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Redner
Rêdner, m., –s; uv.; -:
s. reden 10a (vgl. Rhetor etc. und s. Kriegk 2, 288), z. B.: Dem „Redener“. Ap. 24, 1; Er ist ein trefflicher R. und Überreder. G. 39, 119; Er galt damals für den ersten R. am Landtage, wiewohl er eig. mehr ein schlagfertiger Sprecher (s. d.) war. König 15, 178; Prediger, „Redener“. Luther 5, 183b; Ich bin kein R., wie es Brutus ist. Schlegel Cäs. 3, 2; Thörichter Schwätzer, Thersites, obgleich ein tönender R. V. Il. 2, 246; 1, 248 etc.
a) vralt. speciell = Wortführer, s. Schm. 3, 51, so Dorf-R. (Henisch 732), Gemeinde-R. etc., s. Wort-R., ferner = Anwalt etc. JGrob Dicht. Vers. 2, 135; Das klagt er einem Fürsprechen oder R. Wickram (Wackern. 4, 447³) etc., so: Sach-, Schrannen-R. etc., ferner = Schwätzer. Schm.
b) weibl.: Die R–innen in Aristophanes Ekklesiazusen etc. und meist übrtr.: Klopstock’s Muse ist R–in ans Herz. H. 13, 288; Ihre stummen Lippen haben eine solche Beredtsamkeit . . Diese todte R–in ist mir mit ihrer nachdrücklichen Betagung der Rache zuvorgekommen. Lohenstein (Wackern. 3, 871³) etc.
c) Rednerei, f.: die Art und Weise, das Treiben eines Redners, nam. tadelnd, Floskelkram etc. (vgl. Rhetorik): O Franzen, eure R–ei | ist mir ein Gräuel nun. B. 102a; Wie magst du deine R–ei | nur gleich so hitzig übertreiben? G. 11, 70, s. Zsstzg., nam. Schau-R. und vgl. Rederei.
d) Rednerisch, a.: in der Weise eines Redners, s. oratorisch, rhetorisch: R–ische Lobsprüche. Engel 8, 93; Daß die Sprache schon an und für sich produktiv ist und zwar, insofern sie dem Gedanken entgegenkommt, r–isch; insofern sie der Einbildungskraft zusagt, poetisch. G. 4, 227; Indem er von der Rede selbst r–isch redete. 14, 234; Recitation dichterischer und r–ischer Arbeiten. 15, 36; Den Ehrentitel .., den man ihnen r–isch zutheilte, würden sie wirklich verdient haben. 22, 98; 283; 30, 404; Der Worte r–isch Gepränge. Sch. 100a; 663b; W. 7, 119; Seine sophistischen und r–ischen Fechterkünste. Luc. 1, 421 etc.
e) Rednern, intr.: als Redner auftreten und sich behaben, nam. in Zsstzg. s. Volks-R., vgl. Bildungen, wie schneidern etc. (s. Pappendeckel).
Zsstzg. leicht zu mehren und zu verstehn nach den folgenden (vgl. reden 8 u. Zsstzg. von Rede u. reden): After-:
1) zuw. st. Afterreder, vgl. Nach-R. 1, z. B.: Die A., die bösen Verleumder. H. 9, 83; Kl. 12, 56; Wenn der A. bellt. Ramler (Göckingk Lieb. 113) etc., zuw. auch ohne den Nebensinn der Verleumdung: Heil’ger Tacitus, du weiser | A. [der du der bösen Kaiser Ubles der Nachwelt überliefert]. H. 15, 274; Ich bin kein wohlbestallter A. hinter Werken, um die Gebühr [Recensent]. R. 9, 29.
2) (s. I. After, Anm.) schlechter den Namen Redner mit Unrecht sich anmaßender Redner.
3) (s. Afterrede 2) der laut werdende After (s. d. II), furzende Arsch. V. Ar. 1, 159. Bāū-: der eine Baurede hält: Ein B. auf dem Satteldache eines neuen Hauses. IP. 21, 170. Bāūch-: s. reden 8: Die berühmteste | B–in, die kumische | Alraune. Blumauer 2, 115 etc.; So wird das Volk überall die B–ei der Minister zu hören glauben, welche ihre eigene Meinung mit verschiedenen nachgeahmten fremden Stimmen aussprechen. Börne 2, 308; Frzfr. 51 etc.; B–isch, bald nah, bald fern [sich hören lassend]. G. 12, 152. Dórf- [a]. Fēīgen-: wörtl. Übertragung des gr. Sykophant (s. d.). W. 14, 19; 215 etc. Fést-: Während der F. die Kanzel bestieg. Rückert Mak. 1, 60. Gêgen-: der eine Rede gegen Etwas hält, z. B. im Parlament etc. Gemēīnde- [a]. Grōß-: der in großtönenden Phrasen redet (vgl. Prunk-R., vrsch. Großsprecher): Jene bombastische G–e i [in Schiller]. Gervinus Lit. 5, 143. Hāūpt-: Unter den H–n der .. Versammlung. Nat.- Zeit. 15, 115. Hêêr-: vgl. Feldprediger: Die Armce als H. in den Krieg begleiten. Demokr. Stud. 70; Wiederum will Fichte als Kriegs-R. das Heer begleiten .., als H. etc. Stahr (Volksz. 10, 116). Hínter-: s. hinterreden und vgl. After-R. 1 und 3. Kámmer-: Redner in der Kammer (s. d. 25), ähnl.: Parlaments-R. Kánzel-. V. Ant. 1, 221; W. 34, 103 etc. Krīēgs-: s. Heer-R. Kúnst-: dessen Vortrag kunstgemäß ist. Spate 2, 2; Rhetor, Deklamator. Holtei Jahr 2, 171; Wenn man lebhaft fühlt und unerreichbare Personen durchprügeln möchte, geräth man leicht in laute K–ei [Deklamation]. Börne 2, 453; Hamlet’s Vater spricht gern, viel und k–isch [deklamatorisch]. 1, 383 etc. Lēīchen-. Ense Tag. 3, 265 etc. Lōb-: der Lobreden (s. d.) auf etwas hält, Lober (s. d.): Unsere Thräne wäre gleich sehr die Zeugin unserer Noth als die L–in seiner Verdienste gewesen. Engel 4, 64; Daß die Lehre .. ihre unbedingten L. findet. G. 9, 273; Aristophanes ist ebenso der Tadler seiner Zeit . . wie Euripides ihr L. Kriegk 2, 194 etc.; Da das Lob Nach-L. fand. Müllner 2, 192 etc.; Wenn er der leidigen L–ei nicht so nachhinge. Claudius 1, 125; Fällt in den Ton der L–ei. JvMüller 1, 183 etc.; Zu l–isch. 6, 43 etc. Nāch-:
1) wie After-R. 1 statt des korrektern Nachreder, z. B.: Die übeln N. dieses Standes. Gervinus Sh. 1, 173; Lit. 3, 278.
2) im Ggstz. zu Vor-R. (s. d. und vorreden 2a). Parlaménts-. Prōsen-: vereinzelt st. Prosaiker, Prosa-Schreiber. Kant Anthr. 101. Prúnk-: vgl. Groß-, Schlau-R.: Weissagungen gedankenloser P. B. 400b. Rūhm-: vgl. Lob-R.: Miethe die Eitelkeit sich R., soviel sie wolle. H. Ph. 10, 159 etc.; Ohne eine Spur von R–ei. Rüstow gK. XIII, s. Ruhmredigkeit. Sách- [a]: Lohenstein (Wackern. 3, 872³⁰). Schāū-: Prunk- R.: Ich bin nimmer ein Mensch des Schaugepränges und der Sch–ei, noch irgend einer Prangerei, Schauerei und Rednerei gewesen. Arndt E. 333. Schlāf-: Einer, der aus dem Schlaf spricht. Auerbach Dicht. 1, 279, vgl. reden 8. Schȫn-: Einer, der schöne Reden hält (vgl. Kunst-, Wohl-, Zier-R.), oft tadelnd, insofern es sich bloß um leere Deklamationen handelt (ohne entsprechende Thaten): Der durch die Sophisten und Sch. beherrschte öffentliche Geschmack. Droysen A. 1, 126; Sch. und Thatenscheue. Gartenlaube 10, 138; Als Lehrer der wahren Beredtsamkeit gegen den Sch. Jsokrates aufgetreten. EHFMeyer Gsch. d. Bot. 1, 82; W. 27, 411 etc.; Ich habe ihn noch predigen hören, es war Sch–e i. Ense Tag. 1, 53; Lewald Ferd. 2, 92; Die gezierteste Sch–ei. Prutz GschTh. 181; W. 19, 196; 24, 199 etc., daneben: Aus Schönrederei und Schwäche. Volksz. 10, 42 etc.; Sch–ische Phrasen etc. Schránnen- [a]. Schútz-: Apologet (s. Schutzrede 1). W. AttM. 2, 2, 52; Sch–in. ETAHoffmann Ausgw. 7, 247. Sélbst-: (vereinzelt) Einer, der Selbstgespräche hält. 15; 247. Stāāts-: politischer Redner. Kriegk 2, 292; 296. Stánd-: s. Standrede, nam. 2. Strāf-: Als ein Richter und St. über den Pharisäismus. Gutzkow R. 9, 145. Strōhkranz-: CFBahrdt 1, 16, s. Strohkranz. Trāū-: Hielt eine Trauungsrede. . . Der T. JP. Fat. 1, 71. Trāūer-. Trāūm-: (s. reden 8 u. 10a u. Schlaf-R.): Glaubt man nicht einen T. zu hören? V. Ant. 1, 93. Unter-: eine an einem Dialog (nam. insofern er ein Kunstwerk ist) theilnehmende Person (s. Zwischen-R.). Gervinus Lit. 3, 220; Die Wahl der U., die nun über diese Fälle ihr Urtheil sprechen. Engel 4, 215 etc.; Man richtet sich gegen den Mit-U. auf. 7, 136; 289; Der Mit-U., den ihr aushorcht. Schlegel Haml. 2, 1 etc. Vólks-: Einer, der Reden an das Volk hält: [Thersites], der sich einfallen lässt, den V. zu spielen. W. Luc. 6, 42 etc.; Die Klubbs, die Volksrednerei. Scherr Bl. 1, 278; Die oppositionellen Äußerungen im Schoße der Notabeln fanden schon ein volksrednerisches Echo im Garten des Palais royal. 1, 267; Man wird volksversammlern, volksrednern, Resolutionen fassen etc. Gr. 2, 214. Vōr-:
1) ein Redner, insofern er vor Andern, d. h. früher als sie spricht: Die in den Kammern gewöhnliche Bezeichnung: Der geehrte Herr V.; Der V. hat seinen Nach-R–n Wenig zu sagen übrig gelassen etc.
2) (s. vorreden 2a):
a) der den Prolog sprechende Schauspieler und der Prolog selbst: Außer den V–n des Euripides. JESchlegel 1, 402; Menander, der in einer seiner Komödien den Elenchus . . den V. (Prologus) machen ließ. W. Luc. 6, 69; 70; Der Autor, dessen V. ich [der Elenchus] bin. 74; nam. bei Alteren’ Vorreder“.
b) (s. a) Verfasser der Vorrede. L. 5, 69; Rabner 2, 60; V. Ant. 1, 19 etc.
3) vereinzelt: Einer, der für Jemand, d. h. zu dessen Gunsten spricht: Achtete aber im geringsten nicht auf unsern Freund und V. Forster R. 1, 169 etc.
4) nam. zu 2b: Das gewöhnliche v–ische Eigenlob. IP. 1, XXX. Wélt-: (vralt.) weltlicher Redner, Rhetor, im Ggstz. zum Kanzel-R. Agricola 503. Wōhl-: ein Mann von Wohlredenheit, vgl. Schön-R.: Er findet . . immer das Beste, was der letzte W. ihm entschlossen vorträgt. Heinse A. 1, 253; Der W. Odysseus. Jahn V. 190; Wär er W. an den Tafeln der Großen. Iffland 3, 2, 9 etc., ihnen nach dem Munde redend; Dreimal sschon gewann Ruhberg’s W–ei den Sieg über meine festen Plane. 13 etc. Wórt- [a]: [Joh. v. Müller,] dieser W. seines Jahrhunderts. AdMüler Ber. 167. Zīēr-: (vralt.) Kunst-R. etc.: Der größte Z. von Athen, Äschines. Eppendorf 22; 18; Zinkgräf 1, 72 etc. Zwíschen-: zuw. st. Unter-R. (s. d., vgl. nlat. Interlocutor): [Das Gespräch zwischen Zweien] soll nicht bloß wie bei mehreren Z–n etwa zur Unterhaltung dienen. H. 13, 238 etc.