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Gerippe Geripp)
II. Gerippe(Geripp), n., –s; uv.:
1) bei den Wirbelthieren das Knochengerüst ohne Fleisch und Bekleidung, Skelett (s. Rippe 1). Bock An. 61; Der Märtyrer Knochen-G. Platen 2, 304; Ein pucklichtes Todten- G. V. 2, 72 etc. So z. B. auch von dem in solcher Gestalt abgebildeten personif. Tod: B. 15b; Wie das G–e| schwingt hinter dir die Hippe. Rückert Mak. 1, 85; Sch. 22a; 207a etc.; Ein nacktes Angst- G–e. H. 15, 152; Tod! als Furcht- G–e | schaut’ ich selbst im Kindheitstraum dich nie. Matthisson 58; Freund Hain, das Furcht-G–e mit der Sense. Musäus M. 2, 143; Das Schreck-G–e etc. Ferner zur Bez. eines hagren Leibs, der gleichsam fleischlos nur aus Haut und Knochen besteht und hagrer, dürrer Wesen: Der ganze Körper war zu einem bloßen G–e abgemergelt. Forster R. 1, 364; Ein mageres G–e, | dient es [das Pferd] etc. Gleim 3, 397; Ein Weib | . ., mehr G. als Leib. Günther 481; Ich bin ein Maler aus Florenz und halte mich hier auf, um nach den toskanischen G–en mich am venetianischen Fleische zu weiden. Heinse A. 1, 20; Ein dürrer Esel . ., | kein Esel, sondern ein G–e. Lichtwer 107, vgl.: Ein dürrer Esel oder ein G–e | von Esel. Ramler F. 3, 41; Musäus Ph. 2, 192; Die in ihrem 50sten Jahre .. glauben, daß die schönen Kinder, so bald sie ihr zärtliches G–e erblicken, seufzen. Rabner 4, 196; Ein wandelndes G–e, das erschrecklichste Bild des zehrenden Kummers. Sch. 702b; 211b; Wenn ich anders mein G–e in Sicherheit haben will. Thümmel 4, 199; Auf deren Gassen G–e von Pferden graseten. W. 7, 13; Sich zu G–n arbeiten und hungern. 91; Luc. 1, 147 etc.; Daß das arme Dunst-G–e bald vollends im Windhauch darüber hinstiebt. FrMüller 2, 22 etc.; Mundartl. vrkl.: In dem menschlichen Gerippel [Leib]. SClara EfA 1, 75.
2) (s. 1) übrtr. z. B.: Mancher Baum, den ich .. als das G–e eines erfrornen Unbekannten meiner Blicke nicht werth hielt. Thümmel 4, 181, einigermaßen personif. von dem (im Winter) entlaubten; Vom alten Baum-G–e | romantisch überdräut. Matthisson 136; Rasch mit des Tridentes Stoß | bricht er die granitnen Säulen | aus dem Erd-G–e los. Sch. 56b (s. Erdleib); An Fels-G–e. Echtermeyer 2, 400 etc. und namentl. von etwas Zusammengefügtem, Aufgebautem etc. (körperl. oder geistig) ohne die Ausfüllung und Bekleidung, z. B.: In einem Nu war die Hütte abgedeckt. .. .Als das G–e hin- und herschwankte. G. 20, 247; Das Gebälk eines Haus-G–es. Kohl J. 2, 372; Im Sparrwerk eines Hauses ... Dieses Bau-G–e. IP. 7, 173; An dem Balken- und Latten- G–e [im Theater]. G. 16, 62; Ich machte das G–e [des Modells] von Holz. 29, 111; Ein Schiff . ., dessen G–e fertig steht. 23, 88 (s. Rippe 2l; Leik 1; Rumpf 5); Ein faul G. von Boot, ganz abgetakelt. Schlegel Sh. 3, 20; Boots-, Kahn-, Schiffs-G–e; Des Kiels Scheiter- G. V. 4, 11 (s. Wrack) etc.; Das G–e des Heers. Max Wirth Grundzüge d. Nationalökon. 2, 30 = cadre (frz.), „der Lehrkörper“ der Officiere, als Stamm des Heers; Das ist das G–e des Romans. L. 5, 40; So will ich Ihnen vorher den Plan [der Ode] mittheilen. .. Was sagen Sie zu diesem G–e? Verlohnt es sich der Mühe, daß ich es mit Fleisch und Haut umgebe? 12, 82 (s. 6, 286); Mein Oden-G–e. 83 (vgl.: Noch ein zweites solches Skelett. 84 u. Platen 2, 278); Logisches Brettergerüst, gliedriges Chrieen-G. Rückert 2, 293; Um die flüchtige Erscheinung zu haschen, muß der Philosoph ihren schönen Körper in Begriffe zerfleischen und in einem dürftigen Wort- G–e ihren lebendigen Geist aufbewahren. Sch. 1151a etc.