Rinne
I. Rinne, f.; –n; Rinnchen, lein; –n-:
(s. Renne) 1) Etwas mehr oder minder in der Form einer in der Längsrichtung durchschnittnen Röhre:
a) eig. und zunächst als der Weg für eine darin oder hindurch rinnende Flüssigkeit, z. B.: Sie fülleten die R–n, daß sie ihres Vaters Schafe tränken. 2. 2, 16; Über den Hohlweg .. hatte man eine hölzerne R. geführt, die das nöthige Wasser einer jenseits stehenden oberschlächtigen Mühle zubrachte. 25, 5; Georg kommt mit einer Dach-R. .. Wie ich zum Dachfenster hinausstieg und die R. holen wollte 9, 90; Aus dem Regen in die Rinne gefallen. 3, 25, s. Traufe; Sah .. ein klares Brünnlein | aus dem Fels fließen in ein Rinnlein. G. 2, 26; Brausend stürzt der Gießbach herab durch die R. des Felsen. 77a; R–n: kleine hölzerne Kanäle bei den Poch- und Waschwerken .. das Wasser zuzuführen oder das mit den feingestampften Gesteinen vermengte .. weiterzuführen. . . In diesem letztern Falle heißen sie auch Mehl-R–n, Schlamm-R–n. 194; Ländl. 3, 491 v. 330 etc., s. Zsstzg., wofür oft das Grundw. genügt. — Dann auch verallgemeint, z. B.:
b) zuw. bildl. für etwas länglich Vertieftes, z. B.: Des breiten Maules R. 6, 45; In der Furche tiefen Schlund | versank der Zwingherr todeswund. | Dort grub ihn still der Bauer ein | und schloß des Grabes R. 204 etc. — Bes. aber techn., z. B.:
c) Bauk.: = Rinnleiste (s. d. und Sturz-R.). —
d) Tischl., Holzarb.: r–n-förmige Vertiefung, z. B.: Auf des Bogens R. | legt den Pfeil er. 4, 318 etc. —
e) Orgelb.: Das Zungenwerk ist aus drei wesentlichen Stücken, der R., der Zunge und dem Stimmdraht zusammengesetzt. Die R. ist eine prismatische oder halbcylindrische Röhre etc. 2, 77. —
f) auch in vielen andern Fällen, z. B.: Zwei Bälge, die nicht durch ein Windrohr, sondern durch eine oben offene R. in den Grund des Herdes münden. 1, 423; Ein Geleise, dessen schmale R–n andeuteten, daß kein Ackerwagen, sondern eine Kalesche sie dem Boden eingedrückt. 2, 260 etc., so auch oft Anat., z. B.: Sein [des Hüftlochs] oberen Rand ist außen mit einer R. . . versehen. An. 137 etc., vergl. 949: Fossa und nam. Thränen-R. — 2) weidm.: Stoßgarn [s. d.] oder Stoß oder Rönne oder R. oder Habichtsstoß: an vier Stangen aufgestelltes Garn, worin eine Taube den Raubvogel anzieht. Br. 291; 2, 165; 189a etc. — 3) s. Riem 11.
Zsstzg. zu 1, ohne Bem. zu 1a s. auch II, z. B.: Áblaß-, Ábzug-: zum Äblassen von Teichen oder sonst von Flüssigkeiten aus einem Behältnis, z. B.: in Salzwerken, Brauereien etc., s. Lang-R. —
Bách-: (vgl. Rinnsal, Runs etc.) Gehen Sie dieser B. nach. Kürnberger N. 2, 210. —
Blēī-: aus Blei, ähnl.: Zink-, Holz-R. —
Dách-: an der Dachtraufe fürs Regenwasser: Processe wegen D–n und Traufgerechtigkeit. Hackländer Wechs. 1, 81 etc., Regen-, Trauf-R. —
Féls-: (s. Bach-R.) Ein voller Gletscherbach schäumte in einer tiefen F. hernieder. Scherr Gr. 1, 36. —
Flúß-: (s. Bach-R.) Kürnberger N. 2, 191. —
Gássen-: Gosse, Rinnstein. — Gíft- [1a; f]: z. B. in den Schlangenzähnen. Oken 6, 515. —
Hārz-: in einen Harzbaum für das herausrinnende Harz gerissen, Pech-R. —
Kêhl-: Dach-R. in einer Dachkehle. —
Láng-: Die Soole wird aus dem Soolkasten mittels Hähne, Leitungs- und L–n .. auf diejenige Fläche der Dornwände geleitet etc. Rabe Mekl. (47) 125, vgl.: Abzugs- u. Tröpfel- R. —
Mêhl-: s. [1a] Scheuchenstuel. —
Péch-: Harz- R. —
Rêgen-: Dach-R. — Rūder- [3]. —
Schlámm-: s. [1a] Scheuchenstuel. — Schlúnd-[1f]: bei den Wiederkäuern eine Rinne von der Schlund- öffnung bis zur Psaltermündung. Falke 2, 286. —
Schóß-: Rinne aus Hohlziegeln zw. dem Dach und den an dessen Seiten herausgehnden Schornsteine — für das darin abschießende Regenwasser. —
Sēīge-: Daß auf Stadtsunkosten durch die S. Nichts als rother Wein laufen soll. Schlegel Sh. 8, 142, im Urtext: the pissing conduit run. —
Sōōl-: Leitungs-R. für die Soole in Salzw. —
Stēīn-: Fels-R. Kohl A. 3, 281. — Stúrz- [1c]: ein der Rinnleiste ähnl. Glied am Kranz der Gesimse oder am Fuß der Säulenstühle, s. Sulzer 4, 474 — Thrǟnen- [1a; f]: Anat.: fossa lacrimalis: Nach soviel Qual und Leiden wollte die künstliche Th. sich nicht bilden. G. 21, 241, vgl. 233. —
Trä́nk-: zum Tränken des Viehs. 1. Mos. 30, 38. —
Trāūf-: Dach-R. —
Tröpfel-: z. B. (Salzw.): Rinne, wodurch die Soole auf die Gradierwände tröpfelt. Karmarsch 2, 464. —
Wásser-: Freytag Soll 3, 90. — Wêhr- [1f]: (mittelalterl. Bauk.) Lücke in vorgekragtem Erker überm Thor zur Vertheidigung. Brugger 2, 250. — Wóllust- [1b]: Etwas, wodurch (wie durch einen Kanal) wollüstige Gefühle in Einen einströmen. Lohenstein Ros. 46 etc.
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