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reiten über-reiten um-reiten um-reiten
III. Rēīten, ritt; geritten, intr. (haben, sein, s. flattern, Anm.), tr. und zuw. (mit Angabe der Wirkung oder unpersönl.) refl.:
1) veralt., mundartl.: sich auf etwas Einen Tragendem fortbewegen, allgm., also das Fahren (in Wagen, Schiffen etc.) miteinschließend, s. Schm.; Stalder und z. B.: Man sagt auch hier zu Lande: auf dem Wagen r. G. Stein 1, 250 (aus Lauterbrunn); Noch r. sie im Alpengebirg auf ihren Wagen und fahren zu Pferde, wie Veldeck’s Trojaner in ihren Schiffen „ritten“. JvMüller 10, 57 etc.
2) (s. 1) auf einem Thier sitzend sich fortbewegen, zunächst indem es sich zw. den Beinen befindet und von den Schenkeln umspannt wird (s. nam. Bock Anat. 352), dann auch verallgemeint, z. B.: Damen r., auf Quersätteln sitzend; Kunstreiter auf Pferden stehnd etc., ferner verallgemeint, insofern an die Stelle des Reitthiers etwas Ersetzendes oder zu Vergleichendes tritt etc. (s. a, ferner d—h):
a) Auf einem Thier (Elephanten, Kamel, Esel, Pferd etc.) r. (s. b); Deine Eselin, darauf du geritten hast .. bis auf diesen Tag. 4. Mos. 22, 30, vgl. mit Hervorhebung der Ortsverändrung (s. d): Er ist auf der Eselin zum Balak geritten etc. Bibl. von Gott: Da du auf deinen Rossen rittest. Habak. 3, 8, vgl. Ps. 18, 11 etc., s. nam. Gesenius hebr. W. s. v. 2 und bei Opitz: Auf den Wolken, auf dem Himmel r. etc. Sprchw.: Das Pferd (s. d. 1b) suchen, worauf man reitet; Auf dem Apostelpferde (s. d.), auf einem fahlen Pferde (s. d. 1c) r. etc. Verallgemeint: Kinder r. auf dem Rücken eines Erwachsnen (herum) und daher: Auf Einem (herum) r., seine Gutmüthigkeit zur Ungebühr mißbrauchen etc.; Auf einem Schaukel-, Wiegen-, Stecken-Pferd (s. d. 2), Stecken (Agricola 726) r., s. nam. Wackern. 4, 798²³ (FHJacobi), vgl. (s. b): Er ritte sein spanisches Rohr. 799¹¹ (Lichtenberg) und analog z. B.: Auf einem Prinzip r. (als auf seinem Steckenpferde, s. b); Sie sind ein tolldreister Affe, der auf dem Kredit seines Onkels steckenreitet. Sch. 166a, diesen in kindischer Weise für seine Launen mißbraucht etc.; Hexen r. auf Besen, Ofengabeln etc. (in der Walpurgisnacht zum Brocken), vgl.: Mit Damen, die Walpurgis r. JBMichaelis 70 etc.; in Bezug auf das rittlings Sitzen: Verbrecher mußten auf einem hölzernen Esel (s. d. 1 am Schluß) oder Pferd (s. d. 2d) r.; Wer von seinem 14ten Jahre an nur auf dem Schreiber- 7y bocke reitet. Gutzkow R. 1, 143; Dachdecker r. [bewegen sich reitlings rutschend] auf der Dachfirst; Auf einem der Balken ritt ein Knabe .. und schrie um Hilfe. Bronner 1, 147; Da fuhr der Betrogene, als wenn er auf einer brennenden Rakete geritten wäre, zu dem Fremden zurück. Hebel 3, 146; Auf einem kleinen Schlitten (Kohl Pet. 1, 94), auf einem Wurstwagenr. (vgl.
1) od. auf der Wurst, so auch (wortspielend): schmarotzend von Nachbar zu Nachbar fahren, wie niederd.: Auf der Garbe r. etc. (s. auch Krippenreiter) etc., vgl. b: Ellen r. Ferner überh. nur: sich rutschend bewegen (vgl. Schm. 3, 161; Stalder 2, 270), z. B.: Der Hund reitet auf dem Arsch (s. d.); Fand im Hof liegen im Dreck | eine .. Sau. .. Daß du auf dem Mist sollst r. Rollenhagen Fr. 51 etc., s. f. b) (vgl.
a) Ein Pferd, einen Esel r., zum R. gebrauchen, darauf r., z. B.: Ich habe das Pferd neun Stunden in einem Futter geritten. Droysen Y. 1, 78; Mein Vetter ritt den Schecken an dem Tag. Sch. 369b etc. und (vgl. Pferd 1b): Schauspieler, der alle Pferde reitet. Zelter 2, 155; Jch ertappte mich auf einem Pferde, das ich lange nicht mehr geritten, auf der Nationaleitelkeit. Stahr Par. 1, 23; Sein Steckenpferd (s. d. 2) r. etc.; Auf der Elle (s. a) oder: die Elle, Ellen r., scherzh. verächtl. von einem Ellenritter (s. d.) oder Schnittwaarenhändler, ähnlich: Die Musterkarte r. [als Probereisender]. Hebel 3, 170 etc., ferner: Den faulen Adam mit Sporen r., im Zaum halten, das Futter höher schütten, daß er nicht zu geil werde. SFranck LastA. 4b; Ich will Ephraīm r., Juda soll pflügen. Hos. 10, 11 etc.; Der Alp (s. d., Anm.), Mahr, Nachtmohr reitet Einen, plagt ihn drückend etc.; Der Teufel, das Unglück, die Armuth, die Noth reitet mich, sitzt gleichsam auf mir (s. Schm. 3, 162), mich plagend, drückend(vgl.: Vom Teufel besessen etc.), z. B.: Die der Teufel reitet und plagt mit Anfechtung und Verzweifelung etc. Luther 5, 530; Vom Teufel geritten werden. 491b; 6, 178a; 321a; Reitet Sie der Teufel? Klencke Parn. 2, 61; L. 13, 208; Reithard 322 etc.; Daß der Teufel der Parodie ihn noch reite. Riemer G. 2, 58 etc.; Reitet euch der Henker? (s. d. 3). G. 10, 132; Der Henker hat mich wohl geritten, | daß ich etc. Nicolai 1, 178; Reit euch der Popanz, daß ihr Händel anfangt? Weise Js. 104 etc.; Der Spiel-, Geizteufel etc. reitet ihn; Mancher Mensch lässt sich den .. Geiz r. Hammer RH. 311 etc.; Es hat mich wohl aller Unfall geritten, daß ich etc. Schaidenreißer 61b; Wo ihn reit alles Unglück sehr. HSachs G. 2, 113 etc. und z. B.: [Er] muß leiden, daß ihn reit auch der geringste Fratz. Zinkgräf (Wackern. 2, 307¹), er muß die Plackerei auch von dem geringsten der feindl. Soldaten geduldig ertragen etc. Ferner in andrer Ubertr.: Ein Professor reitet sein Heft, ein Prediger die Postille etc., trägt geistlos und unselbständig das darin Enthaltne vor, im Ggstz. z. B.: Begeisterte Dichter r. den Pegasus (s. d.) etc. (vgl.: Noch einmal sattelt mir den Hippogryphen, ihr Musen, | zum Ritt ins alte romantische Land. W. 20, 5 etc.), ähnl. auch (s. a): Ein Princip r., darauf fest sitzend und beharrend, dadurch für alle Fälle sich bestimmen und bewegen lassen, statt nach der Jndividualität des jedesmal vorliegenden Falls sich zu richten; Nicht Tendenz soll geritten werden, nicht Schablonen von Grundsätzen aufgestellt werden. Gartenl. 10, 138b etc. Kaufm.: Wechsel r., den Bankrott in seinem Ausbruch durch trassierte Wechsel hinausschieben, aber ihn zugleich damit vergrößern: Ein Haus, das nur vom Wechsel-R. gelebt. Sturz 2, 359 etc. Ferner: Der Stier reitet [bespringt] die Kuh, der Hengst die Stute etc., s. Reit-Ochs, -Hengst und Reiter 7 und in niedr. Ausdr. so auch: Ein Frauenzimmer r., s. Vollmann 392, Ritt 2c, ab-r. 2, aus-r. 2c. c) R. [die Reitkunst] können, lernen etc.; Er hat in seiner Jugend sehr gut, graciös etc. geritten, er war ein guter Reiter; Das ganze Regiment, Gemeine und Officiere, ritt in gleichmäßiger Weise, nach einer und derselben Vorschrift, rasch, leicht, gewandt, mit größter Kühnheit und Sicherheit. Ense (Mager 2, 163⁶); Du [Kunstreiterin] hast seitdem geritten und geschwärmt. Freiligrath SW. 1, 202 etc. d) sich zu Pferde etc. fortbewegen: „Bist du gefahren?“ Nein, ich bin geritten etc., welche Art des Reisens früher „auf eine jetzt uns Kutschenfahrenden auffallende Art“ üblich war, s. Schm. 3, 159 und z. B.: Ich sollte geschwind aufsitzen und nach Frankreich Post r., um dem Könige aufzuwarten. G. 28, 306, während jetzt gw. der Passagier mit der Post fährt und nur der Postillon der sogen. r–den Post reitet etc. Nam. oft: Im Turnier r. (s. c, zu kunstgerechtem Kampfspiel etc.), vgl.: Ring-rennen, -stechen etc. und z. B.: Für dich allein reit ich den Ring. Freiligrath SW. 4, 250 etc.; Als er geritten hatte, wie es Fürsten ehrt. Simrock G. 45; Da ward von guten Knechten um Kleider viel geritten. N. 557 etc. und danach übertr. z. B.: Reit nur frisch auf mich und siehe, daß du treffest [im Wortkampf, der Disputation etc.], s. zusammen-r. 1b; ferner (s. aus-r. 1c) aus den Ritterzeiten: Auf dem Geleit oder sonst r. Zinkgräf 1, 247 und von den Raubrittern: R. (s. Schm. 3, 160), bestimmter: Ins Schreckenthal r. (V. 1, 186); R. und Rauben ist keine Schande, | es thun’s die Edelsten im Lande. Körte Sprchw. 5056, vgl. Latendorf Agr. 205 etc. Ferner von Truppen zu Pferde (s. Reiterei und Reisig): Im Harnisch r. Luther 5, 183a; Ist’s dein Befehl, daß die Kroaten r.? [aufbrechen, vgl. von Fußtruppen: marschieren]. Sch. 377a; Reiterlied: .. Wir r. still, wir r. stumm | und r. ins Verderben. Herwegh 1, 36; Uhland V. 377 etc. Hierzu im Partic. z. B.: R–de Jäger, Schützen (Sch. 326b), Artilleristen, Artillerie und ähnl.: R–de Batterie; Außer seinen Husaren hatte Dieser noch .. acht r–de Kanonen unter seinem Befehl. Ense Biogr. 3, 47 etc., ferner z. B.: R–de Boten (Esth. 8, 10; G. 15, 92 etc.); Der R–de, den mir Graf Kinsky schickt | aus Prag, kann jeden Augenblick erscheinen. Sch. 379b; 389b etc.; R–de Post (s. o.); R–de Förster, Heidereiter und Wildnisbereiter haben einerlei Verrichtung. Döbel 4, 57b; R–de Grenzofficianten etc. Ferner z. B.: Schnell, langsam, scharf (W. Luc. 4, 63) etc., mit scharfem Jagdgalopp (Hackländer SoldKr. 107), gw.: im Galopp oder bloß: Galopp (Schritt, Trab etc.) r.; Lassen Sie uns einmal Trab r. Spielhagen Probl. 3, 45; [Als] Kourier r. FHJacobi (Wackern. 4, 797¹⁰); So hab ich nie geritten, nie so toll gejagt, als etc. G. 8, 294; Nun, er hat gut geritten, Das muß wahr sein. Tieck 2, 78 etc. In einigen Verbind. mit bloßem Jnfin.: Wir sind spazieren geritten (s. u.); Die Husaren sind fouragieren geritten; Als er allein ritt jagen. Simrock N. 941; Dies tolle „Hetzenreuten“. Hagedorn 2, 59, vergl.: Des Weidwerks, Wind-R–s gepflogen. Schweinichen 1, 61; 2, 137 (s. Windhatz); Schmarotzen r. Adelung, vgl. a: Auf der Wurst r. etc. Ferner z. B.: Einen Weg, eines Weges, seiner Straße r.; Ich bin diesen Weg noch nie geritten; Ich muß ruhn, ich bin (oder habe) heute schon zwölf Meilen geritten etc. Ferner bei Hervorhebung der Ortsverändrung immer mit „sein“: Ich bin hierher, dorthin, nach Hause oder heim, von Hause (fort-), in die Stadt (hinein-), durch den Wald (hindurch-), über die Brücke (hinüber-), bergan (oder den Berg hinan-), nach Berlin, mehrmals fehl-geritten etc.; Geritten(an-, her-geritten etc.) kommen (s. d. 5b); Auf die (oder zur) Jagd, zum Kriege, in die Schlacht r. etc.; Du rittest irr vielleicht. Freiligrath SW. 5, 197; Wir ritten die Nacht auf [nach] Siena. G. 28, 36; Im Nachhause-R. 25, 66; Froh spornte sie ihr Roß und ritt im Abendschein | voraus den Schloßberg an, Suhrab ritt hinterdrein. Rückert 31b; Näher kamen an die beiden Helden licht | geritten nun. 86a; Da einige feindliche Truppen ihnen in die Hände ritten [r–d fielen]. Sch. 1090b; Als wir heimritten. Stahr Jt. 1, 307 etc., s. Zsstzgn, wozu einige, gw. nur im Infin. übliche Verschmelzungen, so: Das Wind-R.; a: stecken-r.; b: ellen-r.; Beim Spazier-R. (s. o.). Ense (Mager 2, 165¹é), ferner z. B.: Auch vom Kunst- R. und sogar vom Be-R. der Pferde wußte er Rechenschaft zu geben. G. 22, 253, s. Kunstreiter etc. Ferner ver- allgemeint in einigen Fällen (e—h) von Bewegungen oder Stellungen, die dem R. mehr oder minder ähnlich sind (s. a und b), z. B.: e) dichter.: Kein Meteor, das durch den Luftkreis reitet | und ihn mit Feuer übermalt. Campe (L. 13, 630); Der große Komet, der heuer | blutroth am nächtlichen Himmel ritt | auf einem Besen von Feuer. Heine Rom. 22 etc., s. Ritt 2a. f) von einigen Thieren, die minierend sich fortarbeiten, fortwühlen (s. a am Schluß): Maulwürfe, Werren r. unter der Erde oder durch-r. das Land, vgl.: Motten durch-r. die Bücher (sie zernagend, vgl. Reiter 6); Die Krätzmilben r. unter der Haut fort etc., s. auch: Der r–de Wurm oder Hautwurm, eine ansteckende Pferdekrankheit, s. Falke 2, 232a (und 445b: „Wahrscheinlich glaubten die Alten, daß ein lebender Wurm unter der Haut herumwühle“ etc.). g) Bot.: R–d, equitans, heißt ein schwertförmiges Blatt, wenn es mit dem gespaltnen Rande den Stengel einfasst. h) Schiff.: Ein Schiff reitet oder stampf reitet vor (seinem) Anker (Bobrik 30; 658), vor seiner Kette (Willkomm Pom. 1, 117), liegt bei hoher See oder starkem Winde stampfend (s. d.) vor Anker; Es reitet schwer oder unten durch, wenn dabei die Wellen über das Vordertheil des Schiffs gehn; Es reitet auf dem Hals, wenn das Stampfen so heftig wird, daß die Ankertaue zu brechen drohen etc. i) Kartensp.: R. od. postmeistern (s. d.). k) tr. mit Angabe des Wohin: Ein Pferd in den Stall, aus dem Stall ins Freie (oder aus), auf den oder zu Markt, zum Hufschmied, in die Schwemme r. etc.; mund- artl. auch: Setze die Eingabe auf, damit morgen der Jäger sie nach Mitau reitet [als r–der Bote bringt]. Laube Band. 1, 58 etc. l) tr. und refl. mit Angabe der Wirkung: Ein Pferd zu Schanden (G. 28, 297; Werner Osts. 1, 117), zu reh (s. I. Rehe 2), lahm, stumpf r. etc.; Das du großmüthig einem noch stumpf gerittnern Pferde abnahmst. L. 10, 212 statt: einem noch stumpfer gerittenen (s. besser 3); Jemand reitet sich zu Schanden, müde, matt, steif, außer Athem; Wenn sich meine Muse auf den unsanften Postpferden nicht fast zu Schanden geritten. Canitz 209 etc.; Sich [Accus.] wund, sich [Dat.] einen Wolf (s. d.) r. etc.; Jch muß mich leichter r. ums Herz herum. Sch. 188a; Wofern sie ritten, so ritten sie sich um Land und Leute. Schweinichen 2, 128; Einen od. Etwas zu Boden (oder nieder), über den Haufen (Kerner 494) r. etc.; Sich fest (s. d. 3b) r., eig. und übertr. (vergl. rennen 1c) und so z. B. auch: Einen Angeklagten, den sie um jeden Preis ins Verderben r. [stürzen, bringen] wollten. JKinkel Ib. 1, 216 und im gleichen Sinn: Einen in die Dinte r., s. Tinte etc. m) Es (s. d. 7) reitet sich hier schlecht etc. 3) Dazu:
a) Reiter, s. u.
b) selten (außer von transit. Zsstzg.): Durch Reitung des Pfevdes. Schwab V. 1, 441 etc., nicht zu verwechseln mit Raitung (s. d.).
Anm. Ahd. ritan, mhd. riten. Veralt. Impf. reit, z. B. Luther 6, 502b etc. (mundartl. reitet. Schm.). Ver- alt. Schreibw. zuw. reuten (z. B. Hagedorn 2, 59 etc., s. Schm. 3, 160 und Latendorf Agr. 205, vergl. Reiter I). Hierzu (s. Graff 2, 477 ff.) ahd. reita (s. 1), Reisewagen (vgl. Böttiger Sab. 315); Reiter und Ritter, ahd. rîtari, ritari, mhd. rîtare, ritter etc.; Ritt etc. und wohl auch: bereit (s. d., Anm.).
Zsstzg. zu 2, vgl. die entsprechenden von Zeitw. der Bewegung, z. B. gehn, kommen, fahren, laufen, schwimmen etc., so: Áb-:
1) von einem Ort etc. weg-r., sich reitend entfernen, z. B.: Vom Wege a. Bodenstedt 1, 200; Frese Bed. 1, 16; Das Regiment war schon vorwärts und der Kronprinz abgeritten. G. 25, 96; Eine Hornfanfare, das Zeichen zum A. Schücking GsE. 4, 239 etc., s. auf-r. 1.
2) [2l] reitend abstrapazieren: Die Pferde waren sehr abgeritten, weßhalb ich sie . . zum Verschnauben aufmarschieren ließ. Blücher (Ense Biogr. 3, 37); Als er sein Roß abgeritten, daß es nicht mehr laufen mocht. Stumpf 420b etc. (versch.
3) und übertr.: Sie haben mich abgeritten wie ein Kourierpferd. Lenz 1, 213; Sie [Österreich und die deutschen Fürsten] haben es auf beiden Seiten erfahren, daß auch Fremde kommen müssen und beide Theil so abgeritten, daß sie fast ganz zu reh geritten. Weidner 39 etc. und [s. 2b am Schluß]: Wenn ihm ein Pfaff seine abgeritten[e] Leibstut [Hure] ehelich zustellt. Fischart B. 250a etc. und refl.: Wenn ich mich nicht abritte und abarbeitete, wir wären noch auf dem alten Flecke. G. 34, 252 etc. 3) reitend absolvieren, z. B.: Die Schule (s. d.) a. Hackländer Wechs. 1, 31; Schlichtegroll Nekr. 94, 1, 150 etc. und so auch: Junge muthige Hengste a. (ebd.); Ein Pferd a. = fertig zu-r. (vgl. brechen 2p), versch. 2.
4) (s. 3) Eine Strecke Weges a., reitend zurücklegen oder durchmessen, z. B.: Ich ließ nicht nach mit Trott und Trab | und ritt eine Meile nach der andern ab. Rückert Mak. 2, 144 etc.; ähnl.: Damenfenster a. RHeller Ausgw. Erz. 3, 252, an ihnen entlang reiten, Fensterpromenade machend etc.
5) Einem Etwas a., es ihn durch Reiten verlieren machen, z. B.: Dem Pferde ein Eisen a. Adelung; Daß kein Gegner ihnen den Vortritt abstritt | und kein Überlegner auf der Bahn den Vorritt abritt. Rückert Mak. 1, 103 etc. An-:
1) intr. (sein):
a) sich reitend nähern: Nun kam .. | der Nachtrab angeritten. B. 54a (s. kommen 5b); Als er uns a. sah, entsprang er. Gutzkow R. 2, 227 etc., s. [2d].
b) reitend wo ankehren: In einem Wirthshause, unterwegs bei einem Freund a.
c) reitend anstoßen: An einen Stein, Baum etc. a.
2) tr.:
a) Ein Pferd a., zuzu-r. anfangen (Ggstz. aus-r. 2b); Mit 18 Monaten werden die Pferde bereits angeritten. Pückler Semil. 1, 3, 234.
b) Einen a., an ihn heran-r.: Der Priester reitet Simon an, zu fragen etc. Lenau A. 180 etc. und nam. früher von feindl. Angriff: Als sie auf die Weite kamen, wurden sie durch die Herzogischen angeritten. Stumpf 603a.
Āūf-:
1) intr. (sein):
a) Die Straße auf- und ab-r.; In der blut’gen Affaire bei Lützen | ritt er auch unter des Feindes Blitzen | auf und nieder. Sch. 323a; Von der vom Adel Auf- und Zu-R., daß Einer den Andern täglich besuchte und fräßen und söffen. Luther Tischr. 514a etc.
b) von einer Menge zu Pferde: in aufgestellter Ordnung reiten: Wenn die Piemontesen nicht mit großer Übermacht gegen unsere Leute a. können. Hackländer SoldKr. 162; Vor uns ritten die Dragoner auf. Sch. 346b.
2) tr., refl. [2l]:
a) Das Pferd, sich a., wund reiten; Daß ich wenigstens schon den ersten Tag mich a. und liegen bleiben könnte. CFBahrdt 1, 163 etc., s. durch-r. 3.
b) Ein Thor a., dagegen anreitend, es aufsprengen etc.
Āūs-:
1) intr. (sein): vergl. aus-reisen, -fahren, -gehn etc.:
a) aufbrechend aus einem Ort, aus dem Quartier, der Herberge etc. fort-r.: Esth. 8, 14; Wir müssen früh a., um rechtzeitig anzukommen; Es möchte Paulus III. zu Trident als ein Papst ein-r., aber wiederum als ein armer Tropf a. Luther 8, 210a; Als der hübsche Schreiber | zu der hohen Thür ausreit [ausritt]. Uhland V. 229 etc.
b) reitend zeitweilig auf baldige Wiederkehr sich vom Hause entfernen: „Ist der Herr zu Hause?“ Nein, er ist ausgeritten; Er ging aus, ritt aus, wie es ihm einkam. G. 9, 141 etc.
c) (s. b) von den Zügen der Raubritter etc.: Muß dann der Vater a., wenn’s so gefährlich ist? 18; Bin ich wohl eher um des vierten Theils willen ausgeritten. 64 etc.; Büffelwämser und was zu einem A. gehört. Alexis H. 1, 1, 185.
2) intr. (haben): zu Ende reiten: Der kühne Reiter hat nun ausgeritten, reitet nicht mehr.
3) tr.:
a) [2k] Er hatte während meiner Krankheit die Pferde a. müssen. Steffens Malk. 1, 333, versch. b.
b) Ein Pferd a. (s. Ggstz. an-r. 2a), fertig zu-r.: Das neue Pferdchen stallmeisterlich a. G. Stein 1, 98.
c) (scherzh., s. a) Seinen neuen Rock a., a., um ihn sehn zu lassen.
d) Getreide a., mit Pferden ausdreschen. Briefe Nordam. 170; Krünitz 9, 509; Landwirthsch. Zeit. (55) 908b.
e) durch Reiten aushöhlen, z. B. [s. 2b am Schluß]: Die Weiber sind gar ausgelassen, | sie thun es frei beim Mondenschein | so hitzig, daß auf manchen Gassen | die Pflaster ausgeritten sein. Günther 941.
f) reitend austoben ꝛc: Da ritt ich mir denn die erste Wuth aus. Alexis H. 1, 2, 251.
g) Einen Raum a., bis an dessen Ende reiten. Sch. 74a, auch: reitend ausmessen: Grenzen a. Schm. 3, 160, s. be-r. 1.
4) refl.: Jemand reitet sich aus, z. B. (vgl. 3b), so daß er nun fertig, gelenk etc. reitet oder (vgl. 3f), so daß seine Gemüthsstimmung frei etc. ist. Be-:
1) Eine Gegend etc. b., seine Tour in derselben reitend machen, z. B.: Ärzte, die die Gegend schon beschreiten oder b. oder beeinspännern etc. Gutzkow Diak. 80 etc., nam. Etwas inspicierend etc., wobei zuw. der Begriff des Reitens ganz zurücktritt, s. Schm. 3, 159; aus-r. 3g; Bereiter 2 etc.; Nach weiteren Übungen beritt er die Umgegend. Droysen Y. 1, 210; Napoleon hatte im Galopp die ganze Ausdehnung seiner Linie beritten. Ense Denkw. 2, 231; Er beritt die Vorposten. Biogr. 3, 192; Mit dem Schulzen und Einigen vom Ortsvorstand beritt er die Grenzen. Freytag Soll 3, 5; Hiram.. beritte die Gäng als ein bergverständiger Herr. Mathesius (Wackern. 3, 421²), untersuchte sie etc.
2) Ein Pferd b., ein-, zu-r.: Die gewöhnlichen ritterlichen Übungen als Jagen, Pferde-Kaufen, -Tauschen, -B. und -Einfahren. G. 15, 29; 22, 253; Uhland V. 377 etc., s. Bereiter. Bei Ältern auch statt reiten, z. B.: Ein willig Pferd soll man nicht zu viel b. Schuppius 233; 108.
3) Einen b., ihn als Reiter, als Reisigen ausrüsten, mit einem Reit(er)pferd versehn: Er bewaffnete und beritt sie und brach nach der Tronkenburg auf. HKleist E. 1, 52 etc., gw. im Partic.: Als eine Bettlerin beritten geworden, hetzte sie nach dem Sprichwort das Pferd zu Tode. Gervinus Sh. 1, 213; Berittene Trompeter. G. 20, 216; Die drei Kompagnien der Bürgerkavallerie, sehr wohl beritten. 229; 25, 19; 29, 298; Was nützt dem Berittenen die Geschwindigkeit des Rosses, wenn er mit einem Unberittenen reiten soll? Hebel 3, 268; Sich beritten machen. 263; 267; Kotzebue NSch. 10, 95; Der Polen leicht berittne Schar. Sch. 670b; 1001a; Nur des Berittenen [Ritters, Adligen] weicher Enkel | ist von Geburt edel und klug. V. 3, 173; 172; Gestiefelt und beritten. W. 11, 23; Luc. 4, 64; 362 etc. und übertr.: Über uns schwebten ein Paar, die noch besser beritten waren [rascher fortkonnten] als wir, ein paar Adler in hohen Lüften. Kohl Irl. 1, 281 etc.
4) [2b am Schluß] Ein Frauenzimmer b. Dahín-: Im D. sich unterhaltend. G. 18, 169; Spielhagen Probl. 3, 43. Davón-: Steffens Malk. 1, 276; Uhland 462. I. Dúrch-: 1) hindurch-r.: Er ist (durch das Dorf, durch die Fuhrt etc.) durchgeritten; Wo sie durchritten. G. 18, 199; Sie ritt .. | auf ihrem Besenstiele | viel Länder durch. Hölty 34 = durch viele Länder, vergl. II. 2) [2h]. 3) tr., refl. [2l]: reitend durchscheuern etc.: Die Beinkleider, das Pferd, sich d., s. auf-r. 2a. 4) (ugw.) tr.: in einem Ritt (s. d.) durchmachen: Du weißt, daß ich alle Empfindungen, alle Sinne, die dem Menschen zu Theil wurden, so lange durchgeritten habe, bis keine Nerve mehr spannte, klang und drang. Klinger Gris. 37. II. Durch-, tr.:
1) (s. 1a) von einem Ende bis zum andern reiten: Er .. durchreitet Nimes, Terraskon. Nicolai 5, 147; Nach einer kaum durchrittnen Meile. 6, 76; Flüsse durchritt ich | und Thäler durchschnitt ich | nach Labsalen jach. Rückert Mak. 1, 98; Als ich .. auf dem gestreiften Stecken | das Feld durchritt. Salis 8; Seine Truppen d. Sch. 964betc., auch [2f]: Zerbohren, käuen und durchreuten die Orthodoxie wie die Holzwürmer. Musäus Ph. 1, 111; Wenn die Maulwürfe .. ein Gartenbeet allzusehr durchritten. Reichart Gart. 6, 191 etc.
2) Einen mit einem Spieß d., reitend, anrennend durchbohren. Steinhöwel Bocc. (1588) 1, 242a. Eīn-:
1) intr. (sein): in einen Ort, Raum etc. hinein-r., z. B.: In einen Wald e. LDiefenbach Nov. 1, 18; Laube Band. 1, 8 etc.; In das friedliche Thal e–d. G. 19, 398; Einen Gasthof .. Getrosten Muthes ritten wir ein. CFBahrdt 1, 168; Grad e. in Zamora | will der Cid. H. Cid 28 etc. und so bes. von feierlichem Einzuge: Jesus zur Prophetenstadt | auf ihm [dem Esel] ist eingeritten. G. 4, 147; Luther 5, 68a; 8, 210a (s. aus-r. 1); Sch. 828a; Den 15. Dec. ist Michael Wojwoda zu Wien mit vielen ansehnlichen Herren eingeritten und vom Erzherzog stattlich empfangen worden. Stumpf 44b; 225a; 396a etc., ferner: sein Einlager (s. d. 1) halten. Erbvergl. Beil. 20 ff. Ferner: Euphemismus, womit ehemals Gewaltthätigkeit . . beschöniget wurde ..: E. = sich des Anderen Grundstückes bemächtigen. Beitr. z. d. Spr. 1, 264 etc. Auch: Daß in der Dunkelheit ein französischer Reitertrupp auf ein preußisches Husarenregiment eingeritten. Ense Biogr. 3, 169, s. los-r.; einsprengen etc. Zuw. auch, nam. bei Altern, mit Accus.: Einen Weg e.; So gemeiniglich, wann es zum Treffen kommen thät, den Hasenpfad [s. d.] „inritt.“ Weidner 51.
2) tr.:
a) reitend einüben, z. B.: Ein Pferd e., zu-r.; Einen oder sich e., auch übertr., nam. burschik., z. B. zum Examen etc. (vgl. einpauken etc.).
b) reitend einstürzen machen, z. B.: Die Thür e. etc. und daher burschik.: Einen e., ihn unter den Tisch trinken. Vollmann 156.
c) Einem einen Jagdbezirk e., durch feierliche Umreitung übergeben. Schm. 3, 159. Wenn er auf seinem zahmen Schimmel einhergeritten kam. G. 21, 98. Ellen- [2b und d, am Schluß]. Zum Gipfel des Bergs e.
Einhêr-: Empōr-: Ent-:
1) intr.: davon-r., reitend entfliehn: Schweinichen 1, 270; 2, 127; Zinkgräf 1, 35 etc.; Einer Gefahr e.; Ich bin der Jurisprudenz entritten. FMüller 2, 51 etc.
2) tr. [2k]: Ihm das Roß e., fort-, weg-r. Entgêgen-: Einem e. Rückert Rost. 45b; Spiclhagen Ver. 3 etc.; Auf dem grauen Grunde erschien der herrliche [Regen-] Bogen. Wilhelm ritt ihm entgegen. G. 17, 172. Er-, tr.:
1) reitend erreichen etc., z. B.: Einen Eilenden, Laufenden, Flüchtigen, Fliehenden e. Berlichingen 82; 109; JvMüller 13, 355; Simrock N. 889 etc., auch: Ich schreibe êilig, damit dich nur mein Geschriebenes noch heute erreitet. IP. 28, 83 etc.; Eine Stadt e.; Als er nun Köln erritten. Simrock (Echtermeyer 80); Der funkenstiebend durch seinen Zauberkreis flieht, um die Sanders, deutsches Wörterb. II. Nacht zu e. Gutzkow 11, 122 etc.; auch: Etwas durch das Neiten erlangen etc.: Jst Niemand, der will reiten, e. seine Braut? Rückert 1, 428; Ruhe (G. 1, 145), sich Ruhe (B. 52a), dem Herzen Linderung (Daumer 1, 255), ein Lorbeerblatt (KSchmidt Poet. Br. 73) e. etc.
2) (mundartl.) Ein Kind e., todt reiten. Kurz Sonn. 29 (s. über-r. 1). Fêhl-. Fórt-:
1) intr. (sein):
a) weg-r. G. 16, 230; Sie ritten, wenn sie sich verjünget, | auf Steckenpferden kindisch fort. Lichtwer 97 etc.
b) weiter reiten: Wie sie eine Weile nun | so fortgeritten. W. 11, 144 etc., s. auch [2f].
2) tr. [2k]: Trauwohl ritt das Pferd fort oder (hin)weg. Sprchw. Hêr-, Hín- etc.:
1) intr. (sein) [2e]: Wo kommst du hergeritten? B. 14a; Ritt ich her zu dir. Schlegel Sh. 6, 365; Der Reiter ritt hin ihm entgegen. 2. Kön. 9, 18; Wir ritten hin und her. G. 34, 18; Er ritt auf alle Seiten, | herüber, hinüber, hin und her. 1, 145 etc.; Herab-zu-r. 13, 240; Wie er die Fahrstraße hinabgeritten. 25, 22; Da reitet ein fürstlicher Ritter heran. 1, 141; Ritten sie eine steinige, breite Fläche hinan. 19, 394; Auf Bogenschuß hinan ritt er. Rückert Rost. 85a; Sie reiten das Thal her- auf. G. 34, 19; Nach dem Vorwerk hinauf-zu-r. 25, 59; Er ritt hinaus. Rückert Rost. 85a; Pyrker 20; Durch die Fuhrt hindurch-r.; Wie er zum Schloß herein-r. [„hin- ein-r.“ 34, 48] wollte. G. 9, 48; Jch reite gleich mit Ihnen hinein. 16, 230; 19, 396 etc.; So ritt ich hinüber zu den Liguisten [Reiterdienste nehmend]. Sch. 322b; Über die Brücke hinüber-r. etc. (s. o.); Reit herum! G. 9, 84; Die Ausnahmen, auf denen er als auf seinem Paradepferd überall herumreitet. Schwegler (46) 977 etc.; Er ritt .. den steinigen Hang hinunter. G. 19, 396 etc.; So ist denn Tieck aus unsrer Mitten | in die Schranken hervorgeritten. 3, 112; 1, 157; Spielhagen Ver. 2; 33 etc.; Hinweg-, herzu-r. etc.
2) tr. [2k]: Das Pferd her-, hin-, den Berg hinab- oder hinan- etc., hinweg-r. etc. und übertr.: Einen in die Patsche, Dinte etc. hinein-r.; Sie haben uns verdammt tief hineingeritten mit ihren Kongressen und Schreibereien, aber wollen uns schon heraushauen mit unsern Säbeln. Lewald Ferd. 3, 187; Logischer Schwindel, in welchen man sich hineinreitet. Volksz. 8, 78; 10, 164 etc., vgl. hineinrudern. Irr- [2d]. Kúnst- [2d, am Schluß]. Lōs-: Wir ritten mit verhängtem Zügel auf sie los. Ense Biogr. 3, 59. Mít-: mit Jemand, mit Andern reiten. Berlichingen 9; Matthisson A. 7, 76; Sch. 326b etc. Nāch-:
1) reitend folgen, z. B.: Daß seinem Banner gern der Adel | nachritt zu Spiel und zu Gefahr. Fouqué Gd. 1, 116 etc., auch: hinterdrein reiten: Nachzügler, die wegen Krankheit langsam nachgeritten kamen. Ense Biogr. 4, 112; G. 28, 301 etc., bes. mit der Absicht, Einen einzuholen: Eduard seī, um den Freund noch eine Strecke zu begleiten, ihm nachgeritten. 15, 131 etc. und so nam. von Verfolgung: Er .. ritt dem zweideutigen Paare nach. 17, 73; Daß das eherne Geschoß | der rasch n–den Achaier nicht | noch gar den Tod versetzte seiner Brust. B. 162a etc., s. Krippenreiter. Ferner verallgemeint (burschik.): Versäumtes nachholen, z. B. in Kollegienheften nachschreibend; nachtrinkend etc. Vollmann 332. Nīēder-:
1) intr.: s. auf-r. 1a.
2) tr. [2l]: zu Boden reiten: Die Infanterie zusammengehauen und niedergeritten. Ense Biogr. 3, 37; HKleist E. 1, 53; Rüstow gK. 285 etc. Spazīēr- [2d]. Stámpf- [2h]. Stécken- [1a und d, am Schluß]. I. Über-, tr.:
1) übern Haufen, zu Boden reiten (s. niederr. 2; um-r. I 2): Blücher griff mit seinen Husaren den Feind an, . . . überritt Fußvolk und Geschütz. Ense Biogr. 3, 55; 325; Sonst werdet ihr in der Dunkelheit überritten und zerstampft. Freytag Soll 3, 166; G. 26, 82; Schmarda 1, 171 etc. Auch trennbar (s. II): Einen Knaben übergeritten. Auerbach Leb. 1, 121 („um geritten“ 117).
2) Einen ü., im Reiten überholen, überwinden: Der schnellste Reiter ist der Tod, | er überrejtet das Morgenroth. Geibel 162; Er flog, den Sturmwind ü–d her. Rod. 105 etc. und übertr.: Des Schloßbauers Füchsle haben eure Schimmele überritten. Auerbach D. 1, 77, sein Gold hat den Sieg über euer Silbergeld davongetragen. 3) Ein Pferd ü., reitend übermäßig anstrengen und strapazieren: Ein Trank für überrittene Mähren. Schlegel Sh. 7, 81. 4) s. be-r. 1: Ich mußte selbigen Weg auf vielerlei Thieren ü. Mandelslo 70b, gw.: den Weg (über) auf vielerlei Thieren reiten, ferner nam. oberd.: Einen Straßen-, Flur-, bes. aber einen Forst- oder Jagdbezirk ü., inspicieren, unter seiner Aufsicht haben. Schm. 3, 160, dazu: Überreiter. ebd.; Ein Schwärzer, der schon manches liebes Mal mit den Überreitern [Grenzaufsehern] Händel bekommen. Spindler Vog. 2, 63; Es hätten dich etwa die Überreiter [Gendarmen] beim Schopf. 333. II.
Über-: 1) intr.:
hinüber-r. 2) tr.:
a) s. I 1.
b) übrtr., z. B. in Mecklenb. (vgl. I 1 und 2): Einen ü., ihn übertölpeln. I.
Um-: 1) intr. (sein):
a) reitend einen Umweg machen.
b) Die Rentmeister hatten jährlich in ihrem Rentamt um-zu-r., den rentmeisterischen Umritt zu halten, d. h. die Ämter zu visitieren. Schm. 3, 159, auch tr. (II). ebd., s. Bereiter 2. 2) tr.: reitend umwerfen: Daß der Major einen kleinen Knaben umgeritten hatte. Auerbach Leb. 1, 117, s. über-r. I 1, nieder-r. etc. II.
Um-, tr.:
1) Etwas um-r., um dasselbe herum-r.: Wir umritten die nördliche Seite des Jthome. Hettner gR. 226; Jedweder Brand, wenn er ihn selbst umritten. Kopisch (Echtermeyer 2, 180); Nicolai 4, 71; Rank Achtsp. 1, 106 etc.
2) (s. 1) reitend umgeben, umringen: Der Wagen des Königs mit Prachtgespann war vom Hauptmann der Garde, den Adjudanten und Stallmeistern des Monarchen umritten. König Jer. 2, 147; Wie von allen Seiten | ihn die feindlichen Schaaren um-r. Körner 50b etc.
3) s. I b und Bereiter 2. Ver-:
1) intr. (sein): (veralt.) aus-, fort-r.: Als wir von Rom verritten. Schm. 3, 159.
2) tr.: reitend verbrauchen, verbringen: Zu verschwenderisch; weil er ihm zu viel Geld verkleidete, verritt und verfuhr. Engel 12, 8 etc., auch: Viel Zeit ver-r. etc.
3) tr.: durch das Reiten vergehn machen: Seinen Kopfschmerz, seinen Ärger ver-r. etc.
4) refl.: fehl-, irr-r., sich reitend: Verritt sich einige Mal, fand sich wieder zurecht. Kohl Südr. 1, 290; Luther SW. 61, 326 etc., auch im Partic. ohne sich (s. d. †): Als wir, verritten, durch .. Feinde umgeben waren. Stumpf 487a etc.
5) Da ihnen die Reisigen die Brücken verritten hatten. 693b, verlegt, versperrt. 6) tr., refl. [21): Einen, sich ver-r., fest-, hinein-r. (s. d. 2): Daß die Politiker der Wiener Hofburg den östreichischen Staat so verrannt [s. d.] und verritten haben. Volksz. 8, 288. Vōr-:
1) intr. (sein):
a) vor Einem her reiten (voran-, vorauf-r.): Hinter einem v–den Diener ritt die Freifrau. Lewald (Gartenl. 10, 63b); Genannt der Schwager, weil er schwägerlich die Partei eines Jeden hält, dem er vorreitet. L. 10, 211 etc., s. Vorreiter.
b) vorwärts, weiter nach vorn reiten: Blücher ritt bei allen Gelegenheiten mit zum Plänkeln vor. Ense Biogr. 3, 7; 27; Der Reisende ritt auf die Gemeindewiese vor. Frese Bede 1, 23 etc.
c) Einem reitend zuvorkommen, so nam. (weidm.) dem Wilde an seinen Wechsel hin durch kürzern Weg. Laube Br. 298.
d) Einem vor-r., ihm reitend zeigen, wie er reiten muß, auch tr.. Einem den Galopp, Trab etc. vor-r. etc. und burschik. verallgemeint = vormachen, nam. = vortrinken. Vollmann 494 etc.
e) s. 2.
2) tr.: Ein Pferd vorr., z. B. (s. 1b) nach vorn hin reiten, nam. aber: es reitend vorführen, damit man sieht, wie es beschaffen, und danach häufig übertr.: Etwas vor-r., gleichsam wie ein Paradepferd vorführen: Beliebte Schlagwörter werden zur rechten Zeit vorgeritten. Monatbl. 2, 239a etc., ferner: Einem Etwas vor-r., zur Ansicht producieren, z. B. Vogt Oc. 1, 152 etc., auch refl. oder dafür intr.: Der Braut im Singen vor-zu-r. IP. 3, 151 etc. Vorán-, Vorāūf-: s. vor-r. 1. Vorāūs-: (s. voraus 1) Ense Biogr. 4, 162; G. 9, 95; 16, 50. Vorbēī-: B. 66a; Reitest du bei einem Schmied vorbei. G. 4, 41; Quelle, an der er vorbeiritt. 25, 29; Der auf dem Steckengaul | bei unserm Schloß .. vorbeigeritten kam. W. 12, 22 etc., vgl.: Als sie mir vorüberritt. Heine Tr. 102; Wenn ich die schmucken Höfe vorüberreite. Kürnberger DAn. 292 etc. Wég-, intr. (G. 17, 394; 25, 59; Luther SW. 64, 363) und tr.: hinweg-r. Zū-:
1) intr. (sein):
a) fich reitend nähern, nach Etwas hin-r. etc.: Als der Monarch auf Ihren Vater zuritt. Broxtermann 157; So ritt er auf den Haferhaufen zu. G. 20, 245; Er ritt .. seiner Braut zu. Kürnberger N. 2, 108; Nach Tei ritten Beide zu. Rückert Morg. 1, 143; Ein schwerer Auflauf zu Lindau, also daß die Bundesstädte vom Reich z. .. mußten. Stumpf 391b; Er ritt dem Zelte zu. W. 11, 111 etc.
b) scharf drauf 92 los reiten: Reit zu! (s. auch Fink, Anm. 1).
2) tr.: Ein Pferd z., zu einem Reitpferd schulen (s. ab.r. 3; be-r. 2; ein-r. 2a; zusammen-r.): Ein gutes Pferd muß scharf zugeritten werden. Sprchw. (Alexis H. 1, 1, 190 etc.); Arnim XIV; XV; G. 9, 187; Gutzkow Z. 3, 348 etc. Zurück-: Ense Biogr. 3, 58; 65; Er war einen andern Weg zurückgeritten. Hackländer Tag. 2, 239 etc., auch [2k]: Karl kann Ihr Pferd langsam z. Spielhagen Pr. 4, 281. Zusámmen-:
1) intr. (sein):
a) mit einander reiten.
b) reitend zusammenkommen: Welch ein Z. und heimlich Rathschlagen. Luther 5, 278a etc., auch: reitend an einander gerathen, auf einander stoßen, z. B. im Turnier, Kampf etc., auch übertr.: Diese Bierhelden sah ich streiten | mit Stützen und Kandeln z. HSachs G. 2, 101 etc.
2) tr.: Ein Pferd z., zu-r. (vgl. brechen 2p) und übertr.: Wart! dich werd ich z.! [bändigen, zur Räson bringen] etc.