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ring
II. Ring, a.:
veralt., mundartl. (s. Schm. und Sanders, deutsches Wörterb. II. Stalder): 1) leicht an Gewicht: Einen r–en Beutel und schweren Muth. HSachs 1, 529b; Sich von dem Unflath des Leibes r–er machen. Franck Weltb. 107a (s. leicht 9a). 2) leicht zu thun, keine Schwierigkeit machend: Das ist r. gesagt, aber schwer zu machen. Gotthelf Sch. 111; 117; Fahren ist r–er als laufen. Hebel 3, 208; R. oder schwerlich zu purgieren. Ryff Sp. 235; Lust und Lieb zu einem Ding| machen Müh und Arbeit r. Spindler St. 1, 147; Daß gar r. dar- über zu wandeln ist. Stumpf 619a; Damit aber die Römer solch erobert Land desto r–er behalten möchten. 165a; 212a; Daraus wir r. ermessen. Zwingli 2, 207 u. o. Dazu Komparativ = füglicher, besser, eher: R–er, ich gebe ihm noch zwei Gulden .. drauf, als daß ich das Ganze noch einmal bezahlen muß. Hebel 3, 129; 284; Wir hätten uns fast r–er mit einander verglichen. 281 etc. 3) von Getränken = leicht (s. d. 3e): R–er, leichter Wein. Ryff Sp. 26a, vergl. 6. 4) leicht (s. d. 10) in der Bewegung: Ich bin gar gesund und r., | vor Freuden ich gleich hüpf und spring. HSachs (Wackern. 2, 1017); Wie nun Siegfrieds Kriegsvolk sah, daß die Bürger aus der Stadt gewichen, fuhren die r–sten Pferd der Stadt zu. Stumpf 329b, s. Ringe-Pferd. 5) leicht über Etwas hingehend, es flüchtig berührend: Davon sing’ ich ’was r–er, | ihr denkt ihm doch wohl nach. Domann (Wackern. 2, 2481³). 6) was in der Schätzung nicht viel zu bedeuten hat; unbedeutend; wenig werth; niedrigen Grads, Standes; schlecht etc. (s. ge-r.), z. B.: Möchte sie r. schätzen. Stumpf 708b; Schwere [bedeutende, werthvolle] Sachen achtet man r–er denn eines schönen Vogels oder zierlichen Rosses. 78b; Wer nütze Ding | will achten r. Wackern. 2, 33³; Zinkgräf 1, 135 etc.; Hältst sie wohl r. in der Kleidung. Gotthelf Sch. 9; Sein Opfer wär zu r. gegen Reinald’s. Schwab V. 1, 386; Ich bin zum Mönch zur. Uhland 373 etc.; Dem helf ich durch meine Arzenei | um r–e Soldung. HSachs (Wackern. 2, 90ê), für wenig Geld; Bei solch r–em [schlechtem, vgl. 3] Trank und Speis | ist gar nicht zu bleiben meine [des Zipperleins] Weis. (105³⁵) etc.; Das Städtlein liegt eine r–e [kleine] Meile gegen Argen. Stumpf 392a; Nicht über eine gemeine und r–e Tagreis. 601a etc.; Wird doch der Wald alle Tage r–er. Spindler St. 1, 37 etc. 7) (schwzr.) Eine r–e [helle, freundliche] Stube, in der es Einem leicht, wohl und behaglich ist. Stalder.
Anm. Ahd. ringi, mhd. ringe, nach Schm. und Wackern. viell. zu rinnen gehörig (?), vgl. auch rahn = (schwzr.) be-r., s. ge-r. 1d.
Zsstzg.: Be-: mundartl.:
1) [4; 2] leicht von Körper, schmächtig (rahn) und schnell. Stalder: Schnell und b. Keisersberg Pilg. 132 etc. Dazu: Die Beringe [schnelle Gewandtheit]. Brösl. 75b (s. Schilter 101b); Die fliegen schneller . . von Beringigkeit und Leichte ihres Leibs. Ryff Th. 103. Ge-:
1) in mund- artl., veralt. Anwend.:
a) [1] Da ist sie [die eiserne Truhe] gleich einem g–en Holz in der Höhe geschwommen. SClara EfA. 1, 301; AMeißner Stein 24 etc.
b) [2] Eine Schlang g. bezwingen. Rollenhagen Fr. 433 etc.
c) [4] Der Murner fuhr auf so g., | als wenn er wär’ ein Panterthier. 227; Benehmen die Müdigkeit und machen einen sanften g–en Gang. Ryff Sp. 175a; Winde [Windhunde], welche gar g–e sein. Schweinichen 1, 251; Mit dem schwersten Zeug. . . Zog er mit dem g–sten Zeug dahin, Klastidium zu entschütten [das belagerte zu entsetzen]. Stumpf 164b.
d) (s. c) klein und schmächtig: Nicht eine ansehnliche Person, g. und mager von Leibe. Luther 6, 220a etc., so nam. noch: G., Ggstz. stark, statt der weidm. unübl. klein und groß, s. Laubé Br. 257.
e) (s. c) unbeschwerten Gemüths, Sinns: Machet den ganzen Menschen leichtmüthig und g. Ryff Sp. 175a; Ich wollt seinen Tod mit leichterm und g–erm Gemüth gedulden. Schaidenreißer 3a etc.
2) [6] sehr häufig, z. B.:
a) als attribut. Ew.: Besser g–e Klugheit mit Gottesfurcht, denn große Klugheit mit Gottesverachtung. Sir. 19, 21; Zum ersten guten Wein und alsdann den g–ern. Joh. 2, 10; Alles Gold ist gegen sie wie g–er [werthloser] Sand. Weish. 7, 9; Ich bin ein armer g–er Mann. 1. Sam. 18, 23; Ein g–er [wenig zahlreicher] Haufe. 1. Mos. 34, 30 etc.; Der g–ere [unbedeutendere] Maler ..., der niedre Musiker. G. 3, 158; Die g–en Leute. Gutzkow R. 8, 324 [aus den g–en Ständen, d. h. aus den niedern]; Mit solch g–er [wenig zahlreicher] Mannschaft. Sch. 390a; Dieser an sich selbst g–e [geringfügige] Umstand. W. 2, 78 etc.
b) prädik., z. B.: Jch bin g–e und verachtet. Ps. 119, 141; Da sie wenig und g. waren. 105, 12 etc., auch: Zu g. sein zu Etwas, für Etwas oder mit bloßem Dat.: Der Libanon wäre zu g. zum Feuer und seine Thiere zu g. zum Brandopfer. Jes. 40, 16; Ich bin zu g. aller .. Treue, die etc. 1. Mos. 31, 10; Gellert 2, 150; Wir Armen sind zu g–e | zu der Unsterblichkeit. Kl. M. 16, 166; Eure Tochter ist zu g. für meinen Sohn [als Frau] etc. Seine Habe wird g. Hiob 24, 18; Ich will noch g–er werden denn also und will niedrig sein etc. 1. Sam. 6, 22 etc. Diese g. scheinende Hütte. G. 6, 324; Eine so g. scheinende Anmerkung. L. 8, 57 etc. Sollen Gottes Tröstungen so g. vor dir gelten? Hiob 15, 11 etc. Ich habe dich g. gemacht unter den Heiden und verachtet unter den Menschen. Jer. 49, 15; Jch machte mich zu g. [demüthigte, erniedrigte mich zu sehr]. G. 2, 224 etc. Einen oder Etwas g. halten, achten (s. d. 1b), schätzen, z. B.: Da achtete sie ihre Frau g–e gegen sich. 1. Mos. 16, 4; Hat sie Jhnen .. Gelegenheit gegeben, sich über sie zu beklagen oder sie g–er zu achten. G. 9, 263; In dem Gefühl ihrer Bescheidenheit hielten sie ihren Zustand nicht g., das alte Haus nicht zu enge. 6, 330; Wie g. [wenig, s. c] er das Anerbieten zu schätzen wußte. 39, 222; Jemanden seines Rockes wegen g. schätzen [s. d.]. Gutzkow R. 1, 29; Wie g. mußt’ er | Sie schätzen, da etc.! Sch. 302a etc., auch: Eh ichso spott-g. mich schätzen ließ. Schlegel Sh. 7, 223 etc., ferner (s. c): Denkst du von deinem Bruder nicht g–er? Sch. 493b etc.
c) Als Adv. im Allgm. unübl., vgl.: Seine Liebe zu dir ist, scheint (b) g., g–er als die Furcht; Er hat nur g–e Liebe (a) zu dir, und —: Er liebt dich wenig, weniger (oder minder) als er dich fürchtet etc.; Er stand in g–er Entfernung (a) oder wenig entfernt von mir; Münzen, deren innerer Werth nur wenig g–er (b) ist als der echten. L. 8, 456, die nur unbedeutend weniger werth sind; Kein Mann hat eine g–ere Zahl (a) von Weibern als zwei, weniger Und nur vereinzelt: g–er (Mandelslo 122b) als zwei Weiber etc. Jm Superl. vereinzelt: Zwischen den meist und g–st [mindest] brechbaren Strahlen. G. 39, 425 etc., vgl. auch: Kostet die Flasche g–stens [mindestens, wenigstens] zwei Gulden. Gotthelf U. 2, 130 etc. Dagegen findet sich allgm. in verneinten oder verneint gefärbten (z. B. Bedingungs-) Sätzen: im a–sten (s. mindest 1c), zur Bez. des möglichst niedrigen Grads der Intensität (s. d): Nicht im g–sten [oder mindesten = durchaus nicht], z. B. Gutzkow R. 5, 320; 6, 43; L. 3, 211 u. o., auch in umgekehrter Stellung: Im g–sten nicht, z. B. Forster R. 1, 111; 169; 2, 77; WHumboldt 3, 190; L. 7, 323; Zimmermann N. 24; Wenn auch hierin im g–sten Nichts fehlt. W. 32, 207 etc.; Wenn ich im g–sten [nur irgendwie] auf die Hinterfüße treten wollte. L. 11, 583, mit dem durchschimmernden Gedanken, daß ich es nicht will; Wer sich nur im g–sten fürchtet, bleibe davon! etc.
d) (s. Klein 1b) Die Bed. wird oft eigen nüanciert, jenachdemꝛein schon oder nur etc. daneben steht oder gedacht wird, vgl.: Ich gönne ihm eine g–e Demüthigung, eine Demüthigung, nur muß sie g. (nicht zu stark) sein; Eine [wenn auch nur] g–e Demüthigung ist ihm un- erträglich etc.; Die g–e Achtung, in der er steht, fast = Miß-, Verachtung; Indessen erweichte sein Stolz bei einer g–en Achtung, die ihm der Prinz . . bezeigte. Lichtenberg 4, 314, bei einem freilich nur unbedeutenden Achtungsbeweis etc. und im Superl.: So ist Dies sein g–ster Kummer. W. Luc. 4, 85, er lässt es sich nicht oder wenig (kaum) kümmern; Das soll mein g–ster Kummer sein. L. 12, 377; Wie angenehm mir sein g–ster Beifall sein würde, versteht sich von selbst. 351, sein Beifall, und wenn es auch nur der g–ste wäre etc. und verneint (s. c): Ihr habt keine Freude an Musik, | nicht die g–ste, wenn sie so mißlautet. Shakespeare 6, 159, durchaus keine, nicht einmal die g–ste; Das macht nicht die g–ste Schwierigkeit etc.; Die Schwierigkeiten. .. Nicht die g–ste darunter [sondern vielmehr eine sehr bedeutende] war, eine glückliche Eintheilung zu treffen. Sch. 28a etc., vergl. in minder gw. Stellung der Verneinung: Bei einer so außerordentlichen Arbeit .. müssen Sie den g–sten Schaden nicht [nicht den g–sten Schaden] leiden. Rabner 3, 63 etc., vgl.: Ist ihm nicht ein [ein nicht] g–er Mann begegnet. Zinkgräf 1, 230 etc.
e) substant., persönl.: Errettet den G–en und 96 4 V