Faksimile 0768 | Seite 766
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Rippe
I Rippe, f.; –n; Rippchen, lein; –n-:
1) bei den Wirbelthieren die bogenförmig gekrümmten Knochen vom Rückgrat nach der Brust zu, und zwar theils unmittelbar mit dem Brustbein durch Knorpel verbunden (wahre, ganze, lange oder Brust-R–n) oder nur mittelbar (falsche, halbe, kurze oder Bauch-, und nam. bei den Schlächtern Fehl-R–n), s. Bock An. 128 ff.; Oken 4, 23 ff., bei Diesem auch: (sehr verkümmerte) R–n an den Halswirbeln oder Hals-W., die sogen. Querfortsätze —: Einem die R–n (im Leibe) entzweischlagen; zerbrechen; Jst sonst noch Wer auf zerbrochen R–n erpicht? Shakspeare 5, 127 etc.; Jemand in die R–n stoßen, in die Seite, auch übrtr. (s. R–n-Stoß), z. B.: Wozu das Sticheln, wenn sie gleich darauf mit den Worten: „Habt ihr den Maler Lenz gekannt?“ ihn unter die R–n stößt. Börne 3, 351; Die Deutschen haben eine Elephantenhaut; zarten Kitzel fühlen sie nicht, man muß ihnen eine Stange in die R–n stoßen. Börne 2, 447 etc.; Ich soll meine R–n [meinen Leib] pressen in eine Schnürbrust. Sch. M. 2, 181; Ich will dir das Herz aus den R–n stampfen. 265 etc.; Einem Roß, dem man alle R–n unter der Haut .. zählen konnte [vor Magerkeit]. Hebel 3, 238; O, die Natur, die zeigt auf unsern Bühnen sich wieder | splitternackend, daß man jegliche R. ihr zählt. Xenien 396 etc.; Gott der Herr bauet ein Weib aus der „Riebe“, die er von dem Menschen nahm. 1. Mos. 2, 21, s. G. 4, 44; Mendelssohn (Engel 1, 301) etc. und daher sprchw.: Wir stammen Alle von Adam’s R. [Eva] und R. = Weibsstück, z. B. Nicolai 4, 137; Spindler Vog. 1, 53 etc. 2) (s. 1) auch zur Bez. von etwas mehr od. minder R–n-Ahnlichem, z.B.:
a) R–n und. Reifen [s. d.] der Krinolinen. König DFam. 1, 23, die ihnen Haltung gebenden Bogen und Bügel. Dazu: Diese durchrippten Unterkleider. Mar. 1, 72.
b) die kleinen Erhabenheiten einer gerieften oder gereiften (s. d. 4c), gefurchten Fläche, z. B.: Der Boden des Trinkglases mit R–n oder dergleichen verziert. Karmarsch 2, 138 etc., bei Zeugstoffen, ferner z. B. an Schalen von Konchylien: Die gemeine Schlitzschnecke hat quere und strahlige R–n. Oken 5, 415; Die gemeine Ritzschnecke . ., weiß mit Längs-R–n. ebd.; Quer-R–n etc. (s. e; q und rippen), auch z. B. als Name einer Art Herzmuschel, Säge-R., Cardium muricatum.
c) schmale schroffe Vorragung, z. B.: Erklimmt der Brüstung R. Reithard 387 und nam. (s. Riff) von Felsen etc.: Du musst des Felsens alte R–n packen, | sonst stürzt sie [die Windsbraut] dich hinab. G. 11, 172; Von kahlen und meistens mit Schnee bedeckten R–n und Klippen eingeschränkt. 14, 240; Auf der Felsen nackte R–n | klettert sie mit leichtem Schwung. Sch. 50b; Tschudi Th. 219 etc., auch: Felsenripp’ um Felsen-R. | flog vorbei [dem Schiffenden]. Freiligrath Pol. 2, 49; Platen 4, 135 etc.; In die nackten Jura-R–n | zwischen Felsgeklüft und Klippen | hängt ein Steinbock eingekeilt. Schwab 444 etc.
d) Bauk.: „die vorspringende Abgrenzung der versch. Gewölbfelder. (Brugger 2, 248); die unterhalb vorspringenden verschiedentlich gegliederten Theile der Gratbogen. Oue Kunstarch. etc.: Wie zuletzt jede R., jeder Knopf als Blumenlnauf und Blattreihe .. erscheint. G. 21, 210; Die R–n und Leisten der Pfeiler, welche die Decke tragen. Kohl E. 3, 162 etc., s. auch p.
e) Bot.: R. (Costa): hervortretende Streifen, z. B. an Doldenfrüchten: Die Vertiefungen zwischen den R–n (oder Riefen) heißen Thälchen und tritt die Mitte derselben wieder hervor, so entstehn dadurch Neben-R–n oder -Riefen etc., ferner bei Blättern die auf der Rückseite hervortretenden Adern, so bes. der Mittelnerv (s. Nerv3b) oder Mittel-R., Haupt- R. (Oken 2, 222) und im engern Sinn auch: die dar- aus entspringenden und ziemlich gleichlaufend nach dem Rande gehnden oder (Neben-R–n) —: Die R. des Stiels bildet sich völliger aus. G. 2, 292; Indem sich die mittlere R. des Stiels verlängert und die von ihr entspringenden Neben-R–n sich mehr oder weniger nach den Seiten ausstrecken 36, 23; In einer Folge von mehrern Blättern schiebt sich [bei der Dattelpalme] die Mittel-R. vor. ebd.; Die Blatt- R–n der Dattelpalme. Schmarda 1, 34 etc., s. o.
f) Deichb.: Streifen von Rasenstücken, die man auf den Wellen anlegt, damit sich mehr Land ansetze.
g) Feuerw.: das Seil- und Bindewerk an den Feuerkugeln.
h) Glockengieß.: die Durchschnittszeichnung einer Glocke (?) Campe.
i) Hüttenw.: die die Bleche des Treibehuts zusammenhaltenden eisernen Schienen. k) Kriegsk.: R–n, Batterie- R–n, der Länge nach unter die Bettungen in die Erde gelegte Balken, auf die quer Bohlen gelegt werden.
1) Schiff.: die Inhölzer oder Spanten, die mit dem Kiel (gleichsam als dem Rückgrat) und den Steven das Gerippe des Schiffs bilden, das dann mit Planken bekleidet ist: R–n des Kahns. Alexis Neap. 41; Poseidon . spaltet Planken und „Ribben“. G. 5, 105; Das Schiff mit Eichen-R–n. Sch. 60b etc., s. ferner Spant, Zsstzg. m) Schlächter.: R. = R–n-Stück (s. d. und R–n-Speer), das zwischen den R–n befindliche Fleisch (mit der R.), Fehl-R., ohne die R.; Rinder-, Schweins-R–n; Falsche R., zw. zwei R–n an der Vorderbrust des Rinds ausgehaun; Schoß- R–n, aus dem Schoß gehaun; Dicke oder Dick-R., das dicke Fleisch über den Schoß-R–n nach dem Vorderviertel zu: Scham-R., R–n-Stück da, wo die falschen oder Fehlrippen anfangen (s. engl. sham = falsch), vgl,: „Die Schoripp (Scharipp oder Schor-ripp?), jener Theil der R–n sammt dem daran befindlichen Fleisch, welcher von jeder Hälfte eines am Rückgrat aus einander gehackten Rindes übrig bleibt, nachdem der vordere aufs Brustbein zulaufende Theil derselben (die Zwerch-R–n) weggehauen worden.“ Schm. 3, 370; Spann-R., R–n-Stück vorn am Kamm (s. d. 10). n) Schlosser. = Nase 20. o) Tabacksfabr. etc.: die holzartigen R–n (s. e) oder Adern in den Blättern. Dazu: Die feinsten Karotten werden .. aus virginischen Blättern gemacht, die man entweder ganz oder theilweise oder gar nicht entrippt, so daß nach der Qualität der Blätter und dem Entrippen der Preis sich stellt. Karmarsch 3, 445, auch: abrippen. p) Wasserbauk.: die wagrechten Hölzer an den krummen Schleusenthüren. q) Weber.: (s. b) bei gerillten im Ggstz. der glatten Zeugstoffen die starken, hervortretenden Einschlagfäden u. ä. m.
Anm. Ahd. rippi, mhd. rippe, n., s.: Das Ripp. Schm. 3, 118; Wickram (Wackern. 3, 448 ³⁶), vgl. II und Reff. In niederd. Ausspr. und Schreibw.: Ribbe, z. B. Engel 1, 201; G. (s. 2l); Mendelssohn (1. Mos. 2, 22 ff.); Wackern. 2, 219²⁷ etc., bei Luther (s. 1) Riebe.
Zsstzg. s. 1; 21, ferner: Batterīē- [2k]; Blätt- [2e]; Dick- [2m]; Eichen- [2l]; Fêhl- [1; 2m]; Félsen [2c]; 1] Hāūpt- [2e]; Längs- [2b]; Mittel-, Nêben- [2c]; Quêr- [2b]; Rinder- [2m]; Säge- [2b]; Schäm-, Schōn-, Schöß-, Schwēīns-, Spänn-, Zwérch- [2m] R.