Faksimile 0608 | Seite 606
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Purpur purpurhast purpurisch Purpurit purpurn
* Púrp~ur (lat.), m., –s; (–e); -:
1) bei den Alten eine glänzende dunkle Farbe, wie sie aus dem Saft der P.-Schnecke bereitet wurde, mit versch. Schattierungen, z. B.: Das Schiff durchschnitt der Woge P. Platen 4, 279; Wo der Azur der Luft in den grünlichen P. des Meeres zu zerfließen schien. W. 18, 13 etc. (s. grünpurpurn), bes. oft, u. so nam. im heutigen Gebrauch, von einem glänzenden (dunklen) Roth, s. G. 39, 49, vgl. Scharlach, Karmesin etc.: In P. pranget der Abend. Cham. 3, 272; Der P. der Wangen. Forster It. 1, 228; Ihr P. sticht den Glanz des Schneckenblutes hin. Lohenstein Ros. 96; Jungfräulicher P. überglomm ihre edlen Züge. Scherr Sch. 1, 276; Mit ihrem P. eine Mohrenpflaume. Seume Gd. 15; Der Lippen P. W. 11, 275 etc. u. adjektivisch (s. purpurn 1 und Gold, Anm.): Wenn die strömenden Stellen grün aussehen, so erscheint die nächste Gischt leise p. gefärbt. G. 26, 121; Aller Schaum und Dunst war licht-p. 128 etc. und als sächl. Hw.: Daß das alte P. ins Gelbliche fiel. L. 11, 224.
2) etwas von P.- Farbe (1), z. B.: Dichtlaubig, schwer von reifem P., | stand der ambrosische Lebensweinbaum. V. 3, 85, vergl. P.-Traube etc. u. nam. oft = P.-Gewand etc., z. B.: Bedeckt die Bänke mit rothem P. Schaidenreißer 43b [10, 352] etc. und zumal als Tracht der Fürsten und Vornehmsten (s. G. 37, 258): Einen, sich in oder mit P. kleiden, z. B. Bibel; Der P. des Königs. Hohel. 7, 5; P. tragen. 1. Macc. 11, 58; Den P. an-, ab-legen; In P. prunken. Cham. 3, 321; Den königlichen P. zu erkämpfen. Geibel Rod. 12; Den Pöbel | in P. und im Fries. Gotter 1, 280; Als wäre sie für den P. geboren. Gutzkow R. 2, 377; Das Blut der Fiesker fließt nur unter dem P. gesund. Sch. 172a; Durch den P., den er trug, selbst Fürst der römischen Kirche [Kardinal]. 921a; 806a etc. Meist als Stoffname o. Mz., doch auch z. B.: Die Pracht koīscher P–e. V. H. 1, 284.
3) Zsstzg. z. B.: Vom Abend- P. überflammt. Geibel 211, s. Abendroth; Gold-P., ein zum Färben von Glasflüssen und für die Porcellanmalerei hochwichtiges Pigment, welches im Allgemeinen durch Mischung einer starkverdünnten Goldauflösung mit Zinnsolution in Gestalt eines braunen oder rothen Niederschlages erhalten wird etc. Karmarsch 2, 189 etc.; Phönizin-Schwefelsäure, früher Indig-P. genannt. 301 [eine Auflösung von Jndigblau in nichtrauchender Schwefelsäure]; Kardinal-P. G. 37, 257 (s. 2 am Schluß); Der Lebens- P. [das Blut] stockt. Haller 56; Meer-P. (s. 1 am Anfang und meerpurpurn) etc.
~urhast, a.:
purpur- artig, -roth, purpurn: Noch blühen p. | meine Rosen. Tiedge 2, 44; Diep. gefärbten | . . Morgenstunden. Ep. 1, 75.
~urisch (⏑–⏑), a.:
purpurhaft: Die p. angeglühten Wolkenschichten. Keller gH. 4, 276; Möricke N. 123; Seinen p–en Mantel. Schaidenreißer 88b [„Den purpurnen Mantel“. V. Od. 21, 118]; In den Wangen springt p. (⏑–⏑) Blut. Sch. 4a; 8b etc., auch: Röthet ihn der Morgen purpurlich. König Leb. 2, 208.
~urīt, m., –en; –en:
versteinerte Purpurschnecke.
~urn: 1) a.:
(bei Verlängrung um eine Silbe bei Dichtern auch zuw. mit hervortretendem Nebenton der 2. Silbe): purpurhaft (s. d. und d. Folg. und Purpur 1, am Schluß): P–e Gewänder, Mäntel, Lippen, Wolken (Kinkel E. 299), Gluth (Stahr Rep. 3, 107); Eos .. streut aus voller Hand | p–e (–⏑) Blumen. G. 10, 310; Damals war so sonnengoldig (s. d.) | und so p. mir zu Muthe. Heine Rom. 238 (vgl. rosenroth); An p–em (⏑–⏑) Rosenblatte. Platen 2, 349; Prutz W. 61; Morgenroth . ., röthe | mit p–em (⏑–⏑) Kusse Hain und Feld. Sch. 9a; Dianens Lippen | sind weicher nicht und p–er (–⏑⏑). Schlegel Sh. 2, 174; P–e (–⏑⏑) Wogen. V. 3, 31 v. 24 und Vogt Oc. 1, 10 etc., vgl.: Unter ihrem grün-p–en Gewölbe. G. Zelt. 1, 153 (s. über den grünen Schatten und Schimmer des Purpurfarbigen nam. G. 37, 39 § 78); Schöne Gewand’ .. meer-p–e (–⏑⏑). V. Od. 13, 108; Th. 15, 125 etc., nach gr. αleπóρφvρos (vgl. grün-p., viell. aber auch nur die Farbe nach der Meerschnecke zu bez., vergl. ngr. ἄeηeoς = roth), ferner: Violett-p. G. 39, 49; W. 16, 100 etc. 2) tr. (refl.):
a) mit Purpur färben (vgl. röthen etc.): [Das Opfer] purpurt dir des Quells Krystall. JFBehr (Matthisson A. 9, 33); Messer, vom Blute gepurpurt. Jacobs Verm. 2, 7; V. Bion 1, 27; Ov. 2, 349; Myth. 1, 282 etc.
b) mit Purpur bekleiden, gew. nur im Partic.: Die gepurpurten Machtgebieter. H. 1, 89 etc.
c) selten intr. (haben): purpurn glänzen: Weil nicht die Röthe der Gesundheit auf ihren Wangen purpurte, s. Campe. Zsstzg. z. B.: Be-: gw. st. des Grundw., z. B.:
a) Die untergehende Sonne, durch zerrissene Wolken den Berg b–d. G. 33, 267; Ein fliegend Blatt, | das, mit welchem Rosenfinger! | Wer bepurpurt hat. H. 15, 157; Matthison 134; 193; A. 1, 221 (Brockes); 11, 111 (Küttner); CRudolphi NGd. 194; Salis 34; Scherr Pilg. 2, 87; Die Hände ganz bepurpurt, | gefärbt vom Morde. Schlegel Joh. 2, 2; Cäs. 3, 1; W. 26, 60 etc.
b) Bepurpurter Verbrecher! Alxinger D. 339; H. 4, 149; Ich verlasse die Bepurpurten; mit diesem Halbnackten spreche ich. W. 17, 182; Luc. 5, 120 etc. des Purpurroths berauben, das Purpurne entfärben: Deinen entpurpurten Mund. W. Soll’s [das Blut] ü. gleich den Altar. V. Ar. 3, 54; Indem .. das Morgenroth | den Aufgang überpurperte. Zachariä Hint. 70 etc. Eine von der Abendsonne vergoldete und umpurpurte Einsamkeit. Waldau N. 2, 180. Mit Schminke sich verpurpern und bekreiden. Logau 1, 5, 32 (s. Anm.) etc.
Ent-: Über-: Um-: Ver-:
Anm. Aus gr. πορα, lat. purpura (s. Eppendorf 125 ff.) goth. paurpura, ahd. purpura, f., mhd. purpur, purper, m. u. so Nhd. neben: Purpur, auch: Purper. Gellert 1, 60; Kl. Od. 2, 52; Lohenstein Ros. 49; 78 etc. und so auch in der Ableit., nam. das Zeitw.: purpern. Hölty 49; Monatbl. 1, 572; 575a etc.; bepurpern. Brückner 217; Falk Mensch. 121; Lohenstein Soph. 93; Ros. 97; Oehlenschläger Gd. 265; Ramler 199; Sch. 564a; Uz 2, 79; W. 34, 279; Luc. 3, 274 etc.; Die Rose .. entpurpert ihre Wangen. Lohenstein A. 1, 1429 etc.; Ein Mädchen, mit den jungfräulichen Rosen der Bescheidenheit überpurpert. Schlegel Sh. 7, 188; Verpurpern, s. o. und (mundartl.) Purpeln, pl. = Masern, Rötheln (als Hautkrankheit).