Faksimile 0597 | Seite 595
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Protz Protze protzeln protzen protzig
Prótz, m., –en; –en:
Brotz (s. d.): Geld- P–en. Auerbach Ed. 36 etc.
~e, f.; –n; Protz-:
der trennbare Vorderwagen der Geschützlaffetten: Wenn das ganze Gestell [der Kanone] krachte und die Ketten der P. anfingen leise zu rasseln. Hackländer SGsch. 3, 7; Soll das Geschütz auf größere Strecken bewegt werden, so wird es mit der P. verbunden oder aufgeprotzt. Xylander Waffenlehre. 280, Ggstz. abprotzen; Man untersch.: Kasten- und Sattel-P–n, jene mit, diese ohne Protzkasten.
~eln, intr. (haben) u. tr.:
1) brotzeln (s. d.), bräteln: Nun ging das Hacken, P. und Hantieren [in der Küche] an. vHorn Schmj. 160 etc. u. Zsstzg., z. B.: Ver-p., intr. (sein): Die Supp verprotzelt mir. Auerbach Leb. 1, 89.
2) (s. protzen 4 und Brotz, Anm.) zanken, murren, in mürrischem Ton sprechen, z. B.: Wenn er auf die Frage der Wirthin, ob er noch eine Tasse Kaffe wolle, sein „Please“ heraus geprotzelt. Hausbl. (60) 1, 290 etc.
~en, tr. u. intr. (haben):
1) s. Protze, in Zsstzg.: ab-, auf-p. (s. 5). 2) krachen, platzen (vgl. 3 und protzeln 1): Augenblicklich protzten und platzten die Pistoletts von allen Seiten gegen einander. Kürnberger Am. 43.
3) sich aufblähn (s. Brotz u. Anm.), stolz thun: P. wie der Herzkönig. Simplicissimus 1, 373, vgl. 4.
4) sich Einem ungeneigt zeigen etc., sei es nun spröde (s. 3) oder schmollend, zankend, patzig etc. (s. 2, Brotz, Anm. und protzig): Dies erste jungfräuliche P. [Sprödethun]. König Kl. 1, 44; Ihn plagt das verletzte Ehrgefühl, er protzt [schmollt, grollt] mit der Welt und kränkt sich doch da mit am meisten selber. OMüller Stadtsch. 1, 81; Hinterm Ofen p. Simplicissimus 2, 252; So müsst’ ich Viel zu thun haben und allzeit zornig sein, wann ich, so oft er mich schlägt, wollt p. oder unwillig sein. Weidner 319.
5) in Zsstzg.: Áb- [1]: Behufs des Schießens die Protze (s. d.) vom Geschütz abmachen: Die Kanonen a. Gotthelf G. 136; Gutzkow Kön. 39; Scherr Pilg. 2, 16 etc., auch o. Obj.: Abgeprotzt! Ladet mit Kartätschen! Herbert Nap. 6, 146. Āūf-:
a) [1] zum Wegfahren das Geschütz an die Protze (s. d.) hängen.
b) (s. a) übrtr.: sich zum Aufbruch rüsten: Da protzte ich auf (s. c) und wollte in meine Kammer gehen. Gotthelf 5, 99; 6, 261; Wenn es am lustigsten gehe und es Einem am besten gefalle, so müsse man a. und fort. U. 2, 132 etc.
c) s. b u. [4]: intr. (sein), zornig (protzig) auffahren: Wenn man ein Wörtchen rede, protzen sie auf (s. b), werfen den Bündel vor die Thür. 176; Sinnbilder der a–den Leute, welche sich durch Mückenstiche zum Zorn alsbald aufbringen lassen. Colica 112 (Wurm). Er-: s. Anm.
~ig, a.:
(s. protzen 4) aufgebläht, sich breit machend, patzig, (bei Schütze Holst. 3, 232 pratzig), aber auch zuw.: mürrisch, schmollend [schwzr. „sprützig“], z. B.: Er (,prozzig“): Und ich sage Ihnen etc. CFBahrdt 3, 120; P. traten sie ein, p. setzten sie sich. Gotthelf 6, 6; Das machte ihn noch verdrießlicher und p–er. König Hedw. 2, 161; So befehlshaberisch und p. Laube DW. 5, 211; Ist so ein p. Hähnchen, wie er immer war. Mügge Afraja 547 etc.
Anm. Den vorstehnden Wörtern liegen wohl versch., doch nicht sicher ermittelte Stämme, zu Grunde, s. nam. Brotz, wie es scheint mit der Grundbed. des Angeschwollnen, Aufgeblasenen etc., vergl.: Ein dicke Protzele [Mädchen]. Waldis Es. 4, 19; Den dicken Brosen [Kerl]. Uhland V. 713, s.: Der Prosōt [dicker Kerl]. Schm. 1, 345; Sich erprötzen [sich voll fressen, saufen etc.]. Philander 2, 233 etc., ferner schwzr. (s. protzen 4 und protzig): „brütsch (in Freiburg pröpst) = stolz, spröde, auch: auffahrend, zornig“. Stalder 236, vgl. engl. proud, stolz, pride, Stolzu. frz. prude (s. prüde), das Diez freilich zu lat. prudens zieht (?).