Faksimile 0645 | Seite 643
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Rassel Rasselei Rasseler rasseln
Rássel: 1) f.; –n; –chen, ein; -:
Knarre, Raspel (s. d. 2): Die R. drehen, um die Sperlinge zu verscheuchen. Auerbach Barf. 48; Man spielt den Menschen eine Kinder- R. in die Hand. Gv. 375; Hier sah er das Volk in Laufbändern, das sich mit der klimpernden Kinder-R. vergnügte. Dicht. 2, 110; O ihr schönen [Nürnberger] Waaren! ihr bunten Pfeifen .. und R–n! G. 35, 46; scherzh. = Plappermaul. Kramer 308a. 2) n., –s; uv.: in Zsstzg.: Ge-: das Rasseln, rasselnder Lärm: Das G., was wir damit [mit den Rapieren] machten, war sehr lebhaft. G. 20, 174; G. und Getute. Heine Rom. 103; Mohnike Fr. 16; G. eines Baumes, | den .. der letzte Streich der Axt erlegt. Nicolai 6, 95; Das G. der Stadt. V. 3, 28 etc.; Degen- (Scherr Bl. 1, 279); Hagel- (B. 209a; 246a); Hufes- (Pyrker 130); Ketten-; Knochen- (G. 19, 23); Schlachten- (Kosegarten Rh. 3, 11); Schwerter-; Wagen-G. etc.
~ēī, f.; –en:
das Rasseln mit Etwas etc.
~er, m., –s; uv.:
Einer, der rasselt (s. d. 2), auch Name des kleinen Strandläufers, Tringa minuta.
~n, intr.:
(haben und sein, s. flattern, Anm.) und zuw. tr. (s. Zsstzg.): einen durch das Tonw. selbst bez., dem Klirren ähnlichen, doch dabei klanglosern, mehr klappernden Schall hören lassen (vgl. auch rosseln, s. röcheln, Anm.; rasteln; ratteln etc. u. Raspe, Anm), u. —: mit solchem Schall sich bewegen: 1) Etwas rasselt, z. B. (rollende) Wagen (Jer. 47, 3; Joel 2, 5; Börne 2, 85; G. 16, 1 ꝛc) (Wagen-) Räder (Hes. 3, 13; Nah. 3, 2; G. 6, 55; Musäus M. 1, 4 etc.), die Füße der Pferde (Richt. 5, 22) auf dem Pflaster etc.; über das Pflaster (s. 3, z. B. Hackländer SoldKr. 19); das Pflaster unter dem Knotenstock (Droysen A. 3, 347), der bebende Boden (G. 20, 70) etc.; (geschüttelte) Ketten, die Kette des Hemmschuhs (Börne 2, 85); die Zuchthausschlüssel (Gutzkow R. 4, 138); die Pfeile (im Köcher) (G. 14, 140), die Köcher (Rückert Rost. 89b), der Pfeilschuß (Momsen Pind. 85); die Waffen (V. Il. 4, 504; 19, 14), die Thürme von Geschoß (9, 574), dumpfes Kriegsgetöse (Sch. 350b); die Trommeln (Gerstäcker Miss. 361) auf dem Musterplatz (Freytag Bild. 2, 135), durch die Straßen (s. 3: König 15, 167) etc.; die Schellen des Tambourins (Echtermeyer 581, s. prasseln) etc.; eine hölzerne Uhr (Thümmel 4, 70) ꝛc:; ein (vorgeschobner) Riegel (Alexis H. 1, 2, 304) Thore (G. 12, 5) etc.; Weberstühle (22, 48; 32, 295) etc.; Blitze (Körner 23b, vgl. knattern etc.); das Fenster von Hagel und Sturm. V. 3, 25; Regentropfen durch das Laub (Kürnberger Am. 426); Wirbelwind durch dürre Blätter (B. 15a, vgl. rascheln); (huschende) Mäuschen (Auerbach Barf. 37, s. rascheln); Ein R., wohl geeignet, mich zu schrecken, | die Klapperschlange war’s. Cham. 4, 90 etc.; Das gräßliche Gespenst des Argwohns rasselte hinter ihm (s. 2). Sch. 711a; Als es (s. d. 7)plötzlich von außen gegen die Thür fährt, rumpelt und rasselt. Höfer Leb. 13 etc.; Daß die Worte r., wie ein Wagen mit Eisenstangen, der über das Steinpflaster fährt. Kotzebue NSch. 10, 505; Welche nordische Sprache .., hinten und vorn mit r–den Konsonanten verpanzert, bei deren Niedertritt der Boden dröhnt. B. 176b etc. Im Partic. auch in Zsstzg. einem „von“ entsprechend: Von der lauten, wagen- r–den Straße. Gutzkow R. 5, 141 etc. 2) Jemand rasselt (mit Etwas), s. 1 z. B. mit den Ketten, auch zuw.: tr.: die Ketten (vgl. zusammen-r.) etc.; Er rasselte mit dem Stuhle. CFBahrdt 4, 233 (vgl. scharren); Der Eber .. rasselt mit den Hauern. Reithard 47; Wenn Jemand an dem kleinen Hofthor:rasselte. Temme Schwm. 1, 171 etc.; Die Nachtwächter r. (oder raspeln, s. d. 2) und nam. oft bei Altern: (Mit den Würfeln) r. = würfeln, s. Zarncke Br. 422a; Raßlen und spielen. Simplicissimus 1, 59 U. V., dazu: Raßler und Spieler etc., auch: Spielen und „rassen“. Brant N. 77, 5, auch: Retschen und spielen. Creidius, Hochzeitsermon. 2, 308; Ratscher, in der Pfalz = leidenschaftlicher Spieler (s. Spielratte). 3) (mit „sein“) sich r–d bewegen, s. 1, z. B.: von Wagen, Fahrenden, fliegenden Pfeilen etc.: Sein Fuhrwerk rasselte durch die Allée. Gerstäcker Äq. 2, 277; Rasselte eine Droschke vor das Haus. Scherr Gr. 1, 173; u. o. (s. 1); Dragoner 81* r. in den Feind. Sch. 7b etc., s. Zsstzg. Zsstzg. wie bei ähnl. Klangwörtern (vgl. die von brausen), z. B.: Áb-:
1) [3] sich rasselnd entfernen, fort-, weg-r.
2) [3] herab-, nieder-r.: Säbelhiebe pfeifen durch die Luft, a–d auf Panzer und Tartsche. FMüller 1, 359.
3) tr.: ein Tonstück rasselnd abspielen ꝛc: An- [3]: A. die Gedanken dicht. Freiligrath 2, 171. Āūf-:
1) [3] empor-, in die Höhe rasseln: Daß der Helm .. vom Geschoß aufrasselte. V. 2) [3] sich rasselnd öffnen, Ggstz. zu-r.: Just, da sie [die Thür] auf jetzt rasselt. HKleist Kr. 73. 3) tr.: durch Rasseln aufwecken. Āūs-: zu Ende. Dahêr- [3]: Jehova’s | Wagen rasselte wieder daher. Sonnenberg. Dahín- [3]: Mit vier Pferden durch die Straße d. Sch. 113b, s. auch ver-r. Davón- [3]: Gerstäcker Äq. 1, 339. Durch-: tr.: Hausmäus’ in der Kammer, die Streu mit den Füßen d–d. V. Ar. 207. Einhêr- [3]. Empōr-: auf-r. 1. Ent- [3]: rasselnd entfahren: Hagel entrasselt der Wolke. Kosegarten. Er-: rasselnd erschallen: Er fiel und laut | errasselte die Rüstung über ihm. B. 159a; Am Rücken errasselt der Köcher. 246a etc. Fórt- [3]: Fortrasselten die Wagen. Gerstäcker Äq. 2, 101; Husch! rasselt’s fort. Schubart 3, 58. Hêr- etc. [3]: Gleich einem alten Sack Nüsse. Das rasselt ohne Halt hin und her. Gutzkow R. 3, 244; Wo der Röchelnde dumpf hinrasselt in den .. Tod. Vischer Ästh. 2, 168; Nun rasselte es [ging es rasselnd] immer an dem Inn hinab. G. 23, 10; Er rasselte so eben heran mit einer Droschke. Hackländer Tag. 2, 163; Karossen rasseln jetzt heran. Sch. 26b; Rasselte sein Bendi [Wagen] zum Thor hinaus. Gerstäcker Äq. 2, 305; Der Wagen rasselte in einen Hof hinein. G. 17, 284 etc. Nāch-: hinterdrein rasseln, z. B. [1]: Ein Donner folgte hellgellend und n–d. vHorn Maje 1, 68 etc. und [3]: Die Lokomotive mit n–dem Güterzug. Demokr. Stud. 223; Während der prangende Wagen . . | schnell dem Sturm des Gespanns nachrasselte. V. Il. 23, 504. Nīēder- [3]: hernieder-r., ab-r. (2): Ließen sie ihre Opfergaben in die metallene Schale n. Monatbl. 2, 232a. Um-, tr.: rasselnd umgeben: Kettenumrasselte Freie. Kl. Od. 2, 179 etc. Ver-: rasselnd verhallen, dahin-r.: Verrasselt sind die Wetter all. Kosegarten. Vōr-:
1) [3] rasselnd vorfahren: Ein Wagen rasselt vor. G. 19, 57; Heine Lied. 22; Meißner Ad. 1, 334; Tieck N. 5, 261 etc.
2) tr.: Etwas durch Rasseln vor den Ohren erklingen machen: Man lasse sie in der Schellenkappe ihres Eigendünkels sich ein wechselseitiges Koncert v. G. Lav. 97; Uns wie Kindern ein bischen Lärm vor-zu-r. Gutzkow Börne 125. Vorbēī- [3]: Die Eisenbahnwagen v. zu hören. Augsb. Zeit. (1844) S. 2082a etc.; Es tappt im Vorsaal her und hin, | schleicht jetzt herein und rasselt | am Bett vorüber, zum Kamin. Langbein Vatermörder; Gerstäcker Äq. 3, 18. Wég- [3]: Auf ihrem prunkenden Siegeswagen über die Köpfe und Herzen aller Männer w. W. 23, 366. Zū- [3], z. B.:
1) sich rasselnd nähern: Jndeß die Wagen dem Felde z.
2) sich rasselnd schließen, Ggstz. auf-r.: Stracks hinter ihnen rasselt die Eisenpforte zu. Reithard 57. Zusámmen-, z. B.:
1) [3] rasselnd zusammenstürzen: Wie unterm Beil der Jahre Baum an Baum | zusammenrasselt. Freiligrath 2, 17 etc.
2) tr.:
a) [2] rasselnd spielen: Wie das Meerwunder .. seinen Pleyel [die Pleyel’schen Tonstücke] zusammenrasselt. Tieck N. 4, 125.
b) s. Raspe, Anm.