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Rahmen Rahm Rahme Rähme
I. Rāhmen, m., –s; uv. (Rāhm, m., –(e)s; –e, Rähme; -. Rāhme, Rǟhme, m., –ns; –n; f.; –n); Rähmchen, lein; -:
(s. Rahm, Anm.) ein Gestell, das Etwas um- oder einfasst; worin Etwas ein- oder ausgespannt ist, nam.: 1) Einfassung von Bildern, Spiegeln etc., eig. und übertr.: Bilder-, schnörkelhafte Spiegel-Rahmen (G. 21, 174); Unter der Spiegelrahme. Hebel 3, 62; Hölzerne, metallne, vergoldete Rahmen; Holz-, Polysander-, Mahagoni-, Bronce-, Gold- Rahmen etc.; Ein Bild unter Rahm und Glas bringen; Glas-Rahmen (auch: Einfassung aus Glas. Campe); Die vom Ebenbilde Gottes [dem Menschengeist] den Erdenrahmen [den irdischen Leib] bricht. IP. 10, 95; [Der Teich] ein] schöner Silberspiegel in einem grünen Waldrahmen. Schmarda 1, 277 etc.; Für einen solchen reinen Spiegel gehört eine solche saubere Rahme. SClara EfA. 1, 495; Ihr Bild in reichen Schranken | verherrlichet sich nur | in goldnen Rosenranken | und Rähmchen von Lasur. G. 4, 109; Das Gold .., | das diesen Rahm jetzt übermäßig schmückt. 7, 270; Daß er durch Thür und 80 Fenster die verschiedenen Bilder, welche die Landschaft gleichsam im Rahmen zeigten, auf einen Blick übersehen konnte. 15, 4; Die blendenden Rahmen. 21, 129; Dieses Bild .. im goldnen Rahmen eingefasst. 27, 185; Wenn ihr z. B. Tasso’s Liebe zu Eleonoren . . schildern wolltet, so beschränkt euch in diesen Rahmen. 33, 97; Stein 3, 4; Dieser Rahme von Ufer die Handhabe des ganzen Bildes. H. 11, 243; Vor dem kleinen Rähmchen, das er bemalte. Keller gH. 3, 178 (s. u.: Blend-R.); In der Mitte von Gletschern .. Berge . ., die mit Gras und Bäumen besetzt sind und im Sommer zu Zeiten ein höchst anmuthiges Lebensbild, eingefasst in einen breiten Rahmen des Todes, gewähren. Kohl A. 1, 35; Es paßte, wie ein Bild zur Rähme. Kretzschmer Letzt. Sinngd. 200; [Sie] bieten feil in fremden Rahmen | bodenlose Plattitüden. Platen 1, 293; Das Mosaīk nebst dem als Rahme dienenden Rande. Slahr (Schwegler 46) 265; Die Namen. .. | Am Ende sind’s ja auch nur Rahmen | und Schalen —, das Gemäld, der Kern | macht Alles aus. W. 12, 3; Seine Äneis hat doch am Ende keinen andern Zweck als zu einem prächtigen Rahmen für das große Kompliment zu dienen, welches er dem alten Vater Anchises in den Mund legt. HB. 2, 123 etc. Zsstzg. s. o., ferner (s. 2b) nam. Blend-R., worauf die Leinwand zum Malen gespannt wird: Das Porträt von dem Blendrahmen loszumachen. G. 9, 353 (vgl.: Schneidet das Gemälde von der Rahme und rollt’s. 354); 30, 271; Der Blendrahm. 330; Einen Blindrähmen. Gryphius 1, 724 etc.; Sorgfältige Durchzeichnungen .. erst mit weißer Kreide auf schwarze Florrahmen, dann mit Röthel auf große Papierbogen durchgezeichnet. G. 24, 92 etc. 2) ein Gestell zum Ausspannen des Stoffs, auf den weibl. Handarbeiten kommen (vgl. 1 am Schluß): Näh-, Stickrahmen; Tambourier-Rahmen. Gartenl. 10, 2a; An dem Stickrahm sitzt sie . ., stieß den Rahmen von sich, | heftig, daß zwei Füße ihm zerbrachen. Talvj 2, 148; Wo sie bei der Nährahme saß. Geßner 4, 124; Vor dem Nährähmen. Gellert 3, 281; Am Näherahm. Göckingk Lieb. 61; Sie setzte sich an den Stickrahmen. G. 19, 220; Gutzkow R. 5, 385 etc. 3) (s. 1) an Fenstern die Holzeinfassung der Glasscheiben: Schlug . . | das Fensterglas, pickt’ in den Rahm hinein. W. 12, 243 etc.; Vdn des Erkers Fen- sterrahm. Freiligrath Garb. 92; Dem Wurm, der in den Fensterrähmen pocht. Gellert 3, 160; Thüren und Fensterrähme. HSmidt gL. 2, 136; Nahm sie [die Spinne] | von einem Fensterrahm Besitz. Zachariä etc.; In andern Fensterlöchern hingen Nothrahmen aus rohem Kieferholz mit kleinen trüben Glasaugen. Freytag Soll 2, 267 etc. 4) (s. 1 und 3) bei Thüren, die nicht aus dem Ganzen gearbeitet sind, die Einfassungen der einzelnen Felder (oder „Füllungen“), Thürrahmen, bestehnd aus den senkrechten Rahm(en)schenkeln und den wagerechten Rahm(en)stücken. Zuw. auch = Thürgewände, bestehnd aus den senkrechten „Rahmen“ (im engern Sinn) und dem Querholz oder Rahm(en)stück. Ferner in einigen besondern technischen Anwendungen, wo aber in einzelnen Fällen vielleicht andre Stämme hineinspielen, z. B.: 5) Bauk.:
a) Balken längs der Mauer mit Einschnitten (Kammsassen) für die Kämme (s. d. 3).
b) in niederd. Bauerhäusern ohne Schornstein = Rauchfang (s. Rahm 2a). Brem. W. 3, 427; Von dem offnen Lichte, welches in den Nebenhäusern unter dem Feuer- rahmen hängt. Möser Ph. 3, 153. 6) Bleiarb.: das Gestell, worauf das Blei gestreckt und ausgewalzt wird. 7) Buchdr.:
a) Form- [oder Schließ-] Rahmen von geschmiedetem Eisen, worin man die zu einer Druckform gehörigen Kolumnen des Satzes zusammenstellt und entweder mittels eiserner Schrauben oder hölzerner Keile so fest verbindet, daß die so gebildete Form ein kompaktes, ohne Gefahr aufzuhebendes und zu transportierendes Ganze darstellt. Der wesentliche Unterschied zwischen Schraub- rahmen und Keilrahmen ergiebt sich aus dem Gesagten. Karmarsch 1, 392; Theils mit der Keilrahme, theils mit der Schraubenrahme. Franke Kat. 32; Die Größe ist je nach dem Format verschieden, es giebt kleine sogen. Accidenzrahmen von 10“ Breite und 8“ Höhe etc. ebd.
b) Der Typensatz für eine Quartkolumne oder zwei Oktavkolumnen, welche auf einmal stereotypiert werden, wird in die Ecke eines gewöhnlichen eisernen Schließrahmens [s. a] gesetzt und nachdem man den übrigen Raum dieses Rahmens durch hölzerne Leisten (Stege) .. ausgefüllt, .. geschlossen. Alsdann setzt man als Behältnis für den aufzugießenden Gips einen schmiede- eisernen viereckigen Formrahmen darüber etc. Karmarsch 3, 479; Franke Kat. 135 etc.
c) = Preßdeckel (s. d.): Das Rähmchen ist ein noch zarter gearbeiteter Rahmen als der Deckel, besteht aus vier eisernen Leisten und ist mit mehrfach auf einander geklebtem starkem Papiere überspannt, in welchem man die den Kolumnen des Satzes entsprechenden Öffnungen ausschneidet. Karmarsch 1, 396. 8) Färber.: s. 20. 9) Forstw.: kastenförmiges Gestell als Maß für aufgestapeltes Brennholz: Ein Holzmaß-Rahmen zu einem Faden [s. d. 5c]. Mecklenb- Strel. Ofsic. Anzeiger (1861) Nr. 6. 10) Gießer.: bei sogen. Formflaschen, niedrigen Formkasten (s. d.) die beiden Hälften,Gießrahmen.—11) Glash.: Die ersten Scheiben lehnt der Arbeiter an die Mauer und die folgenden an die eisernen Rähme, welche in dem Kühlofen stehen. Mitscherlich 2, 1, 183. 12) Holzarb.: eine Vorrichtung, worin der zu durchschneidende, zu durchbohrende Baum etc. oder auch das dazu dienende Werkzeug eingespannt ist, z. B. = Sägegatter (s. d. und Rahmsäge), ferner: Die Bäume, die man zu Röhren oder Pumpen durchbohren soll, liegen auf einer Nuthrahm eingepflockt. Hohberg 1, 72b. 13) Kattundr.: Streichkasten (s. d.). 14) Kriegsk.: Schachtgeviert zur Auszimmerung der Minenbrunnen. Flügel-R., wenn die Enden nicht zusammentreffen, sondern über die Zusammenfügung hervorstehn. 14a) Müller.: Spann-R... ein Theil des Grieswerks, das Wasser zu spannen und zu schwellen. 15) Münz.: der starke senkrechte Theil eines eisernen Prägwerks, „Prägrahmen.“ Karmarsch 2, 723. 16) Nadler.: die den zum Zuspitzen der Schachte dienenden Schleifstein mehr oder minder umschließende und so den Arbeiter vor dem Staub schützende Einfassung. 17) Pergament.: Gestell zum Ausspannen der zu bearbeitenden Felle. Karmarsch 2, 840. 18) Schiff.:
a) Bettgestell für Kranke etc. statt der Hängematten. Bobrik.
b) Die Rähmen (Adelung), richtiger: die Remmen (s. Brem. W. 3, 476): Seitenbretter des Schiffs. 19) Schuster.:
a) Streifen Rindsleder, die auf die Brandsohle und an das Oberleder und woran dann wieder die eig. Sohle genäht wird. Dazu: Rahmensohle, so befestigte Sohle und: Rahmen-Schuh, -Stiefel, mit solcher Sohle.
b) Maßlade (s. d.). 20) Tuchmach.: Gestell, worin das gewalkte und gefärbte Tuch (oder Wand etc.) aufgespannt und getrocknet wird, „Aufhänge“; Tuch-, Wandrahmen; An Tuchrahm-Haken aufgehängt. B. 406a. 21) Weber.:
a) Ketten-, Scher-, Schweif-, Zettel-Rahmen, ein Haspel, auf den die Fäden von den Spulen auf dem „Rahmen“ oder „Scherkanter“ (s. d.) zu der Kette (s. d. 9) eingelesen und aufgewickelt wird, s. G. 19, 46; Karmarsch 3, 595.
b) (s. a) die Gesammtheit der die Aufholen tragenden Bindfäden beim Zampelstuhl. 22) weidm.: Um den Strauch [des Vogelherds] waren von grünen Brettern „Rähme“ gemacht, darinne die obersten Wände lagen. Döbel 2, 218a, vgl.: Unter den bretternen „Rainen.“ b und Renne III 1. 23) Winzer.: Rähmchen, die geschwefelten Streifen Leinwand, die man als Einschlag in den Wein hängt. Adelung. 24) Wirthschaft.: hängendes Gestell in Speisekammern und Kellern, zur Aufbewahrung von Eßwaaren. Brem. Wörterb., auch Häng(e) rahmen. Ahnlich: Bücherrahmen, Büchergestell etc., vgl. Rem. Schm. 3, 85.
Zsstzg. z. B.: Accidénz- [7a]; Bett- [18a]; Bilder-, Blénd-, Blind-, Brönce- [1]; Bücher- [24]; Erden- [1]; Fenster- [3]; Fēūer- [5b]; Flör- [1; 2]; Förm-[7a; b]; Gieß- [10]; Gläs- [1]; Göld- [1]; Häng(e)- [24]; Hölz- [1]; Hölzmaß- [9]; Kēīl- [7a]; Kétten- [21a]; Mahagöni- [1]; Näh(e)- [2]; Noth- [3]; Nūth- [12]; Polysänder- [1]; Präg- [15]; Schêr- [21a]; Schliēß-, Schrāūben- [7a]; Schwēīf- [21a]; Spánn- [14a]; Spiēgel- [1]; Stick-, Tambouriēr- [2]; Thür- [4]; Tūch- [20]; Wäld- [1]; Wänd- [20]; Zéttel-[21a] R. etc.