Faksimile 0715 | Seite 713
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Reim
Rēīm, m., –(e)s; –e, (–en); –chen, lein; -:
1) Übereinstimmung im Klang, z. B.: Es [Meath] klingt beinah so süß wie meat (Speise, Futter) und es scheint, daß man schon dieses R–s wegen dabei an Länder denkt, in denen Milch und Honig fließt. Kohl Jrl. 1, 22 etc., nam. aber so, gew.: der Ubereinklang von Wörtern in dem betonten Vokal sammt dem darauf folgenden|Ausgang (vergl. reich 2g), zumal als Versschluß, s. B. 341b ff.; Opitz (Wackern. 3, 628²⁶) etc.: Männliche (s. d. 1e) oder einsilbige, stumpfe R–e; Weibliche oder klingende R–e, zweisilbige mit trochäischem, wie schwebende mit spondäischem Fall; Gleitende R–e (B. 342a; Schlegel, Wackern. 4, 1105¹ etc.), dreisilbige mit daktylischem Fall etc.; Reine, unreine, falsche, fehlerhafte R–e, für welche nam. die Meistersänger eine Menge Einzelbezeichnungen hatten, s. Wagenseil, de civit. Norimb. 519 ff. u. danach z. B. JP. Fat. 2, 89 etc., vergl. rühren 12b und Zsstzg.; Ein böser Geist mit plumpem | Wörtergepolter, der R. Kl. Od. 2, 75; Warum streichen Sie den R. zwischen „Sklave“ und „Schlafe“, „Nerve“ und „unterwerse“ an? Ich kenne in der Aussprache keine Verschiedenheit und für das Auge braucht der R. nicht zu sein. Sch. Humb. 192; Luftig tänzeln | nur in Reimchen, Assonänzeln [s. d.]. Uhland 190; In Jamben ohne R–en. W. Merck 2, 86 etc. 2) (s. 1) = Vers (s. d.), zumeist, doch nicht ausschließlich (vergl. Anmerk.) von gereimten Versen, zuweilen sogar ohne Bezug auf metrische Form = Spruch (s. a), vgl.: Der Alkoran ist durchaus auf Reimweise oder poetisch gestellt. .. Poetisch oder reimweise geredt. Luther 8, 16a; Die Wort und R–en sind wohl fein, denn das ganze Buch ist reimenweise oder poetisch gemacht. . . Poetisch oder reimsweise zu reden. 27a etc.
a) Spruch (ohne Rücksicht auf metr. Form): Diesen R. [den Spruch Ps. 145, 13], den Christus von Anfang .. bisher mit Ehren geführt hat. 321a; Als wollten sie diesen R. rein auslöschen („Gott ist allein der Heiland“). 5, 532a; 6, 358b; Ihr R., der heißt: Pax G securitas. SW. 63, 46 etc.
b) Etwas in dichterischer Form, ein Gedicht etc.: Daß man vielen dieser R–e wohl das Element des . baltischen Meers .. abfühlen wird. Arndt Ged. IV; Der Dichter .., | der diesen R. gemacht. G. 6, 63; 61; Bis man .. | ihr einen R. ins Album setzt. Heine Rom. 164; Wie Das viel Lieder und R–e überzeugen. Luther 6, 102a; Mögt ihr euch .. erfreuen .. an Minnesang und R. Platen 4, 263 etc.
c) (vgl. b) einzelne Verse eines Gedichts (was in Mz. freilich oft mit b zusammenfallen kann): Mancher hat .. | neu(e) „Rymen“ wollen daran henken etc. Brant (s. Zarncke 1); Seiner Klagen R.’, in Sand geschrieben. G. 4, 19; Ein paar hochdeutsche R–en. Hebel 3, 404; 90 π 4 I4