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Räkel Rekel) Räkelei räkelhaft räkeln
Rǟkel(Rêkel), m., –s; uv.:
1) s. Raff.
2) (mundartl.) großer Hund: So denkt der Hund: eh ein andrer Reckel das beste Stück wegschnappen soll. Weise Mas. 28, nam. niederd., z. B.: Blafften as dei Kähren-R. [wie die Kettenhunde]. Reuter Reis. 47, s. Brem. Wörterb. 3, 469: „Rekel (v. Hund); Bankrekel, großer träger Hund, Beides übertr. auf ungeschliffne, grobe (und das letztre auf faule) Pers.“, vgl. Kramer 312c, auch hochd., als Schimpfw. wie: Flegel, Lümmel etc.: Ihr elender Hund! | ihr Sklav! ihr Rekel! V. Sh. 3, 174; Das Weib fing an .. zu schmähen: Du langer Reckel du! Zinkgräf 2, 48; Wenn der nervenschwache Zärtling spielt den genialen Rekel. Immermann (Heine Reis. 2, 77); Solche Bengel und unvernünftige Röckel. Rockenphil. 2, 272 etc.
~ēī, f.; –en:
räkelhaftes Wesen; das Sich-Räkeln (Geräkel): Aber das Bequeme solcher naturburschenhaften Rekelei ist darum nicht auch plastisch schön. Stahr J. 1, 375 etc.
~haft, a.:
lümmelhaft, vgl.: Von den rülpischen Gebärden, von den rekelischen Fackeleien [der Studenten]. Philander 1, 439.
~n, refl., tr. und intr. (haben):
sich in ungeschliffen nachlässiger und bequemer Lage recken und strecken oder so hinpflanzen (vergl. flegeln 2; 3; lümmeln 1), z. B.: In Kaisers Gegenwart sich hinzu-r.! G. 12, 78; Während der schwadronierende Hanswurst sich räkelt auf den Pfühlen des Glücks. Heine Verm. 1, 321; Auf erhöhten Sitzen räkelten sich goldbordierte Kammerdiener. Kinkel E. 201; Während Ch. sich mit rekelnder Gebärde zurückzog. Klencke Parn. 1, 32; Behaglich rekelnd und das Bein auf den nächsten Stuhl legend. 2, 155; Da rekelt er die neugeplätteten Überzüge im Kanapé ganz kraus. 163; Der seine Glieder gemächlich auf der Droschke räkelt. Kohl Pet. 1, 92 etc. (vgl. ranzen 1; schwzr.: rangeln, rängeln. Stalder, auch z. B. = wedeln. Gotthelf G. 259 etc.; ränkeln 2). Zssgg. z. B.: Sich an-r., r–d anlehnen, so übertr.: Sich an Jemand [als an eine Stütze] anrekeln. W. Merck 1, 86, vgl. anranken.
Anm. S. Brem. Wörterb.; Bernd 232, und nam. Schm. 3, 42. In der Bed. von Räkel für Pers. (und den Ableit.) scheint sich die Bed. „Hund“ mit der von Recke (s. d.) und recken (s. d.) zu mischen, s. die schwankende Schreibw. in den Belegen. Vgl. auch: „Rac(c)a provenz., schlechtes Pferd, Mähre; frz. racaille, Hefe des Volks, vielleicht von nord. racki, engl. rack Hund (niederl., nhd. Rekel), ebenso canaille von canis.“ Diez 711.