Pulver
Púlver, n., –s; uv.; Pülverchen, lein; -:
1) (veralt.) = Staub allgm. (s. 2), z. B.: Archimedes ., | der macht’ im P. Kreis. N. 66, 20; Zu Staub und P. [Asche etc.] worden. 5, 535a; 6, 268a; Zu P. und Aschen. 8, 260a etc. — 2) (s. 1) heute gw. nur von festen Körpern, die durch (zumal absichtliche) Zerkleinerung eine kleinkörnige, mehr oder minder staub- ähnliche Masse bilden: ZuP. zerfallen (1); Etwas zu P., zu einem gröblichen (oder feinen) P. (zer)reiben, (zer)stoßen, zermalmen, brennen etc.; Polieren . ., durch Abreiben mit zarten P–n etc. 2, 860; Ein P. zum Putzen des Geschirrs, zum Räuchern etc. undso: Polier-, Putz-, Räucher- P. und viele Zsstzg. Nam. aber:
a) von Arzneien in P.-Form, (best. Arznei-P.), z. B.: Ein P., ein Pülverchen nehmen; Die beliebten Pülverchen des Herrn Doktor. 5, 494; Homöopathische Pülverlein; Abführende, Brechen erregende, Magen stärkende, niederschlagende P. oder in Zsstzg. (s. d.): Abführ-, Brech-, Magen-P. etc. Auch zuw. übertr., z. B.: Einen Horatium . ., der als niederschlagendes (s. d.) P. wirken soll. Oc. 2, 165 etc. und iron.: Einem ein Pülverchen [Gift] in die Suppe rühren, beibringen etc.; Ich muß halt sterben! Hab ein Pülverchen in den Magen kriegt aus der Waffenschmiede zu Landau. Hohn. 110 = einen Schwertstich etc., s. auch b am Schluß. —
b) eine innig gemengte und fein zertheilte, jetzt gw. auch gekörnte (vergl. Mehl-P.) Zusammensetzung von Schwefel, Salpeter und Kohle, zum Abschießen von Geschütz etc. dienend, best. Schieß- P. (vgl. Kraut 3), mit vielen Sorten (s. Zsstzg., nam. 3, 93 ff.): Einen Schuß P. sollt’ ich an mich wenden [mich todt schießen]. 21, 203; Keinen Schuß P. [nicht das Geringste] werth sein Br. 2, 75; Sch. 243) oder taugen Lut. 2, 78), zunächst von einer schlechten Jagdbeute, dann allgm., so auch: Keinen Schuß P. auf Etwas oder Einen geben. 3, 1, 87 etc.; Sein P. (unnütz) verplätzen Mensch. 2, 119), verschießen (s. d.), nach Sperlingen verschießen 19, 33 etc.), oft übertr.: Er hat sein P. verschossen, kann nun, wo es darauf ankommt, Nichts mehr leisten; Weil ein jedes Wort zu einem Spieler verschossen P. [verschwendet ist. 3, 3, 68 etc.; Einen P. merken lassen [ihm Ernst zeigen]. E. 207; Kein P. riechen können, keinen (Schlacht-)Muth besitzen, feige sein; Und wolltest du gleich kriechen | in deiner Mutter Leib, das P. nicht zu riechen. 2, 268 v. 830 etc.; Da war er aber auch wie P. [rasch]; dem Einen wog er Salz, dem Andern gab er Geld heraus. Schmj. 149 und bes. oft von raschem Entbrennen des Zorns etc.; ferner: Das P. nicht erfunden (s. d. 2) haben. 8, 195 u. o. = dumm, beschränkten Verstandes sein, theils hierher gezogen (s. Schieß- P.), theils zu b, vergl. Kropf-P. und Viehseuche, s. auch: Der doch weder P. noch Watte (?) erfunden. Miss. 3, 286.
Anm. Aus lat. pulvis (pulveris), wozu frz. poudre (s. Puder), mhd. pulver. Die Ausspr. schwankt zwischen Pulwer und — Pulfer, wie und z. B. 1, 253 schreibt. Als Stoffn. ohne Mz. und Verkl. (s. Progr. 75b), die dagegen üblich sind, wo eine best. Dosis bez. wird, s. 2b.
Zsstzg. z. B. zur Bez. von Etwas in Pulverform und nam. zu [2a] — was unbez. bleibt —, vgl. die von Arznei, Mittel etc., leicht zu mehren und zu verstehn nach den folg.: Ábführ-. — Arsēnik- [2]: Arsenik in Pulverform, auch Mäuse-, Ratten-P. (oder -Gift). — Arznēī-. —
Aūgen-: nam. iron. = Augengift (s. d.) von einem kleinen die Augen angreifenden Druck etc. — Bérg- [2b]: zu den Spreng- arbeiten im Bergwerk. Karmarsch 3, 93; Spreng-P.; Bergwerks-P. Körner Sch. 3, 527. — Bírsch- [2b]: Büchsen-P., s. F-P. — Brāūse- [2a]: Kohlensäure haltend und daher im Wasser brausend. — Bréch-. — Brúst-. — Büchsen- [2b]: Schieß- P.: Anno 1380 ward .. das B. angefangen zu machen. Stumpf 726a; Büchsenm. 32 etc., namentl. das für Büchsen dienende, Birsch-P., vergl. (namentl. Karmarsch 3, 93): Flinten-,Geschütz-, Haken-, Kanonen-, Kartaunen-, Minen-, Musketen-, Pistolen-, Stück-P. etc. —
Chinīn-: nam. gegen das Fieber, früher auch „Jesuiten-P.“ — Dínten- [2]: ein Pulver, aus dem man durch Aufguß von Wasser Dinte erhält, ähnlich: Limonaden-P. etc. — F- [2b]: Bez. des feinkörnigen Jagd-P–s, im Ggstz. zum Kriegs-P. etc., wie Ff-P., das bes. feine Birsch-P. —
Fárben-:
1) [2] Farbenstoff in Pulverform. — 2) [2b] (Feuerwerk.) ein mit besondrer Farbe brennendes Pulver. — Fīēber-. — Flīēgen: [2]: pulverförmiges Fliegengift. — Flínten-: s. Büchsen-P. — Flúß-:
1) ein Pulver gegen rheumatische Beschwerden, nam. zum Räuchern der kranken Glieder. — 2) [2] ein Pulver als schmelzförderndes Flußmittel. — Gállen-: gegen Gallenübel oder gallbitter. — Geschütz-: s. Büchsen-P. — Gícht-. — Gíft-:
1) ein Pulver als Gegengift. — 2) gw.: Gift in Pulverform: Ein Kordial-P. .. mit einem G. zu vertauschen. Samps. 5, 10. — Hāken-: s. Büchsen-P. — Hándels- [2b]: wie es im Handel gw. geführt wird, im Ggstz. der feinern Sorten etc. — Härt- [2]: z. B. den Feilenhauern zum Härten der Feilen dienend. — Hāūpt-:
1) ein vorzügliches Pulver. — 2) gegen Kopfübel. — Hérz-: als Herzstärkung, Kordial dienend. — Hérzogs-: z. B. Art Magen-P. — Hūsten-. — Hütten- [2]: nach = weißes Nichts. — Insékten-: zur Vertreibung von Jnsekten dienend, so: Motten-P. etc., ähnl.: Mäuse-, Ratten- P. etc. — Jāgd- [2a]: zur Jagd dienend, im Ggstz. zum Kriegs-P. (s. F-P.). — Jást-: (schwzr.) ,,ein Pulver gegen die Hitze, gegen das Fieber.“ 1, 187, s. Niederschlags-P. — Jesuīten-: s. Chinin- P. — Kanōnen-, Kartāūnen-: s. Büchsen-P. — Karthǟūser-: frühere Bez. für Mineralkermes (s. d.). — Kēīm-: die sogen. Samen oder Eiweißkörner der Akotyledonen. 2, 86. — Kínder-: Kindern einzugeben, nam. Ruhr-P. — Knáll- [2b]: eine Pulvermischung, bei der der laute Knall die Hauptsache ist (vergl. Knall-Erbse, -Quecksilber etc.), auch Platz-, Schlag-P., — versch. bei Alteren: Wie man ein Büchsen-P. härten und zu röschem Knollen-P. machen soll. 22 ff.; 6 etc. — Kommíß- [2a]: Musketen-P., minder feinkörnig als das Büchsen-P. — Kordiāl-: Herz-P., s. Gift-P. — Kórn- [2a]: deutsches Wörterb. II. gekörntes, Ggstz. Mehl-P. — Krīēgs- [2a]: im Ggstz. zum gröbern Spreng- und zum feinern Jagd- P. — Krópf-: z. B. auch s. [2b] am Schluß: Unverantwortlich, daß der Mann nicht die Medicin studiert hat, er hätte ein neues K. erfunden. 108a. — Lêber-. — Līēbes-: vgl. Liebestrank etc.: Daß er die Gräfin bezaubert und L. in ihre Speisen gemischt. V. 1, 157. — Limonāden- [2]: s. Dinten-P. — Lítzen- [2]: Putz-P. für Metall, zunächst für Litzen an Tressen etc., vgl. Mützen-P. — Māgen-: Ein Päckel Arzenei | . ., ein M. und Purganz, | ein Zahnpülverlein etc. 7, 134. — Málz-: Malz in Pulverform, als Arzneimittel etc. — Mǟūse-: s. Insekten-P.; Mäusegift, nam. = Arsenik. 1, 107. — Mêhl- [2a]: ungekörntes Schieß-P. Sch. 3, 526 etc. — Militǟr-: Kriegs-P. — Mīnen-: Spreng-P. — Mórphium-: s. Schlaf-P. — Mótten-: s. Insekten-P. — Muskēten-: s. Büchsen- und Kommiß- P. — Mützen- [2]: Putz-P., Metallen Silberglanz zu geben, zunächst für die Schilde an den Grenadiermützen (Art Zinnamalgam mit Kreide). — Nīēderschlags-: niederschlagendes, die Wallung des Bluts milderndes. — Nīēse-: zum Niesen reizend. — Pfánnen- [2b]: das auf die Zündpfanne geschüttete (Zünd-P., -Kraut). 2, 81. — Pést-. — Pistōlen-: s. Büchsen-P. — Plátz-: Knall-P. — Polīēr- [2]: vgl. Putz-P. und Polier-Roth. — Purgīēr-. — Pútz- [2]: zum Putzen (Polieren) nam. von Metallen, vgl. Litzen-, Mützen-, Polier-P. — Rátten-: s. Jnsekten- und Mäuse-P. 14, 159 etc. — Rāūch- Jer. 2, 273 etc.), Rǟūcher- [2]: ein (gw. gröbliches) Pulver zum Räuchern (Parfümieren) der Zimmer, z. B.: Königs-R. 2, 838. — Rhabárber-. — Rūhe-: beruhigendes, vgl. Schlaf-P. — Rūhr-. — Schēīben- [2b]: zum Scheibenschießen dienend, Ggstz. Kriegs-P. etc. — Schīēß- [2b]: Er hat das Sch. nicht erfunden. Anthr. 127. — Schlāf-: Schlaf bewirkendes, z. B. Morphium-P. — Schlāg-:
1) Arznei-P. gegen Schlagflüsse. —
2) Knall-P. — Schwêfel-: Schwefelblumen (s. Blume 2h), nam. als Abführ-P. — Schwēīß-, Schwítz- EfA. 1, 75): s. Schweißmittel 1 und 2. — Sēīfen- [2]: Seife in Pulverform, namentl. zum Rasieren. 3, 270. — Spréng- [2b]: zum Sprengen dienend, Minen-, Berg-P. Bild. 2, 79 etc. — Stēīn-:
1) [2] gepulverter Stein. — 2) [2a] Arznei-P. gegen Steinbeschwerden. — Strēū-: das aufgestreut wird, z. B. auf Wunden, im Ggstz. der einzunehmenden. — Stück-: s. Büchsen-P. — Wúrm-: gegen Eingeweidewürmer, namentl. Zitwersamen. — Zāhn-: gegen Zahnweh, s. Magen-P.; nam. zum Putzen und zum Konservieren der Zähne. — Zünd- [2b]: s. Pfannen-P., auch übertr.: Dieser Zank ist gewesen ein giftiges Z. und gründlicher Beweger des ersten Zürichkriegs. 642a etc.
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