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Rast
Rást, f.; –en; -:
1) das Ausruhen von einer Anstrengung, die Erholungs-Ruhe, -Pause etc., bes. oft in der Verbind.: Ruhe und R., nam. verneint: Ohne, sonder Ruh und R.; Keine Ruh und R. haben, finden, Einem oder sich gönnen etc.; Er hat .. | nicht Ruh, nicht R. gefunden. Cham. 3, 148; Er findet .. keine R. 210; Schweig! Verleumder, halte R.! 4, 173; Nun krummgekauert sitz ich hungern und habe R. Droysen A. 1, 223; Sie .. | verhetzten ihm die R. Freiligrath 2, 111; Jmmer zu! | ohne R. und Ruh! G. 1, 68; Nicht Ruhe, nicht R. | den Liebenden fasst. 10, 270; Ließen den Parteien weder Ruhe noch R. 20, 53; Hegel 17, 576; Verhieß ihm süßre R. | als Himmelsbett und Kanapee. Hölty 1; Tageszüge mit kurzen R–en machen. Jahn V. 321; Wann winket die eiserne R. [des Todes]. Kosegarten Rh. 2, 347; Das [Wasser] hat nicht R. bei Tag und Nacht, | ist stets auf Wanderschaft bedacht. WhMüler 1, 6; Nach zehn Jahren jetzt, seitdem wir ohne Ruh | und nur geringen R. allhier in Waffen liegen. Opitz 2, 129; Leere Täuschung nenn’ ich Glück und Ruhe! | Bloß im Eden .. | ziemt die R. dem kampfesmüden Kämpfer. Platen 4, 279; Kurze R. nur | unterm Dache bärt’ger Hirten findend. 280; Unter eines Kirschbaums Schatten | hielten zwei Kaninchen R. Ramler Lichtw. 131; F. 3, 104; Diese Reise, bei der es an vielen und langen R–en nicht fehlte. Scherr Nem. 2, 205; Mit zermalmender Gewalt | geht der Wilde [Mann] durch das Leben | ohne R. und Aufenthalt. Sch. 81a; Die Kämpfer, von der langen Blutarbeit ermattet, hielten eine kurze R. Stahr Rep. 3, 180; Indem wollt die lichte Sonn | gehn zu R. mit ihrem Wagen. Teuerdank 17; O selige R., wie verlang’ ich dein! Uhland 8; V. 2, 45 etc. Zsstzg. (s. die von Ruhe) z. B.: Die letzte Früh-R. [Morgen-R., -Ruhe] ihm zu stören. Freiligrath 2, 186; Wenn die Soldaten in dem einen Dorf Vieh forttrieben und dasselbe bei der nächsten Nacht-R. wieder verkauften. Freytag B. 2, 102; Ohne eine Minute Schmerzen-R. Stahr Par. 2, 365; So gönnt er auf Minuten denn sich eine kurze Sklaven-R. Freiligrath Ca 26; Ich habe dich! mein Wünschen ruht! | Dein Arm ist meiner Un-R. Wiege. Garb. 76; Jetzt folterte ihn eine Un-R., die ihm Schlaf und Hunger und Durst verscheuchte. Spielhagen Pr. 4, 181 etc., auch (s. Unart, Anmerk.; Unruh etc.) als masc. zur Bezeichn. einer unruhig lärmenden, tobenden Pers. (vgl. Unband): Wir haben einen kleinen Un-R. im Hause, der eben laufen kann. Kinkel E. 214; Wie du heut mich verlassen hast | in unwirthlicher Waldes-R. [wo ich im Walde geruht]. FRückert N. 104; Während dieser Winter-R–en traten die Räuber [Kleften] auf eine Zeit lang in das Leben der Menge ein. WhMüler Ngr. 1, XLVlII etc. Mundartl. auch zuw. örtl., z. B.: Jch wollte auch zu der Felder- R. hinübergehen. Stifter Nachs. 1, 329, wohl = Brachfeld (s. d. und Brache 1 und 2).
2) (s. 1) eine Weile (s. d.); eine Zeit, die hindurch Etwas bis zur dann eintretenden Pause währt: So steht er eine lange R. Cham. 4, 115; Ich prüfte zweifelnd eine lange R. 211 etc., schwzr. masc.: Er hat einen guten R. geschlafen. Stalder 2, 260 (verkl. Rasteli) wie auch = Pensum; eine best. Arbeit, nach deren Vollendung man Ruhe pflegen kann. ebd., vgl. 3.
3) (s. 2) eine Wegstrecke, nach deren Zurücklegung man R. macht und der Ort, wo man diese macht (Station, Rast-Ort): Ließ er noch auf den letzten R–en | für Sarah machen einen Kasten | und ein Kamel damit belasten. Rückert Morg. 1, 21 etc., so nam. früher als best. Wegemaß: In ganz Deutschland wurde sonst nach R–en gerechnet, eine Raste hielt .. duas leucas [zwei Leuken, s. d.]. Möser Osn. 1, 324, s. Frisch 2, 88a; Schm. 3, 142 etc. Bei Campe Post-R. = (Post-) Station. 4) (s. 1) Büchsenm.: Kerben in der Nuß (s. d. 5f) des Gewehrschlosses, wodurch der Hahn beim Spannen „in die Ruhe gestellt“ wird, so daß er nicht abspringen und losgehn kann: Den vorn unter dem Stuhl [s. d. und Studel] hervortretenden aufwärts gekrümmten Theil der Nuß nennt man die Vorder- [oder Ruh-] R. oder die erste Ruhe; zwei an Unter- und Hintertheil derselben querüber bis ans Blatt eingeschnittene scharfe, aber seichte Kerbe bilden die Mittel- und Hinter- [od. Spann-R.] oder -Ruhe. Winkell 3, 355, vgl. Karmarsch 2, 83 etc. 5) Hüttenw.: bei Schachtöfen (s. d.) die schiefe Fläche im Innern des Kernschachts, über der sich das verengte Gestell (s. d.) an den erweiterten Kernschacht schließt, so beim Glättfrischofen. Karmarsch 1, 263; beim Eisenhohofen. 570; Mitscherlich 2, 2, 65; Scheuchenstuel 183, vergl.: Die niedergeschmolzenen Wände des R. und des Gestells. Hartmann E. 321, ob Druckf. für: des R–s oder für: der R.? 6) Kriegsw.: nach Adelung als masc.: das vorletzte mit der Trommel gegebne Zeichen zum Aufbruch: Den R. schlagen.
Anm. Ahd. in Bed. 1 resti(n), resta und zuw. raste, mhd. reste, zuw. raste, dagegen als Wegmaß (3) goth., ahd. rasta, mhd. raste, s. Schm. 3, 143, am wahrscheinlichsten eines Stamms mit Ruhe, ahd. ruowa und râwa, mhd. ruowe und râwe (wie ruhen, ahd. ruowan, râwên, mhd. ruowen, râwên), s. rasten, ahd. restan, selten rastan, mhd. resten, rasten, schwzr. rüsten, rösten (dagegen ra sten vgl. 2 seine Arbeit verrichten; in Bewegung ohne Ruhe sein. Stalder 2, 260), vgl. als mund- artl. Nbnf. zu R.: Rust, Rüste (s. d.), z. B. Brem. W. 3, 560; Schwäb. W. 443; Stalder 2, 295 etc. (vgl. Todtenkiste und: Die Sonne geht zu Rest und Gnaden. Aventin. Chr. 26 etc.), wozu am füglichsten wohl auch entrüsten (s. d.) gerechnet wird, vgl. im Schwäb. W.: Bring mich nicht aus der Rüst = aus der Ruhe, mach mich nicht unwillig. Über das masc. s. 1 (Un-R.); 2; 5 u. nam. Stalder.