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Geräusch
Gerǟūsch, n., –es; –e:
1) Schallgewirr, das das Ohr vernimmt, ohne bestimmte Töne (s. d.) oder artikulierte Laute darin zu unterscheiden (vgl. Lärm, Getöse etc.): Ein leises, schwaches, dumpfes, starkes, donner- ähnliches G.; Das G. der Wellen, des Wassers, des Windes etc.; Das Gewirr der Stimmen (Töne) verschwimmt hier zu einem dumpfen G.; Es war so still, man konnte das leiseste G. hören; Da ward ihm kund, was er im G–e eines thatenvollen Lebens nicht erhorchen konnte. Börne 1, 126; Was unterscheidet das bloße G., das man nur angenehm nennt, von dem musikalischen Ton, den man schön nennt? Engel 4, 282; Obgleich Jeder so wenig G. wie möglich macht und leise lispelt und flüstert. Hackländer Stillfr. 5; Daß das Summen der Insekten . ., das Rauschen [s. b] der von den leisesten Winden bewegten Blätter bei Tage ein verwirrtes G. verursache. Humboldt KlSchr. 1, 375; Durch der Woge G. und des fernher säuselnden Südens. V. 3, 14; Die verschiednen G–e, die der auskultierende Arzt vernimmt, werden mit bestimmten Namen bezeichnet (s. c).
a) auch bestimmter: Es würde weniger G. erregen. Sch. 414b, Gerede machen; Man hat seit einigen Jahren sehr viel G. [Redens, Wesens] vom Seidenbau gemacht. Möser Ph. 3, 161; Manche, die ein großes G. mit ihrer Tugend macht. W. 2, 83 etc.
b) versch. von G., obgleich oft nahe daran grenzend, ist Gerausch: das Rauschen, z. B.: Nur sehr kräftige Stimmen können das Gerausch der Instrumente in den Spontini’schen Opern übertönen etc.; Schlafen .., | wozu der Bach Gerausch und Murmeln ihn bewegt. Opitz 1, 126; Des Meers Gerausch. Weckherlin (Wackern. 2, 267 ³5); Haben seine Widersacher ein groß Gerausch [G., Lärm] und Geklopf in dem Auditorio angericht. Weidner 369 etc.
c) zahlreiche Zsstzg., leicht zu mehren und zu verstehn nach den folg. Bsp.: Blätter-G. Wackern. 2, 1342¹¹; Rollet mit Donner-G. unser Jahrhundert hinein [in der Ewigkeit Meer]. Gedike; Der Lärm des unendlichen Eisen-G–es bei Handhabung von mehr als 20000 Flinten. Ense Denkw. 2, 215; Eingewiegt von dem fernherzitternden Luft-G–e der Meeresfluth. Stahr Jt. 2, 137; Ein Fackelständchen. . . Nach geendigtem Musik-G. G. 22, 35; Ein solches Venen-G. (Nonnen-, Kreisel- oder Teufels-G.) [bei der Auskultation]. Bock Diagn. 98; 408 (vergl. Mönch 13); Quell-G. JGJacobi 3, 232; Durch Windes- und Wogen-G.; Trotz Peitschenknall und Wort-G. [lautem Schimpfen] | hat er die Gurre lieb. Langbein 2, 219; Verfolgt von dem Zungen-G. [Gerede, Geschwätz] der guten Gesellschaft. Thüm- mel 7, 76; Zweiggerausch (b). Reithard 320 etc.
2) = Geschlinge (s. d. und vergl. Gescheide), nam. noch weidm., s. Lunge 2a, ferner: Döbel 1, 18b; 25b; 45b; Gartenl. 9, 151b etc. und mundartl., ver- alt. allgm. = Eingeweide, auch: Ein-G., In-G. Schm. 3, 140 und Ingerusch, s. L. 11, 322.