Reigen
Reihen)
Rēīgen(Rēīhen), m., –s; uv.; -:
(s. Chor 1—3):
1) eine in geordnetem Zuge dem Voranschreitenden nachfolgende Reihe, z. B.: Von ihren Thronen steigen | alle Himmlischen herab. | Themis selber führt den R. 56a; Daß sie [die Heerkuh, s. d.] den Reihen führt. 517a; Weil er den Reihen Derjenigen anführt, welche etc. 39, 100; Wer nun eröffnet den Reihn? Wir wählen nicht lange! Den Ersten | Besten heran etc. 5 etc. —
2) (s. 1) bes. von rhythmischer Bewegung der gereihten Schar, z. B. in Schritt und Lauf Turnk. 71), nam. aber im Tanz, mit Begleitung von Gesang (und Musik, die hier und da den ursprüngl. Gesang zurückgedrängt hat), und zwar sowohl: die zum Tanz gereihte Schar, — als auch: der ganze von ihr aufgeführte Tanz (zumal Rundtanz, s. Anm. u. c) und eine einzelne Tour desselben: Das Geschrei eines Singentanzes .. Den R. 2. 19, 32 ff.; Alle Weiber folgten ihr nach hinaus mit Pauken am R. und Mirjam sang ihnen vor etc. 15, 20; Hörte er das Gesänge und den R. [vgl. 4: „Musik und Tanz“ Eß]. 15, 25 etc.; Dem im schöngeknüpften R. | wie Lerchen aus der Brust die jungen Lieder steigen. Arm. 258; Den geflügelten R. 19; 57; Werden Oreaden ihren wilden R. | .. schlingen. 4, 123; Auf blut’ge Schlachten folgt Gesang und Tanz, | durch alle Straßen tönt der muntre R. (s. 4). 474a; 507a etc.; Graf Eberstein | führet den Reihn (s. a) | mit des Kaisers holdseligem Töchterlein. | Und als er sie schwingt nun im lustigen R. 377; Sind sie ein Frühling, wenn die Jugend nicht, | die menschliche, durch sie den R. webt? 434; Des thatnach- ahmenden R–s schönen Verhalt. Ant. 1, 170 etc. —
a) Oft auch: Möcht’ ich mit zum Reihen | und tanzen. 8, 249; 11, 187; 193; Man fordert ihn zu allen Reihen. | Kein Tanz etc. 2, 132; 193; Dem Reihn | der Dörferinnen. 1; In wechselnden Reihen und Ringlen dahintanzen. Gris. 77; Mit zusammengehenkten Händen in einem Reihen tanzen. Poet. 8; 49b; Schwingen . . Elfen den lustigen Reihn. 85b; Um den Kessel schlingt den Reihn. 572b; 553b; Pfingstreihen: Tanz Paar und Paar den Ringeltanz! ... (Alle:) Im Maien, | am Reihen, | da freue .. | sich hüpfende Knaben und Mägdelein. 3, 142; Bion 10, 5; „Drum wollt’ ich gern einst umher springen, | dazu ein fröhlich Liedlein singen“ .. Will selb mit an den „reyen“ treten. 2, 56²⁸); 20, 115; Dieser Hormos wird von Jünglingen und Jungfrauen in einem bunten [s. d. 2b] Reihen getanzt; den Reihen führt ein Jüngling etc. Luc. 4, 385; Wenn der nackende Mohr in fröhlich geschlossenen Reihen | dich [Sonne] mit Tänzen empfängt. Tag. 10 etc. —
b) übertr. auf etwas als Tanz, tanzendes Schweben etc. Aufgefaßtes oder ihm Verglichnes, z. B.: Ein Hermann wird sich finden, | der euch an Reihen führt. 2, 518²⁰); Daß sie | im Reihen der Lebendigen geschwebt. 13, 281 [s. 1: daß sie unter den Lebenden gewandelt]; Unaufhaltsam führen die Stunden | eure [der Sterne] Reihen durch den weiten Himmel. 2, 85 (s. u. Führest [du, Freiheit] deinen R. | nur am Sternenzelt? 4, 1495¹); Dich [Sonne] umtanzen die Stunden in musikalischen Reihen. Tag. 10 (s. o. und Hora) etc., auch: In dieser Manier kommt nun die ganze Göttersippschaft an den Reihen. 23, 14 [der Reihe nach zur Schildrung etc.]; Wenn aber die Stund dieses Tods .. kommt, alsdann müssen wir All an den „rayen“. 70a; 1, 239 etc. (s. Todtentanz). —
c) (s. Anm. und Ringel-R.) eine geschloßne Reihe, ein Kreis, z. B.: So wird sich denn auch noch die Musik zu mir gesellen, um den Reihen zu schließen, den die Kunste um mich ziehen. 24, 105. —
3) (s. 2) Daß [bei den schles. Dichtern] die Akte mit Chören schlossen, welche auch „Reien“ hießen etc. 2, 380b; 35, 92 etc., z. B.: „Reyen“ der Themis und der Rasereien [Furien]. Pap. 1, 517; Reien der Zwietracht etc. Soph. XXVIII u. o. —
4) Musik und Gesang, wie sie beim R. (2) ertönen, zuw. verallgemeint (vgl. Ballade etc.) = Lied etc. (s. 1, 27b): Mit R. zum Tanze gehen. 21, 21; Die Sänger, wie am R. (2), werden alle in dir singen, Eins ums Andre. 87, 7 [im Chor]; 149, 3; 150, 4; Du hast mir meine Klage verwandelt in einen R. 30, 12; 5, 15 etc.; Wo ist der R., der im Gekreische der Welt uns zurücklullt in frohe stille Tage? 2, 349; Les rondes (R., das allein echt französische Volkslied, nach welchem getanzt wird). 6, 292; Die Vögel prüfen ihre alten R. 104; Ein bacchantisches Getön | von R. (2) und von Pauken. 249b; 3, 97; 186; Der uns diesen Reien (Reihen) sang. V. 74; 2, 26¹⁸ u. o. in Schlußstrophen von Liedern, — vgl. Zsstzg. —
5) s. Reien 1.
Anm. Mhd. rei(g)e (ags. räva, engl. row), eines Stamms mit Reihe — womit die Form Reihen in der Mz. zusammenfällt —, ahd. riga (zunächst Kreislinie, vgl. 2c und Rang, Anm.), mhd. rîhe, niederd. rige (s. Riege) etc., s. 3, 430; 3, 79 und 77 und vgl. Riegel, Anm., ferner: „Jtal. riga, Zeile, Streif; rigo, Lineal; rigoletto, Reihentanz, R. etc.“ 427 und schwzr.: Der Reihen = Lebensart. — Auch in Bed. 5 wohl nach der geschwungnen Linie, die er darstellt (s. 430).
Zsstzg. vgl. die von Chor, Schar etc., und (sich oft nah berührend) zu [2] die von Tanz und zu [4] die von Lied, danach leicht zu mehren und zu verstehn: Wenn du beim geflügelten Abend-R. [2], | leichter wie Sylphiden auf Blumen hinschwebst. Matthisson 212; Dies Liedchen ist ein Abendreihn [4], | ein Wandrer sang’s im Vollmondschein etc. WhMüller 1, 91. — Bergkreyen [4], etliche schöne Gesänge etc., s. Uhland V. 976 ff.; Mathesius Sar. 11b. — Überall Bienen- und Schmetterlings- R. [2b], | singende Vögel etc. KMayer Lied. 236. — Braut-R., s. Hochzeit-R. — Vor den Thüren Panem propter Deum sagen und den Brot-R. [4] singen. Luther 5, 184a (s. Parteke, Kurrendeschüler etc.). — Chor-R. Koner GR. 1, 302. — Sie wallen .. den Doppelreihen [2] durch. W. 20, 332. — Elfen-R. [2] und Nixentanz. Heine Rom. 123; Tanzt er mondlichen Elfenreihn. V. 3, 11 etc. — Feen-R. [2]. Matthisson 55. — Schon harret Klopstock, dein in Elysion | der Sänger Festreihn [1; 2]. V. 3, 72. — Frühlings-R. [2; 4]. Matthison 197, vgl. Pfingst-R. — Dunur sangst im Götterreihn [1; 2] der Musen. WHumboldt 1, 347. — Heu-R. [4]. V. 3, 118. — Die Harmonie der Sphären ... Den Himmels-R. [2; 4] anzuhören. Ram- ler F. 3, 152. — Tanz’ uns den Hochzeit-R. [2]. B. 15a; Sch. 227b etc.; Spielt den schönsten Hochzeit-R. [4]. WhMüller 1, 109 etc. — Das ganze Dorf versammelt sich | und eilt zum Kirmesreihen [2]. JBMiller. — Kuh (Sch. 516a), Kühreihen (Stalder 2, 141), Kuh-R. (Kretzschmer V. 2, 545—562): [4] der berühmte Schwei- 774) zer Hirtengesang, — den Älplern das Gefühl der Heimath verlebendigend und oft unüberwindliches Heimweh erweckend (s. 1; 4) und so übertr.: Daß der Schalet sozusagen der Kuh-R. der Juden sei. Heine B. 67. — Jch verlor’s [das reine Herz] im wilden Lebens-R. [2b]. Werner Febr. 18. — Wo Mylitta ihren Liebes-R. tanzt. Stolberg Sch. 1, 121. — Mai-R. Salis Gd. 69. — Pfingst-R. V. 3, 141, s. [2] und Frühlings-R. — Da tanzen sie | den Ringelreihn [2]. Sanders Gspr. 106; Holtei J. 2, 37; Matthisson 54 etc.; übertr.: Von einem Altar zum andern „rinkelreyen“, Betfahrten thun. Fischart B. 103b, s. das Folg. — Der Frauentanz: Kehraus, lange Tanz, Rüttelreihn. V. 2, 198, vergl.: „Rickelrei.“ Brem. W. 3, 491; 404 und Schütze Holst. 3, 296 (s. das Vorige) und mit Bezug zunächst auf den dabei zu singenden Spruch, dann verallgemeint: Weiß seinen Rippelrei auch richtig herzusagen. Rachel 7, 602. — Wie werden die Schwerter ... | den Schlachten-R. [2b] nun tanzen? Herwegh 1, 34. — Als Schmaus-R. [4], auf niedersächsisch Swier genannt, dem Reihentanze entgegen gesetzt. V. Myth. 1, 113, vgl. V. 3, 208 v. 73. — Sie hüpfen den Schnittertanzreyen. Claj (Wackern. 2, 412²⁰). — Wie keine [Biene] honigleer | sich entschwingt dem Schwester- R. [1; 2b]. KMayer Lied. 59. — Stammesreihn: s. Stammreihe. — Wandle freudig deinen Sternen-R. [2, deinen hohen, strahlenden Gang etc.]. Arndt 313; Dem Adler gleicht er, der mit breiten Flügeln | im Äther schlägt den lichten Sternen-R. Platen 2, 91 etc., vgl. Himmels-R. — Wo das Leben, einem Tanzreihen [2] gleich, sich auf das anmuthigste wiederholend dahinschwebt. G. 31, 170 etc., auch [4], vergl. als Ggstz. Schmaus-R. — Den Vorreihn [2] .. ließ man ihr. Hagedorn 3, 99, auch übertr. = Vorrang. — Theilt euch in Wechsel-R. Stolberg Sch. 1, 89, in Halbchöre, die abwechselnd singen und tanzen, vergl.: Wechsel-R., wo die eine Reihenfolge oder Reigenriege umzechig rastet .. Mit dem Wechsel-R. ließe sich dann auch Gesang [der Turner] verbinden. Jahn T. 117. — In Wirbel-R. [2], | Paar an Paar, uns munter drehn. B. 2b; Matthisson A. 7, 77. — Im bunten Zauber-R. [2]. ESchulze 3, 119 etc.
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