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rinnen Über-Rinnen
Rinnen, intr. (sein und haben), selten (s. 4) tr., rann, ränne (rönne); geronnen:
1) nur noch ver- einzelt = rennen (s. d., Anm.), sich in Eile bewegen; gw. nur noch in ent-r.:
a) von Pers.: Herrig 30, 456; Betäubt von Schrecken, rannen | die Emirn aus dem Saal. W. 10, 310 etc., vergl.: Als Glappo neulich seinen Gau berann. Werner Osts. 1, 49 etc., s. nach-r.
b) weidm.: R., durch-r., von eßbarem Hochwild: durchs Wasser schwimmen. Laube Br. 247; Schm. 3, 104, mundartl. allgm.: vom Wasser fortgeschwemmt werden (versch. von selbstthätigem Schwimmen und Fahren). ebd.
c) Wenn überall die Schneelawinen r. [stürzen]. Werner Febr. 47.
2) stetig in Tropfen fließen, eig. und übrtr.: Thränen r. aus den Augen, auf die Wangen, über die Wangen, von den Wangen auf die Erde, ins Gras etc.; Ein Bächlein rinnt durch die Wiesen, zwischen Gebüschen, über Kieseln, vom Berg ins Thal etc.; Das Blut rinnt in. den —, durch die Adern; Der Wein rinnt aus dem Faß ins Glas, auf die Erde etc.; Da r. rothe Ströme die Wiesenrain’ entlang. Cham. 3, 310; Von den großen Summen, die aus dem witzlosen Nemtzilande nach Thessalien rannen. Fallmerayer Or. 2, 288; So rinnt das Geld aus dem königlichen Schatz in das Meer [für die Flotte]. Forster It. 2, 200; Da schickt mit klarem R. | die Felswand einen Quell. Freiligrath 1, 69; In meiner Seele frisches Bluten | laß r. deinen lichten Geist, | wie sich in eines Gießbachs Fluthen | der Wiese Blumenquell ergeußt. 300; Tausend eurer Thränen rönen, | wenn etc. Göckingk 3, 234; Wie der Wein in dieser Flasche erst schwach, dann tropfenweise rinnt. G. 9, 92; Ich fühle junges, heil’ges Lebensglück | neuglühend mir durch Nerv’ und Adern r. 11, 21; Des r–den, laufenden, stürzenden .. Gewässers. 22, 370; 20, 31; Wie wärmend da der Glühborn durch Kunzens Kehle rann! Grün Ritt. 123; So riss’ ich die Binde von der Wunde und so ränne mein Blut, wohin es gehört, in diese trauernde Erde. Hölderlin H. 2, 46; Von der Sterne heiß | r. muß der Schweiß. Sch. 77a; Da rann kein Sand [der Sanduhr]. 346b; Die Flut .. entrieselt, rinnt und strömet. V. 3, 218; Sein schwarz-r–des Blut. Il. 16, 530 etc.
a) zuw. unpersönl.: Mir durch die Adern rinnt es [s. d. 7, ein unnennbares Gefühl] wonnevoll. Prutz W. 125.
b) vereinzelt = zer-r.: Du rinnst in Duft. Werner Lthr. 330 etc., s. Anm.
3) (s. 2 und lecken 1; laufen 3d und e) meton., vgl. z. B.: Der Wein ist aus dem Faß geronnen; Ließ ich .. das halbe Fäßchen [d. h. den Inhalt desselben] r. Ramler F. 3, 192 etc. und: Das (lecke) Faß hat geronnen; Wie ein Topf, der da rinnt. Sir. 21, 48; Wann die Reife an einem Faß nicht sind wohl angetrieben, so pflegt dasselbe zu r. SClara EfA. 1, 411 etc.; Das Talg schlechter Lichte rinnt; Die Lichte r.; Mein kurzes Unschlitt rinnt. Günther 480 etc.; Feuchtigkeit rinnt aus der Nase, aus den Augen und: Die rotzige Nas’ und Augen rinnten [s. Anm.]. Rollenhagen Fr. 424; Die Augen r. von Thränen (vgl. fließen 3), vralt.: mit Thränen (Jer. 9, 18), mit Wasserbächen (Klag. 3, 40), vgl.: Rinnt der Gebirge Gruft mit unterird’schen Wellen. Haler 47.
4) (s. 3) vereinzelt mit Obj. oder tr.: Bist du der Strom, weil unerschöpflich dunkel | du Well’ in Welle durch einander rinnest? [r. lässt]. Platen 2, 18; Da r. Ströme jedem Staubtheile Nahrung und Erquickung. H. [führend sie ihm r–d zu].
5) sich in eine dichtere Masse zusammenziehn, nam. von gallertartig werden der Flüssigkeiten, gw.: ge-r. (s. d.) oder zusammen-r. (s. d. 2, vgl. zusammen-laufen 2c, -schießen.
Anm. S. rennen, Anm. und Runs. Vralt. Part.: Gerunnen. Opitz 193 etc.; Jmpf. ronn (s. ent-, ge-r) und schwachformig, s. 3 und: Es würde, rinnte nicht mein süßer Schnee darinnen, | .. mein Lebensöl ent-r. Lohenstein Ros. 61 etc., vrsch. das adjekt. Partic.: gerinnt, s. rinneln. Vralt., mundartl. Bedd. s. Schm. und zer-r. 4V
Zsstzg. vergl. die von fließen, strömen etc., z. B.: Áb-: fort-, herab-r.: Pferd, dem von dem Buge heiß | und der gewölbten Brust abrinnt der edle Schweiß. Freiligrath SW. 5, 193; Kalt rinnt das Wasser ihr | ab vom Gewande. Pol. 1, 30; Der Regen . . rinnt ab und nieden den Po. H. 8, 184; Nicolai 8, 225; Neben dem letzten Tropfen des a–den [ver-r–den] Jahrs. IP. Sieb. 9.
Āūs-:
1) Ihr Augen seid nicht ausgeronnen. Fröhlich (Hungari 1, 419); Wo des Jammers undankbar Thränen im durchlöcherten Siebe der Ewigkeit a. Sch. 161b etc.
2) (selten) entspringen, herfließen aus etc.: Daß man die edelsten Handlungen aus eigennützigen Quellen a. lässt. IP. 16, 48. Be- tr.:
1) Etwas b., darauf rinnen, nam. im Partic.: Mit Blut beronnen. H. 13, 164; Simrock N. 2245; Tieck Cev. 1, 334 u. v.; Das Knäblein, von Mutterthränen heiß beronnen. Kinkel 18.
2) [1a]. Dahín-: Einen d–den Fluß. JP. 7, 162. I. Durch- tr.: Göttlich durchrann sie jetzt ihr Erdenschmerz. Duller (Hungari 1, 571); Deiner Lüfte balsamischer Strom durchrinnt mich erquickend. Sch. 75a; Das königliche Blut, das eure Adern | durchrinnt. 466b; Unversiegende Quellen d. sie [die Grotte]. V. Od. 13, 109 etc., s. II. II. Dúrch-: hindurch-r., s. auch [1b]. Ent-: s. [1]: 1) mit sachl. Subj.:
a) rinnend oder wie rinnend entströmen, dahin-r., z. B.: Ihm [dem Gehölz] entrinnt ein Quell. V.; Da der Hand des Allmächtigen | die größern Erden entquollen, | da entrannest du, Tropfen, [Erde] der Hand des Allmächtigen. Kl. Od. 1, 148; Wie des Chaos Riesen- arm entronnen, | aufgejagt vom Schöpfungssturm, die Sonnen | funkelnd fuhren aus der Nacht. Sch. 3a etc.; Wer die Körner wollte zählen, | die dem Stundenglas e. .. So e. jeder Stunde | fügsam glückliche Geschäfte. G. 6, 89; Stunde an Stunde entrinnet. Sch. 62b etc.
b) (s. a und 2) bes. oft = entfahren (s. d. 1), entwischen, z. B.: Es ist schon den witzigsten Hühnern ein Ei entronnen. Gotthelf Sch. 58; Weil, der die Quelle [der Vernunft] schuf, auch jeden Ausfluß derselben kennen, vorhersehen und so zu lenken wissen mußte, daß der ausschweifendste Bach seinen Händen nimmer entrann. H. Ph. 3, 205; Wenn ihm einmal ein Fehl-Urtheil entrinnt. Lavater 1, 7; Das Wort, das heute dem Gülphi entr unnen. Pestalozzi 4, 133; Entränn’ er [der Pfeil] jetzo kraftlos meinen Händen, | ich hätte keinen zweiten zu versenden. Sch. 544b; Der Laut entrann [entfloh den Lippen]. 18b; Piso hatte, wie damals in Rom Jedermann Verse machte, sich bei Gelegenheit auch einige ganz artige Sächelchen e. lassen. W. HB. 2, 181 etc.; Blick-e–d [schnell dem Auge entschwindend]. Schlegel Sturm 1, 2. 2) mit persönl. Subj. (vgl. 1b) eilig entfliehn; fliehend, entkommen, z. B.:
a) o. abhäng. Verhältnisse: David floh und entrann. 1. Sam. 19, 10; Einer der entr unnen war. 1. Mos. 14, 13 U. o.; Da stehn sie nun geborgen und entronnen. Freiligrath Garb. 106; G. 9, 34; Wohin du fliehn willst, nimmermehr entrinnst du doch. Platen 4, 182 etc. und im subst. Infin.: Mein E. Sch. 30a etc.
b) mit Präpos., nam. aus, z. B.: Ich entrann aus seinen Händen. 2. Kor. 11, 33; G. 5, 287; Aus diesen Gefahren | glücklich entronnen. 91; Aus deren Arm muthwillig du entr onnst. Göckingk Lieb. 152; Wie er mit ihr aus Babylon entronnen. W. 20, 224; Die aus der Stattlocher Niederlage entrunnen. Zinkgräf 2, 16 etc.
c) mit Dat.: Einem, seinen Händen, der Gefahr e.; Dem Schwert (Jer. 51, 50), des Schwertes Schärfe (Hebr. 11, 34), dem Urtheil Gottes (Röm. 2, 3), dem künftigen Zorn (Matth. 3, 7), der höllischen Verdammnis (23, 33) e.; Daß er dem Tod entrönn’. B. 199b; Wenn er auch diesem genug beweinten Krieg cntrönne. 241a; Einige entronnen seiner Herrschaft. H. Ph. 3, 76; „Ihr seid außer euch.“ | Ha, daß ich’s wär! nicht in mir, mir entronnen. Müllner 4, 98; Daß du [Joseph] dem Bronnen | und der Brüder Neid entronnen. Rückert Morg. 1, 25; Nicht Ruhe find’ ich, bis ich diesen Mauern | entr unnen bin. Sch. Wallst. 2, 199 [„ entronnen“ Sch. 395b]; So er der Schlacht entrinnet und dieser Lanze. Stolberg Il. 19, 72; V. ebd. etc. Ungew.: Ein weiser Mann kann mit aller erdenklichen Vorsichtigkeit sein e Sterbestunde nicht e. Olearius Baumg. 65a.
3) Dazu: Als selige verklärte Entrinner von der Erde zum Himmel eingegangen. Ense Tag. 4, 339. Er-: (schwzr.) sprießen (von Pflanzen): Deine Saat errinnt. Haller 24, s. Stalder 2, 292; Schm. 3, 105. Fórt-: weg-r. und weiter rinnen: Durch langes Rohrgeflüster | rinnt schwach das Bächlein fört. Matthisson 121; Freiligrath SW. 4, 213. Ge- [5]:
1) s. Lab, Anm., z. B.: Dort gerinnt die Milch und wird ein stehend Öl. Haller 35; Wie Feigensaft die .. Milch .. g. macht. B. 169a = Wie die weiße Milch von Feigenlabe gerinnt. V. Il. 5, 902; G–d, wie von scharfem Lab die Milch. Sh. 3, 681; Das, wie ein saures Lab, in Milch getropft,| mit plötzlicher Gewalt g. macht | das leichte, reine Blut. Schlegel Haml. 1, 5; Mit einem Gesange, der .. das Blut in den Adern g. [erstarxen] machte. Wackenroder Kl. 149; Wie da .. sein Blut zu Schnee [gew.: zu Eis] gerann. W. 11, 238; 12, 300; Vor dessen bloßer Vorstellung ihr das Blut in den Adern gerann. 18, 70 etc. und in Bezug auf das aus Wunden gefloßne Blut: Zu seiner Lust gerann kein Menschenblut. Gleim 3, 6; Blut, g–d, stillet leicht sich selber. G. 10, 291; Das Blut gerann am Stahl. Gotter 2, 200 ꝛc; ferner: Ich fand das Metall stehend und zu einem Kuchen geronnen. G. 29, 60; Am G. des Metalls Schuld. 63 etc. und nach Analogie: Du Tropfe Stein und Leimen, der dem Schoß | des Chaos einst entfloß und festgerann | und sich begrünte [die Erde]. H. 16, 88; Kaum war die Welt geronnen. Lichtwer 184; Jene Sonnen, | die aus dem ersten Licht zur Festigkeit geronnen. W. 25, 72 etc., vergl.: Das Dichte zog sich an, das Licht und Feuer ronnen. Haller 145 etc., ferner z. B.: „Geronnen fast zu Gallert durch die Furcht“, saß er da. Immermann M. 4, 159; Thau gerinnt als Perlenthräne. Platen 1, 126; So mögen die Enden von Tugend und Laster in einander fließen und Himmel und Hölle in eine Verdammnis g. Sch. 153b; Bis zum Grund in gediegenes Eis g. die Weiher. V. Georg. 3, 365 [in der Prosa gew. nicht von dem Erstarren zu einer ganz festen, gediegenen Masse].
2) Doppelzsstzg., s. zusammen-r.: Zwei zusammen-g–de [verschmelzende etc.]Völkerschaften. IP. 7, 195; Auf einer aus den süßesten Düften des Frühlings zusammengeronnenen (s. 1) leichtschwebenden Wolke. W. 19, 162 etc. Hêr- etc.: Da kam der Pferdebrunnen [die Hippokrene] | mit lieblichem Geräusch und Murmeln hergerunnen. Opitz 1, 193 etc.; Wohl wehen die Winde. wohl Wasser rinnt hin, | doch alle verwehn und ver-r. ja nicht. B. 34a; Ihr Leben so sanft als möglich über die Blumen des Vergnügens hin-r. lassen. W. HB. 1, 13; Hin-r. die Stunden etc.; Daß sein zartes Gehirn an blutigen Steinen herabrann. Kl. M. 2, 122; Schmarda 1, 434 etc.; Hinab in der Erde Ritzen | rinnet .. dein Blut. Sch. 507b; Mit dem großen Haufen der Sterblichen den Strom der Vergessenheit hinab-zu-r. W. 18, 29 etc.; Die schöne Gegenwart rinnt mir in alle Sinnen herein. Hölderlin H. 1, 130 etc.; Mit dem Blumenduft über die Blumen hinüber-r. IP. 7, 168 etc.; Es rann ihm das Blut die Nase herunter. G. 5, 288; Mir rinnet das Mitleid die Wang’ herunter. Kl. M. 6, 536; Spielhagen Pr. 1, 225 etc. Nāch-: z. B.: Die Thränen, die ihnen n. IP. Hesp. 28 etc., quch zuw. [1]: Was ihm entging, sie hat’s gewonnen | und ihr Gefolg ist ohne Zahl; | was ihn verließ, es kam ihr nachgeronnen. G. 6, 238. Nīēder-: Geistiger rinnst du nieder, | du goldner Quell aus heiligem Kelch. Hölderlin (Wackern. 2, 1268 ¹⁶); [Schloß,] von dem der Silberregen des Mondes niederrann. IP. Hesp. 28. I.
Über-: rinnend übertreten:
Ü–de Thränen; Ü–de Augen. IP. Sieb. 2. II. Über- tr.: rinnend überdecken, s. be-r.: Seine von Schweiß überronnene Stirne. Spindler N. 1, 173. Um-, tr.: rinnend umgeben: Rings ist Alles vom Feuer umronnen. G. 12, 162; Während längst mein voller Segen | lind und leis sein Haupt umrann. Grün Gd. 168; Seiner Augen helle Sonnen | sind von eines stillen Grames Regenwolken mild umronnen. Kinkel 33; Rückert BE. 19. Umhêr-: IP. Hesp. 46. Ver-: dahin-r–d verschwinden, s. hin-r. B. 34a; Bald wird der Sand [der Uhr etc.] ver-r. 15a; [Der Rhein] verrinnt in sand’gen Flächen. Freiligrath 1, 258; Ihres Laufes furchtbare Spur | geht v–d im Sande verloren. Sch. 491b; Die Zeit verrinnt. 409b; Wie? das geistige Leben .. müßte mir eher verr. als das irdische? Schleiermacher (Wackern. 4, 1193 ¹⁴) etc., auch: Der Strom . . . stürzt von hinnen; | starrend in die rege Schlucht, | seh ich’s Leben mit-v. Lenau A. 238. Vorsber-: Jener gewaltige Hof- und Prachtstrom war nunmehr vorübergeronnen etc. G. 21, 187. Wég-: fort-, hinweg-r.: Das Kleinliche ist alles weggeronnen. G. 6, 284; Die w–den [wegschwimmenden] Felder. IP. Hesp. 28. Zer-: (vgl. zerfließen und ver-r.) sich rinnend auflösen, zergehn, zerschmelzen etc.: Nebel (Cham. 4, 29), der Nebel des Wahns (Sch. 76b) zerrinnt; Die Klage zerrann wie Nebel. Gotthelf Sch. 177; Der nächtliche wüste Graus | zerronnen und verschollen ohne Spur. Cham. 4, 38; Ein Traum . ., der bei des Tages Grauen | in Luft und Duft z., | in Nichts zerfließen will. Meißner Gd. 72; Welle auf Welle zerrinnet. Sch. 62b; Im regen Strom der Zeit verzittern und z. Lenau A. 84; Nun ist der Vorzeit hohe Kraft zerronnen. Schlegel (Wackern. 2, 1293 ¹⁴) etc.; Etwas zerrinnt Einem unter den Händen (Forster Br. 2, 89; Prutz Mus. 3, 244), unter den Fingern (Tieck NK. 2, 215); Ein schönes Vermögen unter der Verwaltung eines unwürdigen Vormunds z. sehen. KFMoser Herr 11; Wie gewonnen, so zerronnen. Sprchw. etc. Auch (hyperbolisch): Meine Augen z. in Thränen. W. Att. 4, 3, 74 etc.; Wie seine Seel’ auf ihre Brust zerrinnet [schmilzt] | und sie mit Balsam überthaut. Lohenstein Ibr. S. 83 etc.; Sein Geist zerrinnt [geht ganz auf, verliert sich] im Harmonieenmeere, | das seine Sinne wollustreich umfließt. Sch. 24b; Wie in der Gedanken Meer zerronnen, | ein Seher aufblickt zur gestirnten Ferne. Uhland 506 etc. Auch von der Zeit, z. B.: An der Ewigkeit zerrinnt die längste Zeit. IP. (Wackern. 4, 918³ etc. und statt des gw. ver-r., z. B.: Die Zauberfrist zerrinnt. Heine Rom. 205; Stunden zerrannen unendlich träge. vHorn Gemsj. 59; Da längst der Tag zerrann. Simrock Gudr. 1273, im Urtext (s. u.: daz in des tages zeran) etc. Auch veraltend: Mir zerrinnt Etwas od. veraltet: an Etwas, eines Dinges oder ohne Nennung desselben: es schwindet mir hin, beginnt mir auszugehen, s. Schm. 3, 104 und 105 und außer den Belegen dort. Wackern. 2, 54⁵; 91 ³⁴; 114³²; 3, 60²⁸; 408²¹; Und [es] will uns allenthalben fehlen und „zurinnen“. Luther 5, 410b; Sobald ihnen aber anfing „zurinnen“. Schaiden- reißer 53a [12, 329]; Nit geud, damit dir nicht zerrinn. Schottel 1142a etc., auch: Daß .. uns in einem Jahre die Kost sei unzerronnen. Simrock Gudr. 257. [daz uns in einem jâre des unzerrunnen] etc. Zū-: zufließen, s. auch zer-r. am Schluß. Zusámmen-: s. gerinnen 2: 1) von versch. Subjekten: sich rinnend vereinigen, in Eins oder zusammenfließen: Die Augen, worin schon zwei Thränchen zusammenrannen. Kretschmann 5, 283; Wie Silber im Schmelzofen rinnen wir mit glühendem Licht zusammen. IP. Tit. 47; Die immer wieder z–de Welle der Zeit auseinandertheilen. 51; Deß Seele schwärmend sich an unsre Seele schwingt | und ganz in Eins mit ihr zusammenrinnt. ESchulze 3, 231 etc. 2) [5] Z–de Milch; Das Wasser, vielleicht einst vor Jahrtausen den durch elektrisches Feuer aus luftförmigen Stoffen zusammengeronnen. Humboldt.