Faksimile 0638 | Seite 636
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rammeln
Rámmeln, intr. (haben), tr. u. refl. in mehrfach in einander greifenden Anwendungen (s. Ramm, Anm.):
1) mittels des Rammels oder der Ramme in den Boden eintreiben und befestigen, rammeln, eig. und übertr.: Er rammelt [stopft, stößt] Erbsen sich ins Ohr. Freiligrath Garb. 151; So wird erst nach und nach die Sprache fest gerammelt. G. 2, 268; Der Erdenwurm | hat wie der Biber seinen Bau | gerammelt hier ins Wasser. Plönnies Mar. 162; Wenn Pastor Schmidt | mit schwerem Schritt | die Straße tritt: | „Gott segn’ euch, Herr!“ | schrein um ihn her | die Pflasterer | und sehn in Ruh | dem R. zu. V. 4, 176 etc.
2) selten (vgl. 1): durch wiederholte Stöße (z. B. mit dem Mauerbrecher) Etwas einstürzen oder einzustürzen suchen: Die Schanzen zu r., | zu stürzen das Thor. Böttger Byr. 8, 56.
3) von manchen Thieren: sich begatten, nam. von Hasen, Kaninchen, Katzen, hin und wider auch (s. Adelung) von Schafen und Rindern, wie früher von Thieren allgm., und noch jetzt verächtl. von läufischen liederlichen Pers. (vgl. 4 und bei Schm. rumse(l)n etc.): Der im März rammelnden Katzen. SClara EfA. 2, 706; Wenn die Hasen r., so jagen sie einander herum. Döbel 1, 29a; Die zahmen [Kaninchen] rammlen und setzen fast Jahr aus Jahr ein. 31a; Die Tag, darin sich die Wölf rammelen. Eppendorf 59; Da ward nicht gebuhlt und gerammelt [von den Katern]. Heine Verm. 1, 190; Die Hirsche und Eberschweine in der Brunst und Hunde und Füchse, wenn sie laufen oder r. Luther 8, 22b; Daß die Schlang .. diesen Fisch herauslocke und mit ihm rammle. Ryf Th. 225; [Die wilden] r. im Februar wie die zahme Katze unter häßlichem Geschrei. Tschudi Th. 210 etc., vgl. ranzen und z. B.: Kommt die ehebrecherische Hur’ .. und hat . . ausgeramst. Franck Weltb. 128b etc.
4) (s. 3) in unruhiger, lärmender Hin- und Herbewegung sein (ähnlich: ranzen. Adelung und ranken, rankern, s. Weinhold 76a und das dort Angeführte): Das Kind rammelt (ranzt, Adelung) im Bett, rammelt sich im Bett herum [wirft sich statt still zu liegen, hin und her]: rammelt das Bett zu Schanden, entzwei, ein, nieder, zusammen, ver- rammelt, zerrammelt es etc. (verranzt es.Adelung); Dort schleicht jetzt der Vater Fuchs wieder und trägt ein Repphuhn in seinem Bau und drinnen hör ich es r. [unruhiges Lärmen]. Auerbach Gv. 33; Solang sie mit ihren jungen Mägden rammlen [ihr schäkerndes Wesen treiben, s. 3]. Fischart B. 250a; Rammelen: kälberen, Muthwillen treiben etc. Kramer 2, 165b; Wer mit einem Dreck rammelt [sich kämpfend umherwälzt], er gewinne oder verliere, so geht er beschissen davon. Luther 5, 272b; Bringen sie [die Kinder] doch sonst wohl zehn mal so viel Zeit zu mit Käulchenschießen, Ballspielen, Laufen und R. SW. 22, ...; Hättest du [Heuschrecke] nicht deines Singens, Springens, Lipperns und R–s aus gewartet. Mathesius Sar. 34b; Daselbst zu tanzen und zu r. [von Katzen]. Rollenhagen Fr. 113; Rammelt [drängt etc.] euch einander nicht todt. Willkomm Sag. 1, 220 etc.
5) (s. 3) veralt., mundartl., von Pflanzen: sprossen, treiben: Wenn es Winters windet, so r. die Bäume gern. Schwäb. Wörterb. 423; Man muß auch Sturmwinde und Platzregen haben, wenn Laub und Gras, Baum und Stengel sich rammlen und ausspreißen sollen. Mathesius Lthr. 146a.
6) (Bergb.): Die Gänge r. sich, vermischen sich so, daß ihr Streichen und Sahlband nicht mehr erkennbar ist, s. Frisch, vgl.: Das Erz macht ein Gerüll . . . Man sagt auch: die Erze ver-r. sich. Jablonsky 308b. Dazu (nach Adelung): Der Rammel, Ort, wo viele Zinngänge zusammentreffen, und: eine Art Zinnzwitter.
Zsstzg. vgl. die von rammen, z. B.: Áb-: z. B. [3] Sich a., durch Rammeln entkräften etc., ähnlich: Wie er sein Fortepiano abgerammelt. Zelter 5, 181, es durch wild darauf los trommelndes Spiel angegriffen. Āūs- [3] z. B. scherzh.: Etwas a. [aushecken]. Fischart B. 60a.
Eīn-:
1) [1]: Einen Pflock (Freiligrath SW. 5, 267), Stämme (G. 31, 5), Holz (Gotter Sch. 174), Pfähle e.; Einem gesunde Begriffe in den Kopf oder in das Gedächtnis e. W. 23, 192. Auch: Etwas in Fels und Höhlen heimlich e. G. 12, 106, versteckend hineinstopfen. 2) [4] Das Bett e. Hêr- etc., z. B. [4]: Ein Spaßgalan zaust die Frau Hausehre wacker herum oder rammelt ihr die Haube gar vom Kopf herab. Rockenphil. 3, 198; Die hier .. des Nachts auf meinem Boden herum-r. EWagner 9, 115 etc. Nīēder- [4]. Ver-:
1) durch etwas Eingerammtes und dann allgm.: durch schwer zu beseitigende Hindernisse verschließen, versperren: Der Thurmwächter hatte sich in dem Thurme verrammelt. Arnim 386; Sie v. sich hinter ihren .. Grundsätzen. Börne 2, 137; Die Goldespforten sind verrammelt. G. 12, 12; 25, 25; Die Thür war .. von innen verrammelt. Immermann M. 3, 206; Der Weg dazu ist ihm verrammelt, wie der Himmel der Hölle. Sch. 105b; Da v. sie sich die gesunde Natur mit abgeschmackten Konventionen. 106b; Eine Sünde, die dir den Eingang in die Pforten des Paradieses verrammelt. 135b; Auf dem schmalsten Pfad verr. Felsenstücke | ihm Weg und Luft. W. 20, 209 etc.; Die Verrammlung der gesunden Natur mit Konventionen. Geroinus Lit. 5, 144.
2) [6].
3) [4]. Zer- [4]. Zū-: Die Kaufleute rammeln ihre Buden zu. Kohl Pet. 1, 116. Zusámmen- [4].