bald schwach, bald stärker, man erwartete sein Ende. 154; Mendelssohn 4, 2, 16; Meine [des Ertrinkenden] Kehle röchelt. Ps. 69, 3; Wo der R–de dumpf hinrasselt in den lang hinstreckenden Tod. Vischer Ästh. 2, 168 etc., s. 2 und 3.
c) von Schlafenden, Schnarchenden: R–d erhob sie sich, als läge ein Alp auf ihr. Gutzkow R. 5, 533; Ich fing an zu r. und zu schnarchen [als schliefe ich]. Musäus M. 2, 157 etc.
d) übertr. z. B. auf Gesprochnes, das man nur als ein rasselndes Geräusch, nicht als ein wirkliches Reden bez. will: Der Engländer schnarrt, der Franzose schwatzt, der Spanier röchelt, der Italiäner dahlt und nur der Deutsche redet. Börne 2, 488 etc.
e) von ähnlich klingenden Tönen, hochd. namentl. vom Quarren der Frösche (s. Anm.): Die Liebe . ., welcher zwitschert der Hain, röchelt der grüne Sumpf. Brückner 218; Die Frösche r., sagt man bei uns mit Wohlgefallen von dem quarrenden Chor entfernter Sümpfe an heitern Abenden. V. 2, 185; 4, 159 v. 104 etc. (s. 2 und 3).
2) tr.: Etwas r–d hören lassen, ausstoßen, z. B.:
a) (zu 1b) Ihr röchelt, Märtyrer, Lieder der Wonne. Kl.; Jhm zu Füßen röchelt ein erlegener Jüngling Todesqual. FMüller; Während er seine letzten Athemzüge röchelte. Scherr Bl. 1, 221 etc.
b) (zu 1e) Es röchelten Frösch’ im Morast ihr ewiges Klaglied. V. Georg. 1, 378 etc.
3) im substant. Infin. (s. Geröchel), z. B.:
a) (zu 1b) Ein R. sonderbar | hat aus der athemlosen Brust bezeugt, | daß seine letzte Kraft geschwunden. Cham. 4, 109; Ihr verendend R. Geibel (D Mus. 5, 1, 26); Das letzte R. Uhland 446 etc.; Ergötzt durch Sterbe-R. Alxinger D. 358; Das Geschenk deines Sterbe- R–s. Sch. 205a; Shakespeare 6, 241; Als Nachhall gleichsam eines Sterbe-R[–s]. Werner Febr. 7 etc.; Das Todes- R. etc.
b) (zu 1e) Ferner Moore R. Freiligrath SW. 5, 279; Der Frösch’ anmuthiges R. V. 2, 3 etc.
Anm. Tonw., wohl eig. mit anlautendem „h“, vgl. kröcheln (s. krächzen, Anm.) und s. Anm. zu Rachen, Rechen etc. henneb.: hörcheln = r. (Frommann 3, 132) und bes. Schm. 3, 10 ff. Nbnf.: Im Hals rocheln. Fischart B. 182b; ferner als allgemeineres Tonw.: r., rocheln, rüchelen. Stalder 2, 279 und 286; Frisch 2, 123c = grunzen (vergl. ρéγω, ρozṕω, schnarche; ρνγ0ς, Rüssel); wiehern (z. B. Gotthelf G. 334); wiehernd lachen [s. Geröchel Rückert]. Ferner s. zu 1e: Röhlinge (thüring.): die r–den Frösche und allgem. für Lärm: Die Bauern machten ein Geröhel und ein Rumor. Murner Ul. 103; Es ward ein groß Gerühel. 17 etc. (s. grölen).
Zsstzg. wie bei ähnl. Tonw., s. bellen, ferner [s. 1b] vgl. die von athmen, hauchen etc., z. B.: Āūf-: Er entsank a–d [1b] etc. V. Il. 5, 585; 13, 399.
Āūs-:
1) tr.: röchelnd aushauchen: Das Leben (Karschin 282; Pfarrius Soonw. 164), seine Seele (Heine Tr. 139) a.; Bis er [der Eber] seinen letzten Schweiß [Blut] | vollends ausgeröchelt. Müllner 2, 35 etc.
2) intr. (s. 1): zu Ende röcheln; sterben: Wenn sie [auf der Bühne] so voll Grazie und Delikatesse ausröchelt. Sch. 698b; Mit der Freude stirbt hier auch der Kummer, | röcheln auch der Menschen Qualen aus. 6b etc. Durch-, tr.: röchelnd durchtönen, durchrasseln: Die hohle Brust [des Thurms] durchröchelt schwach | ein rostig Uhrwerk stöhnend. Schwab 258 etc. Um-, tr.: Der Tod umröchelt ihn in tausend Lagen. Daumer H. 1, 45; Viele der nluthigen Stier’ umröchelten blutig das Eisen | abgewürgt. V. Il. 2, 30 etc. Ver-: aus-r.: 1) tr.: Bis Gianettino den letzten Odem verröchelt hat. Sch. 151b etc. 2) Rom verröchelt über Brutus’ Bahre. 134b; Von dem v–den Rosse. Schwegler (46) 266; Der Jüngling hat verröchelt. Uhland 445 u. ä. m.